Dienstag, August 29, 2006
Rampenschwein
Das 1:1 am Sonntag gegen den HSV muß als Erfolg betrachtet werden. Die Hertha war in den ersten zwanzig Minuten unangenehm deutlich zum Reagieren gezwungen. Die vielen Situationen mit ruhendem Ball haben ein Spiel nach vorn gar nicht aufkommen lassen. Seltsamerweise hat der Führungstreffer für Hamburg das Spiel gedreht. Danach war die Hertha aktiv. Der HSV hat also ein wenig so gespielt, wie wir es von Hertha BSC häufig gesehen haben. Der Ausgleich durch Gimenez war verdient, aber glücklich - wäre nicht der neue Hamburger Innenverteidiger Mathijsen zur Vorsicht ein paar Schritte nach hinten gegangen (während alle seine Kollegen schon hinausliefen), wären vier Herthaner im Abseits gestanden. Die Szene des Spiels kam von Pantelic, der sich wieder einmal lächerlich machte, indem er bei seiner Auswechslung einen g'schamsten Diener an das Publikum richtete. Damit mag er sich für eine zweite Karriere als Rampensau in einem Wiener Mitteltheater empfehlen, aber nicht als anerkannter Fußballprofi. Coach Götz hat hinterher die richtigen Worte gefunden: "Wir wollen so nicht wahrgenommen werden." Sondern so, wie Patrick Ebert spielt - no nonsense.
Samstag, August 26, 2006
Gute Tat
Während der Woche hat Hertha eine kleine Weltreise unternommen. Ein 2:2 bei Ameri Tiflis hat gereicht, um die erste Runde des Uefa-Cups zu erreichen. Die Fernsehübertragung war so abenteuerlich, wie der ganze Trip gewesen sein muß. Das 1:1 durch Lakic hat die Regie glatt verpaßt, die Szene konnte auch später nicht mehr aufgetrieben werden. Das Ergebnis muß man nicht überbewerten, wohl aber sind die Reisestrapazen nicht zu unterschätzen. Der Eurosport-Kommentator vergaß zwischendurch nicht zu erwähnen, daß Dieter Hoeneß in Tiflis ein Waisenhaus besucht und eine bedeutende Summe harter Währung gespendet hat. Die Website von Hertha gibt da auch ganz konkret und stolz Auskunft: 1500 Euro gingen an Frau Gogotschuri. Danke, Hertha!
Dienstag, August 22, 2006
Kavalierstart
Über die neue Dauerkarte habe ich mich ein wenig früh gefreut. Wir haben uns um einen Sektor verbessert, sitzen nun ziemlich an der Mittellinie, und ich habe einen Platz am Rand, worauf ich Wert lege, weil ich es mit den Menschenmassen nicht so habe. Blöderweise ist unser neuer Sektor ein wenig vergnügungssüchtig, mehrmals pro Halbzeit kommen Männer mit Zehnerstapeln von Plastikbechern an uns vorbei, um sie gut gefüllt wieder mitzubringen - die Damen in der Reihe wissen den Kavaliersdienst zu schätzen. Über das häufige Aufstehen tröstete der Anblick des Herrn mit der Zigarre, der uns manches Spiel in den letzten Jahren verstunken hat, hinweg. Er sitzt in sicherer Entfernung am üblichen Platz. Die vier Tore gegen H96 habe ich alle gesehen, auch das kuriose Manöver des Linienrichters, das zum 1:0 beigetragen hat. Gimenez hat bewiesen, daß er weiß, "wo das Tor steht" (Hertha-Sprachregelung für das Anforderungsprofil an einen Hertha-Stürmer) - er hat einmal sogar das Tor getroffen, am Pfosten. Der Sieg war okay und machte gute Stimmung, ich würde von einem Kavalierstart sprechen - einmal ordentlich auf das Gas steigen bedeutet noch keine gute Fahrt. Immerhin aber hat die Hertha bewiesen, daß sie weiß, wo vorn ist - dort, wo seit Klinsmann plötzlich alle hinspielen wollen.
Samstag, August 19, 2006
Nationalverteidigung
Heute also das erste Heimspiel mit der neuen Dauerkarte. Wir haben uns um eine Kategorie und einen Sektor zur Mitte verbessert. Den Gegner Hannover nehmen wir als notwendige Orientierung - gegen eine der grauen Mächte der Liga müssen wir gewinnen, um uns zu unterscheiden. Immerhin können wir auf das Selbstbewußtsein der "Löwen" zählen: Friedrich und Fathi. Wie ich Coach Götz, den Zauderer, kenne, wird er Cairo rechts weiterhin eine Chance geben vor Ebert, und er wird gegenüber Chahed im defensiven Mittelfeld die konservative Lösung Dardai bevorzugen. Daran soll es nicht scheitern - ich freue mich schon. Und die Premier League geht auch wieder los - das freut mich noch mehr.
Sonntag, August 13, 2006
Zweistellige Null
Das war also der Auftakt zur neuen Saison: 0:0 bei Wolfsburg, der alten, neuen grauen Macht der Liga. Hertha war ebenbürtig, das 0:0 war verdient, ein Tor hätte den Eindruck dieses Spiels grob verzerrt. Man soll aus dem ersten Match (ohne Marcelinho) keine großen Schlüsse ziehen, aber ich will doch hoffen, daß das heute nicht repräsentativ war. Hinten halbwegs sicher, gegen allerdings unfähige Gegner, im Spielaufbau katastrophal, in der ganzen Anlage schwer ausbaubedürftig. Die Wolfsburger brachten das Spiel schon in der ersten Halbzeit mit vielen Fouls zur Strecke, danach war es ein unbedarftes Gestocher auf beiden Seiten, wobei Malik Fathi sich einmal am eigenen Fünfer selbst auf die Füße stieg. Gilberto sehr fehlerhaft, van Burik ein permanenter Gefahrenherd, Bastürk recht wirkungslos - das waren die Führungsspieler. Nur Arne Friedrich zeigte erste Ansätze zu seinem Comeback. Der Coach brachte erst in der 70. Minute den neuen Stürmer Gimenez, nahm dafür aber unverständlicherweise Pantelic vom Platz und ließ Lakic drauf. Ebert, der nach einer Stunde für den gewohnt stümperhaften Cairo kam, gab auch Grund zur Hoffnung. In der Nachspielzeit wechselte Götz dann noch Ede ein, und das Gesicht, das er dabei machte, war ganz zufrieden. Er wollte den Punkt, und übersah die zweistellige Null, die Hertha heute produzierte. Erster Tag, Tabellenrang 11 - schmeichelhaft.
Stammformation
Das wäre heuer meine ideale Hertha:
Fiedler
Friedrich-van Burik-Simunic-Fathi
Chahed-Boateng-Gilberto-Bastürk
Pantelic-Gimenez
Fiedler
Friedrich-van Burik-Simunic-Fathi
Chahed-Boateng-Gilberto-Bastürk
Pantelic-Gimenez
Vorschau: Coach Götz
In dieser Saison kann er zeigen, ob er ein guter Trainer ist. Was mich gelegentlich daran zweifeln läßt: Er findet die Balance zwischen Vorsicht und Risiko selten. Meistens stellt er die Mannschaft ein, zwei Spieler zu konservativ auf, und er neigt dazu, die Offensive durch Auswechslungen zu schwächen, wenn Hertha in Führung liegt. Zwei Jahre lang hat er das Team auf eine Kontermentalität konditioniert - wird er in diesem Jahr daran arbeiten, die Hertha von der Gnade der Gegner unabhängiger zu machen? Wird er sie dazu bringen, nach Möglichkeit neunzig Minuten selbst zu agieren und den Rhythmus des Spiels zu prägen? Gelegentlich riskiert Götz eine Dreierkette, nicht selten im falschen Moment - so vercoachte er ausgerechnet das Schlüsselheimspiel gegen Werder Bremen im Vorjahr, als er Arne Friedrich allein in die Zentrale stellte. Die Schwäche der Hertha bei Standards (defensiv und offensiv) fällt eindeutig auf den Trainer zurück - mit dem jungen Patrick Ebert gibt es jetzt immerhin einen guten Cornerschützen (was durfte Marcelinho nicht jahrelang für sinnlose Bananen dreschen!). Mit einem Wort: Ich bin skeptisch. In der Trainerhierarchie der Bundesliga liegt Götz meiner Meinung nach nicht auf einem internationalen Rang. Schaaf, Doll, von Heesen, Klopp, Meyer erscheinen mir plausibler. Götz liegt für mich auf einer Ebene mit Magath (ohne dessen Millionen) und Skibbe. Prognose: UI-Cup.
Donnerstag, August 10, 2006
Geheimwatte
Da war es wieder, heute abend im Jahnsportpark: dieses Stöhnen, das die Hertha bei den Fans auslöst, wenn sie einfach nicht in die Gänge kommt. Das 1:0 gegen den FC Ameri Tiflis heute war eine Qual, aber die 7000 Treuen haben es mit Gleichmut hingenommen. Nur manchmal, wenn einer der tausend Querpässe wieder drei Meter hinter dem Adressaten ankam, wenn ein Antritt abgebrochen und der Ball wieder zurück in die Ausgangsposition bei Simunic oder van Burik geschoben wurde, ging ein Stöhnen durch die Reihen. Ich kenne es noch aus dem Vorjahr, als die Hertha den Uefacup durch Arbeitsverweigerung gewinnen wollte. Coach Götz hatte ultrakonservativ aufgestellt, mit Dardai im defensiven Zentrum, Cairo auf rechts und Neuendorf auf links. Bastürk blieb wirkungslos, wie auch Gilberto und der neue Jungstürmer Lakic. Nur Pantelic wollte heute gewinnen, und die jungen Spieler, die dann doch noch kamen: Okoronkwo und Ebert. Okoronkwo erzielte in letzter Minute den einzigen Treffer, und Ebert brachte in einer Viertelstunde mehr interessante Flanken zur Mitte als Cairo in der fünffachen Zeit. Ich will aus dem Spiel keine großen Schlüsse ziehen, aber ein Interesse, in diesem Jahr im Uefacup mitzuspielen, haben heute nur drei, vier Spieler bewiesen, und es waren nicht die "Führungsspieler", die Coach Götz "in Watte packen" will. Vielleicht ist Dardai ja die Watte.
Sonntag, August 06, 2006
Derby
Zum ersten Mal war ich heute im Jahn-Sportpark. Das Derby zwischen den Amateuren von Hertha BSC und dem FC Union hat mich interessiert, auch deswegen, weil absehbar war, daß einige der jungen Profis, die neu bei der ersten Mannschaft sind, dort auflaufen würden. Die Stimmung war herbstlich, und natürlich längst nicht so intensiv wie bei einem Bundesliga-Match, aber das war es gerade, was mir gefiel. Die Hertha hat recht sang- und klanglos mit 0:3 verloren, aufgrund von individuellen Fehlern in erster Linie. Von den Hoffnungsträgern gefielen mir Patrick Ebert und Amadeus Wallschläger mit Abstand am besten. Ebert spielte, wenn er nicht gerade nach links auswich, rechts halboffensiv hinter dem ein wenig fahrigen Halbstürmer Christian Müller. Nicht alles, was er versuchte, klappte auch perfekt, aber er war ideenreich und schnell und wird sich die Spiele von Franck Ribery bei der WM mit Interesse angesehen haben - in diese Richtung könnte er sich entwickeln. Wallschläger spielte in der ersten Halbzeit links hinten, nach der Pause und der Auswechslung des zentralen Defenders Robert Müller in der Innenverteidigung. Bei dritten Tor war er chancenlos, das brockte ihm Jerome Boateng ein, ansonsten war er aber Herr der Lage. Interessant auch der rechte Verteidiger Manuel Schmiedebach, von dem ich bisher noch gar nichts gehört hatte. Er war am ersten Gegentreffer beteiligt, gefiel mir aber durch gute Technik und offensive Ansätze. Ich werde jetzt nicht systematisch den Scout beim eigenen Nachwuchs machen, aber ein wenig bin ich doch auf den Geschmack gekommen.
Samstag, August 05, 2006
Mattersburg
Noch eine Urlaubsnachlese. Am 25. Juli spielte Arsenal in Österreich einen Test gegen Mattersburg, im Pappelstadion im schönen Mittelburgenland. Wir waren natürlich da, sahen aber nicht viel, denn in den ersten sechzig Minuten spielte das C-Team, mit Ausnahme von Hleb und von Flamini, der im zentralen Mittelfeld zum Einsatz kam, während der Saison möglicherweise aber wieder links hinten spielen wird (es gibt schon wieder Streit um Ashley Cole). Nach der Pause kamen dann ein paar Stars, und ich konnte zwei, drei Läufe von Eboue mit eigenen Augen verfolgen.
Unser Freund Walter K. hat zwischendurch ein Foto von Arsène Wenger gemacht, das uns ein wenig Rätsel aufgab: Worauf genau sitzt der Arsenal-Trainer da? Ein orthodoxer Lotussitz ist das nicht, auch wenn bekannt ist, daß Wenger einmal ein Buch über den Buddhismus gelesen hat. Sitz oder Hocke oder Yoga-Stellung - es paßt zu diesem Fußball-Lehrer, den meine Frau zwei Tage vor dem WM-Finale noch in der Herrenabteilung der Galeries Lafayette in wenig kleidsamen Shorts gesehen hatte. Sie hat mich damals auch sofort verständigt, ich konnte meiner Verpflichtung als höflicher Paparazzo jedoch nicht rechtzeitig nachkommen. In Mattersburg war ich schon näher dran.
Unser Freund Walter K. hat zwischendurch ein Foto von Arsène Wenger gemacht, das uns ein wenig Rätsel aufgab: Worauf genau sitzt der Arsenal-Trainer da? Ein orthodoxer Lotussitz ist das nicht, auch wenn bekannt ist, daß Wenger einmal ein Buch über den Buddhismus gelesen hat. Sitz oder Hocke oder Yoga-Stellung - es paßt zu diesem Fußball-Lehrer, den meine Frau zwei Tage vor dem WM-Finale noch in der Herrenabteilung der Galeries Lafayette in wenig kleidsamen Shorts gesehen hatte. Sie hat mich damals auch sofort verständigt, ich konnte meiner Verpflichtung als höflicher Paparazzo jedoch nicht rechtzeitig nachkommen. In Mattersburg war ich schon näher dran.
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