Montag, September 24, 2012

Betzenberg

Obwohl es am Wochenende für meine beiden Mannschaften jeweils nur einen Punkt gab, bin ich doch eigentlich recht zufrieden. 1:1 endeten die Spiele von Hertha in Kaiserslautern und von Arsenal bei Manchester City. Zwei Topspiele, allerdings in deutlich unterschiedlichen Ligen, dann aber wieder mit doch überraschend ähnlichen Thematiken.

Hertha musste auf dem Betzenberg ein Kampfspiel bestehen, das in den Reibereien zwischen Franz und Idrissou seine markanteste Ausprägung fand, und auch ein zum Glück nicht spielentscheidendes Ergebnis: Der Stürmer der Lauterer, dessen aggressive Spielweise Franz mit der für ihn typischen Neigung zum Pathos entgegnete, holte einen Elfmeter heraus, dem kein Foul vorausging. Fehlentscheidung Kinhöfer, die aber eben lange vorbereitet worden war. Einen ähnlich unfairen Angreifer habe ich lange nicht gesehen, und doch wird in so einer Situation im Zweifelsfall der Verteidiger das Nachsehen haben. Was Franz lernen könnte (aber nicht mehr lernen wird), ist, dass ihm in so einer Situation alles dienlich ist, was nicht die Aufmerksamkeit auf die Konfrontation lenkt. Sprich: er hätte ein wenig professioneller, etwas weniger demonstrativ mit den Fiesheiten von Idrissou umgehen können, einfach aufgrund der Asymmetrie, die in dieser Konfrontation liegt. Im Strafraum ist der Stürmer dann einfach im Vorteil, und ich bin mir fast sicher, dass Kinhöfer den Elfer ohne die ständigen Fisimatenten zwischen den beiden nicht gegeben hätte (auch wenn im konkreten Moment Lustenberger als der unmittelbar Schuldige erschien).

Der unberechenbare Ronny machte die Sache schon zweieinhalb Minuten später wieder gut, aber eben nur halb, denn Hertha wäre möglicherweise als Sieger nach Hause gefahren, angesichts einer soliden Defensivleistung, einer plausiblen Gesamtanlage des Spiels, das auf Berliner Seite mit einer offensiven Defensivformation begonnen wurde. Ramos und Ronny, das ist prinzipiell eine gute Idee; Niemeyer nützt sich im zentralen Mittelfeld in seiner "Drecksau"-Rolle zunehmend ab - man könnte fragen, ob es nicht doch sinnvoller wäre, Lustenberger dort spielen zu lassen, oder soll Hubnik nun auf Dauer auf die Bank? Dort säße dann allerdings der Kapitän. Dass Luhukay lieber Ben-Hatira rausnehmen wollte als Ndjeng, ist eine Kleinigkeit, die darauf hinweist, dass jeder Trainer in seinen Personalien befangen ist. Ich hoffe, dass es bald Alternativen auf dem rechten Flügel gibt - warum nicht demnächst einmal mit Schulz und Ben-Hatira beginnen?

Wie auch immer: Hertha nimmt teil am Aufstiegsrennen, und allmählich wird ein System Luhukay doch erkennbar. Dass dieses im Grunde das System ist, auf den der ganze Fußball zur Zeit mit kleinen Variationen zusteuert, macht die Sache nicht weniger interessant. Hertha hatte in dieser Saison jetzt schon (gefühlt) mehr Ballgewinne vor der eigenen Mittellinie als in der ganzen letzten Rückrunde.

Am Sonntag spielte dann Arsenal bei den Geldsäcken, und zeigte eine phasenweise absolut begeisternde Leistung, gegen einen allerdings auch nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommenen Gegner. Es gibt eine neue Ballsicherheit, eine Feinheit im Passspiel, eine Robustheit in der Ballbehauptung (trotz der üblichen Zerstreutheiten von Abou Diaby), die auf wunderbarer Laufarbeit beruhen, und dazu führten, dass Arsenal über weite Strecken wie eine Heimmannschaft agierte. Der Rückstand kam nach einer Ecke, und wurde nach einer Ecke wettgemacht. Das sagt viel über die Dichte dieses Spiels aus, in dem Podolski eher anonym blieb, während zum Beispiel Jenkinson rechts hinten nachdrücklich auf sich aufmerksam machte. In der Kommentatorensprache würde man sagen: es war ein Match für Taktikfans, aber ist nicht jedes Match ein solches?




Donnerstag, September 20, 2012

Sprachregelung

Der Bezahlsender Sky hat sich am zweiten Tag der CL-Übertragung in meinen Augen ein wenig rehabilitiert. Ob die Hostessen vom Vortag noch einmal einen Auftritt hatten, habe ich nicht mitbekommen, vielleicht habe ich sie bloß übersehen, weil ich gerade nicht im Zimmer war. Die Besetzung des runden Tisches war aber schon einmal ein wenig interessanter, wenngleich Stefan Effenberg natürlich auch an Expertentum allenfalls einbringen kann, dass er selber mal gespielt hat - sehen tut er nicht viel.

Interessant war, dass Ronald Reng mit am Tisch saß. Schon mit seinem ersten Beitrag machte er klar, dass er anders zu sprechen gewillt war, dabei konnte man aber jederzeit mitverfolgen, dass er während seines Beitrags genau abwägen musste, wieviel an Beobachtung er in seine knappe Sprechzeit einbringen konnte. Das ist ein einigermaßen komplexer Akt an Performance bei gleichzeitiger Selbst- und Fremdbeobachtung, der einem in solchen Runden abverlangt wird.

Die meisten Teilnehmer verzichten darauf, indem sie sich auf Worthülsen beschränken, jemand wie Ronald Reng hat da offensichtlich andere Ansprüche, ist aber auch nicht so blöd, einfach den Intellektuellen raushängen zu lassen, sondern er macht das, was einzig angebracht ist: innerhalb des Formats das Bestmögliche herauszuholen.

Die kleine Parallelmontage der FCB-Trainerbank mit den Torszenen deutete dann noch an, was an guten Fußballabenden möglich wäre. Die übertragenden Anstalten verfügen ja über Tonnen von Bildmaterial, und was sie daraus machen, ist so gut wie nichts - wir sehen auch nach dem Spiel zumeist das, was wir schon während des Spiels gesehen haben. Ich bin sehr für Wiederholung von Szenen, weil sie tatsächlich in der Regel eine Menge sehen lassen, was sich oft erst beim vierten oder fünften Mal ergibt (anders gesagt: man sieht immer noch etwas, wenn man noch einmal hinschaut). Aber es wäre doch auch toll, noch tiefer in das Übertragungsmaterial zu gehen. Doch das ginge alles von der Redezeit für Stefan Effenberg ab.

Manchmal träume ich davon, dass Sky sich nachts, wenn niemand hinschaut, in einen anderen Sender verwandelt, der dann einmal ein Spiel ausschließlich aus der Perspektive einer Kamera hinter dem Tor zeigt (nicht live, klar, sondern eines, das am Abend "regulär" lief), oder einfach eines in der Totale. Es gibt so viele Möglichkeiten, mehr zu zeigen, aber die Tendenz geht natürlich in die andere Richtung: Verknappung der Bildmengen, Reduktion des Fußballs gleich nach dem Match auf ein paar Formeln (Toni Kroos schießt "wie aus dem Stand", sieh einer an).

Was die Kommentierung der anderen Spiele anlangt, ist die Sache anscheinend klar: Fünf der acht Matches liefen mit Stadionton, auch Manchester United gegen Galatasaray. Damit hat Sky auch die letzten Reste internationaler Originalkommentare einkassiert. Man spricht Deutsch, oder gar nix!

Mittwoch, September 19, 2012

Runder Tisch

Die CL-Gruppenphase hat begonnen, und der deutsche Bezahlfernsehanbieter macht mit seinen Innovationen weiter. Wie immer wird dabei auch etwas weggenommen, wo etwas hinzugefügt wird. Der Verlust betrifft die Spiele, in denen keine deutsche Mannschaft beteiligt ist, und auch keine galaktische wie Real Madrid. Arsenals Auftritt in Montpellier lief kommentarlos mit Stadiontonspur, nun fällt also auch hier der Originalkommentar weg, der im Vorjahr noch angeboten worden war. Der Attraktivität des Ereignisses ist das durchaus abträglich, abgesehen davon, dass man bei Sky anscheinend Leute mit Fremdsprachenkenntnissen nicht unter den Abonnenten vermutet.

Hinzugefügt wurde eine Expertenrunde im Studio (mit Live-Publikum), die an Bräsigkeit kaum zu überbieten war. Der Kaiser war anscheinend auf Valium, Ruud Gullit ist leider eine öde Figur geworden, und als schließlich zwei Hostessen auftraten, die aufreizend langsam Wassergläser auf den Tisch stellten, musste man direkt das Gefühl haben, der Sender wäre sich der inhaltlichen Dürftigkeit des Gebotenen selbst bewusst; anders kann ich das unverhohlen anzügliche Ablenkungsmanöver nicht interpretieren.

Es ist schon komisch, dass ausgerechnet das deutsche Sky so besonders peinlich geworden ist; in England und in Italien wird auch schonungslos Kohle gemacht, aber es geht dort doch, soweit ich das gelegentlich mitbekomme, immer leidenschaftlich und genau um Fußball. Das Gelaber, das wir hier hingegen geboten bekommen (und ich spreche jetzt nicht von den Kommentatoren, von denen Sky auch einige ganz gute hat: Marcus Lindemann zum Beispiel), hat doch mit der Qualität des Spiels, das in Deutschland inzwischen vielfach erreicht wird, nichts mehr zu tun. Wer kann denn allen Ernstes Franz Beckenbauer noch für einen Experten halten?

Arsenal hat schließlich 2:1 in Montpellier gewonnen, in einem munteren Spiel, in dem der französische Meister viel Esprit zeigte. Podolski hat schon wieder ein Tor geschossen, deswegen aber jetzt erhöhte Aufmerksamkeit von Sky für Arsenal einzufordern, wäre gerade nicht in meinem Sinn: Ich will nicht, dass der einzige relevante deutsche Pay-TV-Anbieter alles immer nur durch die deutsche Brille sieht. Dies ist ein teurer Sender, deswegen sollte er auch internationales Format haben. Mit Ruud Gullit lässt sich das nicht simulieren, das wurde gestern Abend schon einmal deutlich.

Montag, September 17, 2012

Schema F

Wenn es jemals einen Arbeitssieg gab, der genau nach Schema F abgeliefert wurde, dann war das 2:0 von Hertha BSC gegen den VFR Aalen am Sonntag einer. Tore nach 60 und nach 90 Minuten, eines nach ruhendem Ball, eines nach einem ganz späten Konter. Adrián Ramos verwertete eine Ecke per Kopf, und Nico Schulz holte sich in der Schlussphase in der gegnerischen Hälfte einen Ball, setzte sich sehenswert an der Strafraumgrenze durch, und legte Ronny zum Abschluss auf. Hertha hat damit den Anschluss an die Spitzengruppe geschafft, drei Siege aus den letzten drei Spielen lassen hoffen, dass die Mannschaft auf jeden Fall um den Aufstieg mitspielen kann.

Für Genießer ist das nach wie vor nichts, was da zu sehen ist. Das liegt nur zum Teil an den Gegnern, die natürlich in der Mehrzahl eine vorsichtige Taktik wählen. Das hat schon auch mit der generellen Unwucht des Kaders zu tun, die dazu führt, dass Luhukay dieses Mal wieder Wagner neben Allagui spielen ließ, wodurch Ramos auf den Flügel musste (sein Tor schoss er bezeichnenderweise sogleich, nachdem er auf eine zentrale Rolle umgestellt worden war). Ndjeng auf rechts mit dem neuen Partner Pekarik ist wenig überzeugend, Niemeyer bildet mit den spieleröffnerisch stumpfen Innenverteidigern Franz und Lustenberger ein Zentrum des kreativen Mangels. Bleibt Ronny, der gestern wenigstens mit Dynamik und Wirrwarr für ein paar Momente sorgte.

Ben-Hatira fehlte, offiziell wegen Trainingsrückstand. Lasogga wurde mehrfach eingeblendet, pausbäckig saß er neben seiner Mutter - und wird sich überlegt haben, wo er in diese Schnäppchenstürmerschwemme passen wird, wenn er zurückkommt. Dann ist vielleicht Ramos auf dem Absprung, aber an der generellen Anlagenfrage ändert das nichts. Wagner fiel gestern vor allem durch seine schon zur Gewohnheit werdenden Offensivfouls auf, Allagui versuchte, spielerische Akzente zu setzen, warum Luhukay mit ihm weniger Geduld hat, erschließt sich nicht ganz.

Nico Schulz konnte andeuten, dass er als Winger eine Zukunft hat. Mit ihm und Ben-Hatira käme ein wenig mehr Phantasie in einen insgesamt biederen Hertha-Jahrgang. Selten fand ich die Mannschaft personell so wenig inspirierend wie heuer. Die Fans lassen es sich nicht verdrießen. Sie sind Anhänger des Berliner Stadtmeisters. Das wird noch eine Weile reichen.

Sonntag, September 16, 2012

Vollversorgung

Zwei Wochen war ich nicht im Land, zum Glück fiel die Fahrt nach Toronto in eine sogenannte Länderspielpause, in der Österreich gegen Deutschland spielte, wovon ich immerhin in einem Stream die starke erste Hälfte mitbekam. Und mit stark meine ich die Österreicher. Aus einem bestimmten Grund habe ich begonnen, wieder ein wenig Anteil zu nehmen an ihnen. Als Hertha-Fan sind meine Sympathien in der ersten deutschen Liga ja zu haben, es gibt da allerdings gewisse alte Präferenzen, und diese haben sich in dieser Saison durch den Spielplan verstärkt.

Das erste Match der neuen Runde bestritten bekanntlich Dortmund und Bremen, und allgemein wurde die Leistung der Mannschaft von Thomas Schaaf sehr gelobt. Aus guten Gründen. Deswegen habe ich mir gestern auch das Nordderby zwischen Werder und H96 angesehen, ein Spiel, in dem der Niveaugewinn der Liga insgesamt deutlich zu sehen war (man wundert sich ein wenig, dass der Bundestrainer so tut, als müsste er im Nationalteam das "Gegenpressing" von der Pike auf einstudieren).

Zwei Österreicher haben daran wesentlichen Anteil, dass Bremen eine starke Saison andeutet (obwohl bisher die Punkte noch fehlen): Zlatko Junuzovic und Marko Arnautovic. Vor allem der Flügelspieler, der eine Weile als Austrobalotelli die Schwererziehbarenrolle gespielt hat, fasziniert mich durch seine neue Professionalität. Er arbeitet - an sich, an seinem Spiel, für die Mannschaft. Fußball ist ja ein frustrierender Sport, jeder Spieler muss ständig Enttäuschungen wegstecken (hier scheitert ein Dribbling, dort misslingt eine Flanke, man reibt sich auf), und manche sind darauf psychologisch besser vorbereitet als andere, die schneller bereit sind, mit der Welt oder mit sich zu hadern.

Bei Arnautovic, den ich vor vier Jahren zum ersten Mal auf diesen Seiten wahrgenommen habe, kann man in dieser Saison geradezu mit freiem Auge beobachten, wie er es lernt, nicht zu hadern, sondern weiterzulaufen. Es hätte mich nicht gewundert, hätte das österreichisch durchwirkte Team von Bremen gestern gegen Hannover noch die Wirkung der Niederlage der Nationalmannschaft gegen Deutschland gezeigt. Doch keineswegs. Bremen war stark, arbeitete enorm, und verlor das Spiel nur aufgrund eines Klassikaners: Hunt trägt einen Angriff vor, lässt sich aber den Ball nehmen, in der Rückwärtsbewegung (es ist die letzte Minute) lassen einige Bremer nun doch den Kopf hängen (Hunt, Elia - zuvor war ein Tor zu Unrecht aberkannt worden, Bremen spielte auf den Sieg, nun lief der letzte Angriff von H96, da gingen nicht mehr alle mit nach hinten, es war aber auch so ausreichend Personal in der Defensive), und so kommt eine Flanke auf Huszti, die dieser sehenswert verwandelt.

Ein tolles Match, einfach so zwischendurch an einem Samstag, während zur selben Zeit Arsenal mit 6:1 gegen Southamptom gewinnt (dort zeigt Podolski schon wieder, dass er anscheinend doch für die EPL geeignet ist). Heute spielt Hertha, morgen Everton, Dienstag und Mittwoch ist CL - die Vollversorgung mit Fußball ist momentan gewährleistet.

Dienstag, September 04, 2012

Lokalpatriotismus

Fans von Hertha, die auch Fußballfans sind, haben es zur Zeit nicht leicht. Der 2:1-Sieg bei Union Berlin war hart erkämpft und ging nicht ohne viel Gemurkse. Und doch war nach Abpfiff große Stimmung, wie ich den Fernsehbildern entnehmen konnte. Den Grund erfuhr ich gleich darauf im Interview von Sandro Wagner: Fanvertreter hatten in der vergangenen Woche der Mannschaft dargelegt, dass eine Niederlage im Berliner Derby zu monatelangen Hänseleien führt. Es bedurfte eines Brachialschusses von Ronny (und einer naiven Unioner Mauer), um diesen Ernstfall für dieses Mal zu verhindern. Hertha ist jetzt wieder die erste Macht in Berlin. Für viele Fans scheint das fast genauso wichtig zu sein wie der Tabellenstand oder die allgemeine Tendenz des Fußballs, den Hertha spielt. In solchen Momenten sehe ich, dass ich da einfach nicht dazu gehöre. Ich bin froh über die drei Punkte, für die lokalpatriotischen Anwandlungen fehlt mir der Sinn - ich bin ja auch kein Berliner.

Mir wird bei diesem Anlass wieder klarer, warum ich eigentlich Hertha-Fan geworden bin, und warum ich in der zweiten Zweitligasaison binnen kurzer Zeit eine doch deutliche Identifikationskrise habe. Ich begann mich ja noch von Österreich aus für Hertha zu begeistern, weil ich Berlin als Stadt so mochte, und weil ich nach dem Aufstieg die Kombination einfach super fand, dass eine (nicht nur für mich) bedeutende Stadt nun auch an der Entwicklung des Fußballs Anteil hat, dass man vor Ort dabei sein kann, wie sich etwas entwickelt. Deswegen bleibt das (erste) Scheitern von Lucien Favre im deutschen Fußball für mich der traumatische Moment, den Michael Preetz durch die Bestellung von Friedhelm Funkel noch schlimmer gemacht hat.

Darüber ist Hertha bis heute nicht hinweg, ich bin es auch nicht, deswegen meine relative Teilnahmslosigkeit angesichts des Siegs in Köpenick. Immerhin hat die Mannschaft gekämpft, sie wird derzeit eindeutig eher von der "Drecksau" Niemeyer geprägt als von dem einzigen wirklich Inspirierten Ben-Hatira, der aber zum Glück auch seine Spuren hinterlässt. Dazu kam eine gute Leistung von Sascha Burchert, der wesentlich dazu beitrug, eine in der zweiten Hälfte stärker werdende Union in Schach zu halten.

Über das Spiel muss man eigentlich keine großen Worte verlieren, deswegen hier noch ein Link, den ich von den Freunden habe, die gestern wirklich glücklich gewesen sein müssen: ein Bericht aus der Perspektive von Fans, mit einer beeindruckenden Fotostrecke. So wichtig kann man dieses Spiel auch nehmen, und davon lebt er ja letztendlich doch, der Fußball!

Sonntag, September 02, 2012

Bouldwerk

Einen Tag vor dem Spiel in Köpenick, auf das die Welt schauen wird, bot auch die Premier League einen Klassiker, und der 2:0-Sieg des Arsenal FC beim Liverpool Football Club brachte einige erfreuliche Hinweise. Anders als in den ersten beiden Saisonspiele agierte die Mannschaft von Arsène Wenger taktisch nicht naiv, sondern wählte einen Ansatz, der auch ein wenig der eigenen Mythologie zuwiderlief. Statt sterilen Ballbesitz suchte Arsenal diesmal das konsequente Spiel gegen den Ball, und so war es kein Zufall, dass der erste Treffer durch einen Konter fiel. Balleroberung vor dem eigenen Sechzehner, Podolski spielte einen schönen diagonalen Ball auf den zentralen Cazorla, der läuft mit dem Ball los, Podolski überquert das Feld und kommt genau in dem Moment in den gegnerischen Sechzehner, in dem er gerade noch nicht im Abseits ist. Cazorla schiebt nach links, und dass Podolski solche Dinger auch in England kühl verwertet, das hat vielleicht wirklich mit seinen vielen Länderspielen zu tun. Da ist er einfach cool, wenn er den Ball so in die Bahn bekommt. Im übrigen Spiel tat er sich durch unermüdliche Defensivarbeit hervor, wie auch Oxlade-Chamberlain auf dem anderen Flügel, und siehe da, schon sahen auch Gibbs und Jenkinson besser aus.

Arteta war großartig als Abräumer (um diesen Titel kommt man dieses Mal kaum herum). Cazorla ist jetzt schon eine Wohltat für das ganze Arsenal-Spiel, weil er zahllose Optionen bietet und schafft. Und dann war da noch Abou Diaby, bei dem ich plötzlich wieder optimistischer bin: Eigentlich mein Lieblingsspieler, hatte ich ihn schon abgeschrieben, und gegen Sunderland und Stoke fiel er auch nicht sonderlich auf. Heute aber war er stark, mit vielen Umschaltmanövern auf engstem Raum.

Dem neuen Assistenztrainer Steve Bould sagt man ja nach, er wäre ein Mann für die Defensivarbeit. Heute hat Arsenal als Team stark verteidigt, und dabei doch zwei Tore geschossen. Ein wichtiger Schritt zu dem integrierten Ansatz, den ich so lange nicht gesehen habe. Jetzt aber wieder zurück vor die Kiste (die ich ja nicht mehr habe, also vor den Beam): Southampton macht gerade MeanU das Leben schwer.