Mittwoch, April 18, 2012

Millionenrad

Gestern hat die DFL bekanntgegeben, wie wir in den Jahren 2013 bis 2017 die Liga sehen werden. Ganz kurz gesagt: es wird weitgehend alles so bleiben, wie gehabt, nur wird Sky eine Menge mehr für die Rechte bezahlen müssen. Dafür hat das "Wachstumsunternehmen" (Vorstandschef Sullivan) nun Planungssicherheit. Dass die höheren Einnahmen der DFL letztendlich die Kunden von Sky ausbaden müssen, kann der Liga egal sein. Fußball wird eben zunehmend wichtiger, und das heißt auch: teurer. Jetzt, da Sky nicht mehr fürchten muss, in nächster Zeit ohne Fußballrechte dazustehen, wird es sicher bald losgehen mit den Preiserhöhungen. In England ist der Fußballbezahlsender jetzt schon deutlich teurer als hier, und dort gibt es nicht, wie in der in dieser Hinsicht vorbildlichen Situation in Deutschland, alle Spiele aus Liga 1 und 2 live. Prinzipiell sehe ich auch ein, dass eine gute Aufbereitung des Sports ihren Preis hat. Was mir dabei aber nicht behagt, ist, dass Sky zwar zunehmend Premium-Preise verlangt, die Programmgestaltung sich gleichzeitig immer mehr der eines billigen Privatsenders angleicht: Werbung dringt in alle Fugen, lächerliche Shows drängen sich auf, die Analysen aber sind nach wie vor dürftig und bestehen im wesentlichen aus dem zigfachen Abspielen der Torszenen.

Die Sache mit den Rechten ist auch ein kniffliger Fall auf eine prinzipiellen Ebene. Denn das Kundeninteresse ist hier in sich gespalten. Einerseits will ich als Interessent an Liga-Fußball nicht alle paar Jahre den Anbieter wechseln oder - wie es in England ist - sogar zwei Pay-TV-Sender abonnieren müssen, um auf dem Laufenden zu sein. Insofern ist die Entscheidung für Sky also zu begrüßen, auch wenn sie de facto monopolistische Strukturen festigt. Andererseits wirken sich solche Strukturen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf die Preisbildung aus, soll heißen: Jetzt wird bald ordentlich abgeschöpft werden.

Die DFL wird uns erklären, dass mit den Milliarden, die letztendlich ja nicht die Medienunternehmen, sondern die Fans zahlen, der deutsche Fußball insgesamt konkurrenzfähiger werden kann. Das ist sicher nicht falsch, aber eben nur vor dem Hintergrund, dass damit die globale Hyper-Kommerzialisierung des Fußballs vorangetrieben wird. Irgendwie ist der Gedanke erregend, daß der Sport, den wir mit so viel Begeisterung verfolgen, inmitten des ganzen Geschäfts immer noch so eine vitale Unversehrtheit "auf dem Platz" bewahrt hat. Irgendwie ist der Gedanke aber auch abstoßend, dass dieses großartige Spiel immer mehr ein primäres Objekt im Kampf um die Claims in der kommenden Medienwelt darstellt. Ich will es mal so sagen: Auf www.die-zeitung-fuer-die-philipp-lahm-werbung-macht.de werde ich mir die Liga sicher nie anschauen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

In der Zeitung, der leider nicht nur Lahm als Herold dient, sondern die von den meisten Fußballern als Parkplatz für Interna verstanden wird, steht jetzt dies, weil auch Joachim Löw solche Dinge offenbar nicht woanders sagen mag:
"Du musst doch einen Trainer holen, der für die Vereins-Philosophie steht. Berlin holt sich drei oder vier verschiedene Philosophien in einem Jahr. Da kann man sich ausrechnen, dass das nicht auf fruchtbaren Boden fällt. Diese ständigen Trainer-Wechsel sorgen dafür, dass am Ende nichts mehr zusammenpasst.“
Gruß von Valdano