Der FC Köln hat gegen den VfB Stuttgart gepunktet, Hertha hätte also einen Sieg gegen Kaiserslautern gebraucht - doch was wurde daraus: eine Bankrotterklärung, die mit 1:2 numerisch noch glimpflich ausfiel. Was immer diese Woche im Training gearbeitet wurde, es war davon auf dem Platz nichts zu sehen. Langsam könnte man den Eindruck bekommen, dass die Verantwortlichen nur noch darauf hoffen, dass sie auch einen Abstieg zu einem "nicht öffentlichen" Ereignis erklären können. Denn jedes Mal, wenn dieses Team in Berlin in Erscheinung treten muss, wird es peinlich. Am Ende stellte sich sogar Manager Preetz gegen die Mannschaft. Doch wer spielt hier eigentlich gegen wen?
In einer ganz langfristigen Perspektive könnte man sagen, dass Hertha sich mit der Bestellung von Friedhelm Funkel vom modernen Fußball abgekoppelt hat. Der eineinhalb Jahre tätige bajuwarische Chefgenetiker konnte dies nur in Teilen korrigieren, auch sein Ansatz (Sechserkette plus sporadische offensive Highlights) brachte nur halben Fußball, unter Skibbe gab es noch einmal Ansätze zu einer Integration (das Pokalspiel gegen Gladbach), doch unter Rehhagel, Tretschok und Covic zerfielen die letzten Reste von Organisation engültig.
Hertha spielte gestern mit einer improvisierten Abwehr, doch es war nicht der links aufgebotene Fabian Holland, von dem die Probleme ausgingen. Es war das generell seit langem ungelöste Problem der Rückwärtsbewegung, es war die absolut nicht vorhandene Abstimmung der defensiven Laufwege, es war ein designierter Führungsspieler wie Christian Lell, der sich namentlich hervorheben lassen muss als seiner Aufgabe nicht gewachsen. Ob er nicht besser wollte oder nicht besser konnte, spielt wenig Rolle. Er hat seine Erstligareife irgendwo im Lauf dieser Rückrunde zurückgelassen, und trägt damit zum desolaten Gesamteindruck bei.
Dass die hochbegabten Südamerikaner schon lange nicht mehr wirklich bei der Sache sind, ist unübersehbar. Dass ein Torun, ein Ben-Hatira, ein Rukavytsya unfehlbar auf ein gutes oder passables Spiel die ganze Saison hindurch ein indiskutables folgen haben lassen, ist Indiz für mangelnde Professionalität. Dass an Andreas Ottl alles im Wesentlichen vorbeigeht, hat selbst der dümmste Fußballkommentator Deutschlands bemerkt.
Der einzige, der in Berlin noch um sein Überleben kämpft, ist Michael Preetz. Er ist der ärmste Hund, denn er war wohl wirklich überzeugt, dass Otto Rehhagel das schaffen könnte. Dass er überhaupt zu so einer Wundertüte greifen musste, hat aber mit seiner zweijährigen Arbeit (und mit der seines Vorgängers zu tun): Im eigenen Haus hat Hertha BSC kaum noch Fußballkompetenz (der FC Köln hat immerhin noch Frank Schäfer, der von Zeit zu Zeit nach vorn treten kann und überzeugende Sachen macht), der Beitrag von Tretschok und Covic bleibt seit Wochen rätselhaft.
In einer Woche spielt Hertha in der Arena auf Schalke. Das Heimspiel gegen S04 vor einem halben Jahr hätte uns allen Warnsignal sein müssen - schon damals war Leblosigkeit das wichtigste Charakteristikum dieser Mannschaft. Ausnahmen wie Niemeyer oder Hubnik haben ihren Teil zum Pech dieser Saison beigetragen, dieser Faktor spielt eine Rolle, aber nicht die entscheidende.
In den Foren wird zu Recht bemerkt, dass diese Mannschaft nicht das Format für zwei Relegationsspiele hat. Viele Fans wollen sich das also ersparen. Meinem Temperament entspricht das nicht: ich glaube immer noch an eine Chance. Aber ich ertappe mich auch schon des längeren bei dem Gedanken, dass ich von derzeitigen Spielern von Hertha nur ganz, ganz wenige vermissen würde, sollte diese Mannschaft bei einem Abstieg über die Resterampe verschleudert werden müssen.
Das Video gibt es wie immer in viel besserer Qualität auf meiner Vimeoseite.
1 Kommentar:
"Doch dazu mehr, wenn wir mehr wissen. Gegen den FCK gilt eigentlich nur eines: Leidenschaft und Mut (und Verstand)."
Unbegreiflich - nichts von dem. Was zum Henker hat diese Mannschaft so tot werden lassen???
Ich möchte einfach, daß sie erlöst wird. Wir erlöst werden, von diesem ganzen Unfug auf der Geschäftsstelle.
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