Freitag, August 31, 2007

Kommersant

Bei Arsène Wenger persönlich würde Alisher Usmanow vielleicht keinen Vertrag bekommen (er hat not exactly "the looks of Arsenal"), durch die Hintertür kommt der usbekische Geschäftsmann jetzt aber doch ins große Spiel um den Club aus London: David Dein, ehemaliger wichtiger Funktionär, dann im Streit ausgeschieden, hat seine Anteile verkauft, und schon haben die englischen Tabloids ihren Spaß. Wenger mit Pelzhaube, und so weiter. Ob Usmanow einer zweiter Abramowitsch wird, hängt auch davon ab, ob er mehr als die gut 15 Prozent Anteile bekommt, die er jetzt erst hat. Er gilt als Putin-Freund, besitzt aber auch die Wirtschaftszeitung Kommersant, deren liberalen Kurs er bisher nicht hintertrieben hat. Am Sonntag spielt Arsenal gegen Portsmouth, da sollten A. und ich schon in Toronto sein, und weil die Schwiegereltern eigens für den Besuch aus Europa den "soccer channel" im Kabelpaket gebucht haben, könnte dies von mir sogar verfolgt werden - Frühstücksfernsehen Premier League. Hertha morgen gegen Wolfsburg, da sitzen wir gerade in Flieger der British Airways. Hätte gern gesehen, ob Tobias Grahn diese Woche ein wenig Match-Fitness dazugewonnen hat. Hätte auch gern gesehen, ob Josip Simunic morgen die Bank drücken muss. Ich möchte dann zum Heimspiel gegen Dortmund wieder da sein, bis dahin also Fussball aus der Perspektive des "soccer channels".

Montag, August 27, 2007

Charisma

In den Montagsblättern wird die Niederlage von Hertha vor zwei Tagen bei Arminia Bielefeld durchweg recht positiv kommentiert. Da wird eine Überlegenheit der Berliner beschrieben, die ich so nicht gesehen habe, die aber sicher bestand: Ballbesitz, Technik, da gab es eine Menge zu hoffen. Kann mich aber erinnern, dass ich am Samstag vor dem Fernseher saß und mir dachte: Sieht gut aus, was aber, wenn sie einfach kein Tor schießen? Denn nach einem Tor sah es nicht so richtig aus. Aus den Zeitungen war dann auch zu erfahren, dass Tobias Grahn zur Halbzeit ausgewechselt wurde, weil es ihm noch an Match-Fitness fehlt. Seine Schwalbe kurz vor der Pause hat die Schiedsrichter sicher weiter darauf sensibilisiert, was die Herthaner im Strafraum machen - der berechtigte Elfer, den sie demnächst nicht bekommen, wird ihnen hoffentlich nicht abgehen (van Persie hat am Samstag für Arsenal auch einen Penalty vergeben, und Fabregas hat ihn wenig später herausgerissen). Grahn möchte ich auf jeden Fall wiedersehen, auch und gerade im Zusammenspiel mit Pantelic. Am Samstagabend war dann Lucien Favre noch im ZDF-Sportstudio: es war ein Auftritt, der für ihn eine Folter gewesen sein muss, denn es gab überhaupt kein Gespräch, jede Frage wurde durch einen dämlichen Einspieler ergänzt. Favre war deutlich nervös, noch deutlicher war aber, welches Charisma er haben kann. Hoffentlich tut er sich den deutschen Medienzirkus noch lang genug an.

Samstag, August 25, 2007

Bielefeld bei London

Ein Match, in dem Dardai Kapitän ist, darf die Hertha nicht gewinnen: Entsprechend hat sie heute in der Schüco-Arena in Bielefeld ein leicht zu habendes Match dämlich hergeschenkt, während nur eine halbe Stunde zeitversetzt in einer anderen Liga (nie war dieser Ausdruck zutreffender) Arsenal in einem Duell auf Biegen und Brechen die bisher in drei Spielen siegreichen Manchester City durch ein Tor von Cesc Fabregas in der 80. Minute schlug. Ich war da schon dabei, habe davor aber doch die Hertha angeschaut, weil ich eigentlich voller Hoffnung war, aber schon in der ersten Halbzeit erwies sich, dass die mögliche Überlegenheit ständig durch inkonsequentes Spiel und naive Ballverluste vergeben wurde. Tobias Grahn führte sich mit einer Schwalbe ein, er deutete aber für meine Begriffe an, dass er etwas bringen kann. Favre sprach ihm aber zur Pause das Misstrauen aus, danach zeigte Gilberto einmal mehr, dass er als zentraler Spielmacher nicht geeignet ist. Vorne behauptete Okoronkwo kaum einen Ball, links trieb Lucio den Ball unermüdlich vor sich her und in die Beine der Bielefelder. Zumindest machte die Defensive einen guten Eindruck: Simunic und von Bergen ließen wenig zu. Erst spät korrigierte Favre seine extrem konservative Taktik mit Schmidt und Dardai im zentralen Mittelfeld, es half aber nichts, weil da aus einem indirekten Freistoß vom Fünfer nach Rückpass auf Drobny schon das Tor gefallen war, dem Malik Fathi schließlich in der 90. Minute durch einen weiteren fatalen Rückpass (an Drobny vorbei, auf Wichniarek, den dankbaren Rächer seiner von der Hertha während seiner Berliner Zeit gründlich verletzten Ehre) ein zweites draufsetzte. Zugegeben: Hertha spielte heute mit seinem zweiten Sturm. Pantelic war verletzt. Aber auch so darf man sich nicht so ziellos mit optischer Überlegenheit zufriedengeben. Chahed sollte sich für meine Begriffe heute aus der Mannschaft gespielt haben, der für ihn gekommende Mineiro hat in ihr aber auch nichts zu suchen. Belassen wir es bei dem Stehsatz von Favre: Noch viel Arbeit.

Spree-Beckham

Die Hertha verlässt sich bei Transfers auch weiterhin auf das Elefantengedächtnis: Wer ihr einmal wehgetan hat, wird irgendwann gekauft. Tobias Grahn hat vor noch gar nicht so langer Zeit, in der Ära von Coach Götz (die allerdings schon gefühlte Äonen zurückzuliegen scheint), mit dem dänischen Odense BK zwei gute Spiele gegen Hertha gemacht, die damals auch ausschied (Uefa-Cup-Quali). Seither stand er auf den Notizzetteln, er schaffte noch ein dürres Jahr in Spanien bei Tarragona, nun ist er in Berlin, und es kann durchaus sein, dass er heute bei Arminia Bielefeld schon zu sehen sein wird: Wenn Solomon Okoronkwo im Angriff nicht ganz allein bleiben soll (Marko Pantelic ist lädiert), dann bietet sich in einem Auswärtsspiel gegen einen massierten Gegner eine hängende Spitze an, das kann Grahn gut spielen, er könnte zwischen Lucio links und Ebert rechts einen Verbinder geben, hinter ihm Mineiro und Lustenberger, wobei Favre wohl dem jungen Luzerner heute noch keinen Startplatz geben wird. Trotzdem: Die Aufstellung der Hertha ist wieder eine spannende Angelegenheit, es gibt Leute, auf die ich mich freuen kann. Steve von Bergen hat am Mittwoch neben Senderos für die Schweiz zu einem mehr als achtbaren 2:1-Sieg gegen die Niederlande beigetragen: Der eine wird heute in der Schüco-Arena spielen, der andere im Emirates Stadium, wo Arsenal parallel zur Hertha auf Manchester City trifft, die nach drei Runden in der Premier League ohne Gegentreffer sind. Könnte ein toller Nachmittag werden. Die Fans in den Foren haben für Grahn auch schon einen Namen: Er heißt "Spree-Beckham", man hält ihn für einen Schönling. Vielleicht wird er unser neuer Marcelinho.

Sonntag, August 19, 2007

Intervention

Toller Nachmittag gestern im Olympiastadion. Wer dabei war, durfte sich privilegiert fühlen, denn eine Menge möglicher Besucher hatten das Spiel gegen den laut eigener Webseite nicht regierenden, sondern "amtierenden" Meister (diese Schwaben!) VfB Stuttgart von vornherein verloren gegeben. Schwaches Spiel vor einer Woche gegen Frankfurt, dann die vielen Verletzungssorgen. Favre hatte aus dem restlichen Personal, das ja schon stark im Ruf der Notnägel stand, eine recht orthodoxe Truppe formiert: Drobny natürlich im Tor, in der Viererkette wieder Fathi-Schmidt-Friedrich-Chahed, davor zentral Mineiro und Dardai, links offensiv Lucio (Gilberto war verletzt) und rechts Ebert (erhielt den Vorzug vor Christian Müller, ganz meine Meinung), vorne der wieder ziemlich fit wirkende Pantelic und Okoronkwo statt Pisczek, auch das eine plausible Folgerung aus dem Frankfurt-Spiel. Die erste Halbzeit verlief weitgehend neutral, Stuttgart wirkte, als würden sie nur bei Bedarf von Ballbesitz auf Spielbesitz umstellen wollen, und Hertha wartete erst einmal in ziemlich sicherer Deckung ab. Hitzlsbergers Führungstreffer war vermeidbar, wurde aber eben nicht vermieden, weil die Hertha gern im Mittelfeld längere Querläufe zulässt (Dardai und Mineiro sind auf ihrer Position für mich weiterhin nur zweite Wahl). Nach der Pause kam allmählich Schwung in die Sache, Lucio holte mit einer Flugeinlage einen Elfmeter heraus, und nun kam für mich der Moment der frühen Saison: Chahed, in den bisherigen Spielen der schwächste Mann, erklärte sich zuständig, Pantelic willigte ein, und Chahed verwandelte nicht nur den Strafstoß, sondern auch sein ganzes Standing innerhalb und außerhalb der Mannschaft mit einem harten Schuss. Das nenne ich eine mutige Intervention, denn in so einem Moment muss die Hose schon absolut leer sein. Danach wachte das lethargische Publikum auf, die Mannschaft spürte das, und gemeinsam wurde das Ding durch Treffer von Fathi (Kopfball nach Ecke) und Okoronkwo (Konter nach Drobny-Ausschuss) zu einem denkwürdigen Umschwungsieg gebracht. Okoronkwo deutet an, dass er unter Favre dazulernt (es gab ja auch die lokal berühmten Fernsehbilder des neuen Coachs, wie er dem Nigerianer und dem leider hilflos unbegabten Lakic das Schießen aus der Hüfte vorzeigte). Ganz am Ende kam noch der neue Fabian Lustenberger und zeigte gleich einmal ein paar Tacklings. Das war gestern schon eine Andeutung der Kompaktheit, aus der heraus in Zukunft die Antritte von Ebert, die Pässe von Pantelic, die Läufe von Lucio (der Hilbert schwer einschüchterte), die Haken von Okoronkwo etc. sich entwickeln können. Den Schuss Optimismus, der mich gestern durchfuhr, lasse ich jetzt einfach einmal eine Woche wirken.

Geistige und körperliche Arbeit

Die Amateure von Hertha BSC spielten heute Sonntag im Jahn-Stadion gegen BFC Dynamo. Unser Korrespondent Valdano war vor Ort. > Wenn man sich ab und zu Oberliga-Fußball anschaut, erkennt man rasch die beiden Grundphysiognomien des typischen Viertliga-Spielers: den humorlos-rustikalen, tendenziell leicht übergewichtigen Endzwanziger/Anfangsdreißiger, der über die Oberliga in diesem Fußballerleben nicht mehr hinauskommen wird, und den technisch beschlageneren, milchgesichtigen Eben-noch-A-Jugendlichen, der noch Luft nach oben hat; je nach Verteilung in einer Mannschaft fällt dann auch die Spielanlage aus. Die U23 der Hertha hat logischerweise mehr Spieler aus der zweiten Kategorie in ihren Reihen, was auch am Sonntag gegen die einstige Stasi-Truppe vom BFC Dynamo den Trend zum möglichst körperlosen Spiel beförderte und sich weniger positiv auf Durchschlagskraft und Effizienz auswirkte. Von den 13 Herthanern, die im Jahnstadion zum Einsatz kamen, hat momentan wohl keiner das Zeug für die Bundesliga. Man schaut einem Ibrahima Traore gerne zu, weil er in der Oberliga mit dem Ball öfter schöne Slalomläufe vorführen kann, mit seiner Physis und mangelnden Präzision im Abspiel jedoch hätte er es schon in der zweiten Liga schwer. Und Ede und Christian Müller, die bei den Profis ab und an die Bank drücken, wirkten uninspiriert bis pomadig, als müssten sie unter ihrem vermeintlichen Niveau Entwicklungshilfe leisten. Mehr Körperarbeit investieren da andere, wie Oldie Ante Covic, wie Tim Lensinger oder Sebastian Huke, die dafür gedanklich immer ein wenig zu langsam wirken, sich aber dem körperbetonten Oberliga-Rhythmus schon jetzt besser gewachsen zeigen. Das 1:0 in der 83. Minute durch den kurz zuvor eingewechselten Zhan Xu – der beim Aufwärmen nationalzirkusreife Dinge mit dem Ball anstellte, auf dem Platz jedoch mit seinen 1,94 arg hüftsteif wirkte - musste die Hertha sich erzittern, auch wenn sie über 90 Minuten das Spiel leidlich im Griff hatte. Wenn nicht so behäbig und durchschaubar gespielt wie vom BFC, wird sich der eine oder andere Jung-Herthaner wohl mehr auf den klassenüblichen Arbeitsfußball einstellen müssen, als ihm lieb ist. Die geistige Präsenz allein, die bei zwei, drei schnellen Spielzügen aufblitzte und ahnen ließ, was Übungsleiter Karsten Heine vorschwebt, reicht da nicht.

Montag, August 13, 2007

Kampagne

Wenn Politik tatsächlich das geduldige Bohren eines dicken Bretts ist, wie es ungefähr in einem häufig zitierten Satz heißt, dann ist Arsenal sicher die am stärksten politische Mannschaft der Premier League. Gestern im Heimspiel gegen Fulham gab es einen Vorgeschmack darauf, was auch in dieser Saison wieder blühen könnte: nervenzerfetzende Zermürbungskriege gegen Mannschaften, die mit Leidenschaft verteidigen und trotzdem offensiv immer gefährlich bleiben. Lehmann gab dem Spiel mit einem grandiosen "blunder" in der ersten Minute schon Schieflage: einen Rückpass von Clichy wollte er besonders elegant klären, der Ball kam zum Gegner, und wieder einmal lag Arsenal früh zurück. Es dauerte bis zur 80. Minute, ehe Touré einen Penalty herausholen konnte, den van Persie riskant verwandelte, und in der 90. Minute verwandelte Hleb ein gebogenes Zuspiel von Fabregas mittels Brustannahme, Drehung und Flachschuss zum kathartischen Sieg. "Spiele wie diese können eine ganze Saison definieren", sagte Arsène Wenger nachher - er wird seinen Vertrag ziemlich sicher verlängern, schreiben die englischen Zeitungen und sagt er selbst auch. Das Drama des FC Arsenal wird also in seiner Bestbesetzung weitergehen, wobei in dem bulligen 19jährigen Stürmer Bendtner auch schon ein anderer Typ bereitsteht als der des fragilen Bestäubers, wie er in Eduardo oder Walcott - nicht zu reden von Rosicky und Hleb - vorhanden ist. Arsenal wird von kaum einem englischen Experten eine tatsächliche Titelchance eingeräumt - die "Kampagne", wie die Saison auf der Insel auch genannt wird, hat begonnen, ich halte schon einmal den Sack für die Punkte offen.

Sonntag, August 12, 2007

Abhängigkeitstag

Premiere hat die Bundesliga wieder, und feiert die neue Bedeutung mit einem Clip, der Roland Emmerichs "Independence Day" nachempfunden ist. Die Leute blicken zum Himmel, und sehen sich mit einer Macht konfrontiert, vor der es kein Entkommen gibt: Premiere Fußball. Kurios ins Galaktische (aber auch auf eine primitive Existenzform) verschobene Befriedigung zeigt dieser Clip über das zurückgewonnene Monopol, das die Kunden auch schon zu spüren bekommen: knapp 30 Euro kostet das gesamte Fußballpaket, mit allerdings enorm viel Angebot. 30 Euro, das sind ungefähr viermal Kino - das eine geht nicht so sehr finanziell als in der Ökonomie der Aufmerksamkeit zunehmend auch zu Lasten des anderen.

Eintracht Frankfurt

In den letzten Jahren hat die Hertha zu Saisonbeginn meistens ziemlich gut gespielt, und nie einen Sieg geschafft. Gestern bei Eintracht Frankfurt hat sie recht eindeutig schlecht gespielt, und gegen eine ebenfalls recht armselige Mannschaft verdient 0:1 verloren. Der Gegentreffer entwickelte sich über rechts, wo Chahed zur Zeit wenig Perspektiven andeutet - bei der Flanke war er zu weit weg vom Gegner, wie man so schön sagt, und Amanatidis war geistesgegenwärtiger als Dardai. In der zweiten Halbzeit änderte Favre seine nicht ganz leicht durchschaubare Taktik (Gilberto im zentralen Mittelfeld, Christian Müller stattdessen auf dem Flügel, der entsprechend vernachlässigt wurde), und brachte Lucio für Ebert sowie Okoronkwo für Pisczcek. Chancen kamen trotzdem nicht zustande. Was auffällt: das war im Grunde die alte Hertha, die da gespielt hat, sie hat aber schon das neue Spiel zu spielen versucht (vertikale Pässe, blinde Pässe, herausfordernde Anspiele), kam damit aber zu einer Parodie des "einmal Berührens": sie kam als Mannschaft über eine interessante Ballberührung selten hinaus, dann war der Ball schon wieder verloren. Der Kader ist katastrophal dürftig (gestern kam sogar Lakic zum Einsatz, der bei mir "nicht einmal Schuhe bekommen würde", wie man in Österreich sagt), die Routinen aus den letzten Jahren hat Favre dem Team ausgetrieben, sie aber noch nicht durch etwas Konstruktives ersetzt. Wie er mit Talenten (Lustenberger, ...) dieses Team konsolidieren will, ist mir schleierhaft. Gestern war das Spiel nach vorne jedenfalls kaum mitanzusehen. Interessant, dass inzwischen auch Favre von Mineiro (immerhin bei der Copa Americana noch weithin gepriesen) abzurücken scheint - auf den Brasilianer hatte er noch Hoffnungen gesetzt. Ich kann mir gut vorstellen, dass seine Verachtung für Manager Hoeneß, dessen Kader er jetzt erst durchschaut, innerlich schon enorme Ausmaße angenommen hat. Dazu ein aktuelles Zitat von Marcel Reif: "Die Situation in Berlin ist kein guter Arbeitsnachweis für die leitenden Angestellten des Klubs." Favre gerät immer mehr in die Rolle eines Wunderheilers, wo er doch nur ein Trainer ist.

Samstag, August 11, 2007

Zweiter Aufstieg

Pünktlich um 20.30 sind wir gestern aus Österreich zurückgekommen, als ich den Fernseher einschaltete, lief gerade die deutsche Hymne, mit dem Anpfiff zur neuen Saison durch Herbert Fandel habe ich eine SMS an zwei Freunde geschickt: Wohlan! Aber wohin? Für die Hertha wird das eine Saison, wie sie spannender kaum denkbar ist. Auf dem neuen Trainer ruhen die ganzen aufgestauten Erwartungen aus den Stagnationsjahren unter Stevens und Götz, und es ist noch keineswegs sicher, dass es ausreichend Spieler gibt, die ihm einen Teil dieses Drucks abnehmen können. So wurde diese Woche bekannt, dass Favre den neuen Brasilianer Lucio als im Prinzip zu leichtgewichtig für die Defensivaspekte des Spiels einschätzt (da bezog er sich wohl auf einige Ballverluste in Unterhaching), woraus ich schließen möchte, dass dieser Transfer noch aus dem System Hoeneß kommt, während der junge Schweizer Fabian Lustenberger sicher eine Favre-Wunschsspieler, vorerst aber in erster Linie einmal ein junger Schweizer ist. Favre und Hoeneß sind einander jetzt irgendwie ausgeliefert - und die Fans und der Club den beiden so unterschiedlichen Typen. Der Tagesspiegel brachte die Situation heute auf die Formulierung vom "zweiten Aufstieg", worin ein Korn Wahrheit steckt, wodurch Hertha aber auch auf eine Ebene mit Duisburg, Karlsruhe und Rostock gerät, also in den Abstiegskampf. In acht Stunden wissen wir ein wenig mehr. Insgesamt bin ich auf die Saison so gut vorbereitet wie noch nie: durch die lange Pause habe ich Transfers etc. genau verfolgt, und habe nun neben meinen beiden Teams (Hertha heute gegen Frankfurt, Arsenal morgen gegen Fulham) noch eine ganze Reihe weiterer Interessensgebiete: Wie wird sich "Asche" Dejagah halten, der bei Wolfsburg ja lange vor dem Potentaten Magath unterschrieben hatte? Kommt Yildiray Bastürk in Stuttgart noch einmal aus der Rekonvaleszenz? Wie geht es Kevin-Prince Boateng in Tottenham, dem Team meines Wiener Freundes Hermann, in dessen Gruppe ich auch heuer wieder die Fantasy Premier League auf Yahoo spielen werde? Wie schlägt sich Gelson Fernandes bei Manchester City, den ich so gern in Berlin gesehen hätte? Das Drama der Hertha, wenn es denn eines werden sollte, ist auf jeden Fall eingebettet in das Epos des ganzen Spiels. Nenne mir die Männer, Muse!