Donnerstag, Juni 30, 2011

Babbel und die starken Männer

Coach Babbel hat sich eine Tätowierung machen lassen, er trägt nun Hertha BSC unverbrüchlich (unter Vorbehalt einer aufwändigen Behandlung) auf der Haut, genauer gesagt auf dem inneren unteren Bizeps bis zum Ellenbogen, und wie es in dieser Kunstsparte üblich ist, handelt es sich um ein eher rustikales Motiv mit nordischer Mythologie und einer Fahne, auf der Hertha BSC zu lesen steht.

Die Fans mögen das, wenn sich ein Trainer so identifiziert, man übersieht dabei leicht, dass der Körper auf diese Weise zunehmend das Layout eines illustrierten Lebenslaufs annimmt, denn angeblich hat Babbel ja schon andere Clubs an womöglich intimerer Stelle stehen. Der ein wenig widersprüchliche Effekt dieses von den Tabloiden selbstverständlich umfänglich bestaunten Body-Art-Vertrags zwischen Babbel und Hertha ist allerdings, dass er eine Beziehung gewissermaßen besiegelt, die ja gerade erst am Anfang steht.

Man ersieht daraus ganz gut die eigentümliche Situation in diesem Sommer: Babbel hat wesentlich dazu beigetragen, dass Hertha jetzt wieder in Liga eines mitspielen darf, wo das Team nun aber ganz von vorn anfangen muss. Immerhin scheint eine Maßnahme aus dem Vorjahr genützt zu haben: Die Spieler sind den Berichten nach in akzeptabler körperlicher Verfassung aus dem Urlaub zurückgekommen, und Konditionstrainer Kuchno verantwortet seine erste eigenständige Saisonvorbereitung.

Dabei ist herauszuhören, dass die Laufanforderungen des modernen Spiels auch bei Hertha zur Kenntnis genommen worden sind. Wenn dem so ist, dann könnte es vielleicht eines Tages durchaus Sinn gemacht haben, dass Coach Babbel auf seinem Körper Hertha jetzt schon eine Ära zugeordnet hat - denn so schnell wird er das nicht mehr wegkriegen, das graphische Ungetüm.

Montag, Juni 27, 2011

Friends of Larry David

Das Spiel zwischen Deutschland und Kanada, mit dem gestern die Fußball-WM der Frauen eröffnet wurde (nachdem zuvor schon Nigeria und Frankreich gegeneinander gespielt hatten, gewissermaßen noch uneröffentlicht), war ein ganz normales, spannendes Fußballspiel. Und dann auch wieder nicht. Aber die ganzen Anstrengungen, so zu tun, als wäre es normales Fußballspiel, waren dann doch während der neunzig Minuten weitgehend vergessen.

Das Publikum im Olympiastadion, zu dem ich aufgrund unvorhersehgesehener Umstände dann auch zählte, bestand zu größten Teilen aus Menschen, die offensichtlich einfach dort weitermachen wollten, wo 2006 bis 2010 etwas rund um das deutsche Nationalteam entstanden ist, das nun auch auf die Frauen übertragbar ist. Dass das Team von Silvia Neid auch ein besonderes Identifikationsmodell für lesbische Frauen ist, davon wollen die meisten Medien nur verdruckst etwas wissen.

Dabei ist die Sache doch recht eindeutig: Wie und in welcher Intensität (und mit welchen Widerständen) man sich für Frauenfußball interessiert, das hat etwas mit sexueller Identität und den Rätseln der Geschlechterdifferenz (Bild) zu tun, ist also so kompliziert, wie diese Angelegenheiten nun einmal sind.

Ich würde gern einmal eine gescheite Psychoanalyse des Fußballs lesen, denn die Übertragungsbeziehungen, die da stattfinden, sind ja doch ganz enorm - nicht nur bei mir selbst. Die Beobachtungen, die ich im Olympiastadion gemacht habe, deuten nun aber darauf hin, dass es eine ähnlich starke Übertragungsbeziehung auf das Nationale gibt, was die Sache auch deswegen komplizierter macht, weil ja derzeit beide deutsche Nationalteams von, sagen wir es vorsichtig, nicht nur eindeutig heteronormativen Symboliken umgeben sind.

Das ließe sich eigentlich sehr schön in immer neue Sommermärchen einer nun wahrhaft freiheitlichen Gesellschaft umschreiben, wären da nicht die Zwänge von Organisatoren und Sponsoren, die alles daran setzen, den Eindruck zu erwecken, es ginge nur um Sport. Und nicht auch um Eros, Libido, Identität. Um den Titel meines heutigen Eintrags zu verstehen, müsste man sich übrigens die Folge "The Bowtie" (Season 5, Episode 2) aus der Serie "Curb Your Enthusiasm" ansehen - Larry David bricht dort bewusst komisch all jene Tabus, die gegenwärtig als immer noch sehr wirkmächtig erfahrbar sind.

Sonntag, Juni 26, 2011

Turnierstaffel

Fabian Lustenberger kommt doch nicht als U21-Europameister nach Berlin zurück. Irgendwie war das absehbar gewesen, hieß der Endspielgegner der Schweiz doch Spanien, und dort gibt es eine junge Generation, die den großen Vorbildern schon nahezu ebenbürtig erscheint. Zwei sehr unterschiedliche Tore von Ander Herreira und Thiago Alcántara sorgten für den Endstand von 2:0, interessant ist auch der Zeitpunkt, zu dem sie fielen: 41. und 82. Minute, also jeweils gegen Ende einer Halbzeit.

Spanien zermürbt die Gegner, die Schweiz kann das auch sehr gut, und so war das auch ein Spiel, das einen künftigen Fußball vorwegnahm: die Raumnot war phasenweise schon extrem, die technischen Fähigkeiten, unter diesen Bedingungen noch etwas zu machen, waren auch atemberaubend. Die Überlegenheit von Spanien war auch daran zu ersehen, dass Lustenberger kaum einmal zu einem konstruktiven Spielzug kam, er war so sehr damit beschäftigt, die Ideen und Bewegungen der Spanier zu erlaufen.

Das vorentscheidende erste Tor fiel dann auf eine für Spanien relativ unorthodoxe Weise: Der Linksverteidiger Didac hatte einmal plötzlich sehr viel Platz, er nützte diesen aber nicht zu einem Lauf, sondern zu einer so mustergültigen Flanke (Typ: 3D-Lehrbuch), sodass Herreira zwischen die beiden Schweizer Innenverteidiger gehen konnte und elegant per Kopf verwertete.

Das war die EM der U21-Teams, von denen einige im kommenden Jahr auch noch Olympia spielen werden, da sind sie dann in großen Teilen schon über 21. Spät am Abend, als ich kurz zur U17 schaute, zählte der Reporter auf Eurosport dann noch eine ganze Reihe von Nachwuchsturnieren auf, die in diesem Sommer noch anstehen - kann das sein?

Heute aber beginnt in Deutschland eine WM, von der ich mir bisher noch gar nicht klargemacht habe, ob sie mich interessiert (hier ein Kommentar aus der FAZ zum Thema) - da muss ich mir noch einmal eigens Gedanken dazu machen. Gerade rief nun aber ein Freund an, der eine Karte für das Spiel im Olympiastadion übrig hat: Deutschland gegen Kanada, WM der Frauen. Diese Gelegenheit packe ich hiermit beim Schopf, danach bin ich vielleicht klüger. Im Fernsehen hätte ich mir das Spiel nicht angeschaut.

Samstag, Juni 25, 2011

Eisenfuß

Pünktlich zur Zusammenkunft der Mannschaft anlässlich des heutigen Trainingsbeginns für die Saison 2011/2012 wurde nun auch noch der Transfer von Maik Franz besiegelt. Der Verteidiger verlässt die Frankfurter Eintracht und wechselt zu Hertha BSC. Den hiesigen Fans wird er wohl auch durch die Tatsache besser bekömmlich, dass er einmal beim KSC gespielt hat, viele haben aber trotzdem Probleme mit seinem Image als "Iron Mike".

Zur Bewertung des Transfers sind also mehrere Faktoren zu unterscheiden: unmittelbare Kaderplanung, Image-Aspekte, Teamperspektive. Eindeutig verhält es sich so, dass BP für die Defensive noch Personalbedarf hatten. Sie haben in allen Aussagen treu zu Mijatovic gestanden, aber sie werden doch wissen, dass der Routinier und sein Lehrling Neumann nicht ausreichen für die erste Liga. Vor diesem Hintergrund ist Franz eine plausible Wahl: Er war ablösefrei, sein Gehalt ist auch im Rahmen, er gilt als sozial kompetent, und notfalls kann er auch auf der rechten Außenposition spielen. Mir fällt kein anderer Spieler ein, der dies so ähnlich erfüllt und der so leicht zu integrieren sein dürfte wie Franz.

Was nun sein Image anlangt, so könnte Hertha für ihn eine Chance sein, daran noch einmal ein wenig zu arbeiten. Ich finde, die Betreuer bei Hertha sollten ihm das auch so darlegen: Franz könnte hier in seine "reife" Phase eintreten, in einer Mannschaft, die hoffentlich insgesamt ein produktives und kein zerstörerisches Ethos an den Tag legen sollte. Ob er dazu die technischen Fähigkeiten und die Spielintelligenz hat, kann ich nicht beurteilen, dazu habe ich ihn zu selten gesehen.

Das bringt uns zum dritten Punkt, zu den Perspektiven. Franz wird in zwei Monaten 30 Jahre alt, er hat einen Dreijahresvertrag unterschrieben, seine Aufgabe wird in erster Linie sein, Hertha in der ersten Liga zur Konsolidierung zu verhelfen. Sein Transfer ist ganz und gar den augenblicklichen Umständen geschuldet, zu einer Vision vermag er nichts beizutragen.

Und so bleibt die Viererkette das Element bei Hertha, bei der demnächst am meisten zu tun sein wird. Gehen wir einmal von dieser Konstellation aus (erste Wahl mit Understudy): Ronny (Schulz) - Franz (Neumann) - Hubnik (Mijatovic) - Lell (?). Dann sehen wir, dass da eine ganze Reihe von Unwägbarkeiten enthalten sind.

Wird Ronny auf längere Dauer die taktischen Anforderungen dieser Position erfüllen können? (Kobiashvili sehe ich eher in einer Dardai-Situation, keinesfalls mehr als reguläre Kraft; Schulz ist für mich eindeutig ein "Winger".) Kann Mijatovic in der ersten Liga reüssieren? (Ich bin sehr skeptisch.) Wozu ist Lell in der Lage? (Ich bin sehr skeptisch.) Idealerweise bräuchte Hertha noch einen beidseitig einsetzbaren, produktiven Außenverteidiger - mal sehen, was der Transfersommer noch hergibt.

Donnerstag, Juni 23, 2011

Secondarstufe

Die Semifinals bei der U21-EM in Dänemark waren eine langwierige Angelegenheit. Beide Spiele gingen über 120 Minuten, zuerst musste Spanien sich gegen Weißrussland enorm strecken, um einen Rückstand aus der ersten Halbzeit gerade noch so (aber dann ganz im bewährten Stil) zu egalisieren, bevor dann in der Verlängerung alles klar gemacht wurde.

Ein noch größeres Geduldspiel lieferten einander die Schweiz und Tschechien, hier gewann die Schweiz den Abnützungskampf durch einen späten Treffer von Mehmedi in der 114. Minute. Ich habe das Spiel klarerweise mit Konzentration auf Fabian Lustenberger angeschaut, der in einem Team mit vielen "Secondos" (so nennen die Schweizer ihre Jungbürger mit Migrationshintergrund) eine wichtige Figur darstellt. Nach Meinung von Lucien Favre ist er sogar der Chef.

Auf jeden Fall müssen BP sehr zufrieden gewesen sein, wenn sie sich das Spiel angesehen haben, was ich doch stark annehmen würde. "Lusti" interpretiert die Rolle des "Sechsers" wirklich ziemlich interessant, er spielt gute, manchmal brillante Pässe, holt sich viele Bälle, hat einen großen Aktionsradius (einmal bekam er sogar einen Freistoß an der Strafraumgrenze) und läuft sich geschickt in Position.

Er hat auch eindeutig an Robustheit gewonnen, diese besondere Qualität, Bälle zu behaupten, die zeigt er nun schon eine ganze Weile. Unter den Perspektivspielern von Hertha ist er vielleicht der interessanteste, spannend auszudenken, was sein könnte, wenn er einmal eine halbwegs verletzungsfreie Saison hätte. Am Samstag können wir ihm jedenfalls zusehen, wie er sich gegen ein Supertalent wie Thiago Alcántara vom FC Barcelona behauptet.

Mittwoch, Juni 22, 2011

Nadelwald

Heute Abend spielt Fabian Lustenberger mit der U21 der Schweiz gegen Tschechien um den Einzug ins EM-Finale. Dort würde aller Voraussicht nach Spanien warten, die eine beeindruckende Truppe beisammen haben und insgesamt auf Verstetigung des (katalanisch-)nationalen Spielentwurfs hindeuten.

Lustenberger spielt für die Schweiz auf der Position eines alleinigen "Sechsers", wie er global derzeit am besten von Busquets verkörpert wird. Bei Hertha wird er hingegen um einen Stammplatz kämpfen müssen, das ist für mich Anlass genug, nun doch schon einmal ein paar Spekulationen über die erste Elf der kommenden Saison anzustellen, zumal mit Nürnberg (Heimspiel am ersten Wochenende) nun auch der Auftaktgegner feststeht.

Mit der Verpflichtung von Ottl haben BP sich nämlich auch einen Spieler eingehandelt, der sie dazu zwingt, die Systemfrage zu stellen - es herrscht nämlich massives Überangebot im offensiven Bereich, jedenfalls nach Namen. Sehen wir uns hier einmal eine Lösung an, der Coach Babbel vielleicht nähertreten könnte, sie läuft darauf hinaus, dass er Ottl nicht nicht aufstellen kann, und dass Niemeyers Aufstiegsbonus auch zu groß ist, um ihn nicht aufzustellen.

Das würde bedeuten:

Kraft.
Lell-Hubnik-Franz-Ronny.
Ottl-Niemeyer.
Ramos-Raffael-Ebert.
Lasogga.

Zu dieser Formation ist zu bemerken, dass Ramos auf einer Position spielen muss, auf der er nur unter bestimmten Umständen wirklich gut ist, nämlich wenn Platz ist (also gegen pressende Gegner wie den BVB). Zudem lastet sehr viel Kreativarbeit auf Raffael, es sei denn, Ottl kultiviert bei Hertha auch den vertikaleren Pass, den er bei Nürnberg ja doch mehrmals probiert hat (beim FCB dagegen eher selten).

Eine interessantere, modernere Variante wäre diese:

Kraft + Viererkette.
Niemeyer oder Ottl.
Lustenberger-Raffael.
Ramos-Lasogga-Ebert.

Das wäre im Grunde das System des FC Barcelona (Lustenberger ist Iniesta), bei dem dann viel davon abhinge, wie stark die Offensivspieler schon auf Balleroberung gehen. Lustenberger ist dabei sehr gut, wie wir wissen, Raffael hat sich darin deutlich gesteigert, auch Patrick Ebert zeigt großes Engagement, das er manchmal noch besser dosieren muss. Ramos kann da noch mehr machen, Lasoggas Bemühungen sind beträchtlich, könnten aber noch besser strukturiert werden.

In dieser (offensiv für den heutigen Stand sehr interessanten) Konstellation könnte aus Hertha ein Team werden, das wieder Anschluss findet an den gegenwärtigen Fußball. Dazu müsste Babbel aber spieltäglich eine Entscheidung treffen zwischen Ottl und Niemeyer, und es ist auch keineswegs ausgemacht, dass Lasogga sich als Stammspieler in Liga eins sofort durchsetzen wird, was aber nicht so gravierend wäre, denn Ramos ist zentral ohnehin besser.

Die Berliner Medien, die Ottl wegen des Bayerngens und Niemeyer wegen des Aufstiegsnimbus unbedingt spielen sehen wollen, basteln schon an Tannenbaum-Taktiken mit einer Massierung im zentralen Mittelfeld. Ich hingegen sehe einen ganzen Nadelwald von möglichen Formationen und hoffe auf die avancierteste. Da hätte dann Fabian Lustenberger tatsächlich gute Chancen auf einen Stammplatz.

Samstag, Juni 18, 2011

Einstellungsstop

Manager Preetz hat bekannt gegeben, dass Hertha keine weiteren Zukäufe plant für die kommende Saison. Den offiziell noch zu verkündenden Transfer von Maik Franz hat er da schon einbezogen, zugleich war das wohl die erste offizielle Stellungnahme zu Malik Fathi, bei dem ich aus der Entfernung schwer einschätzen konnte, inwiefern seine Personalie nicht doch einfach eine Angelegenheit (mit dem Berater?) befreundeter Journalisten war.

Für mein Gefühl fehlt jetzt immer noch ein starker Fullback, jemand, der Lell wirklich Konkurrenz machen könnte, aber da sehen BP anscheinend keinen Handlungsbedarf. Im Kicker wurde die Innenverteidigung von Hertha in Liga zwee mit dem Prädikat Herausragend bedacht. Vor allem Roman Hubnik wurde hervorgehoben, tatsächlich war ja zu sehen, dass er mit Fortdauer der Saison immer souveräner wurde, zudem war er offensiv gelegentlich beteiligt, dass er nicht nur zur Stammelf gehören sollte, sondern in dieser eine Führungsrolle einnehmen könnte, ist ein naheliegender Gedanke. Scheint ja auch ein okayer Typ zu sein.

In der ablaufenden Woche wurde auch der Transfer von Valeri Domovchyiski zum MSV Duisburg bekannt gegeben. Damit endet eine letztendlich doch undurchsichtige Geschichte, denn der Bulgare blieb eindeutig unter seinen Möglichkeiten, und ich kann nur zum Teil einschätzen, ob das eher an ihm lag (in wichtigen Zweitligaspielen im Herbst 2010 fand ich ihn deutlich zu passiv), oder aber an den Trainern, die nie eine passende Rolle für ihn fanden. Nun, so verlaufen eben Fußballerkarrieren, der Mann, der Oliver Kahn das letzte Mal hinter sich greifen ließ, wird nun ein Zebra.

Lennart Hartmann geht nach Aachen, finde ich eine gute Sache, bei Hertha hätte er in einem übervölkerten Offensivbereich Raffael verdrängen müssen, um in der ersten Elf spielen zu können.

Irgendwie erinnert mich die Transferzeit an die vor zwei Jahren, als Hertha nach toller Saison zwar nur Platz 4 erreichte, sich dann aber für die neue Saison eher in die Breite verstärkte, mit Personalien wie Janker, Bengtsson oder Pejcinovic. Franz ist da sicher zumindest von der Erfahrung her ein anderes Kaliber, über eine Viererkette mit Ronny, Franz, Hubnik und Lell muss ich mir aber erst noch den Kopf zerbrechen.

Freitag, Juni 17, 2011

Schriftverkehr

Heute habe ich einen Brief an die Premier League geschrieben. Ich weiß, das ist ungefähr so, als hätte ich eine Flaschenpost ins Meer geworfen, aber sehen wir einfach einmal, ob sich daraus etwas ergibt. Der Anlass ist das jedenfalls für mich sehr ärgerliche Detail, dass Sky in Deutschland dazu übergegangen ist, den englischen Kommentar von PL-Matches nicht mehr anzubieten. Auf meine Nachfragen hinsichtlich der nächsten Saison habe ich, gelinde gesagt, unbefriedigende und ausweichende Antworten bekommen, deswegen habe ich einfach einmal an die Organisation gewendet, um deren Produkt es geht, und die ein Interesse daran haben muss, dass es in Deutschland - wie auch überall sonst - optimal erreichbar ist.

Dear PL

I am a fan avidly following the PL in Germany through the broadcasts of local rights holder Sky.

For many years it has been a tradition for Sky to offer all the matches from the PL in two channel broadcasts with the English commentators as a second choice to the German ones who comment from the studio in Germany.

Towards the end of last season Sky has cancelled this service for the moment and the matches are now only with German comment (which is, I might add, considerably less competent than what is offered through the PL world feed)

As I was trying to get further information on what the reasons for this switch might be and whether the usual two channel service will be back for the new season Sky acted very defensively and actually declined rather unfriendly to give any information as to what they intend to offer in the future

I think it is a considerable factor of the attraction of the PL internationally to be able to listen to the established PL commentators who are stars of their own (and justifiably so)

I would definitely feel cut off from that great aspect of PL's product were it not an option anymore next season in Germany

So this is why I am writing directly to the PL being fully aware that this is of minor concern globally speaking, but an important aspect about the presence of the English game in Germany

Does anybody on your side know anything about why Sky Germany may have changed its policy, and does the PL have a take on that? Best regards, Marxelinho

Ich nehme keine Wetten darüber an, ob ich jemals eine Antwort bekommen werde. Aber ich bin optimistisch. Dass ich damit etwas erwirken kann, glaube ich nun aber auch nicht. Ich weiß ja nicht einmal, ob dieses Thema außer für mich und Simon noch für jemanden von Interesse ist. Maybe the both of us are the only ones upset about that.

Mittwoch, Juni 15, 2011

Europameister

Die Unterschiede zwischen den Ligen in Europa sind beträchtlich. Trotzdem hat es sich die von mir und vielen meiner Freunde sehr geschätzte Seite Zonal Marking nicht nehmen lassen, eine Elf aus den besten europäischen Spielern 2010/2011 zu präsentieren. Dabei gibt es plausible Entscheidungen und solche, über die man gern noch einmal nachdenken würde - und für manche fehlt mir natürlich die Grundlage eigener Anschauung, denn die niederländische Eredivisie findet ohne meine Aufmerksamkeit statt, und auch die Serie A sehe ich kaum einmal.

Hier also die erste europäische Elf 2011 von Zonal Marking: im Tor in seiner letzten Profisaison Edwin van der Sar; in der Viererkette Dani Alves (FC Barcelona), Mats Hummels vom BVB, Thiago Silva (AC Milan) und Marcelo (Real Madrid); im Mittelfeld Xavi Hernandez (FC Barcelona), Nuri Sahin (BVB), Theo Janssen (Bild, Twente Enschede) und Christiano Ronaldo (Real Madrid); ganz vorn, zumindest nominell, Edinson Cavani (SSC Napoli) und Lionel Messi.

Weil da natürlich eine ganze Reihe exzellenter Fußballer fehlen, hat ZM noch eine B-Elf mit Zweitbesetzungen nominiert, die sieht so aus: Victor Valdes (FC Barcelona, "er muss oft nur einmal pro Spiel eingreifen, und tut dies in der Regel exzellent, zudem ist er beim Herauslaufen sehr effektiv und ermöglicht Barcelona auf diese Weise das Spiel mit der hohen Linie"); Mathieu Debuchy (Lille), Nemanja Vidic (Manchester United), Vincent Kompany (Manchester City), Fabio Coentrao (Benfica Lissabon); Arturo Vidal (B04), Andres Iniesta (Barca), Mesut Özil (Real), der sehr umworbene Alexis Sanchez vom "feeder club" Udinese sowie Giuseppe Rossi vom FC Villareal und Falcao vom EL-Sieger FC Porto.

Deutschland ist also immerhin mit drei Namen vertreten, das spiegelt den verbesserten Stellenwert der Liga wider. Arsenal taucht nicht auf, da liest sich die Saison natürlich auch vom bitter enttäuschenden Ende her (im Januar wäre Samir Nasri noch ein Kandidat für die erste Elf gewesen). So beliebig dieses Gedankenexperiment letztlich ist, so viel verrät es doch über die ausdrücklichen und impliziten Hierarchien des Fußballs in Europa - ZM setzt dagegen einen pluralistischen Ansatz. Und nun schalte ich (mich) direkt zur U21-EM nach Dänemark: Tschechien gegen Spanien, später Ukraine gegen England.

Montag, Juni 13, 2011

Senior Buyer

Mein Ausflug ins dänische Herning am Pfingstsonntag war von Erfolg gekrönt, allerdings nur dank der freundlichen Mithilfe eines Deutschen, der in Brande für Siemens Wind Power als "Senior Buyer" arbeitet. Er stand wie ich vor dem Stadion und versuchte, an Karten zu kommen. Anders als ich wollte er aber mindestens sechs, ich hingegen suchte nur nach einer. Das Spiel der U21-EM zwischen Spanien und England war ausverkauft, und eine ganze Weile lang sah es nicht so aus, als würde es inmitten der vielen dänischen Familien mit Kindern jemand geben, der eine Karte abzugeben hatte. Der Kollege verfiel dann auf das einfache Mittel, einen Karton mit "Need Tickets" zu beschriften und hochzuhalten.

Ich blieb in seiner Nähe, und so verdanke ich ihm meine Karte - ein Sitzplatz auf einer Sponsorentribüne, perfekte Sicht, und der Besitzer wollte nicht einmal Geld von mir, er hatte wohl selbst nichts bezahlt, und nicht nur auf dieser Tribüne blieben schließlich eine Menge Plätze leer - das alte Problem bei solchen Ereignissen.

So sah ich also das Spiel, das ich zum Anlass meines Ausflugs nach Dänemark genommen hatte: Spanien gegen England, eine Startruppe gegen eine andere, und im Grunde eine Wiederholung des CL-Finales auf einer anderen Ebene. Auch hier wieder eine paradigmatische Auseinandersetzung um Ballbesitz und Zugriff auf das Spiel.

Spaniens U21 ist eine an technischer Virtuosität beinahe noch intensivere Variante des Modells kleinteiliger Ballbesitz, England hatte lange Zeit große Schwierigkeiten, überhaupt zu eigener Initiative zu gelangen. Der Führungsstreffer für Spanien fiel dann aber ein wenig unüblich nach einem Corner, und erst danach zeigten die englischen Fullbacks erstmals ein wenig Vorwärtsdrang. Flanken von der Grundlinie sind ein Mittel gegen Spanien, man muss nur erst einmal hinkommen.Der Ausgleich fiel spät, und er offenbart eine Konstante des spanischen Spiels, das tendenziell torarm ist: Hier konnte, auch wenn es nicht danach aussah, immer noch etwas passieren, in diesem Fall ein guter Lauf von Kyle Walker und ein souveräner Abschluss von Danny Welbeck. Es kann gut sein, dass England und Spanien in Dänemark noch einmal aufeinander treffen, das wäre dann aber wohl das Finale.

Warum sehe ich mir so etwas live und vor Ort an? In erster Linie ging es mir einfach darum, eine kleine Reise an einen Ort zu unternehmen, an den ich andernfalls wohl nie gefahren wäre - und Dänemark hat eine Menge zu bieten, vor allem eine vergleichsweise unzersiedelte Landschaft. Letztendlich war es aber dann doch das Spiel selbst und das ganze Drumherum, das den Höhepunkt darstellte. Es kommt ja kaum noch vor, dass man absoluten Topfußball unter Bedingungen wie in Herning sehen kann: ein Stadion ohne Sektoren, in dem man frei herumstreunen kann, und in dem ich mir schließlich selbst einen frei gebliebenen Platz aussuchte, von dem aus ich Jeffrén Suárez ("el nuevo Henry") 45 Minuten lang im Detail dabei beobachten konnte, wie er die David Villa-Rolle (linker Flügel) interpretierte, und wie im Gegenzug Chris Smalling in der zweiten Halbzeit sich immer mehr des Spiels bemächtigte. Es gibt Momente im spanischen Spiel, die lassen den Atem stocken, aber dieses England ist trotz der taktischen Defizite von Stuart Pearce ein tolles Team. Das Sommerloch ist also gar keines, jedenfalls nicht in den kommenden zwei Wochen.

Sonntag, Juni 12, 2011

Midtjylland

Zwei aktuelle Nachrichten gibt es zu vermelden, eine ist noch nicht offiziell: Hertha wird im DFB-Pokal in Runde 1 gegen ZFC Meuselwitz spielen, einen Gegner, der aus der vierten Liga einigen Herthanern gut bekannt ist, und der natürlich schlagbar sein sollte. In der abgelaufenen Saison gewann Hertha II beide Spiele gegen Meuselwitz mit 1:0, Torschütze jeweils Boyd. Zweitens ist die Verpflichtung von Maik Franz so gut wie durch, mit der Kommentierung warte ich aber noch, bis die Verkündigung offiziell ist.

Ich habe an diesem Wochenende ein kleines Reiseprojekt, das von Bochum seinen Ausgang nahm, wo ich zu einer zweitägigen Veranstaltung eingeladen war. Auf dem Rückweg mache ich einen großen Umweg: Ich sehe mir erstmals ein wenig Schleswig-Holstein an (gegenwärtig bin ich in Flensburg), und heute Nachmittag werde ich die Reisefreiheit eines EU-Bürgers in Anspruch nehmen und nach Dönemark fahren, genauer gesagt nach Herning, wo am Abend das U21-EM-Spiel zwischen Spanien und England stattfinden wird.

Auch in dieser Nachwuchskategorie gelten die Spanier als hohe Favoriten, sie haben sich auch ein wenig abschätzig über ihren Gegner geäußert, für einen Liebhaber der Premier League liest sich der englische Kader aber wie ein absolutes Adelsregister der besten Liga der Welt: Jordan Henderson (gerade für 20 Millionen Pfund von Sunderland zu Liverpool gewechselt), Phil Jones (der wahrscheinlich gefragteste englische Verteidiger des Moments), Chris Smalling (Understudy von Vidic bei MeanU), Marc Albrighton (großartiger Winger von Aston Villa), Jack Rodwell, Connor Wickham (noch so ein heißes Transfer-Item in diesem Sommer), ... Vom Arsenal FC ist nach der Absage von Jack Wilshere und Kieran Gibbs nur Henri Lansbury dabei.

Interessante Namen bei Spanien: Der Torhüter David de Gea, Juan Mata und die Barca-Stars Thiago Alcántara, Jeffren und Bojan. Mein Ausflug birgt ein kleines Risiko dergestalt, dass es mir nicht gelungen ist, auf der Uefa-Seite eine Karte zu kaufen - ich muss also notfalls den Schwarzmarkt in Anspruch nehmen, hoffe aber doch, dass ich hinein kommen werde in die SAS Arena von Herning, Kapazität 7000 Sitzplätze, Heimstätte des FC Midtjylland.

Die ersten Ergebnisse von der U21-EM gibt es indes auch schon zu berichten: Schweiz hat Gastgeber Dänemark mit 1:0 geschlagen, Torschütze war das Wunderkind Xherdan Shaqiri (der mit Arsenal in Verbindung gebracht wird), Fabian Lustenberger spielte im defensiven Zentralbereich durch, über seine Leistung konnte ich nichts in Erfahrung bringen, das hole ich nach.

Donnerstag, Juni 09, 2011

Platzpatronen

Die B.Z. hat sich schon aus der Reserve gewagt und eine Stammelf für die kommende Saison präsentiert - dabei sind von der genannten Elf zwei Spieler noch nicht einmal bei Hertha unter Vertrag, nämlich Maik Franz und Malik Fathi. Ganz daneben kann das Blatt aber natürlich nicht liegen, so viele neuralgische Punkte gibt es nämlich nicht mehr.

Hervorzuheben ist, dass hier erstmals eine Tatsache beim Namen genannt wird, die Coach Babbel und Manager Preetz bisher mit großer Konsequenz beschwiegen haben: Zweitliga-Kapitän Mijatovic hat absehbarerweise nicht Erstligaformat. An seiner Stelle braucht es einen geistesgegenwärtigen und schnelleren Innenverteidiger, denn vom FCB bis zum BVB werden sie sich einen Ast lachen, wenn sie an die derzeitige Viererkette von Hertha denken.

Dass Malik Fathi zurückkommen soll, haben bisher nur die Berliner Medien herbeigeschrieben - am Ende glaubt es dann aber auch tatsächlich BP auch noch. Dass Kobiashvili nicht erste Wahl für links hinten sein sollte, versteht sich auch meines Erachtens von selbst (ich sehe ja auch rechts hinten Handlungsbedarf). Bliebe Ronny, oder eben ein Neuzugang.

Vorne zeichnet sich aufgrund des Überangebots in der Mittelfeldzentrale ein harter Konkurrenzkampf ab, der Ramos zumeist die ungeliebte "Winger"-Position einbringen dürfte, während Torun und Rukavytsya mit Ebert um einen weiteren Platz kämpfen werden. Schlecht sieht es für die jungen Hochbegabten aus: Schulz und Djuricin haben wohl ein Jahr in der U23 vor sich, sie dürften nicht allzu oft auch nur im Kader stehen.

Michael Preetz bemüht dieser Tage gelegentlich das Bild von den wenigen Patronen, die er in der Trommel hat: Da muss dann eben jede treffen. Die B.Z. verschießt vorerst noch Platzpatronen, warten wir also ab, was die offiziellen Bulletins demnächst verkünden.

Dienstag, Juni 07, 2011

Ein Jahr in der Hölle

Die Kaderplanung von Hertha BSC für die kommende Spielzeit ist bereits sehr weit gediehen. Bevor aber die letzten wesentlichen Nachrichten zu kommentieren sind, will ich noch einmal einen Blick zurück werfen, auf die Situation vor einem Jahr, als der Abstieg feststand und viele Spieler vor einer schwierigen Entscheidung standen - bei Hertha bleiben oder sich in Sicherheit bringen? Wie mein kleiner Überblick zeigt, hat sich die zweite Option keineswegs für alle als die bessere erwiesen.

Lukasz Piszczek: Zog eindeutig das beste Los, und wer würde es ihm nicht gönnen? 2666 Einsatzminuten in der Meistersaison des BVB, sieben Assists, rückblickend muss er sich noch einmal kräftig bei Lucien Favre bedanken, der auf die Idee kam, den Dynamiker als Außenverteidiger aufzustellen. Wird von den Medien gelegentlich als Füllmaterial in der Klopp-Mannschaft abgetan, entspricht aber sehr genau dem Dortmunder Typus 1b (wie Schmelzer, Bender oder Großkreutz); dass es zu den Leistungsträgern 1a wie Götze oder Sahin einen Abstand gibt, tut der Sache keinen Abbruch.

Steve von Bergen: Hat beim AC Cesena, der in die Serie A aufgestiegen war, 36 Ligaspiele bestritten (kein Tor, zwei Ausschlüsse), und dabei gut dazu beigetragen, dass der Klassenerhalt geschafft wurde. Hatte in der Nati das Pech, dass Johan Djourou eine starke Saison gespielt hat, an den er seinen Stammplatz verlor. Insgesamt aber kein Karriereknick.

Jaroslav Drobny: Ging zum HSV, wo er nach einem schwierigen Jahr nun wohl doch noch Stammkeeper werden wird. Blieb gegen Rost zweiter Sieger im Kampf um einen Stammplatz, verhielt sich professionell und wird im neuen Jahr hinter dem Ausgedinge des Chelsea FC zu Werke gehen.

Arne Friedrich: Sein Abschied von Herta begann im Grunde vor zwei Jahren, als Coach Favre ihn im Saisonfinale auf der Bank ließ. Spielte nach dem Abstieg eine gute WM, wechselte zum VfL Wolfsburg und handelte sich dessen schlechtes Karma ein (oder war es das von DHoeneß?). Hinrunde verletzt, Rückrunde dürftig, alles kein Spaß. Fängt in fortgeschrittenem Alter noch einmal von vorne an. Stammplatz bei J-Löw noch halbwegs sicher.

Maximilian Nicu: Brachte sein immer wieder angedeutetes Talent auch beim Talenteschuppen des FC Freiburg nicht wirklich zur Geltung, brachte es aber immerhin auf 23 Spiele (5 Assists) und wird vermutlich in der Kategorie "begabter Mitläufer" noch ein paar Ligajahre haben. Ich bin fest davon überzeugt, dass er mehr könnte, wenn er mehr wollte.

Gojko Kacar: Hatte beim HSV ein schwieriges Jahr (schwieriger Club auch). Verletzungen, Positionswechsel, generelles Hin und Her. 23 Spiele, zwei Tore, ein (wichtiges, spielwendendes) Eigentor, ein Assist. Sollte bei Oenning eigentlich Chancen haben, sich zu einem Stamm- und Führungsspieler zu entwickeln.

Cicero: War nominell kein Angang, weil Hertha eine Option einfach nicht ziehen konnte. Ging zum VfL Wolfsburg, fand dort nie wirklich in die erste Mannschaft, weil es eine solche nicht gab. 21 Spiele, ein Tor, ein Asisst, eine Saison zum Vergessen.

Rasmus Bengtsson: Ging zum holländischen Spitzenclub Twente Enschede, blieb dort aber auf sporadische Einsätze beschränkt. Wir werden wohl nie wissen, ob er besser geworden wäre als Mijatovic oder gar Maik Franz.

Marc Stein: Ging zum FSV Frankfurt, verschwand in der Versenkung.

Amine Chermiti: Seinen Abgang fanden viele Fans schmerzlich, ich hätte auch gern mehr von ihm gesehen. Landete in Zürich, beim FC, wo er in 17 Spielen neun Tore schoss. Würde ihn gern gelegentlich beobachten, aber wo kann man denn die Axpo Super League in ordentlicher Präsentation sehen?

Nicht näher eingehen kann ich hier auf Christopher Gäng (RB Leipzig, wo der Bullendurchmarsch sich als hindernisreich erweist), Artur Wichniarek (Lech Posen), Lúcio (zurück nach Brasilien, eine harte, sportlich aber leider unumgängliche Entscheidung), Lima (der in Wahrheit schon lang weg war), Rodnei (der auch schon ein Jahr zuvor an den FCK ausgeliehen worden war), und den Pechvogel Florian Kringe, von dem ich gerade nicht weiß, ob er an den Meisterfeiern des BVB teilgenommen hat (Leistungsdaten: zwei Spiele in der Regionalliga West).

Bedauerlich finde ich den Abgang von Shervin Radjabali-Fardi, der aber mit dem Abstieg nichts zu tun hatte; zur generellen Problematik des Nachrückens der Jugendspieler demnächst mehr.

Samstag, Juni 04, 2011

Immer wieder Österreich

Das EM-Qualifikationsländerspiel zwischen Österreich und Deutschland haben wir am Potsdamer Platz gesehen, im Hinterzimmer einer der Sony-Center-Touristenkantinen, auf einem riesigen Schirm mit vergoldetem Rahmen. Die Mannschaft von Dietmar Constantini hat es Deutschland überraschend schwer gemacht, man könnte sogar sagen: sie war sehr gut eingestellt, Taktik und Motivation haben gestimmt, nur die letzte Konsequenz und ein bisschen Cleverness haben gefehlt.

Und dann bekam Mario Gomez fast schon in der Nachspielzeit eine perfekte Banane von Wireless Lahm (©A.R.) serviert, er verwertete per Kopf, und der alte Mythos von der schonungslos effektiven, wenngleich keineswegs berauschenden deutschen Squadra nationale darf jetzt zumindest in Wien wieder erzählt werden.

Österreich griff auf die gute alte Chelsea-Taktik von anno 2006-2009 zurück, installierte zwei Viererketten, die rechts (Dag) schwächer waren als links (Alaba!), und ließ vorne zwei Wühler antreten, den schnellen Harnik und "Jimmy" Hoffer, der Arne Friedrich einen unangenehmen Abend bescherte.

Das "Anlaufen" des Gegners, das gegen Belgien und die Türkei weitgehend unterblieben war, gelang dieses Mal so gut, nämlich zumeist in der Mehrzahl, dass das deutsche schnelle Vertikalspiel nie weit kam (beide Treffer fielen ergo nach Flanken).

Es war ein Spiel unter besonderen Umständen (erhöhte Urlaubsreife), für Österreich enthält es aber auf jeden Fall eine Lektion: Mit einer engagierten Interpretation der Außenseiterrolle ließe sich in Hinkunft noch Manches bewerkstelligen. Und auf die Karriere von Alaba kann man echt gespannt sein.

Freitag, Juni 03, 2011

Haxerl

Österreich gegen Deutschland, dieses Fußballspiel hat mir früher einmal viel bedeutet, heute ist es mir egal. Das liegt nicht daran, dass ich das Land, dem ich laut Reisepass zugehöre, nicht mehr mag. Die Gründe sind vielfältig, das aktuelle österreichische Unvermögen, das durch zwei peinliche Auftritte gegen Belgien und die Türkei vor ein paar Wochen das Heimspiel gegen Deutschland schon irrelevant hat werden lassen, spielt dabei nur am Rande eine Rolle.

Ich kann einfach mit den Nationalteams nicht mehr so viel anfangen, gegen den Trend einer breiten Mehrheit, die erst bei Länderspielen so richtig auf Touren kommt. Ich hingegen finde, dass aufgrund der Besonderheit der internationalen Staatenwelt nur selten wirklich kompetitive Länderspiele stattfinden, das sieht man auch wieder an der aktuellen EM-Qualifikationsgruppe, die Deutschland mühelos beherrscht.

Der österreichische Teamchef Dietmar Constantini hegt die leise Hoffnung, sein Team könne Deutschland heute "ein Haxerl stellen". Wenn man allerdings nicht nur die Leistung, sondern vor allem auch die von ihm zu verantwortende nicht konkurrenzfähige taktische Einstellung gegen Belgien und die Türkei zugrundelegt, dann müsste Deutschland das Spiel heute allein mit der großen Zehe gewinnen.

Gestern habe ich dann zufällig einen neuen digitalen Kanal entdeckt, der sich die Rechte an dem Spiel England-Schweiz morgen Nachmittag gesichert hat. Das interessiert mich nun wieder sehr, denn es zählt zu den Besonderheiten des nationalen Fußballs, dass er zwischen den großen Turnieren zumeist auch nur national übertragen wird, wir also unseren favorisierten Teams gar nicht so leicht folgen können. Da bin ich für jede Aufmischung zu haben, bei der ein kleiner Kanal den großen Sendeanstalten "ein Haxerl" stellt.

Mittwoch, Juni 01, 2011

Knirpsen League

Aus mehreren Gründen sehe ich mich veranlasst, einen Turniergewinn von Herthas U9 zu vermelden: Erstens ging es am 23. Mai in Wien gegen renommierte internationale Opposition, darunter Tottenham Hotspur und im Finale den AC Mailand.

Zweitens fanden die Begegnungen an einem Ort statt, der für meine Sozialisation als Fußballfan von kaum zu überschätzender Bedeutung ist: Im Stadion des SK Rapid Wien, offiziell Gerhard-Hanappi-Stadion, inoffiziell Sankt Hanappi, ein leidlich intaktes Betongeviert, das leider kürzlich in Misskredit kam, weil Rapid-Fans während eines Derbys gegen die Wiener Austria das Feld stürmten und einen Abbruch provozierten. Im Hanappi-Stadion habe ich Dietmar Kühbauer und Horst Steiger angefeuert, um nur zwei Namen zu nennen, an die ich mich gut erinnern kann.

Bei der U9 von Hertha BSC tragen die Spieler Namen wie Nando Hoffmann, Jessic Toukam oder Fatih Barca - das klingt natürlich gleich viel internationaler. Drittens vermelde ich den Titel, weil er eine Woche vor dem CL-Finale ausgespielt wurde - wenn man hochrechnet, wann die in Wien auftretenden Knirpse ihrerseits in ein solches einziehen könnten, dann käme man auf das Jahr 2024 plus, und ich kann mir hier ja zumindest einmal vornehmen, dass ich dann auf Herthas U9 von 2011 zurückkommen möchte.

Langzeitbeobachtungen sind nun einmal einer der faszinierendsten Aspekte des Fußballs. Was macht eigentlich Falko Götz? Er geht nach Vietnam. Das könnte mich jetzt eigentlich auf Malik Fathi bringen, doch trotz aller lobbyistischen Bemühungen der Berliner Hertha-Presse kann ich darin nicht wirklich ein Thema sehen.