Samstag, Februar 28, 2009
Frühlingserwachen
Sieht nach einem tollen Fußballnachmittag aus, der Himmel über Kreuzberg an diesem Samstagmorgen. Die Hertha muss gegen Gladbach spielen, nächste Woche dann in Cottbus. Zwei Pflichtsiege gegen Mannschaften im Abstiegskampf - das ist das Fach, in dem auch Favres Gruppe sich noch immer schwer tut. Unter Coach Götz war die besondere Problemlage dieser Matches dem fehlenden Selbstverständnis geschuldet - die Hertha stand zwischen den Lagern, war unten und oben nicht richtig dabei und spielte deswegen oft mit einem Mangel an Konzentration und Initiative. Ganz frei ist sie auch heute noch nicht von dieser Haltung des Abwartens, unter Favre hat sich allerdings die Grundlagenarbeit stark verbessert, das Abwarten hat nun deutlich höhere Qualität. Der Instinkt dafür, wann abzuwarten und wann nachzusetzen ist, das konsequente Umsetzen der technischen und spielerischen Überlegenheit sind aber immer noch Lernaufgaben. Gladbach wird heute auch deswegen ein interessanter Gegner, weil das Team in der Regel versucht, mitzuspielen. Die Defensive ist nicht ihre Stärke, sie werden deswegen versuchen, die Hertha zu beschäftigen, und diese wiederum wird versucht sein, im eigenen Stadion gegen das Tabellenschlusslicht auf Konter zu spielen. Ich bin gespannt, wer zuerst versucht, sich des Spiels zu bemächtigen. Und ich bin gespannt, ob die Hertha längere Konzentrationsphasen auch dann zustandebringt, wenn der Gegner nicht die Bayern sind.
Samstag, Februar 21, 2009
Schäferstündchen
Eine Woche war sie vorn, die Hertha, heute hat sie gegen den VfL Wolfsburg mit 1:2 verloren, damit ist sie diese Sorge wieder los. Es war eine unglückliche Niederlage, weil das zweite Gegentor durch Dzeko umstritten war - auch mir wollte scheinen, dass er Simunic unsportlich niederrang, um zu dem Kopfball zu kommen, der das Spiel entschied. Hertha war zuvor nach gut zwei Dritteln durch einen Kopfball von Cicero nach Flanke des aufmerksamen Ebert in Führung gegangen, hatte dann nicht nachgesetzt, eine Flanke von Gentner zugelassen, Stein kam gegen Dzeko zu spät, damit war eine Begegnung wieder offen, die von der Hertha davor fast arrogant kontrolliert worden war.
Womit wir beim springenden Punkt sind. Heute waren zwei Dinge gefragt. Erstens die Bestätigung der kompakten Mannschaftsleistung von der letzten Woche. Zweitens ein zusätzliches Element eigener Initiative, eine Willensbekundung, dass die Mannschaft diese Tabellenführung auch aktiv will und nicht nur über Schleichwege dort auftauchen will. Das zweite Element habe ich leider nicht gesehen. Thomas Schaaf, der mit Bremen eine vermaledeite Saison erlebt, hat heute einen schönen Satz gesagt: Seine Mannschaft müsste einmal "mit zwei Toren in Vorsprung geraten".
Das passt hervorragend auf die Hertha, die oft spielt, als wollte sie nicht aktiv in Führung gehen, sondern durch Spielkontrolle irgendwie in Führung geraten. Die vielbeschworene Effizienz hat eine Kehrseite in diesem Mangel an letzter Initiative, die allein auch den Zufall noch zwingen kann.
Die Niederlage hat zudem eine systemische Seite. Es ist kein Zufall, dass beide Gegentore nach Flanken kamen. Marcel Schäfer hatte heute gegenüber Marc Stein so deutlich mehr Spielanteile, dass allein dadurch dem zweiten Gegentor eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen ist. Auch Rodnei auf links ließ nicht übersehen, dass die Hertha weit von zwei international konkurrenzfähigen, offensiv starken Außendeckern entfernt ist.
Der Schiedsrichter hätte das 1:2 nicht anerkennen sollen, aber die Hertha war heute sowieso nicht so drauf, dass sie nicht eine Korrektur verdient hätte. Ich hoffe, sie redet sich nicht weiter auf Knut Kircher hinaus.
Womit wir beim springenden Punkt sind. Heute waren zwei Dinge gefragt. Erstens die Bestätigung der kompakten Mannschaftsleistung von der letzten Woche. Zweitens ein zusätzliches Element eigener Initiative, eine Willensbekundung, dass die Mannschaft diese Tabellenführung auch aktiv will und nicht nur über Schleichwege dort auftauchen will. Das zweite Element habe ich leider nicht gesehen. Thomas Schaaf, der mit Bremen eine vermaledeite Saison erlebt, hat heute einen schönen Satz gesagt: Seine Mannschaft müsste einmal "mit zwei Toren in Vorsprung geraten".
Das passt hervorragend auf die Hertha, die oft spielt, als wollte sie nicht aktiv in Führung gehen, sondern durch Spielkontrolle irgendwie in Führung geraten. Die vielbeschworene Effizienz hat eine Kehrseite in diesem Mangel an letzter Initiative, die allein auch den Zufall noch zwingen kann.
Die Niederlage hat zudem eine systemische Seite. Es ist kein Zufall, dass beide Gegentore nach Flanken kamen. Marcel Schäfer hatte heute gegenüber Marc Stein so deutlich mehr Spielanteile, dass allein dadurch dem zweiten Gegentor eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen ist. Auch Rodnei auf links ließ nicht übersehen, dass die Hertha weit von zwei international konkurrenzfähigen, offensiv starken Außendeckern entfernt ist.
Der Schiedsrichter hätte das 1:2 nicht anerkennen sollen, aber die Hertha war heute sowieso nicht so drauf, dass sie nicht eine Korrektur verdient hätte. Ich hoffe, sie redet sich nicht weiter auf Knut Kircher hinaus.
Dienstag, Februar 17, 2009
Einheit
Am Sonntag war Jaroslav Drobny im RBB-Sportplatz. Er hat seiner guten Leistung gegen den FC Bayern noch einen souveränen Auftritt im TV-Studio hinzugefügt. Fast alle Sender haben ja mehrmals die Szene gezeigt, in der Ribery nach dem Ausgleich der Bayern ihn beinahe tröstete, der Tormann auf den Knien, resignierend die Hände hebend. Nach dem Sieg wurde Drobny vielfach als der Held gefeiert, er selbst sprach eher selbstkritisch davon, dass er den Ball bei dem Schuss von Lucio nicht nach vorn wegspringen hätte lassen dürfen. Er zeigte jene gelassene Souveränität, die einen Professional im Idealfall auszeichnet. Warum ich nach dem Spiel eher Raffael und Nicu und nicht Drobny hervorgehoben habe, hat mit dem Charakter der Begegnung zu tun: Das war für mich keine Defensivschlacht, bei der Drobny den Sieg festhalten musste. Die Bayern hatten ein paar Chancen, es gab eine kritische Periode rund um das Gegentor, aber Drobny tat in diesen Situationen das, was er als letzter Mann tun muss. Er stellte sich in den Weg. Der Held war die "Einheit", von der Lucien Favre in der Pressekonferenz, die ich mit gerade auf Hertha TV angesehen habe, immer wieder sprach. Bemerkenswert unsouverän war, wie Jürgen Klinsmann mit der Niederlage umging. Er sprach auch nach der zweiten Auswärtspleite in Serie immer noch von einem "Lauf", die Tabellenführung sei trotzdem nur eine Frage der Zeit, der "Glaube" unverrückbar. Kann man auch skeptisch Meister werden? Das wäre ein Projekt nach meinem Sinn.
Sonntag, Februar 15, 2009
Lederhose
Da hat mich die Hertha gestern eines Besseren gelehrt, sieh an. Sie hat gegen den FC Bayern gar nicht wie ein Außenseiter gespielt, sondern auf Augenhöhe, in vielerlei Hinsicht sogar reifer und moderner. Zwei Tore durch Voronin (bei zwischenzeitlichem Ausgleich durch Klose) haben zu einem Sieg gereicht, der auch in unserem bürgerlichen Sektor auf dem Oberring zu denkwürdigen Szenen geführt hat.
Was war entscheidend? Natürlich die Leistung des Ensembles, an dem der Coach allerdings zwei wichtige Feinabstimmungen vorgenommen hatte. Stein spielte rechts (und damit gegen Ribery, und zwar sehr gut), links lief Rodnei auf, was mich bei der Nennung der Aufstellung zu einem unsachlichen Kommentar veranlasste. Denkste, der Debütant machte seine Sache ziemlich gut. Zweitens war wichtig, dass Raffael zentral spielen konnte, weil Babic den linken Flügel übernahm (Pantelic saß wegen einer Verletzung auf der Tribüne). Raffael gefiel mir in jeder Hinsicht, er ist inzwischen auch defensiv und läuferisch viel intensiver involviert (er nimmt sich aber auch immer wieder Pausen, wie gegen Bielefeld). Raffaels Einsatz war charakteristisch für die Leistung gestern, die Intelligenz seiner Pässe stand ja nie in Frage.
Voronin profitierte in der ersten Halbzeit von einer super Flanke von Patrick Ebert (und dem Zaudern von Rensing), in der 77. Minuten von einem klassischen Pass in den Lauf, den er gegen die Laufrichtung aller anderen verwerten konnte. Klinsmann und Uli Hoeneß schrieben die Niederlage anschließend der defensiven Spielanlage der Hertha zu, dabei verschwiegen sie, dass Hertha keineswegs mauerte. Sie spielte einfach so, dass in jeder Sekunde alle Mannschaftsteile beteiligt waren.
Mein persönlicher Favorit wird immer mehr Nicu, der plötzlich wie geschaffen für die Sechser-Position scheint - sein eleganter Stil wertet die ganze Hertha auf, seine Ernsthaftigkeit ist vorbildlich, seine Vorstöße in die Spitze sind groß. Hertha wird jetzt einmal eine Woche lang die Tabelle anführen, der FCB sitzt auf seiner Lederhose - der Sprung auf Platz 1 ist "verschoben" (Jürgen Klinsmann). Die ganze Liga wird trachten, den Aufschub zu verlängern.
Was war entscheidend? Natürlich die Leistung des Ensembles, an dem der Coach allerdings zwei wichtige Feinabstimmungen vorgenommen hatte. Stein spielte rechts (und damit gegen Ribery, und zwar sehr gut), links lief Rodnei auf, was mich bei der Nennung der Aufstellung zu einem unsachlichen Kommentar veranlasste. Denkste, der Debütant machte seine Sache ziemlich gut. Zweitens war wichtig, dass Raffael zentral spielen konnte, weil Babic den linken Flügel übernahm (Pantelic saß wegen einer Verletzung auf der Tribüne). Raffael gefiel mir in jeder Hinsicht, er ist inzwischen auch defensiv und läuferisch viel intensiver involviert (er nimmt sich aber auch immer wieder Pausen, wie gegen Bielefeld). Raffaels Einsatz war charakteristisch für die Leistung gestern, die Intelligenz seiner Pässe stand ja nie in Frage.
Voronin profitierte in der ersten Halbzeit von einer super Flanke von Patrick Ebert (und dem Zaudern von Rensing), in der 77. Minuten von einem klassischen Pass in den Lauf, den er gegen die Laufrichtung aller anderen verwerten konnte. Klinsmann und Uli Hoeneß schrieben die Niederlage anschließend der defensiven Spielanlage der Hertha zu, dabei verschwiegen sie, dass Hertha keineswegs mauerte. Sie spielte einfach so, dass in jeder Sekunde alle Mannschaftsteile beteiligt waren.
Mein persönlicher Favorit wird immer mehr Nicu, der plötzlich wie geschaffen für die Sechser-Position scheint - sein eleganter Stil wertet die ganze Hertha auf, seine Ernsthaftigkeit ist vorbildlich, seine Vorstöße in die Spitze sind groß. Hertha wird jetzt einmal eine Woche lang die Tabelle anführen, der FCB sitzt auf seiner Lederhose - der Sprung auf Platz 1 ist "verschoben" (Jürgen Klinsmann). Die ganze Liga wird trachten, den Aufschub zu verlängern.
Samstag, Februar 14, 2009
Höhenkammer
Der Auswärtssieg von Bayer Leverkusen bei Hoffenheim am Freitagabend lässt das Spiel zwischen Hertha und Bayern heute Nachmittag zu einem echten Gipfelsturm werden: Die Mannschaft, die gewinnt, steht auch am Montag auf Platz 1 der Bundesliga. Ein Gipfeltreffen wird es deswegen nicht werden: Obwohl die beiden Mannschaften unmittelbar nebeneinander fast ganz oben stehen, wird die Hertha wie gewohnt die Rolle des Außenseiters übernehmen. Der "game plan" wird der eines Auswärtsspiels sein, sie wird versuchen, so lange wie möglich ohne Gegentor auszukommen und so spät wie möglich ein eigenes zu erzielen. Der BVB hat es vorige Woche falsch gemacht, als er in der Allarena schon in der zweiten Minute in Führung ging. Das reizt den Gegner, die Bayern aber muss man einschläfern. Das ist in dieser Saison nicht mehr so einfach wie früher, denn das Spiel hat unter Klinsmann ganz schön an Zug gewonnen. Lahm, Zé Roberto und Ribery bilden eine bemerkenswerte Achse, Luca Toni wird sich ärgern, dass er es dieses Mal mit Friedrich und nicht mit von Bergen zu tun bekommt. Der Schweizer wird trotzdem ein Schlüsselspieler für die Hertha heute. Gehen wir einmal davon aus, dass der Coach auf Experimente verzichtet und mit Stein, Simunic, Friedrich und von Bergen eine Viererkette aufstellt. Dann wird Nicu vermutlich mit Ebert das rechte Mittelfeld bilden, damit jenen Mannschaftsteil, der gut beschäftigt sein wird. Von Eberts Konzentration wird viel abhängen, gegen Frankfurt hat er sich häufig zu sehr nach innen orientiert und den Flügel verwaist gelassen. Die Berliner Tabloids empfehlen umgekehrt der Hertha, sich über Christian Lell herzumachen. Der rechte Außendecker der Bayern gilt als Schwachstelle, gegen den BVB habe ich das nicht so gesehen. Alle rechnen mit Babic auf links außen, hinter ihm Dardai und Stein, im Sturm Voronin und Raffael (oder Chermiti, wer weiß). Die Bayern werden heute den Gipfel erstürmen wollen, Hertha aber wird vorgehen wie ein Himalaya-Bergsteiger, Schritt vor Schritt setzen und trachten, nicht durch ein Gegentor zurückgeworfen zu werden. Ohne Chance ist sie nicht. Immerhin trainiert sie schon gelegentlich in einer Höhenkammer. Ob es für ganz oben reicht?
Mittwoch, Februar 11, 2009
Schneeregen
Berlin bereitet sich auf den Klassiker gegen den FC Bayern vor. Das Wetter wird täglich schlechter, heute ist es schon so unwirtlich, wie es am Samstag für die Favoriten insgesamt werden soll. Es sieht nun auch alles danach, dass der alte Wühler Pal Dardai für die Begegnung fit wird - er ist tatsächlich so etwas wie ein Talisman für die Hertha, wenn es gegen den FCB geht, denn Dardai hat nicht nur schon mitgeholfen, sich mit einem torlosen Remis mit Anstand aus der Affäre zu trotzen, er hat sogar schon getroffen gegen die Hauptattraktion der Liga. Die Bayern werden diesem Ruf heuer auch immer mehr gerecht, das Match gegen den BVB am Sonntag war von einem Tempo geprägt, das die Hertha erst einmal Mühe haben wird, zu drosseln. Vor allem auf unserer rechten Seite, wo vermutlich Ebert, Nicu und von Bergen gegen Lahm, Zé Roberto und Ribery zu arbeiten haben werden - und ich hoffe stark, dass Lucien Favre nicht wieder mit einer experimentellen Formation auflaufen lässt, wie beim gründlich missratenen und vercoachten Hinspiel. 4-4-2 soll es sein, Cufré bitte allenfalls auf die Bank, Pantelic und Voronin gemeinsam vorn, Raffael in Reserve. Aber heute muss ja noch nicht aufgestellt werden, wir können noch drei Tage die Dossiers aus den medizinischen Abteilungen lesen.
Samstag, Februar 07, 2009
Dominanz
Die Hertha hat sich eine vorübergehende Tabellenführung erspart. Sie hat gestern Abend in Bielefeld 1:1 gespielt, ein faires Remis zwischen zwei Mannschaften, die nicht so weit auseinanderliegen wie der Tabellenplatz signalisiert. Auf eine gewisse Weise aber dann doch, denn Spieler laufen und kämpfen anders, wenn sie unten drinnen stehen, aber prinzipiell an sich glauben - das ist bei der Arminia unter Frontzeck offensichtlich der Fall.
Die Hertha hatte Vorteile, sie hatte das Spiel nach einer frühen Führung durch Voronin (langer Abschlag Drobny, der Ukrainer zieht halbrechts energisch davon und schließt mit einem satten Schuss ins ganz lange Eck ab) im Griff, machte dann aber wieder einmal nichts damit. Kurz vor der Pause zeigte der über links heraneilende Wichniarek dem weit rechts draußen im Halbfeld laufenden Kucera mit der linken Hand an, wohin er eine lange, lange Flanke haben wollte - Herthas Debütant Cufré war nicht wach genug, das zu gewärtigen, es sah dann recht unbeholfen aus, wie er neben dem Polen in den Strafraum stürzte, weit entfernt von einer Möglichkeit, noch einzugreifen.
Die seltsame Taktik der ersten Hälfte (mit Cufré als Irrläufer zwischen von Bergen und Ebert auf der rechten Seite und Stein im Niemandsland zwischen Viererkette und Mittelfeld) korrigierte der Coach in der Pause, er nahm Cufré hinunter und brachte Chermiti. Zwischen der 50. und der 55. Minute schien die Hertha dann dank ihrer technischen Überlegenheit die Sache zu übernehmen, dann verfiel sie aber wieder in eine prinzipielle Passivität, die zum Thema der zweiten Saisonhälfte werden könnte. Denn eine Mannschaft, die da oben steht, muss irgendwann auch vom Willen her gegen eine Mannschaft wie Bielefeld mehr an Dominanz interessiert sein.
So aber gab sie das Spiel weitgehend aus der Hand, es wurde auch nicht mehr wirklich gefährlich, und zweimal deutete Hertha mit Kombinationen über die Flügel an, wie das Konzept aussieht. In der Praxis waren die Flügel Raffael und Ebert gestern schwach, der eingewechselte Chermiti gab immerhin zu erkennen, dass er den Weg in den Strafraum sucht, und Nicu hatte gegen Eilhoff in der heißesten Situation der zweiten Hälfte einen Vorteil von einer "split second", den er unerklärlicherweise nicht nützte. Er hätte den Ball nach links ziehen können, es hätte sicher Elfmeter gegeben, aber Nicu versuchte gar nicht, ihn zu spielen. Zu brav? Zu sehr darauf bedacht, den Goalie nicht zu verletzen? Es fehlte auch hier genau jenes letzte Engagement, auf das es im Spitzenfußball ankommt.
Die Hertha hatte Vorteile, sie hatte das Spiel nach einer frühen Führung durch Voronin (langer Abschlag Drobny, der Ukrainer zieht halbrechts energisch davon und schließt mit einem satten Schuss ins ganz lange Eck ab) im Griff, machte dann aber wieder einmal nichts damit. Kurz vor der Pause zeigte der über links heraneilende Wichniarek dem weit rechts draußen im Halbfeld laufenden Kucera mit der linken Hand an, wohin er eine lange, lange Flanke haben wollte - Herthas Debütant Cufré war nicht wach genug, das zu gewärtigen, es sah dann recht unbeholfen aus, wie er neben dem Polen in den Strafraum stürzte, weit entfernt von einer Möglichkeit, noch einzugreifen.
Die seltsame Taktik der ersten Hälfte (mit Cufré als Irrläufer zwischen von Bergen und Ebert auf der rechten Seite und Stein im Niemandsland zwischen Viererkette und Mittelfeld) korrigierte der Coach in der Pause, er nahm Cufré hinunter und brachte Chermiti. Zwischen der 50. und der 55. Minute schien die Hertha dann dank ihrer technischen Überlegenheit die Sache zu übernehmen, dann verfiel sie aber wieder in eine prinzipielle Passivität, die zum Thema der zweiten Saisonhälfte werden könnte. Denn eine Mannschaft, die da oben steht, muss irgendwann auch vom Willen her gegen eine Mannschaft wie Bielefeld mehr an Dominanz interessiert sein.
So aber gab sie das Spiel weitgehend aus der Hand, es wurde auch nicht mehr wirklich gefährlich, und zweimal deutete Hertha mit Kombinationen über die Flügel an, wie das Konzept aussieht. In der Praxis waren die Flügel Raffael und Ebert gestern schwach, der eingewechselte Chermiti gab immerhin zu erkennen, dass er den Weg in den Strafraum sucht, und Nicu hatte gegen Eilhoff in der heißesten Situation der zweiten Hälfte einen Vorteil von einer "split second", den er unerklärlicherweise nicht nützte. Er hätte den Ball nach links ziehen können, es hätte sicher Elfmeter gegeben, aber Nicu versuchte gar nicht, ihn zu spielen. Zu brav? Zu sehr darauf bedacht, den Goalie nicht zu verletzen? Es fehlte auch hier genau jenes letzte Engagement, auf das es im Spitzenfußball ankommt.
Mittwoch, Februar 04, 2009
Neuschnee
Die Hertha bereitet sich gelassen auf Bielefeld vor. Am Sonntag hat man Marko Pantelic zum RBB-Sportplatz geschickt, der serbische Stürmer zeigte sich von seiner besten Seite, ich bin wirklich sehr dafür, dass man sich mit ihm irgendwie zu einigen versucht. Er ist nämlich auch eine Persönlichkeit, ein interessanter, intelligenter Typ, und damit durchaus wertvoll für Hertha. Gojko Kacar laboriert immer noch an den Folgen seiner Verletzung aus dem Dezember, die Achillessehne ist "gereizt", heißt es. Er wird gegen Bielefeld fehlen.
Währenddessen hab ich natürlich gespannt nach London geschaut, wo die Schließung des Transferfensters dieses Mal von ungewohntem Schneefall verdunkelt war. Arsenal hat Andrej Arshavin von Zenit St. Petersburg verpflichtet, dabei aber so lange gepokert, dass der Deal mit Verspätung bestätigt wurde. Jetzt könnte es sein, dass die Konkurrenz den Transfer noch anficht.
Das erste Interview mit dem Russen bei Arsenal TV klingt vielversprechend: Er hat seit Jahren privat Englisch gelernt, man merkt ihm an, wie bewusst er seine Worte wählt, auch er ist ein Typ wie Pantelic. Da die Saison bei den Gunners äußerst unbefriedigend verläuft, bin ich auf Arshavin mehr als nur neugierig. Ich bin gespannt. Er hat aber noch Trainingsrückstand. Zuerst muss aber ohnehin einmal der Schnee weg.
Währenddessen hab ich natürlich gespannt nach London geschaut, wo die Schließung des Transferfensters dieses Mal von ungewohntem Schneefall verdunkelt war. Arsenal hat Andrej Arshavin von Zenit St. Petersburg verpflichtet, dabei aber so lange gepokert, dass der Deal mit Verspätung bestätigt wurde. Jetzt könnte es sein, dass die Konkurrenz den Transfer noch anficht.
Das erste Interview mit dem Russen bei Arsenal TV klingt vielversprechend: Er hat seit Jahren privat Englisch gelernt, man merkt ihm an, wie bewusst er seine Worte wählt, auch er ist ein Typ wie Pantelic. Da die Saison bei den Gunners äußerst unbefriedigend verläuft, bin ich auf Arshavin mehr als nur neugierig. Ich bin gespannt. Er hat aber noch Trainingsrückstand. Zuerst muss aber ohnehin einmal der Schnee weg.
Sonntag, Februar 01, 2009
Flow
Nicht einmal 40000 Zuschauer waren gestern zum Start der Rückrunde ins Olympiastadion gekommen. Pünktlich zum Anpiff war die Sonne untergegangen, der Wind pfiff mit neuer Kraft durch die Gemäuer, sogar ein paar Schneeflocken trudelten durch das Oval. Die Hertha aber ließ sich den Nachmittag nicht verderben: Sie schlug Eintracht Frankfurt mit ein bisschen Glück, aber auch sehr überzeugend mit 2:1 und deutete an, dass sie für die zweite Halbserie gerüstet ist.
Coach Favre wartete mit einer überraschenden Aufstellung auf. Er verzichtete auf einen frühzeitigen Einsatz der noch nicht integrierten Neuen Babic und Cufré. Des Puzzles Lösung lag darin, dass er Nicu auf die Sechserposition neben Cicero stellte. Er ist eigentlich ein Flügelspieler, gestern zeigte er exemplarisch, was Favre sich unter einem "polyvalenten" Fußballer vorstellt. Gelassen, mit viel Übersicht (ausgenommen die ersten fünf Minuten nach der Pause) und gut dosierten offensiven Interventionen, zeigte Nicu, wie sich ein Einzelner in ein funktionierendes Kollektiv auch an unerprobter Stelle einfügen kann.
Der (auch defensiv) starke Raffael links und der ein paar Mal unkonzentrierte, aber auch gute Ebert rechts ergänzten ein elastisches Mittelfeld, vor dem Voronin meist eher unglücklich und Pantelic durchweg überzeugend arbeiteten. Das erste Tor nach zwanzig Minuten, der verschossene Elfmeter von Cicero nach einer halben Stunde und das zweite Tor nach fünfzig Minuten waren Resultate konsequenter Laufarbeit und individueller Klasse von Pantelic, der vor dem ersten Tor Friedrich mit einem tollen Pass auf dem rechten Flügel an die Grundlinie schickte und gleich darauf selbst in der Mitte von dessen, durch Voronins missglückten Fallrückzieher abgelenkter Flanke profitieren konnte.
Fußball ist ein System der Raumbeherrschung, das nichtsdestoweniger auf unerwartetes Auftauchen hinausläuft. Die Hertha kann das jetzt schon ganz gut. Sie wird sich daran zu bewähren haben, dass auch ihre Serie (knappe Siege wiegen die Liga in Sicherheit) irgendwann abreißen wird. Ralf Rangnick spricht statt Serie von "Flow", ein Wort, das auch gut auf die Hertha passt, die nahezu unsichtbar Druck macht und sich "fließend" nach vorn schleicht.
Coach Favre wartete mit einer überraschenden Aufstellung auf. Er verzichtete auf einen frühzeitigen Einsatz der noch nicht integrierten Neuen Babic und Cufré. Des Puzzles Lösung lag darin, dass er Nicu auf die Sechserposition neben Cicero stellte. Er ist eigentlich ein Flügelspieler, gestern zeigte er exemplarisch, was Favre sich unter einem "polyvalenten" Fußballer vorstellt. Gelassen, mit viel Übersicht (ausgenommen die ersten fünf Minuten nach der Pause) und gut dosierten offensiven Interventionen, zeigte Nicu, wie sich ein Einzelner in ein funktionierendes Kollektiv auch an unerprobter Stelle einfügen kann.
Der (auch defensiv) starke Raffael links und der ein paar Mal unkonzentrierte, aber auch gute Ebert rechts ergänzten ein elastisches Mittelfeld, vor dem Voronin meist eher unglücklich und Pantelic durchweg überzeugend arbeiteten. Das erste Tor nach zwanzig Minuten, der verschossene Elfmeter von Cicero nach einer halben Stunde und das zweite Tor nach fünfzig Minuten waren Resultate konsequenter Laufarbeit und individueller Klasse von Pantelic, der vor dem ersten Tor Friedrich mit einem tollen Pass auf dem rechten Flügel an die Grundlinie schickte und gleich darauf selbst in der Mitte von dessen, durch Voronins missglückten Fallrückzieher abgelenkter Flanke profitieren konnte.
Fußball ist ein System der Raumbeherrschung, das nichtsdestoweniger auf unerwartetes Auftauchen hinausläuft. Die Hertha kann das jetzt schon ganz gut. Sie wird sich daran zu bewähren haben, dass auch ihre Serie (knappe Siege wiegen die Liga in Sicherheit) irgendwann abreißen wird. Ralf Rangnick spricht statt Serie von "Flow", ein Wort, das auch gut auf die Hertha passt, die nahezu unsichtbar Druck macht und sich "fließend" nach vorn schleicht.
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