Samstag, Dezember 31, 2011

Becoming a Gooner

Heute Nachmittag spielt der Arsenal FC gegen die Queens Park Rangers. Ein London Derby, das mir Gelegenheit gibt, mir einmal genauer Rechenschaft darüber zu geben, wie ich eigentlich Arsenal-Fan geworden bin. Denn die allererste Mannschaft in England, für die ich etwas übrighatte, das waren die Queens Park Rangers. Das muss in den frühen siebziger Jahren gewesen sein, als es in Österreich pro Woche gerade einmal zwei Minuten Bilder vom internationalen Fußball gab, in der Sportsendung am Sonntagabend, die ich gespannt erwartete, denn nur hier gab es zum Klang der Namen auch etwas Konkretes zu sehen. Vermutlich mochte ich QPR auch deswegen sehr, weil in der Hitparade im Radio, die ich mit der für einen Neunjährigen größtmöglichen Anteilnahme verfolgte, gerade "Hearts of Stone" von John Fogerty mein Favorit war. Wenn ich mich richtig erinnere, muss ich damals den Albumtitel mit dem Interpreten verwechselt haben, denn für mich war das immer ein Song von den "Blue Ridge Rangers".

Ansonsten bekamen wir internationalen Fußball ausschließlich über die Europacupspiele mit, aber daran erinnere ich mich nicht sehr gut, damals waren die Nationalteams eindeutig wichtiger. Schweden, gegen das Österreich damals ein Entscheidungsspiel um die WM-Teilnahme 1974 spielte (im verschneiten Gelsenkirchen), hatte eindeutig auch die besseren Namen: Ralf Edström und Ronnie Hellström gefielen mir besonders. Und weil ich schon einmal dabei bin, schreibe ich hier auch die Elf auf, die damals der österreichische Teamtrainer Leopold Stastny (großartige Figur, wo ich gerade an ihn denke) aufgestellt hatte: Rettensteiner (Koncilia); Eigenstiller, Schmidradner, Horvath, Kriess; Hattenberger, Hof, Hasil; Kreuz, Krankl, Jara. (Kurt Jara, immer Nummer 11, immer das Leiberl heraushängen lassend, war damals auch ein Idol.)

Dass ich mich in England bald eher in Richtung des Liverpool FC orientierte, war wohl klassischer Kinderopportunismus, hatte aber auch mit der Magie der Namen zu tun. Ray Kennedy allein fand ich so großartig, dass ich vermutlich jede Mannschaft toll gefunden hätte, zu der er ging (dass er von Arsenal gekommen war, ignorierte ich hingegen, da fand ich damals Tottenham und West Ham auf jeden Fall noch interessanter). In all diesen Jahren bestand Fußball für uns de facto aus Nationalspielen und ein paar Europacupspielen pro Jahr, und aus der österreichischen Liga.

Den ersten Eindruck von der Premier League bekam ich in den späten 90er Jahren in Wien, wo ein burgenländischer Ex-Profi namens Othmar Baijlicz ein Rock- und Trinklokal namens Chelsea aufgemacht hatte, in dem es auch Fußball aus England zu sehen gab. Das war damals ein absolutes Novum, und mit Hilfe des Internets lässt sich rekonstruieren, dass ich am 14. März 1998 mit meinem Freund Hermann die Begegnung zwischen Tottenham Hotspur und Liverpool gesehen habe. Es wurde ein denkwürdiges 3:3, bei dem Jürgen Klinsmann ein Tor für Spurs erzielte, Steve McManaman traf zweimal für Liverpool, bei denen Jamie Carragher damals schon dabei war! An diesem Tag wurde ich ein Fan, nicht von einer Mannschaft, sondern des englischen Fußballs insgesamt. Das Match war unglaublich intensiv, schnell, spannend - es war einfach eine andere Dimension.

Clubmäßig war ich damals nicht mehr so richtig festgelegt, beziehungsweise: da war ich noch auf der Suche (1999 hielt ich sogar zu Manchester United, das hatte aber hauptsächlich mit Paul Scholes zu tun). Und weil wir danach trotzdem nur sporadisch im Chelsea vorbeischauten, fand ich eigentlich erst in Berlin so richtig zu Arsenal. Mit den ersten Besuchen im Olympiastadion bekam die Passion für Fußball eine neue Qualität, aber auch damals bekam ich wenig englischen Fußball zu sehen. Es müssen die beiden Spiele zwischen Bayern und Arsenal in der Saison 2000/2001 gewesen, als der FCB schließlich die CL gewann, die mich zum ersten Mal konkreter neugierig auf die Gunners machten. In Highbury gab es damals ein 2:2, das ich ziemlich romantisch rezipierte - geniale Kunst gegen schnöden Pragmatismus (Bayern traf zweimal aus Freistößen).

Jedenfalls begann ich damals auf Arsenal zu achten. Henry war schon da, Kanu war noch da, Vieira war ehrfurchtgebietend, dazu kamen die Erinnerungen an die WM 1998, bei der ich eigentlich vom ersten Spiel an auf Frankreich verfallen war (das 3:0 gegen Südafrika war ja das Spiel, in dem Henry "entdeckt" wurde), und nun fand ich in England eine Art Expositur der Bleus - all das spielte zusammen. Und dann traf es sich hervorragend, dass ich ausgerechnet in der Saison ein Premiere-Abo abschloss, in der Arsenal ohne Niederlage die Premier League gewann. Ich war damals völlig überwältigt von der Menge an internationalem Fußball, die man auf Premiere sehen konnte - und mit dem Schauen kommt natürlich die Leidenschaft.

Seither habe ich wenige Spiele von Arsenal versäumt, zumal es ja auch schon seit Jahren den Arsenal Player gibt. Seither hat Arsenal aber auch fast nichts mehr gewonnen (in terms of "silverware", also Teller und Pokale), und wenn heute QPR ins Emirates kommen, dann wird es wieder den ewigen englischen Kampf geben: Ein kleines Team, das alles daran setzt, eines aus den "Top Four" (in diesem Jahr ja eher "Top Six" oder "Top Three", je nach Perspektive) zu ärgern. Und Arsenal ist die Mannschaft, die sich am leichtesten ärgern lässt. Damit muss ich jetzt leben, denn dass ich ein "Gooner" bin, daran wird sich nichts mehr ändern.

Mittwoch, Dezember 28, 2011

Olympiakos

Da ich neulich durch Zufall entdeckt habe, wie man hier Fotos kolumnenfüllend und in ansprechender Größe postet, will ich davon gleich noch ein bisschen Gebrauch machen. Hier also ein paar weitere Eindrücke aus Griechenland, aufgenommen auf dem Weg zum Karaiskakis-Stadion in Piräus, wo übrigens auch Hertha einmal gespielt hat, wie mir gerade einfällt - das war im Dezember 2008, damals begann Lucien Favres Arbeit in Berlin gerade zu wirken, wenngleich nicht gerade an diesem Abend, denn da gab es ein 0:4.






Samstag, Dezember 24, 2011

Messiaserwartung

Von einem Fußballclub, dem man anhängt, kann man sich nicht viel mehr wünschen, als dass dort professionell gearbeitet wird, dass gute Spieler verpflichtet werden und jungen Talenten eine Chance geboten wird. Alles, was in Richtung Messiaserwartung (aus dem Hebräischen ins Fußballdeutsche übersetzt: Wunderwuzzihoffnungen) geht, wird unweigerlich enttäuscht werden.

Zu Weihnachten 2011 steht Hertha wieder einmal da, wo Verein und Mannschaft schon so oft gestanden sind: vor einem Neuanfang, bei dem doch Vieles beim Alten bleiben muss (Skibbe kommt, Babbel geht, der Kader bleibt, Management und Präsident bleiben, die Schulden bleiben). Was kommt noch? Aus dem Nachwuchs müsste mehr kommen, das wird ein Thema des neuen Jahres.

Zum Ende der eineinhalb Jahre mit Markus Babbel hier eine kleine Fotoreportage von dem Freundschaftsspiel, das Hertha im August 2010 beim 1. FC Lübars gespielt hat - mit einigen beziehungsreichen Details: Auf der Bank saß Rainer Widmayer (Babbel war anderweitig beschäftigt), im Sturm sah ich damals erstmals einen jungen Mann namens Pierre-Michel Lasogga (der sich bald verletzte und auf dem ersten Bild schon wieder auf der Bank sitzt), Sebastian Neumann, Nico Schulz und Marco Djuricin legten damals den Grundstein für eine vielversprechende Zweitligasaison, Lennart Hartmann zählte noch zum erweiterten Kreis, und ein gewisser Ronny deutete an, dass er sich auf den ruhenden Ball versteht. Ein Kuriosum gab es auch: Sascha Burchert musste als Feldspieler einspringen.

Mit dieser Erinnerung an Aufbruchsstimmung im Hochsommer (und ein Bärengeschenk, über das wir uns bis heute freuen) wünsche ich schöne Feiertage.







Donnerstag, Dezember 22, 2011

Bärenstärke

Mein tausendster Eintrag in dieser Chronik fällt auf einen guten Tag. Hertha wird im DFB-Pokal überwintern, Anfang Februar wird Borussia Mönchengladbach ein zweites Mal in dieser Saison nach Berlin kommen. Das 3:1 gegen Kaiserslautern unter der Regie von Rainer Widmayer war verdient, wenngleich man von einem guten Spiel nur sehr bedingt sprechen kann. Aber Hertha hat eben ein paar Spieler, die den Unterschied ausmachen können - und auch wollen. Dies gilt ganz besonders für Pierre-Michel Lasogga, zunehmend mehr aber wieder auch für Adrián Ramos, der seinen Rhythmus wiederzufinden scheint.

Der Abend begann eigentlich mit einer Riesenenttäuschung, nur 40000 Besucher waren gekommen, auch das ein Hinweis darauf, dass in den letzten Wochen geschlampt wurde - und eine Menge Kredit verspielt. Unter normalen Umständen müsste ein DFB-Pokal-Achtelfinale unmittelbar vor Weihnachten im eigenen Stadion attraktiver sein, doch wir sind – nach der kurzen Euphorie nach dem unmittelbaren Wiederaufstieg – fast schon wieder bei der Hertha, wie wir sie seit gefühlten (kurzen) Ewigkeiten kennen: einer irgendwie undefinierten Mannschaft, die allenfalls durch ein, zwei schillernde Figuren auffällt.

Wie der Transfer von Lasogga damals im Sommer 2010 zustande kam, das würde ich gern genauer wissen - immer mehr erweist sich das als eine Königspersonalie für Manager Preetz. Gegen den FCK gab es eine Halbzeit lang ein ziemliches Gewurstel mit leichten Vorteilen für Hertha. Die angeschlagenen Lell und Mijatovic liefen auf, allerdings behielt Lell die Kapitänsbinde, er ist für meine Begriffe durchaus "capitanibile" und sollte das Amt auch in der Rückrunde behalten.

Lustenberger spielte neben Ottl in der Zentrale, konnte aber nur selten Akzente setzen. Ronny spielte auf dem linken Flügel, das erwies sich kurz vor der Pause als gewinnbringend, als er nämlich einen Pass von Ramos schön in die Mitte zurückbrachte, wo Lasogga und Ramos so mit einem Lauterer Verteidiger kollidierten, dass der Ball dabei eine (intendierte) Ablenkung ins Tor erfuhr.

Das war der Führungstreffer zum gemeinhin "psychologisch" genau richtigen Zeitpunkt, doch Kaiserslautern schlug in der zweiten Hälfte prompt zurück (Ottl ließ Sahan laufen, der legte auf Shechter quer), bevor der Bär seine große Szene hatte: Mit beachtlicher Beschleunigung nahm Lasogga einen eher zufälligen Ball in den langen Lauf zum Tor mit, ließ Amedick blöd aussehen, und hatte beim Torschuss das Glück dessen, der unbedingt treffen will.

Während der folgenden halben Stunde musste ich mich zweimal bei Thomas Kraft (Weltklassereflexe, allerdings weiterhin unterster Ligadurchschnitt bei der Spieleröffnung, aber dieses Manko teilt er mit dem ganzen Team) bedanken, dass uns eine Verlängerung erspart blieb. Patrick Ebert machte dann zum Ende der regulären Spielzeit alles klar, und Hertha kann sich nun in Ruhe der Aufarbeitung der turbulenten Ereignisse der letzten Tage widmen.

Skibbe wird kommen, Babbel ist in Berlin Geschichte. Mit den "Jungs", die er hinterlässt, lässt sich sicher was machen. Nur Andreas Ottl, den könnte er für meine Begriffe mitnehmen. Zu all diesen Themen mehr im tausendundersten Eintrag, und dann im tausendundzweiten und...

Montag, Dezember 19, 2011

Private Gründe

An einem Sonntag, an dem ich eines der besten Fußballspiele der letzten Monate zu sehen bekam (Arsenal hatte gegen die gestern allerdings wirklich beeindruckende 160-Millionen Euro-Offensive von Manchester City mit Nasri, Aguero, Balotelli, Yaya Touré und David Silva knapp das Nachsehen), ging es letztlich doch nur um Hertha.

Markus Babbel ist nicht mehr der Coach, Michael Preetz ist immer noch der Manager. Der Vorgesetzte hat sich durchgesetzt, das war zu erwarten, glücklich ist wohl keiner, in der Sache steht Aussage gegen Aussage. Gegen Babbel, der behauptet (und damit eindeutig gegen die Absprache am Samstag an die Öffentlichkeit ging), er hätte schon Anfang November die Vertragsverlängerung abgesagt, behauptet Preetz ausdrücklich: "Da ist nix dran".

Seine eigene Version ist allerdings nicht ganz ohne Widersprüche, denn in der PK gab er noch an, mit Babbel vergangenen Dienstag gesprochen zu haben, aber erst Mittwoch (nach einer letzten Bedenkzeit) endgültig Bescheid bekommen zu haben, später am Tag war dann nur noch von Dienstag als dem Tag der Entscheidung die Rede.

Da Babbel wohl nicht vor Gericht gehen wird, um sich zu rehabilitieren, bleibt diese Sache also offen, es sei denn, sie kommt aus arbeitsrechtlichen Gründen noch einmal auf das Tapet. An einem solchen Tag habe ich mir dann ausnahmsweise auch "Sky 90" angesehen, wo Franz Beckenbauer sich in den Werktagsjunggesellen Babbel hineinzuversetzen versuchte, der in Berlin morgens "allein sich den Kaffee" hätte machen müssen, hätte er nicht in einem Hotel gelebt (wo der Kaffee bekanntlich mit dem Aroma der frisch geschnittenen Bohne aus den exquisiten Thermoskannen kommt).

Im Gespräch beim RBB-Sportplatz - einem klassischen journalistischen Heimspiel - ließ Michael Preetz abends dann noch deutlicher erkennen, wie sehr ihn die Sache mitnimmt. Er machte die Sache aber gerade deswegen gut, er war, wie man so schön sagt, authentisch und doch professionell. Am Ende hatte er keine Stimme mehr, aber da war dann ohnehin alles gesagt außer das, was wir nie erfahren werden, und was auch die Auskenner rund um Beckenbauer und Reif nur suggestiv umkreisten, ohne wirklich darauf zu sprechen zu kommen: die Gerüchte über den eigentlichen Ursprung des Zerwürfnisses zwischen Preetz und Babbel.

Der Coach, am Sonntag noch im Amt und gesprächsbereit, machte ja noch einmal deutlich, dass "private Gründe" für seine Entscheidung maßgeblich waren. Mich können hier aber nur die sportlichen Folgen interessieren. Und die kennen wir erst, wenn wir den neuen Trainer kennen.

Dass Markus Babbel in Berlin eine "Ära" hätte prägen können, mögen sich Manche gewünscht haben (es sind vorwiegend die, die uns auch über Monate mit dem "Bayern-Gen" belästigt haben). Ich finde, dass seine Bilanz allenfalls passabel ist, dass aber kaum einmal zu erkennen war, wohin eine Entwicklung hätte gehen können. Einen modernen Mannschaftsentwickler sehe ich ihn ihm nicht, auch nicht in Personalunion mit seinem Vize.

Dieser Befund ist allerdings dadurch beeinträchtigt, dass die letzten zwei Monate schon im Zeichen der Probleme standen, die an diesem Wochenende aufgebrochen sind. Wer genau hinhörte, konnte gestern auch hören, dass Preetz wohl optimistisch ist, dass der Nachfolger schon Mittwoch auf der Bank sitzen könnte.

PS Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Hertha TV auch die Pressekonferenzen zeigen sollte, die dem Verein auf den ersten Blick nicht so in den Kram passen. Die aus Hoffenheim behielten sie zurück.

Sonntag, Dezember 18, 2011

Scheidungskrieg

Hertha BSC hat am letzten Tag der Bundesligahinrunde 2011 ein jämmerliches Bild abgegeben, das die Mannschaft nur zum Teil und mit ein wenig Glück gerade noch ein wenig geraderücken konnte. Es war klar, dass sich alles um die Trainerfrage drehen würde, aber es kam dann doch sehr überraschend, dass Coach Babbel sich nach dem Schlusspfiff an keine Sprachregelung mehr gebunden fühlte.

Er gab dem verdutzten Sky-Moderator Jan Henkel zu verstehen, dass er schon Anfang November in der Länderspielpause die Verantwortlichen von seinem Entschluss in Kenntnis gesetzt hatte, nach Juni 2012 in Berlin nicht weitermachen zu wollen. Henkel vergaß darüber vollkommen, die wichtigste Frage zu stellen: Warum? Was fehlte Babbel in Berlin? Woran haperte es? Denn so lange sind die Spiele ja noch nicht her, in denen Hertha (unter Babbel) andeutete, dass ein wenig mehr möglich sein könnte als nur Abstiegskampf. Es herrschte Aufbruchsstimmung, und Babbel konnte sich diese zu einem guten Teil auf die Fahnen schreiben.

Er will aber weg, und in Hoffenheim konnte man gestern zum ersten Mal den Eindruck bekommen, dass da möglicherweise noch etwas hinter den Kulissen eine Rolle spielt, das sich nun fast schon zu erkennen gegeben hat. Es sieht jedenfalls so aus, als wäre zwischen Babbel und Preetz persönlich etwas zerbrochen, und zwar schon vor längerer Zeit - die Motive dafür werden wir im Detail kaum erfahren, man kann sie sich aber in Ansätzen denken.

Babbel hat immer ein wenig "gefremdelt" mit Berlin, mit der Stadt, mit den (paar) Medien, mit den Erwartungen, die hier schnell in die Höhe schießen. Er hat sich hier wohl nie eine Rolle wie Schaaf in Bremen oder gar Wenger in London vorstellen können, während Preetz wohl Hoffnungen in diese Richtung hatte. Hoffnungen, die man nach den Siegen gegen den BVB und dem (trügerischen) 3:0 gegen Köln haben konnte.

Die Absage Babbels (seine diesbezügliche Aussage halte ich für glaubwürdig) muss da eine ziemliche Erschütterung bewirkt haben, der Mannschaft konnte man diese deutlich ansehen, denn seit November läuft da nicht mehr viel, da kann Babbel noch so oft von "sensationellen Jungs" sprechen. Gegen Hoffenheim bedurfte es erst eines Gegentreffers durch einen Weitschuss von Salihovic (ungenügend unter Druck gesetzt von Ottl, der wieder einmal insgesamt teilnahmslos wirkte, aber auch Lustenberger - statt Niemeyer - fand nie einen Rhythmus) und einer roten Karte für Raffael (nach Tätlichkeit an Salihovic), vor allem aber einer grotesk zurückschaltenden Hoffenheimer Mannschaft, um Hertha ins Spiel kommen zu lassen.

Ebert, der davor abwesende Ramos, Lell, Hubnik ergriffen die Initiative, es ging nun mehr nach vorn, dies alles aber in einem insgesamt sehr dürftigen Spiel. Torun, der für den früh verletzten Rukavytsya kam, steht sinnbildlich für die ein wenig hektische Betriebsamkeit und für stereotype Bemühungen (er zieht immer nach innen), die immerhin dazu führte, dass dann auch noch Vorsah ausgeschlossen wurde (Foul an Ramos, öffnender Pass: Ottl) und Hertha eine halbe Stunde 10:10 gegen den Eindruck einer hinten heraus doch mäßigen Hinrunde spielen konnte.

In der letzten Minute konnte Hubnik noch einen Ball nach Chaos im 1899-Strafraum über die Linie befördern, und die Emotionen, die das mit sich brachte, müssten Babbel eigentlich ein wenig wehmütig gestimmt haben. Denn in Berlin ist sehr wohl etwas möglich. Aber das Ausmaß der Kränkung, das in seiner Absage liegt, ist ihm wohl nicht bewusst.

So blieben Manager Preetz und der ihm beigesprungene Präsident Gegenbauer als die Deppen des Tages zurück, weil sie immer noch an einer Sprachregelung festzuhalten versuchten, deren Dummheit ihnen doch nicht verborgen geblieben sein kann: Bis 21. Januar wollten sie die Medien vertrösten - wer immer sich das ausgedacht hat, glaubt wohl an den Weihnachtsmann.

De facto steht nun zur Disposition, ob Babbel für das Cupspiel am Mittwoch noch tragfähig ist - nach den Emotionen von Sinsheim sollte das aber kein Problem sein, Preetz und Babbel müssen einfach einmal noch Kreide fressen, und dann können sie das Geheimnis für alle Zeiten versiegeln, wie sie diese wunderschöne Männerfreundschaft, auf die Herthas Zukunft gebaut werden sollte, so vermasseln konnten.

Samstag, Dezember 17, 2011

Adventkalender

Es wird einsam um Coach Babbel. Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls die Zeitung, für die Philipp Lahm Werbung macht. Genau genommen treibt das größte Boulevardblatt der Republik Hertha ordentlich vor sich her, und all das nur, weil sich der Trainer von der guten Stimmung des Herbsts nicht anstecken lassen wollte. Er hat sie im Gegenteil fast schon methodisch vermiest, und es sieht nicht sehr danach aus, dass er aus dem Winkel, in den er sich gestellt hat, noch einmal herauswill. In dieser schwierigen Zeit hat auch die Hertha-Kommunikation nicht gerade perfekt funktioniert: Längst müsste eine klare Übergangssprachregelung da sein, die es erlaubt, hinter den Kulissen alles neu aufzustellen. Doch von einer Erklärung zu Rückrundenbeginn zu sprechen (egal, ob damit nun der 3. oder gar der 21. Januar gemeint ist), ist absurd. Das einzige plausible Datum ist der kommende Mittwochvormittag (für den Fall, dass Babbel verlängert), oder Donnerstagvormittag, für den Fall, dass er das nicht tun will.

Heute muss nun erst einmal das Auswärtsspiel in Hoffenheim absolviert werden. Ob man dafür spezifisch trainiert hat diese Woche? Man kann es sich schwer vorstellen. Dabei gäbe es Themen genug. In erster Linie liegt es nahe, die Zentrale mit Niemeyer, Ottl und Raffael neu zu justieren. Warum versucht Hertha es nicht einmal mit einer etwas verschobenen Konstellation, in der Ottl auf Höhe von Raffael vor Niemeyer spielt (das war die Konstellation, die ich mir vor der Saison schon einmal mit dem Dreieck Niemeyer-Lustenberger-Raffael vorgestellt hatte)?

Diese Variante sehe ich in diesen Wochen regelmäßig mit einigem Erfolg bei Arsenal, wo Song hinter Arteta und Ramsey spielt - der Waliser geht dabei am weitesten in die Spitze, aber alle drei spielen ein intensives Pressing, und jeder kann den finalen Pass spielen. Letzte Woche gegen Everton konnte man sehr gut sehen, wie Song in der zweiten Halbzeit, als es allmählich knapp wurde und das Tor nicht so recht gelingen wollte, einen vertikalen Pass nach dem anderen versucht hat - der fünfte und schwierigste führte dann zu einem aufsehenerregenden Volley-Tor durch van Persie.

Ottl ein Stück nach vorne zu ziehen, das würde bedeuten, dass Hertha sich ein wenig mehr Aktivität verordnet, dass Lasogga und die Winger wieder mehr Optionen für ihre Läufe gewinnen, dass Ottl selbst zu stärkerem Engagement gezwungen wird.

Aber es wird wohl einen neuen Trainer brauchen, um mit diesem Kader noch einmal eine neue Phantasie zu entwickeln. Damit komme ich zum Punkt: Die gesamte Tendenz der Hinrunde zeugt davon, dass Babbel diese Phantasie nicht hat. Deswegen, also aus sportlichen Gründen, bin ich für seine Ablöse (was er selbst im Schilde führt, ist mir eigentlich egal).

Donnerstag, Dezember 15, 2011

Übungsleiter

Als Lucien Favre zum Trainer bei Hertha bestellt wurde, da war ich so neugierig auf seine Arbeit, dass ich sogar gelegentlich zum Training gefahren bin. Dabei wurde mir eine Sache besonders deutlich: Die paar Stunden pro Woche, die eine Mannschaft übt, sind eigentlich verdammt wenig, um auf all das einzugehen, was so ansteht.

Denn es ist ja eine ganze Menge zu tun, und der Kader ist groß, und ich kann mich noch gut genug an den eigenen Turnunterricht erinnern, um nicht auf dem Schenckendorffplatz auch sofort die Unterschiede im Engagement der einzelnen Spieler zu sehen. Und wenn dann mit ein paar Offensivleuten ein Abschluss trainiert wurde, dann standen auch bei Favre gleich einmal zehn Profis herum und spielten sich eine halbe Stunde lang Bälle zu.

Heute hingegen zeichnet er, wie in einem aktuellen Porträt im Spiegel zu lesen, detaillierte Übungen auf, die er dann im selben Atemzug zum Berufsgeheimnis erklärt - der Reporter durfte darüber nichts Genaues schreiben.

Warum ich darauf zurückkomme? Weil ich in einem aktuellen Bericht der "Morgenpost" einen Hinweis darauf gefunden habe, dass bei Coach Babbel die Trainingszeiten manchmal suboptimal genützt werden, ein Umstand, auf den aus dem aktuellen Zustand der Mannschaft leicht zu schließen ist.

Wieviel das mit der inzwischen ja deutlich eskalierten Trainerfrage zu tun hat, ist schwer zu sagen, aber es sieht doch deutlich danach aus, dass Babbel mehr tun könnte - mehr an der Taktik arbeiten, mehr an den sogenannten Automatismen. Doch inzwischen ist die Sache mit seiner Unterschrift zur "causa prima" geworden.

Ich will also noch einmal versuchen, mir das zu erklären. Szenario 1) In demselben Bericht der "Morgenpost" findet sich der Hinweis, er hätte schon direkt nach dem Aufstieg seinen Abgang mit dem Ende seiner zweiten Hertha-Saison angedeutet - er wollte also gar nie verlängern, und glaubte, er könnte damit bis Mai 2012 durchkommen. Szenario 2) Für ihn ist die Sache nach wie vor offen, und er hat sich jetzt eben darauf versteift, dass er das zu seinen Bedingungen auch in Hinsicht auf den Zeitplan macht.

In beiden Fällen wäre er naiv, und würde nicht nur der Hertha, sondern inzwischen auch sich selbst schaden. Denn es ist ja überdeutlich geworden, dass er die guten sportlichen Ansätze der Hinrunde verschleudert hat - und wem wäre das zuzuschreiben, wenn nicht ihm?

Das führt zur eigentlich interessanten Frage: Ist Babbel ein guter Trainer, der zu Recht für so viele Teams in Frage kommen soll? Ich finde, dass es da in Berlin doch eine Menge Beobachtungen zu machen gab, die in die andere Richtung weisen. Er mag etwas von der Unerschütterlichkeit ausstrahlen, die sicher auch wichtig ist - aber individuelle Personalführung, flexible Taktik, Verstehen des Kaders etc halte ich für Schwachpunkte. Aber schon mit Lucien Favre haben wir die Erfahrung gemacht, dass er viele blinde Flecken hat - eine Erfahrung, die man in Gladbach vielleicht auch noch machen wird, wenngleich Favre viel lernfähiger wirkt als Babbel.

Der neueste Stand ist nun, dass es am Dienstag ein Gespräch mit Manager Preetz geben soll - das leuchtet mir ein, denn der kommende Mittwoch ist nun zum einzigen noch plausiblen, denkbaren Datum der Bekanntgabe einer Vertragsverlängerung geworden. Sollte Babbel sich wider Erwarten doch noch für Hertha entscheiden, dann erwarte ich, dass er die entstandenen Probleme durch instruktive Übungen auf dem Trainingsplatz gutmacht. Lasche Dienstage kann Hertha sich nicht leisten.

Samstag, Dezember 10, 2011

Entenhausen

Das war es dann wohl mit der Aufbruchsstimmung 2011 bei Hertha BSC. Im letzten Ligaheimspiel des Jahres gab es ein verdientes 1:2 gegen Schalke 04. 52382 Besucher wurden gezählt, bei einem Hit, den bei entsprechenden Umständen sicher 60000 und mehr hätten sehen wollen. Aber dem ist nicht mehr so.

Man kann es durchaus so sagen: Mit diesem Fußball wird Hertha niemand hinter dem Ofen hervorlocken. Wie ich im letzten Eintrag schon deutlich gemacht habe, zähle ich zu denjenigen, die das Coach Babbel persönlich zuschreiben. Er hat mit seinem Herumeiern wegen der Vertragsverlängerung eine Stimmung geschaffen, die er auch in seiner konkreten Tagesarbeit nicht konterkariert - ich würde von fader Routine sprechen. Die Stichproben auf bessere Möglichkeiten, die in dieser Hinrunde gegeben wurden, interessieren nicht mehr.

Gegen Schalke sah das zum Beispiel so aus, dass Babbel nicht einmal alle drei Wechsel probierte, um vielleicht doch noch den Ausgleich zu schaffen - entsprechend lethargisch schleppte sich das Team über die Ziellinie. Ich habe das Spiel in einem Stream gesehen, mit englischem Kommentar, und die von der Premier League an andere Leidenschaft gewöhnten Fachleute verrieten mit ihrem Vokabular deutlich, was Hertha fehlte: "a bit of magic", "imagination", "prowess", "intensity", all das hätten sie gern gesehen.

Der Mannschaft von Huub Stevens reichten gestern gute Gesamtorganisation, ein Geistesblitz (Raul auf Pukki), und ein paar Szenen mit Flügelspiel (Fuchs), um zwei Tore zu schießen, und damit eines mehr als eine Hertha, die sich bedauernswert wenig Platz schaffen konnte und wollte. Lasogga ("Lassiker" bei den Engländern) war der ärmste Hund, Raffael tat immer noch sein Mögliches, Patrick Ebert zeigte eines seiner besseren Spiele (sein Tausch gegen Torun war mir ein Rätsel), Ramos war wenigstens in einigen Szenen präsent.

Dagegen zeigte Ottl einmal mehr, dass er an der Gesamtsituation desinteressiert ist, er spielt Woche für Woche seinen Stiefel (aus dem er ein, zweimal pro Spiel die Andeutung großen Könnens zaubert), er kennt keinen Rhythmuswechsel, keine Leidenschaft - ich habe ihn satt. Niemeyer ist der limitiertere Fußballer, er stößt nun auch zunehmend an seine Grenzen - zu viel bleibt an ihm hängen.

Bei der Flanke von Fuchs, die zum ersten Gegentreffer führte, deutete Niemeyer mit einer Handbewegung noch an, dass er Kobiashvili zu Huntelaar dirigieren wollte - der kam zu spät, aber es sah da immer noch so aus, als hätte Niemeyer mit ein bisschen mehr "prowess", also "Heldenmut", sich dazwischenwerfen können. Dazu hätte es aber einer jener Bewegungen über das normale Maß an Engagement bedurft, die bei Hertha so rar geworden sind.

Der Ausgleich fiel nach einem Corner von Raffael, der aussah, als hätte man das diese Woche trainiert (was ich für eine gute Idee halte, denn Hertha ist nicht Arsenal, die es sich leisten, dieses Thema sträflich zu ignorieren - nach 179 Eckbällen verhalf ihnen neulich zum ersten Mal wieder einer zu einem Tor!).

Der Siegestreffer für Schalke noch vor der Pause fiel nach einem vertikalen Pass von Raul auf Pukki, der von Mijatovic ("Maijatovitch" in England), Hubnik und Lell umtanzt wurde, am spektakulären Torschuss aber nicht gehindert wurde. Gegentreffer Marke Reus, Marke Derdiyok.

Im Halbzeit zwei konnte Hertha nichts zusetzen, der Trainer wollte nichts riskieren (nur ein Wechsel, der nicht positionsneutral war), das Spiel rann aus. Und so tut es die Saison. Bleibt eigentlich nur noch das Cupspiel, um ein wenig Wiederbelebungsarbeit zu leisten. Wenn er dazu wirklich etwas beitragen will, sollte Babbel sich VORHER erklären. Ich glaube allerdings, dass es dazu schon zu spät ist. Denn es ist mir inzwischen völlig egal, wenn er sich hier als "lame duck" vom Hof stiehlt, aber es stört mich, dass er Hertha dadurch zu Entenhausen macht.

Freitag, Dezember 09, 2011

Stehende Null

Das Heimspiel von Hertha gegen den S04 werde ich mir heute nach Möglichkeit in Nafplion anschauen, auf dem Rückweg nach Athen von einer kurzen Fahrt über die Insel des Pelops (aka Peloponnes). Momentan bin ich in Kardamyli, sitze in einem Internetcafe, und ärgere mich über Coach Babbel.

Denn der Kicker hat in einem aktuellen Bericht deutlich gemacht, dass es für seine patzige Haltung keine anderen als die ganz normalen Gründe gibt: Er will nicht durch Arbeit, sondern durch Ausgaben nach oben kommen.

Dass er in der Branche nach dem Wiederaufstieg und dem Sieg gegen den BVB vor einigen Wochen als irgendwie rehabilitiert, ja für höhere Aufgaben geeignet gilt, lässt ihm nun gleich den Kamm schwellen. Das finde ich mies, denn er wusste, was bei Hertha los ist, und so schlecht ist der aktuelle Kader ja nicht, dass man darin gar keine lohnende Aufgabe sehen könnte.

Wir müssen also von konkreten Angeboten ausgehen, die Babbel vorliegen, und angesichts der Eindeutigkeit seiner derzeitigen Nichtäußerungen kann das nur bedeuten: Hertha stellt ihm nach dem Cupspiel eine Frist bis 23.12. - wenn er bis dann nicht verlängert, wird er freigestellt. Anders kann das nicht laufen für einen Verein, der Planungssicherheit braucht, und der auf einem engen Markt agiert - bei Babbel ist es ja umgekehrt, der Mangel an guten, jungen Trainern lässt selbst seine Aktien steigen.

Was die sachliche Seite des Konflikts angeht, wie der "Kicker" sie andeutet, gebe ich ihm in den Teilen recht, die ich hier schon einmal genauer ausgeführt habe: Hertha braucht für die Defensive zwei profilierte, neue Leute - einen idealerweise beidseitig verwendbaren Fullback, und eine "Säule", einen Typ Simunic (nur wendiger und jung), einen Mann, neben dem Hubnik sich wieder beruhigt, und der auch einen guten Pass nach vorne spielen kann (für den Ottl e.a. ihm aber auch Möglichkeiten anbieten müssen).

Mittelfeld (nahezu unverwendet: Lustenberger) und Angriff (Raffael! Ramos! Lasogga!) sind hingegen brauchbar bis sehr gut besetzt, da sehe ich eher die Notwendigkeit, Djuricin und Schulz allmählich wieder eine Perspektive zu bieten, und vielleicht auch bald Kargbo. Dazu muss Ottl mehr Leidenschaft zeigen (vielleicht findet er sie aber in seinem Inneren nicht), und mit den Berliner Jungs (Ebert, Ben-Hatira, Torun) muss gearbeitet werden.

Wenn Hertha in Zukunft wieder Spiele gewinnen will, und nicht als Remis-Maschine durch die Liga torkeln, muss von hinten heraus konsolidiert, vor allem aber auch beschleunigt werden. Das beginnt bei Thomas Kraft, dessen Leistung bei Ballbesitz sehr verbesserungswürdig ist - Abwürfe, auch weite, sind von allen Mannschaften als chancenöffnend erkannt worden.

Wenn Babbel mit den Möglichkeiten, die sich in Berlin bieten, nicht zufrieden ist, ist er nicht so sehr ein Verräter, als ein schlechter Trainer - denn es gibt hier Potential, und ein viel interessanteres Projekt, als das seltsame Projekt der stehenden Null (Torhunger immer nur so groß wie Konfusion hinten) erkennen lässt, das er hat einreißen lassen. Beim Heimspiel gegen B04 war im Publikum zu erkennen, dass Babbel die Aufbruchsstimmung, die er wesentlich miterzeugt hat, gerade wieder zu verspielen im Begriff ist.

Ich erwarte ein Zeichen von ihm, wenn er das nicht gibt, soll er das Bayern-Gen einpacken (passt locker ins Handgepäck) und das Flugzeug nach Süden besteigen.

Mittwoch, Dezember 07, 2011

Karaiskakis

Gestern war ich in Piräus dabei, als Olimpiacos eine vor allem defensiv schwache zweite Garnitur des Arsenal FC mit 3:1 besiegte. Es war eines der größten Fußball-Erlebnisse, das ich erlebt habe, und zwar nur wegen der Atmosphäre - das Spiel war auch interessant und intensiv, ging daneben aber fast ein wenig unter.

Hier habe ich den Stadionfilm bereitgestellt, der dieses Mal länger als gewohnt ist, und der sich durch einige Lichteffekte auszeichnet, die ich nicht intendiert hatte. Aber das ist eben das Prinzip dieses Genres: es gibt immer nur einen Take, und es lässt sich nicht wirklich planen, was rauskommt. In diesem Fall hatte ich Glück: just, als ich in das Rund trat, kamen die Spieler von Olimpiacos zum Aufwärmen heraus auf das Spielfeld im Karaiskakis-Stadion in Piräus.

Montag, Dezember 05, 2011

Winter des Missvergnügens

Vom Spiel ins Kaiserlautern habe ich folgendermaßen Kenntnis erlangt: Samstagnachmittag zwei Textnachrichten von meinem Bruder, Samstagabend das aktuelle Sportstudio, das sich damit logischerweise nicht allzu lange abgab, Sonntagabend die Aufzeichnung im Clubfernsehen im Netz, und dann noch ein routiniert-nichtssagender Beitrag im RBB-Sportplatz.

Was ich aus dieser dosierten Beschäftigung schließen kann? Hertha hat in der Tabelle einen Platz gewonnen, aber das Momentum der Hinrunde vollständig verloren, und ist gegenwärtig so ziellos wie der Trainer, der mit irgendetwas hinter dem Berg hält (das Sportstudio sprach jedenfalls ganz offen von Abschied - schon zur Winterpause?).

Gegen Kaiserslautern (puuh, sahen die Bilder kalt aus!) fehlte dem Spiel jede Struktur, dabei kann man gegenwärtig manchmal sehen, dass Ottl versucht, ballführende Gegner früher "anzulaufen", also weiter vorn - aber er tut dies sporadisch, und er tut es nicht in Abstimmung mit den anderen. Hertha hat in Kaiserslautern immer noch ausreichend Bälle erobert, um bei halbwegs vorhandener Konzentration locker zu gewinnen - doch es hapert an etwas Grundsätzlichem: Die Mannschaft ist anscheinend so eingestellt, dass sie gar nicht auf Sieg spielen kann - jedenfalls nicht über 90 Minuten und in einer permanenten Initiative.

Das Abwarten ist zu ihren Markenzeichen geworden, ein uninteressantes Markenzeichen in einer sehr offenen Liga, in der die Lage für Hertha schon seit Wochen recht ähnlich ist: mit dem Hamstern einzelner Punkte bleibt der Abstand nach oben (sechs Punkte auf Platz 6) wie nach unten (sechs Punkte zum ersten direkten Abstiegsplatz) fast durchweg konstant. Zählt man das Momentum hinzu, dann ist das eine Platzierung auf Kredit, denn wenn es so weiter geht, ist der Rückfall vorprogrammiert.

Was ist zu tun? Die Sache ist ganz eindeutig: Der Manager muss vom Trainer nicht nur ein klares Wort über seine Absichten einfordern, sondern auch eine Strategie für die nächsten Schritte, die ganz wesentlich mit ein, zwei Wintertransfers zu tun haben müssen - dass es die geben wird, glaube ich aus den Mitschriften der Mitgliederversammlung herausgelesen zu haben. Jetzt ist die Stunde von Preetz, denn der Trainer gibt der Mannschaft derzeit nichts.

Ihn interessiert nicht, welche Gelegenheiten die Gegner geben (Leverkusen lag auf dem Silbertablett), er will immer nur den einen Punkt. Da wir nicht wissen, worauf seine Veränderung der Motivlage zurückzuführen ist (sollte es persönliche Gründe geben, irgendein Problem in der Familie, einen Grund zur Sorge, auch das kann man alles nicht ausschließen?), bleibt von außen nur festzustellen: Die Neugierde auf die erste Liga, die gute Ergebnisse und interessante Ansätze brachte, ist verschleudert.

Jetzt regiert ödester Pragmatismus, und der geht vom Trainer aus. Es braucht ein Zeichen von ihm - ein Zeichen des Engagements. Sonst wird Kaiserslautern sich schön bedanken in einem Spiel in zwei Wochen, in dem es nicht mehr darum gehen kann, einen Punkt zu ermauern.