Die Hertha hat schon die erste Personalie dieser Transferzeit vermeldet. Aus Hoffenheim kommt ablösefrei Christoph Janker, 24, Verteidiger auf allen Positionen, bevorzugt in der Innenverteidigung. Jahresgehalt eher um die halbe als um die ganze Million.
Damit unmittelbar zusammen hängt die Nachricht, dass Sofian Chaheds auslaufender Vertrag nicht verlängert wird, obwohl bis vor wenigen Tagen wohl nicht nur der Spieler den Eindruck haben musste, dass das anders geplant war. Sieht also ganz nach einem kühlen Manöver aus. Chahed hatte das Pech, so lange verletzt zu sein, dass sich für seine Position zwei Alternativen ergaben: Stein, der lieber rechts spielt, und Pisczcek. Beide sind nicht viel besser als Chahed, aber eben auch kein Qualitätsverlust ihm gegenüber. Bei Pisczcek sehe ich sogar noch deutliches Potential.
Janker verändert nun die Gemengelage in der Defensive mehrfach: Er nimmt Druck von der Personalie Simunic, denn selbst bei Abgang des "Felsens" wäre damit eine Innenverteidigung vorhanden, in der sich von Bergen und Janker, die ich ungefähr auf einem Niveau sehe, um den Platz neben Friedrich bewerben können. Da man nach einem Linksverteidiger sucht, gibt es nun für diesen Mannschaftsteil viele Optionen und auch gesunden Wettbewerb.
Ich habe mir, um Janker ein wenig kennenzulernen, den Heimsieg gegen Hoffenheim aus dem Herbst noch einmal angesehen. Er spielte damals links hinten, fiel nicht groß auf, zeigte aber in den vier, fünf Situationen, in denen er deutlicher eingriff, dass er die Grundkompetenzen schon hat: er ist technisch solide, kann flanken, und spielt nicht nur Alibipässe. Einmal ließ er sich von Raffael überlaufen, aber das war in der späten Phase des Spiels, als Hertha schon den entscheidenden Treffer erzielt hatte und Hoffenheim aufmachte.
Beim Gegentor von Voronin sah Janker auch schlecht aus, war aber genau genommen Opfer der Verwirrung in der Innenverteidigung von Hoffenheim. Gestiftet wurde diese Verwirrung übrigens von Gojko Kacar, der damals nur eine halbe Stunde spielte, mit seiner Aggressivität aber für mich zum "man of the match" wurde.
Christoph Janker wird aus der Ausbildung durch Ralf Rangnick die "basics" schon mitbringen, die Coach Favre bei der Hertha erst erarbeiten musste. Er kann nun mit der ganzen Mannschaft schon auf einem etwas anderen Niveau in die nächste Saison einsteigen. Das Alter stimmt auch, also insgesamt - vor dem Hintergrund der finanziellen Situation der Hertha - ein überzeugender Transfer.
Samstag, Mai 30, 2009
Donnerstag, Mai 28, 2009
Campeones
Der FC Barcelona hat die Champion's League 2009 gewonnen. Ganz in meinem Sinn und in dem der gestern versammelten Freunde, auch wenn wir nicht vergessen wollen, dass im Semifinale die Schiedsrichter in beiden Begegnungen stark auf das Ergebnis eingewirkt haben. Chelsea erwies sich im Rückblick auf das Halbfinale als der härtere Gegner als Manchester United gestern, die nach einem frühen Gegentor durch Eto'o nie wieder ins Spiel fanden. Beste europäische Mannschaft ist damit das Team, das besonders ausgeprägt auf einen Stil setzt. Fast überall geht die Tendenz dahin, dass moderne Teams alles zugleich können müssen: konsequent verteidigen, schnell umschalten, geduldig nach vorn spielen, Pässe diagonal über das ganze Feld schlagen und diese an der Cornerfahne zu einer fiesen Flanke verarbeiten oder an der Grundlinie mit dem Ball nach innen ziehen usw.
Barcelona verzichtet auf eine ganze Menge dieser Möglichkeiten, die Läufe von Henry über links sind das Höchstmaß an konventionellem Flügelspiel, auf einen Strafraumstürmner, der hinter die Innenverteidiger zu kommen versucht, verzichten sie fast ganz. Stattdessen kommt Messi mit dem Ball auf eine Formation zu, in der Carrick noch vor Vidic und Ferdinand eingreifen könnte und Anderson ebenfalls Wache schiebt. Barcelona läuft dadurch kaum einmal ins Abseits, nach dem Führungstreffer war dann die Überlegenheit phasenweise erdrückend, gut ersichtlich an den Offensivaktionen von Puyol. Vor dem 2:0 versuchte ManU zwei Mal, den Ball wegzubringen, er kam immer wieder zurück, und Xavis Flanke auf Messi war das, was im Tennis ein Lob ist - unerreichbar für Ferdinand, blieb der Ball doch im Spiel.
Bei der Hertha, um diesen Vergleich nicht zu scheuen, hat allenfalls Raffael die Anlage zum Barca-Stil, und zwar in hohem Maß. Er muss aber eben noch die andere Seite des Passspiels verbessern, die Durchsetzungsfähigkeit im Zweikampf, denn Xavi oder Iniesta, ja sogar Busquets, und Messi sowieso haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, den Ball zu behaupten. Das hat dem Spiel der Hertha oft gefehlt, viel zu viele Zuspiele gingen verloren, weil sie ungenau waren oder nicht gut angenommen wurden. Zweites Vergleichsmoment: Barcelonas Stil beruht in Spitzenspielen in hohem Maß auf Geduld, auch das ist eine Eigenschaft, die Hertha bis kurz vor Saisonende zu Recht nachgesagt wurde, und die im entscheidenden Moment verloren ging. Nicht so bei den europäischen Campeones der Jahres 2009.
Barcelona verzichtet auf eine ganze Menge dieser Möglichkeiten, die Läufe von Henry über links sind das Höchstmaß an konventionellem Flügelspiel, auf einen Strafraumstürmner, der hinter die Innenverteidiger zu kommen versucht, verzichten sie fast ganz. Stattdessen kommt Messi mit dem Ball auf eine Formation zu, in der Carrick noch vor Vidic und Ferdinand eingreifen könnte und Anderson ebenfalls Wache schiebt. Barcelona läuft dadurch kaum einmal ins Abseits, nach dem Führungstreffer war dann die Überlegenheit phasenweise erdrückend, gut ersichtlich an den Offensivaktionen von Puyol. Vor dem 2:0 versuchte ManU zwei Mal, den Ball wegzubringen, er kam immer wieder zurück, und Xavis Flanke auf Messi war das, was im Tennis ein Lob ist - unerreichbar für Ferdinand, blieb der Ball doch im Spiel.
Bei der Hertha, um diesen Vergleich nicht zu scheuen, hat allenfalls Raffael die Anlage zum Barca-Stil, und zwar in hohem Maß. Er muss aber eben noch die andere Seite des Passspiels verbessern, die Durchsetzungsfähigkeit im Zweikampf, denn Xavi oder Iniesta, ja sogar Busquets, und Messi sowieso haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, den Ball zu behaupten. Das hat dem Spiel der Hertha oft gefehlt, viel zu viele Zuspiele gingen verloren, weil sie ungenau waren oder nicht gut angenommen wurden. Zweites Vergleichsmoment: Barcelonas Stil beruht in Spitzenspielen in hohem Maß auf Geduld, auch das ist eine Eigenschaft, die Hertha bis kurz vor Saisonende zu Recht nachgesagt wurde, und die im entscheidenden Moment verloren ging. Nicht so bei den europäischen Campeones der Jahres 2009.
Dienstag, Mai 26, 2009
Alex Nationale
Claudio Catuogno hat am Montag in der Süddeutschen Zeitung die wohl beste Würdigung des neuen Meisters VfL Wolfsburg erbracht - ein Mannschaftsporträt in Einzelkritiken mit unterschiedlichem metaphorischem Horizont. Was Herthaner dabei nebenbei interessieren wird, sind die beiden Spieler, die früher einmal in Berlin gespielt haben. Den Abgang von Ashkan Dejagah haben viele bedauert, ich auch, es ging um Geld, schon damals konnte die Hertha finanziell nicht mithalten, denn sportlich bot der VfL 2007 noch keineswegs die Perspektive auf das, was heuer daraus wurde.
Dass Alexander Madlung nicht gehalten wurde, findet bis heute meine Zustimmung, und ich habe die Spiele von Wolfsburg zu selten gesehen, um eine Vorstellung davon zu haben, was er konkret zum Titel beigetragen hat. Faktum ist, dass er gegen Saisonende unter Magath wieder regelmäßig gespielt hat, und dass er gerade einen neuen Vierjahresvertrag bei den "Wölfen" unterschrieben hat. Karrieren im Fußball haben immer auch etwas Rätselhaftes. "Alex Nationale" ist dafür ein gutes Beispiel.
Die Angelegenheit wirft aber auch ein Licht auf einen größeren Zusammenhang: Die Nachwuchsarbeit, auf die sich Hertha vor zwei, drei Jahren noch so viel zu Gute gehalten hat, bleibt für das erste Team schon über Jahre weitgehend wirkungslos. In der U17-Nationalmannschaft, die neulich gegen Holland Europameister wurde, war mit Abu-Bakarr Kargbo nur ein Herthaner, im aktuellen Profikader sind allenfalls Radjabali-Fardi und Hartmann ernst zu nehmende Kandidaten.
Patrick Ebert wird nun ebenfalls zu den potentiellen Abgängen gerechnet. Er würde immerhin noch Geld bringen. Madlung hat 2006 1,3 Millionen Euro gekostet. Ohne die Boateng-Millionen wäre die Jugendarbeit von Hertha ein Nullsummenspiel.
Dass Alexander Madlung nicht gehalten wurde, findet bis heute meine Zustimmung, und ich habe die Spiele von Wolfsburg zu selten gesehen, um eine Vorstellung davon zu haben, was er konkret zum Titel beigetragen hat. Faktum ist, dass er gegen Saisonende unter Magath wieder regelmäßig gespielt hat, und dass er gerade einen neuen Vierjahresvertrag bei den "Wölfen" unterschrieben hat. Karrieren im Fußball haben immer auch etwas Rätselhaftes. "Alex Nationale" ist dafür ein gutes Beispiel.
Die Angelegenheit wirft aber auch ein Licht auf einen größeren Zusammenhang: Die Nachwuchsarbeit, auf die sich Hertha vor zwei, drei Jahren noch so viel zu Gute gehalten hat, bleibt für das erste Team schon über Jahre weitgehend wirkungslos. In der U17-Nationalmannschaft, die neulich gegen Holland Europameister wurde, war mit Abu-Bakarr Kargbo nur ein Herthaner, im aktuellen Profikader sind allenfalls Radjabali-Fardi und Hartmann ernst zu nehmende Kandidaten.
Patrick Ebert wird nun ebenfalls zu den potentiellen Abgängen gerechnet. Er würde immerhin noch Geld bringen. Madlung hat 2006 1,3 Millionen Euro gekostet. Ohne die Boateng-Millionen wäre die Jugendarbeit von Hertha ein Nullsummenspiel.
Montag, Mai 25, 2009
Kleenex
Die Mitgliederversammlung am Sonntag gleich nach Saisonende habe ich mir gespart. Auf Hertha-Inside kann man den Ticker nachlesen, der einen hinreichenden Eindruck vom Geschehen gibt. Wichtiger ist ohnehin, wie die Medien den ersten Tag der Sommerpause zu prägen versuchen. Arne Friedrich gibt über die Zeitung, für die Philipp Lahm Werbung macht, bekannt, dass er von Coach Favre tief enttäuscht ist, und dass von der Nichtberücksichtigung für das letzte Spiel sicher "etwas zurückbleiben" wird. Der Trainer gibt über den "Kicker" bekannt, dass er seine Spieler nicht wechseln kann "wie Kleenex" - diese Aussage wiederum verrät doch deutlich mangelnde Sensibilität für die mehr als nur taktischen Erfordernisse eines Spiels, mit dem eine ganze Saison zu Ende geht.
Taschentücher werden nicht reichen für die Schrammen aus den letzten zwei Wochen. Zumal die Clubführung bei der Versammlung ja auch bekannt gab, dass sich die finanzielle Situation trotz höherer Einnahmen wieder verschlechtert hat, die Schulden sind gestiegen, der Kader muss billiger werden, die Misstöne zum Ende hin werden sicher auch auf den Dauerkartenverkauf durchschlagen, der nun wohl weniger anziehen wird, als noch vor zehn Tagen zu vermuten stand. Auf die Finanzen wird noch einmal eigens einzugehen sein, die erste Reaktion ist konsequenterweise, dass in den Medien schon Listen von Spielern kursieren, die zum Verkauf stehen könnten.
Dass dabei auch der Name Friedrich fällt, hat Favre wesentlich zu verantworten, auch wenn vorläufig nichts dran sein wird. Dass Marko Pantelic den Verein verlassen wird, war leider allzu klar. Ich bedauere das, gerade weil es deutliche Signale gab, dass unser bester Stürmer der letzten vier Jahre keine Unsummen mehr fordern wollte. Sollte ich ihn zwischendurch selbst einmal "Diva" genannt haben, nehme ich das in aller Form zurück. Marko Pantelic ist ein Profi. Ein größeres Kompliment kenne ich nicht.
Taschentücher werden nicht reichen für die Schrammen aus den letzten zwei Wochen. Zumal die Clubführung bei der Versammlung ja auch bekannt gab, dass sich die finanzielle Situation trotz höherer Einnahmen wieder verschlechtert hat, die Schulden sind gestiegen, der Kader muss billiger werden, die Misstöne zum Ende hin werden sicher auch auf den Dauerkartenverkauf durchschlagen, der nun wohl weniger anziehen wird, als noch vor zehn Tagen zu vermuten stand. Auf die Finanzen wird noch einmal eigens einzugehen sein, die erste Reaktion ist konsequenterweise, dass in den Medien schon Listen von Spielern kursieren, die zum Verkauf stehen könnten.
Dass dabei auch der Name Friedrich fällt, hat Favre wesentlich zu verantworten, auch wenn vorläufig nichts dran sein wird. Dass Marko Pantelic den Verein verlassen wird, war leider allzu klar. Ich bedauere das, gerade weil es deutliche Signale gab, dass unser bester Stürmer der letzten vier Jahre keine Unsummen mehr fordern wollte. Sollte ich ihn zwischendurch selbst einmal "Diva" genannt haben, nehme ich das in aller Form zurück. Marko Pantelic ist ein Profi. Ein größeres Kompliment kenne ich nicht.
Sonntag, Mai 24, 2009
Dirigismus
Vier Runden vor Ende dieser Meisterschaft haben nicht wenige Beobachter der Hertha das leichteste Restprogramm bescheinigt. Jetzt hat sie aus einem Heimspiel gegen Schalke und aus einem Auswärtsspiel beim KSC einen Punkt und ein Torverhältnis von 0:4 gemacht, das ergibt für die gesamte Saison 63 Punkte, eine schwache Tordifferenz von 48:41 und Platz 4, damit die Teilnahme an der Europa League.
Die Mannschaft hatte im entscheidenden Moment nichts zuzusetzen, zweimal konnte sie ein Spiel nicht gewinnen, das sie in den ersten dreißig Minuten dominierte, ohne dass sie einen Treffer erzielen konnte. Wer nach den Ursachen fragt, die für das Debakel von Karlsruhe zu nennen sind, wird viele Namen nennen müssen. Das 0:1 war eine Koproduktion zwischen defensivem Mittelfeld (Dardai und Kacar laufen nur bis 20 Meter vor dem Tor mit zurück, Cicero, über dessen linke Seite der Angriff kam, ließ sich besonders viel Zeit) und Viererkette (Simunic hatte sich - zu - weit herauslocken lassen, Stein ließ - die wievielte wichtige eigentlich? - die Hereingabe zu, Piszczek war ohne Unterstützung und kam zu spät).
Danach wurde das Spiel der Hertha immer umständlicher, kurz vor der Pause gab es aus einem Eckball den zweiten Gegentreffer (Cicero lässt Maik Franz gewähren, Simunic duckt sich weg), in der zweiten Halbzeit war nichts davon zu merken, dass Hertha um die Chance auf die CL spielte. Es wird über dieses Spiel und die ganze Saison noch viel zu sagen sein. Tatsache ist, dass gestern die Hoffnungsträger (Kacar) und die Routiniers (Simunic, Dardai) versagten. Cicero wurde schon zur Pause aus dem Spiel genommen, später kam Lucio, auf einen dritten Wechsel verzichtete der Coach, der dann auch noch dabei zusehen musste, wie von Bergen einen Treffer zuließ, während Friedrich wieder nur auf der Bank saß.
Die ganze Übertragung über war aus dem Off die schrille Stimme des Trainers zu hören, der das Spiel am liebsten wie ein Dirigent leiten würde - auf dem Platz sollte aber eine Mannschaft zu sehen sein, die mit Situationen umgehen kann und nicht jedes Detail hineingerufen bekommen muss.
Es war eine gute Saison, eine Menge spricht dafür, dass die nächste wesentlich schwieriger werden wird. Der Coach wird auch noch lernen müssen, dass zwischen Ausbildung und Dirigismus ein wesentlicher Unterschied liegt, nämlich jenes Maß an Eigenverantwortung, das die Mannschaft vermissen hat lassen, als es darauf ankam. Ich denke, dass es dabei doch auch von mehr als nur taktischer Bedeutung ist, ob der Kapitän auf dem Feld ist oder auf der Bank sitzt.
Jo Simunic, der diese Saison inoffiziell in das Amt des Kapitäns schlüpfte, war durch das Schalke-Spiel ja schon entthront. Jetzt muss Favre erst einmal Arne Friedrich Abbitte leisten, und wenn der Trainer auch im strengen Sinne nichts falsch gemacht hat, ist seine Autorität doch ein wenig angeknackst.
Die Mannschaft hatte im entscheidenden Moment nichts zuzusetzen, zweimal konnte sie ein Spiel nicht gewinnen, das sie in den ersten dreißig Minuten dominierte, ohne dass sie einen Treffer erzielen konnte. Wer nach den Ursachen fragt, die für das Debakel von Karlsruhe zu nennen sind, wird viele Namen nennen müssen. Das 0:1 war eine Koproduktion zwischen defensivem Mittelfeld (Dardai und Kacar laufen nur bis 20 Meter vor dem Tor mit zurück, Cicero, über dessen linke Seite der Angriff kam, ließ sich besonders viel Zeit) und Viererkette (Simunic hatte sich - zu - weit herauslocken lassen, Stein ließ - die wievielte wichtige eigentlich? - die Hereingabe zu, Piszczek war ohne Unterstützung und kam zu spät).
Danach wurde das Spiel der Hertha immer umständlicher, kurz vor der Pause gab es aus einem Eckball den zweiten Gegentreffer (Cicero lässt Maik Franz gewähren, Simunic duckt sich weg), in der zweiten Halbzeit war nichts davon zu merken, dass Hertha um die Chance auf die CL spielte. Es wird über dieses Spiel und die ganze Saison noch viel zu sagen sein. Tatsache ist, dass gestern die Hoffnungsträger (Kacar) und die Routiniers (Simunic, Dardai) versagten. Cicero wurde schon zur Pause aus dem Spiel genommen, später kam Lucio, auf einen dritten Wechsel verzichtete der Coach, der dann auch noch dabei zusehen musste, wie von Bergen einen Treffer zuließ, während Friedrich wieder nur auf der Bank saß.
Die ganze Übertragung über war aus dem Off die schrille Stimme des Trainers zu hören, der das Spiel am liebsten wie ein Dirigent leiten würde - auf dem Platz sollte aber eine Mannschaft zu sehen sein, die mit Situationen umgehen kann und nicht jedes Detail hineingerufen bekommen muss.
Es war eine gute Saison, eine Menge spricht dafür, dass die nächste wesentlich schwieriger werden wird. Der Coach wird auch noch lernen müssen, dass zwischen Ausbildung und Dirigismus ein wesentlicher Unterschied liegt, nämlich jenes Maß an Eigenverantwortung, das die Mannschaft vermissen hat lassen, als es darauf ankam. Ich denke, dass es dabei doch auch von mehr als nur taktischer Bedeutung ist, ob der Kapitän auf dem Feld ist oder auf der Bank sitzt.
Jo Simunic, der diese Saison inoffiziell in das Amt des Kapitäns schlüpfte, war durch das Schalke-Spiel ja schon entthront. Jetzt muss Favre erst einmal Arne Friedrich Abbitte leisten, und wenn der Trainer auch im strengen Sinne nichts falsch gemacht hat, ist seine Autorität doch ein wenig angeknackst.
Samstag, Mai 23, 2009
Hertha und der KSC
Wenn Lucien Favre heute die Mannschaft gegen den KSC bekannt gibt, dann wird sich auch erweisen, was er in diesem Jahr nebenbei gelernt hat. Denn es wird nicht nur eine taktische, sondern auch eine diplomatische Lösung gefragt sein, eine Formation, die bestens funktioniert und dabei auch schon das nächste Jahr in allen seinen möglichen Konstellationen mitbedenkt.
Ich wiederhole mich also und stelle noch einmal fest, dass er um Arne Friedrich nicht umhin kommt. Der Kapitän muss spielen, alles andere wäre ein Affront, der die ganze Sommerpause belasten würde. Da Pisczek sich rechts hinten zunehmend gut zurecht findet, müsste von Bergen wieder auf die Bank, allerdings in einer deutlich gestärkten Position und gegenüber Kaká nun klar im Vorteil.
Ein weiterer Härtefall ist für meine Begriffe Nicu, der in den letzten Wochen zuerst enttäuscht hat, dann verletzt war, über die ganze Saison hindurch allerdings zweifellos sehr wichtig war. Ich würde ihn heute nicht von Beginn an bringen, bei späterer offensiver Einwechslung aber an ihn denken, zumal Domovchyiski meistens viels schuldig blieb.
Bleibt die Causa Pantelic/Voronin - dazu habe ich meine Meinung auch schon gesagt: Pantelic ist für mich heute gesetzt, bei Voronin ist zu sehr zu sehen, dass ihn die Ungewissheit um seine Zukunft (die er selbst bewusst so teuer beziffert hat) nicht gerade besser macht. Pantelic hingegen hat sich in den letzten Wochen auf dem Platz und darüber hinaus als Musterprofi erwiesen, es zeugt meines Erachtens von einem Mangel an politischem Geschick bei Lucien Favre, dass er darauf nicht einmal mit kleinen öffentlichen Konzessionen einzugehen bereit ist.
Er muss ja nicht gleich wie Jürgen Klopp den armen Sünder Kevin-Prince Boateng noch am Spielfeldrand mit einer Umarmung freisprechen, es reicht ja schon eine Geste der Anerkennung dafür, wie souverän Pantelic sich verhält. Heute sollten wir nicht nur den Taktiker und Spielversteher Lucien Favre sehen, sondern auch den Politiker und Öffentlichkeitsarbeiter, den "Regisseur" auch der symbolischen Ebene des Spiels, also den kompletten Trainer. Dann wäre, unabhängig vom Ausgang des Spiels gegen den KSC und davon, in welchem internationalen Wettbewerb die Hertha nächstes Jahr spielt, schon eine Menge gewonnen für die Zukunft.
Ich wiederhole mich also und stelle noch einmal fest, dass er um Arne Friedrich nicht umhin kommt. Der Kapitän muss spielen, alles andere wäre ein Affront, der die ganze Sommerpause belasten würde. Da Pisczek sich rechts hinten zunehmend gut zurecht findet, müsste von Bergen wieder auf die Bank, allerdings in einer deutlich gestärkten Position und gegenüber Kaká nun klar im Vorteil.
Ein weiterer Härtefall ist für meine Begriffe Nicu, der in den letzten Wochen zuerst enttäuscht hat, dann verletzt war, über die ganze Saison hindurch allerdings zweifellos sehr wichtig war. Ich würde ihn heute nicht von Beginn an bringen, bei späterer offensiver Einwechslung aber an ihn denken, zumal Domovchyiski meistens viels schuldig blieb.
Bleibt die Causa Pantelic/Voronin - dazu habe ich meine Meinung auch schon gesagt: Pantelic ist für mich heute gesetzt, bei Voronin ist zu sehr zu sehen, dass ihn die Ungewissheit um seine Zukunft (die er selbst bewusst so teuer beziffert hat) nicht gerade besser macht. Pantelic hingegen hat sich in den letzten Wochen auf dem Platz und darüber hinaus als Musterprofi erwiesen, es zeugt meines Erachtens von einem Mangel an politischem Geschick bei Lucien Favre, dass er darauf nicht einmal mit kleinen öffentlichen Konzessionen einzugehen bereit ist.
Er muss ja nicht gleich wie Jürgen Klopp den armen Sünder Kevin-Prince Boateng noch am Spielfeldrand mit einer Umarmung freisprechen, es reicht ja schon eine Geste der Anerkennung dafür, wie souverän Pantelic sich verhält. Heute sollten wir nicht nur den Taktiker und Spielversteher Lucien Favre sehen, sondern auch den Politiker und Öffentlichkeitsarbeiter, den "Regisseur" auch der symbolischen Ebene des Spiels, also den kompletten Trainer. Dann wäre, unabhängig vom Ausgang des Spiels gegen den KSC und davon, in welchem internationalen Wettbewerb die Hertha nächstes Jahr spielt, schon eine Menge gewonnen für die Zukunft.
Donnerstag, Mai 21, 2009
Zusammenhänge
In einem langen Ligajahr gibt es alle möglichen untergründigen Kausalketten. Werder Bremen zum Beispiel hatte heuer schon früh in der Meisterschaft nichts mehr zu bestellen, sah sich aber auf dem Weg zu zwei Cup-Finals. In der Liga führte das zu unterschiedlich engagierten Auftritten, manchmal waren sie in Stimmung (wie beim 5:0 in Frankfurt), manchmal weniger (wie letzte Woche bei der Heimniederlage gegen den KSC), am Samstag rechnet niemand damit, dass sie dem VfL Wolfsburg noch ein ernsthaftes Problem bereiten werden, vor allem nach den 120 Minuten von Istanbul, die sie gestern gegen Schachtjor Donezk im Uefacup-Finale gehen mussten.
Das Spiel, das ich erst ab der 70. Minute sehen konnte, weil wir davor in der Volksbühne einen "Prometheus" sahen, war ein wenig armselig und ging mit 1:2 verloren. Ich war doch sehr überrascht, wie schwach Werder gestern war.
In Hinsicht auf die Hertha hat sich der unmotivierte Lauf von Werder durch die Liga in den letzten Wochen halbwegs neutralisiert: Der Sieg gegen Bremen im Olympiastadion wurde am Ende gegen mäßigen Widerstand erfochten und war für die Hertha enorm wichtig, während die Niederlage Bremen recht egal war. Die drei Punkte waren mitentscheidend dafür, dass Hertha in der letzten Runde noch um die CL spielt, gegen einen KSC allerdings, der ohne die Bremer Largesse vom letzten Samstag schon abgestiegen wäre und nun noch um die letzte kleine Chance kämpfen wird.
So entsteht eine Tabelle und eine Konstellation für den letzten Spieltag aus Wirkungen und Nebenwirkungen, aus Prioritäten und Unterlassungen, und Bremen, die Cup-Mannschaft, könnte am Ende übrigens mit leereren Händen dastehen als der HSV, als dessen Nemesis sie sich vor zwei Wochen noch so gefallen haben.
Das Spiel, das ich erst ab der 70. Minute sehen konnte, weil wir davor in der Volksbühne einen "Prometheus" sahen, war ein wenig armselig und ging mit 1:2 verloren. Ich war doch sehr überrascht, wie schwach Werder gestern war.
In Hinsicht auf die Hertha hat sich der unmotivierte Lauf von Werder durch die Liga in den letzten Wochen halbwegs neutralisiert: Der Sieg gegen Bremen im Olympiastadion wurde am Ende gegen mäßigen Widerstand erfochten und war für die Hertha enorm wichtig, während die Niederlage Bremen recht egal war. Die drei Punkte waren mitentscheidend dafür, dass Hertha in der letzten Runde noch um die CL spielt, gegen einen KSC allerdings, der ohne die Bremer Largesse vom letzten Samstag schon abgestiegen wäre und nun noch um die letzte kleine Chance kämpfen wird.
So entsteht eine Tabelle und eine Konstellation für den letzten Spieltag aus Wirkungen und Nebenwirkungen, aus Prioritäten und Unterlassungen, und Bremen, die Cup-Mannschaft, könnte am Ende übrigens mit leereren Händen dastehen als der HSV, als dessen Nemesis sie sich vor zwei Wochen noch so gefallen haben.
Mittwoch, Mai 20, 2009
Einzelinteressen
Niemand muss es wundern, dass nach dem torlosen Remis gegen Schalke nicht alles eitel Wonne ist. Arne Friedrich war natürlich verärgert darüber, dass er in diesem bedeutenden Match nur auf der Bank saß, und Andrej Voronin konnte nur eine halbe Stunde lang persönlich auf den weiteren Verlauf seiner Karriere einwirken (man sah ihm den Druck dann auch deutlich an).
Der Mann, der sich mit all diesen Entscheidungen nach einer großen Saison ganz zum Schluss noch einmal gefährlich exponiert hat, ist der Coach. Denn die Zeitungen kolportieren sogar einen erregten Wortwechsel zwischen ihm und Manager Hoeneß, der wohl intensiver von der Meisterschaft geträumt hat, als er nach außen jemals hat durchblicken lassen. Heute und morgen muss Favre im Training die Sache so gerade biegen, dass am Samstag in Karlsruhe noch einmal eine konzentrierte Mannschaftsleistung zustande kommt.
Dass er den Kapitän wieder aufstellt, erachte ich als Selbstverständlichkeit, der Affront würde anderenfalls den ganzen Sommer hindurch nachwirken. Von Bergen konnte zeigen, dass er eine gute Perspektive hat, er wird es verschmerzen, wenn er wieder ins zweite Glied rückt. Dass Pantelic im Team bleibt, halte ich für unumgänglich, er war gegen Schalke der gefährlichste Mann.
Die Hertha hat so viel erreicht in dieser Saison, und doch ist sie jetzt noch an einen kritischen Punkt gekommen: Karlsruhe ist ein Endspiel, auch für viele Spieler mit ihren Einzelinteressen, während der Coach unbeirrt nur von der langfristigen Entwicklung her denkt. Er muss, gegen sein evolutionäres Temperament, die Hertha in Cup-Stimmung bringen.
Der Mann, der sich mit all diesen Entscheidungen nach einer großen Saison ganz zum Schluss noch einmal gefährlich exponiert hat, ist der Coach. Denn die Zeitungen kolportieren sogar einen erregten Wortwechsel zwischen ihm und Manager Hoeneß, der wohl intensiver von der Meisterschaft geträumt hat, als er nach außen jemals hat durchblicken lassen. Heute und morgen muss Favre im Training die Sache so gerade biegen, dass am Samstag in Karlsruhe noch einmal eine konzentrierte Mannschaftsleistung zustande kommt.
Dass er den Kapitän wieder aufstellt, erachte ich als Selbstverständlichkeit, der Affront würde anderenfalls den ganzen Sommer hindurch nachwirken. Von Bergen konnte zeigen, dass er eine gute Perspektive hat, er wird es verschmerzen, wenn er wieder ins zweite Glied rückt. Dass Pantelic im Team bleibt, halte ich für unumgänglich, er war gegen Schalke der gefährlichste Mann.
Die Hertha hat so viel erreicht in dieser Saison, und doch ist sie jetzt noch an einen kritischen Punkt gekommen: Karlsruhe ist ein Endspiel, auch für viele Spieler mit ihren Einzelinteressen, während der Coach unbeirrt nur von der langfristigen Entwicklung her denkt. Er muss, gegen sein evolutionäres Temperament, die Hertha in Cup-Stimmung bringen.
Sonntag, Mai 17, 2009
Gänsehaut
Die Szene kam irgendwie bekannt vor: Hertha hat im eigenen Stadion ein "Endspiel", und schafft es dabei nicht, das eine, erlösende Tor zu schießen. So war es vor vier Jahren gegen Hannover, als es um die Qualifikation um die CL ging, und so war es gestern gegen Schalke 04, als es um die Wahrung einer Restchance auf die deutsche Meisterschaft 2009 ging. Das Spiel vor ausverkauftem Haus endete torlos, und ich muss sagen, dass meine gelassen optimistische Stimmung schon vor dem Spiel ein wenig irritiert wurde, denn der Auftritt von Frank Zander war mir dann doch recht zuwider. Sein dahingesagtes "Wir holen die Meisterschaft", hübsch kontrastiert durch den feisten Ennui von Joschka Fischer auf der Ehrentribüne, ließ den Hit dieser Saison zu einer Phrase verkommen, die mit dem Spiel nichts mehr zu tun hat.
Ich habe, wie gesagt, meinen Frieden mit der Hertha-Hymne gemacht, nicht aber, wie mir klar wurde, mit deren Herkunft, ich kann also das "Nur nach Hause" nur ertragen, wenn die Mannschaft es gewissermaßen "freispielt". Das ist gestern nicht so richtig gelungen. Bei einem engen Spiel kommt es auf Vieles an, und der relative Misserfolg setzte sich aus zahllosen Details zusammen: schlechtes Refereeing (Pantelic wurde zweimal zurückgepfiffen, obwohl er auf gleicher Höhe startete), Nervosität und Ungeduld (vor allem Patrick Ebert und Gojko Kacar wollten zuviel), untaugliche Mittel (Cicero fiel durch eine fiese Schwalbe auf und sucht meiner Meinung nach zu oft das taktische Foul im Mittelfeld, anstatt den Ball abzuspielen), ein offensiv desinteressierter Gegner, eine schwache Bank (Voronin kam in der 59. Minute für Ebert und brachte vor allem Hektik in Spiel, Domovchsyiski fiel bei seinem anonymen Auftritt nur durch eine besonders naiven Ballverlust auf, Chermiti kam zu spät, um seine Dynamik noch richtig produktiv machen zu können).
Coach Favre hatte mutig aufgestellt, nämlich die gleiche Mannschaft wie in Hamburg, soll heißen: der Kapitän blieb auf der Bank, von Bergen spielte weiterhin an seiner Stelle, der Schweizer schaltete sich auch offensiv ein, seine Pässe sind häufig gut gedacht, es fehlt ihnen aber an Präzision. Dieses Problem ist jedoch allgemein, und so schien die Mannschaft mit zunehmender Dauer die Lust zu verlieren, in die leeren Räume zu laufen (weil man da ja oft umsonst läuft).
So versuchte Raffael dann mehr und mehr, die Sache als Solist aufzulösen. Das Spiel der Hertha war die ganze Saison latent entropisch, das heißt: sie konnte kaum einmal Druck zusetzen, sie spielte einfach ihren Stil und vertraute auf jene sprichwörtliche Effizienz, die auch gestern wieder zu sehen gewesen wäre, wenn das Pantelic-Tor in der ersten Halbzeit gezählt hätte. Er war gestern scharf, er wollte den Sieg am meisten, es war schade, dass sein persönlicher (anzunehmender) Abschied auf ein Publikum traf, bei dem die (auch: heiße) Luft draußen war.
Die richtigen Fans werden bald wieder unter sich sein, aber aus dieser Saison sollte die Fanbasis doch deutlich erweitert worden sein. Das Team bedankte sich mit einem Transparent: Danke für 17mal Gänsehaut. Ich bedanke mich für siebzehn interessante Spiele, darunter zwei, drei Klassiker (Bayern, Hoffenheim, Stuttgart). Gänsehaut hatte ich allerdings nie. Dazu fehlt der Hertha noch ein Element Leidenschaft. Sie wird es finden.
Ich habe, wie gesagt, meinen Frieden mit der Hertha-Hymne gemacht, nicht aber, wie mir klar wurde, mit deren Herkunft, ich kann also das "Nur nach Hause" nur ertragen, wenn die Mannschaft es gewissermaßen "freispielt". Das ist gestern nicht so richtig gelungen. Bei einem engen Spiel kommt es auf Vieles an, und der relative Misserfolg setzte sich aus zahllosen Details zusammen: schlechtes Refereeing (Pantelic wurde zweimal zurückgepfiffen, obwohl er auf gleicher Höhe startete), Nervosität und Ungeduld (vor allem Patrick Ebert und Gojko Kacar wollten zuviel), untaugliche Mittel (Cicero fiel durch eine fiese Schwalbe auf und sucht meiner Meinung nach zu oft das taktische Foul im Mittelfeld, anstatt den Ball abzuspielen), ein offensiv desinteressierter Gegner, eine schwache Bank (Voronin kam in der 59. Minute für Ebert und brachte vor allem Hektik in Spiel, Domovchsyiski fiel bei seinem anonymen Auftritt nur durch eine besonders naiven Ballverlust auf, Chermiti kam zu spät, um seine Dynamik noch richtig produktiv machen zu können).
Coach Favre hatte mutig aufgestellt, nämlich die gleiche Mannschaft wie in Hamburg, soll heißen: der Kapitän blieb auf der Bank, von Bergen spielte weiterhin an seiner Stelle, der Schweizer schaltete sich auch offensiv ein, seine Pässe sind häufig gut gedacht, es fehlt ihnen aber an Präzision. Dieses Problem ist jedoch allgemein, und so schien die Mannschaft mit zunehmender Dauer die Lust zu verlieren, in die leeren Räume zu laufen (weil man da ja oft umsonst läuft).
So versuchte Raffael dann mehr und mehr, die Sache als Solist aufzulösen. Das Spiel der Hertha war die ganze Saison latent entropisch, das heißt: sie konnte kaum einmal Druck zusetzen, sie spielte einfach ihren Stil und vertraute auf jene sprichwörtliche Effizienz, die auch gestern wieder zu sehen gewesen wäre, wenn das Pantelic-Tor in der ersten Halbzeit gezählt hätte. Er war gestern scharf, er wollte den Sieg am meisten, es war schade, dass sein persönlicher (anzunehmender) Abschied auf ein Publikum traf, bei dem die (auch: heiße) Luft draußen war.
Die richtigen Fans werden bald wieder unter sich sein, aber aus dieser Saison sollte die Fanbasis doch deutlich erweitert worden sein. Das Team bedankte sich mit einem Transparent: Danke für 17mal Gänsehaut. Ich bedanke mich für siebzehn interessante Spiele, darunter zwei, drei Klassiker (Bayern, Hoffenheim, Stuttgart). Gänsehaut hatte ich allerdings nie. Dazu fehlt der Hertha noch ein Element Leidenschaft. Sie wird es finden.
Samstag, Mai 16, 2009
Spreezander
Ein besonderes Spiel verlangt nach einer besonderen Geste. Frank Zander wird heute persönlich und live den alten Hertha-Hadern "Nur nach Hause geh'n wir nicht" anstimmen, kurz vor dem Anpfiff des Heimspiels gegen Schalke 04. Das letzte Heimspiel in dieser Saison. Während der Woche war ich ein paar Mal versucht, meine Dauerkarte herauszuholen, um sicherzugehen, dass sie auch da ist. Denn das Stadion wird heute ausverkauft sein, viele Leute, die gern hineinwollen, werden das Nachsehen haben.
Es zählt zu den Errungenschaften dieser Saison, dass die Hertha nebenbei auch Frieden mit ihrer Hymne geschlossen hat - es wurde da ja schon einiges probiert, weil sie ja doch recht verschnarcht ist und so gar nicht zum Image der Hauptstadt passen will. Inzwischen haben fast alle (und ich auch) erkannt, dass es gerade das Unzeitgemäße dieser Hymne ist, das der Hertha gut ansteht.
Der Zander-Song zeugt von der Provinzialität des alten West-Berlin, aus der sich der Club nur langsam zu befreien vermag. Die famose Ostkurve hat wesentlich dazu beigetragen, dass ich mich heute jedes Mal darauf freue, wenn die Mannschaft auf das Feld kommt, Zander eingespielt und dann hinuntergedreht wird, und die Fankurve übernimmt mächtig den Chor. An der Anfield Road ist das Ritual immer noch besser, aber Hertha ist Hertha, und das ist gut so. Glück auf gegen den FC Schalke, Jungs!
Es zählt zu den Errungenschaften dieser Saison, dass die Hertha nebenbei auch Frieden mit ihrer Hymne geschlossen hat - es wurde da ja schon einiges probiert, weil sie ja doch recht verschnarcht ist und so gar nicht zum Image der Hauptstadt passen will. Inzwischen haben fast alle (und ich auch) erkannt, dass es gerade das Unzeitgemäße dieser Hymne ist, das der Hertha gut ansteht.
Der Zander-Song zeugt von der Provinzialität des alten West-Berlin, aus der sich der Club nur langsam zu befreien vermag. Die famose Ostkurve hat wesentlich dazu beigetragen, dass ich mich heute jedes Mal darauf freue, wenn die Mannschaft auf das Feld kommt, Zander eingespielt und dann hinuntergedreht wird, und die Fankurve übernimmt mächtig den Chor. An der Anfield Road ist das Ritual immer noch besser, aber Hertha ist Hertha, und das ist gut so. Glück auf gegen den FC Schalke, Jungs!
Freitag, Mai 15, 2009
Brandenburger Tor
Die Journalisten, die schon die Meisterfeier für Berlin planen, haben natürlich inzwischen herausgefunden, dass das Brandenburger Tor am 23. Mai für eine größere Feier reserviert ist: 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland. Da könnte sich der Berliner Fußballclub zwar gut daran beteiligen, die Hauptsache wäre er dabei aber nicht. Für mich - der ich über die Meisterschaft vor dem morgigen Abend nicht weiter reden will - hat diese mögliche Konjunktion aber viel Stimmiges.
Denn meine eigene Fangeschichte mit der Hertha begann ja in den Neunzigerjahren noch in Wien, und hatte unmittelbar damit zu tun, dass ich Berlin immer konkreter als Möglichkeit ins Auge nahm. Die Beziehung zu einem Fußballteam, das nicht international spielte, bestand damals ja aus sechs, sieben Minuten Bericht in der Sportschau pro Woche. Das reichte gerade, mich mit Spielern wie Sixten Veit oder Michael Preetz vertraut zu machen.
Ich war damals aber eher noch ein Fan von Berlin als spezifisch der Hertha. Das änderte sich so richtig erst, als ich schon hier lebte und an einem Frühlingsnachmittag einfach zum Stadion fuhr, wo ich schwarz eine Karte für ein Heimspiel gegen Bayern kaufte (sichtbehindert hinter einer Plastikwand) - das Erlebnis reichte, um mich ein für allemal festzulegen.
Aber es dauerte dann immer noch ein, zwei Jahre, bis ich eine Dauerkarte kaufte und Abonnent des Bezahlfernsehens wurde, bei dem die Abgesandten von Murdoch gerade in allen Fugen und Ritzen nach Möglichkeiten zu verstärkter Werbung suchen (neulich tauchte die erste Einblendung in eine laufende Sendung auf). Mein Weg zur Hertha führte also gewissermaßen durch das Brandenburger Tor zum Olympiastadion, eine Feier, die das sportliche Datum mit einem politischen verbindet, wäre also ganz in meinem Sinne.
Denn meine eigene Fangeschichte mit der Hertha begann ja in den Neunzigerjahren noch in Wien, und hatte unmittelbar damit zu tun, dass ich Berlin immer konkreter als Möglichkeit ins Auge nahm. Die Beziehung zu einem Fußballteam, das nicht international spielte, bestand damals ja aus sechs, sieben Minuten Bericht in der Sportschau pro Woche. Das reichte gerade, mich mit Spielern wie Sixten Veit oder Michael Preetz vertraut zu machen.
Ich war damals aber eher noch ein Fan von Berlin als spezifisch der Hertha. Das änderte sich so richtig erst, als ich schon hier lebte und an einem Frühlingsnachmittag einfach zum Stadion fuhr, wo ich schwarz eine Karte für ein Heimspiel gegen Bayern kaufte (sichtbehindert hinter einer Plastikwand) - das Erlebnis reichte, um mich ein für allemal festzulegen.
Aber es dauerte dann immer noch ein, zwei Jahre, bis ich eine Dauerkarte kaufte und Abonnent des Bezahlfernsehens wurde, bei dem die Abgesandten von Murdoch gerade in allen Fugen und Ritzen nach Möglichkeiten zu verstärkter Werbung suchen (neulich tauchte die erste Einblendung in eine laufende Sendung auf). Mein Weg zur Hertha führte also gewissermaßen durch das Brandenburger Tor zum Olympiastadion, eine Feier, die das sportliche Datum mit einem politischen verbindet, wäre also ganz in meinem Sinne.
Donnerstag, Mai 14, 2009
Integrationsfigur
Die Mittwochspiele in dieser englischen Woche bestätigen die Tendenz vom Dienstag: Vorne in der Bundesliga bleibt alles offen, nur der BVB musste sich Wolfsburg geschlagen geben, alle anderen Teams, also gestern Stuttgart und der HSV, haben volle Punkte eingefahren, und müssen dies auch am Samstag tun, wenn sie ihre Position halten oder vielleicht sogar verbessern wollen. Hertha steht im Moment auf dem dritten Platz, das ist der mit der geringsten Planungssicherheit.
Dabei geht es vor allem um eine Frage: Welcher der beiden Stürmer, Pantelic oder Voronin, bekommt einen neuen Vertrag? Bis vor einem Monat schien die Sache ganz klar zu sein, denn Voronin war der Held der Wochen von Bayern bis Bayer, nun aber hat sich Marko Pantelic wieder in den Mittelpunkt gespielt. Die Fans, und ich auch, denken bei ihm ja nicht nur an diese Saison, sondern daran, dass er einer der besten Transfers war, die Manager Hoeneß jemals schaffte, ein echter Held, eine Integrationsfigur, ein Herthaner. Am Dienstag lief er nach dem Tor von Cicero zur Bank und schloss das ganze Ensemble (Mannschaft, Stab, Reservisten, ...) zu einer Traube zusammen.
Sein Gespür für die große Geste steht schon seit Wochen ganz im Dienst der Eigenwerbung. Er bietet sich an als Figur mit symbolischem Mehrwert, er wirbt beinahe um den Lehrmeister Favre, der zwar nicht übersehen wird, dass Pantelic in den direkten Duellen, in den Dribblings, nicht mehr die internationale Spritzigkeit hat, dass er aber immerhin einen McKenna noch düpieren kann. Egal, in welchem internationalen Bewerb die Hertha nächstes Jahr spielt, der Angriff bedarf einer intelligenten, wettbewerbsfähigen Lösung.
Voronins derzeitige Bedingungen (16 Millionen über vier Jahre) würde ich auch dann nicht erfüllen, wenn die direkte Qualifikation für die CL gelingt. Wenn es möglich wäre, Pantelic mit einem vernünftigen Zweijahresvertrag plus Option à la Dardai zu halten, hielte ich das für eine echte Variante. Domovchyiski und Chermiti müssen nächstes Jahr endlich Spielzeit bekommen, und da Raffael dem Team hoffentlich erhalten bleibt, ist dieses Puzzle gar nicht so leicht zu lösen. Am Samstag werden wir wieder ein bisschen mehr wissen.
Dabei geht es vor allem um eine Frage: Welcher der beiden Stürmer, Pantelic oder Voronin, bekommt einen neuen Vertrag? Bis vor einem Monat schien die Sache ganz klar zu sein, denn Voronin war der Held der Wochen von Bayern bis Bayer, nun aber hat sich Marko Pantelic wieder in den Mittelpunkt gespielt. Die Fans, und ich auch, denken bei ihm ja nicht nur an diese Saison, sondern daran, dass er einer der besten Transfers war, die Manager Hoeneß jemals schaffte, ein echter Held, eine Integrationsfigur, ein Herthaner. Am Dienstag lief er nach dem Tor von Cicero zur Bank und schloss das ganze Ensemble (Mannschaft, Stab, Reservisten, ...) zu einer Traube zusammen.
Sein Gespür für die große Geste steht schon seit Wochen ganz im Dienst der Eigenwerbung. Er bietet sich an als Figur mit symbolischem Mehrwert, er wirbt beinahe um den Lehrmeister Favre, der zwar nicht übersehen wird, dass Pantelic in den direkten Duellen, in den Dribblings, nicht mehr die internationale Spritzigkeit hat, dass er aber immerhin einen McKenna noch düpieren kann. Egal, in welchem internationalen Bewerb die Hertha nächstes Jahr spielt, der Angriff bedarf einer intelligenten, wettbewerbsfähigen Lösung.
Voronins derzeitige Bedingungen (16 Millionen über vier Jahre) würde ich auch dann nicht erfüllen, wenn die direkte Qualifikation für die CL gelingt. Wenn es möglich wäre, Pantelic mit einem vernünftigen Zweijahresvertrag plus Option à la Dardai zu halten, hielte ich das für eine echte Variante. Domovchyiski und Chermiti müssen nächstes Jahr endlich Spielzeit bekommen, und da Raffael dem Team hoffentlich erhalten bleibt, ist dieses Puzzle gar nicht so leicht zu lösen. Am Samstag werden wir wieder ein bisschen mehr wissen.
Mittwoch, Mai 13, 2009
Trockene Tücher
Einige Fans der Hertha werden sich vielleicht darüber geärgert haben, dass der BVB gestern in Wolfsburg seine erste Niederlage nach sieben Siegen in Folge hinnehmen musste (gegen eine "bärenstarke" Mannschaft, so Jürgen Klopp), während Hertha in Köln einen soliden 2:1-Sieg errang. Aber der Manager rückte die Sache im Interview dann gleich ins Lot: Das Saisonziel ist erreicht, aus den Top 5 kann Hertha BSC nicht mehr hinausfallen, sie schläft seit heute in trockenen Tüchern, und nun bleiben zwei Spiele, um an das ganz teure Bettzeug ranzukommen.
Ich hatte mich für die Einzelübertragung des Hertha-Spiels entschieden, konnte also nur danach aus den Zusammenfassungen schließen, dass der VfL Wolfsburg (oder Golfsburg, wie die Berliner Fans mit deutlicher Spitze gegen das Konzern-Team zu sagen pflegen) eine starke Leistung gezeigt hat und dass Bayern mit einigem Glück dann auch noch beeindruckend zu einem 3:0 über Bayer 04 in die Gänge kam. Die Hertha spielte dagegen ihr Programm: fast unmerkliche Zunahme der Spielkontrolle, gelegentliche Stichproben auf ihre offensiven Möglichkeiten, bevor Pantelic kurz vor Halbzeit mit einer Einzelleistung an der Grundlinie McKenna versetzte und für Cicero auflegte, der in seinem eleganten Stil problemlos mit einem flachen Schuss ins lange Eck verwerten konnte.
Das 2:0 gleich nach der Pause durch Patrick Ebert glich dem Treffer von Raffael gegen Bremen, er fiel ein wenig glücklich durch einen Abpraller. Und doch hatte es mit diesen Toren seine Richtigkeit, denn Ebert und Pantelic sind zum Ende dieser Saison hin immer stärker geworden. Das allein gibt Hertha eine Berechtigung, noch um die Meisterschaft mitzuspielen - dass sich das Spiel insgesamt nach vorne entwickelt hat. Es ist nach wie vor von höchster Ökonomie geprägt, aber auch von einem Grundvertrauen, dass die ein, zwei Tore, die es braucht, fallen werden.
Dass Hertha inzwischen, mit der Entdeckung von Pisczcek als Rightback und mit der Steigerung von Stein, der gestern in einer schönen Kombination mit Cicero sogar einmal eine echte Strafraumszene hatte, das Spiel breiter und schneller machen kann, halte ich für eine echte Errungenschaft. Dass Raffael sich von Spiel zu Spiel gesteigert hat, zugleich mannschaftsdienlicher und durchsetzungskräftiger geworden ist, zeugt wohl auch von psychologischem Geschick des Trainerteams. Dass von Bergen seine Rolle nicht einfach solide interpretiert, sondern mit Initiative und Intuition aus der Viererkette herausgeht, ohne sie dadurch zu gefährden, zeugt von der ursprünglichen Idee bei diesem Transfer.
Die Hertha hat sich enorm entwickelt in diesem Jahr, man muss nach dem Spiel in Köln allerdings trotzdem sagen, dass sie mit der Meisterschaft über Gebühr belohnt würde. Nicht, dass ich es mir nicht wünsche, und ich halte es sogar für denkbar, dass es so kommt. Aber nach allem, was ich so gesehen habe, ist Wolfsburg doch für diese Saison das paradigmatischere Team, und selbst Stuttgart hat der Hertha viel voraus. Kümmern muss mich das nicht, denn die Meisterschaft wird nicht von einer Jury vergeben, sondern erspielt, und so halte ich es auch mit Josip Simunic, der Hertha schon früh alles zugetraut hat.
Ich hatte mich für die Einzelübertragung des Hertha-Spiels entschieden, konnte also nur danach aus den Zusammenfassungen schließen, dass der VfL Wolfsburg (oder Golfsburg, wie die Berliner Fans mit deutlicher Spitze gegen das Konzern-Team zu sagen pflegen) eine starke Leistung gezeigt hat und dass Bayern mit einigem Glück dann auch noch beeindruckend zu einem 3:0 über Bayer 04 in die Gänge kam. Die Hertha spielte dagegen ihr Programm: fast unmerkliche Zunahme der Spielkontrolle, gelegentliche Stichproben auf ihre offensiven Möglichkeiten, bevor Pantelic kurz vor Halbzeit mit einer Einzelleistung an der Grundlinie McKenna versetzte und für Cicero auflegte, der in seinem eleganten Stil problemlos mit einem flachen Schuss ins lange Eck verwerten konnte.
Das 2:0 gleich nach der Pause durch Patrick Ebert glich dem Treffer von Raffael gegen Bremen, er fiel ein wenig glücklich durch einen Abpraller. Und doch hatte es mit diesen Toren seine Richtigkeit, denn Ebert und Pantelic sind zum Ende dieser Saison hin immer stärker geworden. Das allein gibt Hertha eine Berechtigung, noch um die Meisterschaft mitzuspielen - dass sich das Spiel insgesamt nach vorne entwickelt hat. Es ist nach wie vor von höchster Ökonomie geprägt, aber auch von einem Grundvertrauen, dass die ein, zwei Tore, die es braucht, fallen werden.
Dass Hertha inzwischen, mit der Entdeckung von Pisczcek als Rightback und mit der Steigerung von Stein, der gestern in einer schönen Kombination mit Cicero sogar einmal eine echte Strafraumszene hatte, das Spiel breiter und schneller machen kann, halte ich für eine echte Errungenschaft. Dass Raffael sich von Spiel zu Spiel gesteigert hat, zugleich mannschaftsdienlicher und durchsetzungskräftiger geworden ist, zeugt wohl auch von psychologischem Geschick des Trainerteams. Dass von Bergen seine Rolle nicht einfach solide interpretiert, sondern mit Initiative und Intuition aus der Viererkette herausgeht, ohne sie dadurch zu gefährden, zeugt von der ursprünglichen Idee bei diesem Transfer.
Die Hertha hat sich enorm entwickelt in diesem Jahr, man muss nach dem Spiel in Köln allerdings trotzdem sagen, dass sie mit der Meisterschaft über Gebühr belohnt würde. Nicht, dass ich es mir nicht wünsche, und ich halte es sogar für denkbar, dass es so kommt. Aber nach allem, was ich so gesehen habe, ist Wolfsburg doch für diese Saison das paradigmatischere Team, und selbst Stuttgart hat der Hertha viel voraus. Kümmern muss mich das nicht, denn die Meisterschaft wird nicht von einer Jury vergeben, sondern erspielt, und so halte ich es auch mit Josip Simunic, der Hertha schon früh alles zugetraut hat.
Dienstag, Mai 12, 2009
Gelassenheit
Das M-Word will bei der Hertha kein Verantwortlicher in den Mund nehmen. Ronny Blaschke hat gestern in der SZ einen schönen Text darüber geschrieben, dass Coach Favre sowieso, aber auch Manager Hoeneß sich immer noch hüten, das Wort Meisterschaft in den Mund zu nehmen. Wohl aber tun es die Spieler. Sie haben ein gutes Argument auf ihrer Seite: Die Gelassenheit, die sie nach der schwierigen Serie dreier Niederlagen zurückgewonnen haben, sollten sie auch heute in Köln nicht verlieren.
Die Saison stand in dem Heimspiel gegen Bremen vor ein paar Wochen auf der Kippe, und es war ausgerechnet Josip Simunic, der mit seinem Kopfballtor die Wende brachte. Er hatte zuerst das M-Wort öffentlich in dem Mund genommen, der Trainer spricht nun immerhin schon von der "Chance des Lebens". Dazu muss die Hertha aber dreimal gewinnen: gegen Köln auswärts, gegen Schalke daheim, und dann noch beim KSC, der am letzten Spieltag vielleicht schon abgestiegen ist, was dieser Begegnung einen möglicherweise schalen Beigeschmack geben könnte. Aber lassen wir das einfach einmal auf uns zukommen.
Eine Saison besteht aus vielen kleinen Meilensteinen, und ich will aus gegebenem Anlass noch einmal daran erinnern, wie sich das Köln-Spiel im Herbst angelassen hat: es war eines der schwächsten Offensivspiele der Hertha, die Mannschaft hatte keine Inspiration und zeigte auch wenig Engagement. Vier Minuten vor dem Ende trat Patrick Ebert einen Corner, und Marko Pantelic verwertete per Kopf aus schwierigem Winkel. Es war ein glücklicher Sieg, den aber Ebert (mit einer tollen zweiten Saisonhälfte) und auch Pantelic (nicht nur mit seinem Tor gegen Bochum, sondern seinem Assist in Hamburg, ...) bestätigt haben.
Irgendwie fallen sie, die Tore, und irgendwie ist es immer ein bisschen mehr als Glück. Das stimmt mich zuversichtlich, dass Hertha heute einen weiteren Schritt zum großen Ziel machen kann: einem Platz, der zur Teilnahme an der Champion's League berechtigt. Die Meisterschaft? Darüber sprechen wir, sobald wir mehr wissen.
Die Saison stand in dem Heimspiel gegen Bremen vor ein paar Wochen auf der Kippe, und es war ausgerechnet Josip Simunic, der mit seinem Kopfballtor die Wende brachte. Er hatte zuerst das M-Wort öffentlich in dem Mund genommen, der Trainer spricht nun immerhin schon von der "Chance des Lebens". Dazu muss die Hertha aber dreimal gewinnen: gegen Köln auswärts, gegen Schalke daheim, und dann noch beim KSC, der am letzten Spieltag vielleicht schon abgestiegen ist, was dieser Begegnung einen möglicherweise schalen Beigeschmack geben könnte. Aber lassen wir das einfach einmal auf uns zukommen.
Eine Saison besteht aus vielen kleinen Meilensteinen, und ich will aus gegebenem Anlass noch einmal daran erinnern, wie sich das Köln-Spiel im Herbst angelassen hat: es war eines der schwächsten Offensivspiele der Hertha, die Mannschaft hatte keine Inspiration und zeigte auch wenig Engagement. Vier Minuten vor dem Ende trat Patrick Ebert einen Corner, und Marko Pantelic verwertete per Kopf aus schwierigem Winkel. Es war ein glücklicher Sieg, den aber Ebert (mit einer tollen zweiten Saisonhälfte) und auch Pantelic (nicht nur mit seinem Tor gegen Bochum, sondern seinem Assist in Hamburg, ...) bestätigt haben.
Irgendwie fallen sie, die Tore, und irgendwie ist es immer ein bisschen mehr als Glück. Das stimmt mich zuversichtlich, dass Hertha heute einen weiteren Schritt zum großen Ziel machen kann: einem Platz, der zur Teilnahme an der Champion's League berechtigt. Die Meisterschaft? Darüber sprechen wir, sobald wir mehr wissen.
Sonntag, Mai 10, 2009
Bananenschale
Es war ein emotionaler Moment gestern beim 2:0 gegen Bochum, als in der 80. Minute Lucio für Raffael ins Spiel kam und den linken Flügel besetzte. Das Spiel war da schon gelaufen, denn Hertha geriet gestern nie so richtig in Gefahr, und da sie auch keine Anstalten machte, sich noch weiter um eine bessere Tordifferenz zu bemühen, konnte Coach Favre auf ein Übungsspiel umstellen, das ihm Aufschlüsse für die kommende Saison geben sollte.
Mit Chermiti und Domovchyiski im Sturm, Ebert und Lucio auf den Flügeln gab es eine Weile eine experimentelle Hertha zu sehen, die aber nicht mehr ernst machte. Gegen die gerade noch über dem Strich stehenden Bochumer reichten ein paar konzentrierte Aktionen, wobei mir gestern vor allem gefiel, dass Hertha das Spiel viel breiter machte, als die das gewöhnlich tut. Patrick Ebert mag immer wieder Fehler machen und Bälle verlieren, aber sein Einsatz, sein Zug nach vorn, seine Flanken sind wichtig - ich will es ganz einfach so sagen: Er ist ein vollwertiger Erstligaspieler geworden, von dem ich mir noch viel erwarte.
Denken wir im Vergleich zum Beispiel an Chinedu Ede, der vor gar nicht so langer Zeit noch einen Traumkonter gegen den BVB gespielt hat, den Gilberto verwertete - heute ist Ede im Kader des MSV Duisburg verschwunden. Patrick Ebert leitete die Führung kurz vor der Pause ein, als er einen Abpraller im gegnerischen Strafraum aufnahm, einen Verteidiger überlief (seine Dynamik!) und mit links (!) perfekt auf Pantelic flankte, der wiederum gegen die Bewegung von Fernandes verwandelte.
Kurz nach der Pause eröffnete Voronin einen Konter über rechts, Pisczcek übernahm und lief los, setzte eine schönen Banane in den von links kommenden Raffael, der mit Aufsetzer vollendete. Das Duo Ebert und Pisczek, das Duo Voronin und Pantelic - die Hertha war gestern toll organisiert, das Stadion war fast voll, der Gegner willfährig. Bleibt als einziges Manko diese Genügsamkeit nach der sicheren Führung, die sich über die Saison hin zu einer Tordifferenz von +10 addiert, das bedeutet de facto einen Minuspunkt gegenüber der Konkurrenz.
Die Hertha ist also tatsächlich dazu verurteilt, die drei weiteren Spiele zu gewinnen, will sie in die CL. Und dafür ist der nüchterne Sieg von gestern wahrscheinlich eine bessere Voraussetzung als ein rauschhaftes 5:0, das auch möglich gewesen wäre. Der VfB Stuttgart sitzt Berlin nach einem rauschhaften 4:0 gegen den VfL Wolfsburg im Nacken, mal sehen, wie diese Mannschaft ihren Lauf perpetuieren kann. Die Hertha, die kleinere Schritte macht, könnte sich als Bananenschale erweisen, auf der die ganze Konkurrenz ausrutscht.
Mit Chermiti und Domovchyiski im Sturm, Ebert und Lucio auf den Flügeln gab es eine Weile eine experimentelle Hertha zu sehen, die aber nicht mehr ernst machte. Gegen die gerade noch über dem Strich stehenden Bochumer reichten ein paar konzentrierte Aktionen, wobei mir gestern vor allem gefiel, dass Hertha das Spiel viel breiter machte, als die das gewöhnlich tut. Patrick Ebert mag immer wieder Fehler machen und Bälle verlieren, aber sein Einsatz, sein Zug nach vorn, seine Flanken sind wichtig - ich will es ganz einfach so sagen: Er ist ein vollwertiger Erstligaspieler geworden, von dem ich mir noch viel erwarte.
Denken wir im Vergleich zum Beispiel an Chinedu Ede, der vor gar nicht so langer Zeit noch einen Traumkonter gegen den BVB gespielt hat, den Gilberto verwertete - heute ist Ede im Kader des MSV Duisburg verschwunden. Patrick Ebert leitete die Führung kurz vor der Pause ein, als er einen Abpraller im gegnerischen Strafraum aufnahm, einen Verteidiger überlief (seine Dynamik!) und mit links (!) perfekt auf Pantelic flankte, der wiederum gegen die Bewegung von Fernandes verwandelte.
Kurz nach der Pause eröffnete Voronin einen Konter über rechts, Pisczcek übernahm und lief los, setzte eine schönen Banane in den von links kommenden Raffael, der mit Aufsetzer vollendete. Das Duo Ebert und Pisczek, das Duo Voronin und Pantelic - die Hertha war gestern toll organisiert, das Stadion war fast voll, der Gegner willfährig. Bleibt als einziges Manko diese Genügsamkeit nach der sicheren Führung, die sich über die Saison hin zu einer Tordifferenz von +10 addiert, das bedeutet de facto einen Minuspunkt gegenüber der Konkurrenz.
Die Hertha ist also tatsächlich dazu verurteilt, die drei weiteren Spiele zu gewinnen, will sie in die CL. Und dafür ist der nüchterne Sieg von gestern wahrscheinlich eine bessere Voraussetzung als ein rauschhaftes 5:0, das auch möglich gewesen wäre. Der VfB Stuttgart sitzt Berlin nach einem rauschhaften 4:0 gegen den VfL Wolfsburg im Nacken, mal sehen, wie diese Mannschaft ihren Lauf perpetuieren kann. Die Hertha, die kleinere Schritte macht, könnte sich als Bananenschale erweisen, auf der die ganze Konkurrenz ausrutscht.
Freitag, Mai 08, 2009
Kugelmugel
Sinnreicher hätte die zunehmende Dramatik dieser Saison nicht verdeutlicht werden können als durch das zusammengeknüllte Stück Papier, über das gestern in Hamburg der Ball just in dem Moment versprang, als Gravgaard einen unbedrängten Rückpass zu Rost spielen wollte. Der Ball ging ins Toraus, es gab einen Corner, Baumann verwertete am langen Eck zum 3:1. Auch danach kam der heroische HSV noch einmal fast zurück, aber es reichte nur noch zum Anschlusstreffer und damit zu einem Gesamtstand von 3:3 im Uefacup-Semifinale, aus dem Werder Bremen wegen der in Hamburg erzielten drei Treffer als Sieger hervorging.
Wäre ich ein Scout, ich würde alles dran setzen, Marcell Jansen zu kriegen. Ich finde, dass er einer der großen Sieger dieser Saison ist, er ging von den Bayern weg, definierte sich als Mann für die ganze linke Seite neu, war offensiv oft großartig und ging gestern irgendwann völlig erledigt vom Feld. Bei der Hertha werden sie sich gestern vermutlich gedacht haben, dass das Ausscheiden aus dem Uefacup in Athen kurz vor Weihnachten ein Geschenk war: Nur so konnte sie sich in der Meisterschaft so lange so weit oben halten, da bin nicht nur ich mir ziemlich sicher.
Und dabei geschieht dies immer noch ziemlich unbemerkt, kaum einmal fällt ein Herthaner so ins Auge, dass sich im ihn Transfergerüchte entspinnen - halt, gestern stand ja was über Gojko Kacar und Schalke in der Zeitung. Die lange Sommerpause, in der wir uns mit Wechselgerüchten über die Tage helfen müssen, wirft ihre Schatten voraus.
Vielleicht war es ja ein Vertragsentwurf für Jansen, der da gestern als Makulatur auf dem Rasen landete, weil der Spieler seinen Marktwerkt ständig steigert und der HSV sich gerade in eine Position bringt, in der es schwierig werden könnte, ihn zu halten.
Wäre ich ein Scout, ich würde alles dran setzen, Marcell Jansen zu kriegen. Ich finde, dass er einer der großen Sieger dieser Saison ist, er ging von den Bayern weg, definierte sich als Mann für die ganze linke Seite neu, war offensiv oft großartig und ging gestern irgendwann völlig erledigt vom Feld. Bei der Hertha werden sie sich gestern vermutlich gedacht haben, dass das Ausscheiden aus dem Uefacup in Athen kurz vor Weihnachten ein Geschenk war: Nur so konnte sie sich in der Meisterschaft so lange so weit oben halten, da bin nicht nur ich mir ziemlich sicher.
Und dabei geschieht dies immer noch ziemlich unbemerkt, kaum einmal fällt ein Herthaner so ins Auge, dass sich im ihn Transfergerüchte entspinnen - halt, gestern stand ja was über Gojko Kacar und Schalke in der Zeitung. Die lange Sommerpause, in der wir uns mit Wechselgerüchten über die Tage helfen müssen, wirft ihre Schatten voraus.
Vielleicht war es ja ein Vertragsentwurf für Jansen, der da gestern als Makulatur auf dem Rasen landete, weil der Spieler seinen Marktwerkt ständig steigert und der HSV sich gerade in eine Position bringt, in der es schwierig werden könnte, ihn zu halten.
Donnerstag, Mai 07, 2009
Verschwörung
So richtig freuen konnte ich mich gestern nicht über das späte Tor des FC Barcelona im Rückspiel des CL-Semifinales beim FC Chelsea. Zu harmlos waren sie über neunzig Minuten gewesen, geduldig, aber auch monoton gegen die monumentale Defensive arbeitend, zu der Bosingwa, Terry, Alex, Cole, Ballack und Essien sich immer wieder formierten, umstellt von Lampard, Malouda und häufig auch noch Drogba und Anelka. Xavi und Messi waren schon fast am Ende ihrer Kunst, nur Iniesta wollte immer noch etwas probieren, und ausgerechnet er bekam in der 93. Minute einen Querpass (was sonst?) von Messi so auf den Fuss, dass der einzige Torschuss des FC Barcelona auch den Ausgleich des früheren Führungstreffers vom Chelsea durch Essien bedeutete.
Die 85 Minuten dazwischen waren quälend in ihrer Rollenverteilung, aus der Chelsea nur gelegentlich einen Mann in den gegnerischen Strafraum entließ, der sich dort (Drogba, die "drama queen"!) pathetisch irgendwie zu Boden brachte. Vier, fünf Mal stand Referee Ovrebo vor der Entscheidung über einen Strafstoß, zwei Mal hätte ihm niemand einen Vorwurf machen können, wenn er sich dafür entschieden hätte: nach einem Foul des gestern täppischen Dani Alves an Malouda und ganz spät nach einem Handspiel gegen einen Schuss von Ballack.
Das war schon nach dem Ausgleich, und zugleich die letzte Zuckung dieses unsäglichen Spiels. Wie Ballack danach auf den Schiedsrichter losging, das immerhin ergab Fernsehbilder für die Ewigkeit. Chelsea fühlte sich betrogen, man sprach von Verschwörung durch die Uefa, die ein englisches Finale verhindern hätte wollen (wie passt die überharte rote Karte gegen Abidal in dieses Szenario?), und hat sich wohl auch heute noch nicht beruhigt.
Den Kontext für die Wut hatte Trainer Guus Hiddink selbst gegeben: Er hatte vor dem Spiel seine eigenen Spieler auf ihr Alter hingewiesen und das Spiel gegen Barca als letzte Chance auf einen großen Titel für Ballack etc. bezeichnet. Das Verdikt, das Alex Ferguson schon früh in dieser Saison über den FC Chelsea geäußert hatte ("too old"), hätte sich damit bestätigt. Aber es ist natürlich nur ein Klischee, in das man ein doch recht zufällig zustande gekommenes Ergebnis passen kann.
Nach diesem frustrierenden Doppelspieltag, mit dem mich nicht einmal das gestrige Resultat versöhnt, bin ich direkt froh, dass am Wochenende wieder Bundesliga ist. Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich das einmal so sehen würde. Aber nach der Räuberbande des FC Chelsea, die nicht Fußball spielt, sondern Hinterhalte legt, wird mir das ehrliche Bemühen des VfL Bochum ein Vergnügen sein. Das heißt nicht, dass ich die Mannschaft von Marcel Koller unterschätze. Dazu kenne ich wiederum unsere Hertha zu gut.
Die 85 Minuten dazwischen waren quälend in ihrer Rollenverteilung, aus der Chelsea nur gelegentlich einen Mann in den gegnerischen Strafraum entließ, der sich dort (Drogba, die "drama queen"!) pathetisch irgendwie zu Boden brachte. Vier, fünf Mal stand Referee Ovrebo vor der Entscheidung über einen Strafstoß, zwei Mal hätte ihm niemand einen Vorwurf machen können, wenn er sich dafür entschieden hätte: nach einem Foul des gestern täppischen Dani Alves an Malouda und ganz spät nach einem Handspiel gegen einen Schuss von Ballack.
Das war schon nach dem Ausgleich, und zugleich die letzte Zuckung dieses unsäglichen Spiels. Wie Ballack danach auf den Schiedsrichter losging, das immerhin ergab Fernsehbilder für die Ewigkeit. Chelsea fühlte sich betrogen, man sprach von Verschwörung durch die Uefa, die ein englisches Finale verhindern hätte wollen (wie passt die überharte rote Karte gegen Abidal in dieses Szenario?), und hat sich wohl auch heute noch nicht beruhigt.
Den Kontext für die Wut hatte Trainer Guus Hiddink selbst gegeben: Er hatte vor dem Spiel seine eigenen Spieler auf ihr Alter hingewiesen und das Spiel gegen Barca als letzte Chance auf einen großen Titel für Ballack etc. bezeichnet. Das Verdikt, das Alex Ferguson schon früh in dieser Saison über den FC Chelsea geäußert hatte ("too old"), hätte sich damit bestätigt. Aber es ist natürlich nur ein Klischee, in das man ein doch recht zufällig zustande gekommenes Ergebnis passen kann.
Nach diesem frustrierenden Doppelspieltag, mit dem mich nicht einmal das gestrige Resultat versöhnt, bin ich direkt froh, dass am Wochenende wieder Bundesliga ist. Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich das einmal so sehen würde. Aber nach der Räuberbande des FC Chelsea, die nicht Fußball spielt, sondern Hinterhalte legt, wird mir das ehrliche Bemühen des VfL Bochum ein Vergnügen sein. Das heißt nicht, dass ich die Mannschaft von Marcel Koller unterschätze. Dazu kenne ich wiederum unsere Hertha zu gut.
Mittwoch, Mai 06, 2009
Zerstörer
Für Arsène Wenger war die Niederlage gegen Manchester United gestern Abend das schlimmste Erlebnis in fünfundzwanzig Jahren als Trainer. Und man kann ihm das nachfühlen, denn die Auswirkungen auf sein Arsenal-Team könnten gravierend sein. Das Spiel war nach elf Minuten praktisch vorbei, nach dem 0:2 sah es nie danach aus, als würden Fabregas, Touré oder van Persie zumindest noch um die Ehre spielen. Sie waren so vor den Kopf gestoßen durch die beiden Tore von Park und Ronaldo, dass niemand in der Mannschaft auch nur stereotype Gesten der Aufmunterung versuchte.
Das erste Tor wird auf den Fehler von Kieran Gibbs zurückgeführt, der im Strafraum ausrutschte, aber sollte nicht schon der Querpass von Ronaldo unterbunden worden sein? Johan Djourou, der designierte nächste Innenverteidiger von Arsenal neben Touré, hat sich gestern für meine Begriffe aus diesem Job gespielt, er war auch beim dritten Tor, einem Konter in der zweiten Halbzeit, viel zu langsam gegen Ronaldo. Das zweite Tor war ein Freak-Freistoß von Ronaldo, bei dem Almunia nicht gut aussah. Das war's, der Rest war ein quälendes Warten auf den Schlusspfiff.
Eine Mannschaft wie Liverpool hätte sicher auch in so einer Situation mehr Stolz gezeigt, aber es zeugt eben von den Risiken der Politik von Arsène Wenger, dass er dem FC Arsenal für kritische Situationen dieser Art nichts anzubieten hat. Im Gegenteil schien Adebayor in der zweiten Hälfte im Geiste schon bei Transfergesprächen zu sein, van Persie war wütend, Fabregas unsichtbar.
Alle Arsenal-Fans, also auch ich, sind nun gespannt, was die Auswirkungen dieses Spiels sein werden. Der Nimbus, dass die Mannschaft in großen Momenten selbstzerstörerisch agiert (ich musste natürlich an die rote Karte denken, die Lehmann im CL-Finale vor drei Jahren nach kürzester Zeit kassierte), wird sich verfestigen - auch in den Köpfen wichtiger Spieler, die im Sommer von ihren Agenten schöne Angebote vorgelegt bekommen werden und dann kaum auf die nächste Stufe des Projekts Wenger verweisen werden.
Und es ist auch genau genommen gar nicht mehr erkennbar, worin dieses eigentlich besteht. Denn Manchester United hat in beiden Spielen so gespielt, wie Wenger dies eigentlich predigt: Schnelle, präzise Pässe, viel Bewegung, kreative Laufwege, Sicherheit in der Defensive, taktische Disziplin und kreative Freiheit. Das Modell Arsenal gibt es gar nicht, denn es ist ganz einfach das Modell moderner Spitzenfußball, das sich mit einem "Zerstörer" wie Cristiano Ronaldo (das Epitheton einer englischen Zeitung bezieht sich nicht auf seinen Stil, sondern auf seine Wirkung) an der Spitze perfekt realisieren lässt.
Das erste Tor wird auf den Fehler von Kieran Gibbs zurückgeführt, der im Strafraum ausrutschte, aber sollte nicht schon der Querpass von Ronaldo unterbunden worden sein? Johan Djourou, der designierte nächste Innenverteidiger von Arsenal neben Touré, hat sich gestern für meine Begriffe aus diesem Job gespielt, er war auch beim dritten Tor, einem Konter in der zweiten Halbzeit, viel zu langsam gegen Ronaldo. Das zweite Tor war ein Freak-Freistoß von Ronaldo, bei dem Almunia nicht gut aussah. Das war's, der Rest war ein quälendes Warten auf den Schlusspfiff.
Eine Mannschaft wie Liverpool hätte sicher auch in so einer Situation mehr Stolz gezeigt, aber es zeugt eben von den Risiken der Politik von Arsène Wenger, dass er dem FC Arsenal für kritische Situationen dieser Art nichts anzubieten hat. Im Gegenteil schien Adebayor in der zweiten Hälfte im Geiste schon bei Transfergesprächen zu sein, van Persie war wütend, Fabregas unsichtbar.
Alle Arsenal-Fans, also auch ich, sind nun gespannt, was die Auswirkungen dieses Spiels sein werden. Der Nimbus, dass die Mannschaft in großen Momenten selbstzerstörerisch agiert (ich musste natürlich an die rote Karte denken, die Lehmann im CL-Finale vor drei Jahren nach kürzester Zeit kassierte), wird sich verfestigen - auch in den Köpfen wichtiger Spieler, die im Sommer von ihren Agenten schöne Angebote vorgelegt bekommen werden und dann kaum auf die nächste Stufe des Projekts Wenger verweisen werden.
Und es ist auch genau genommen gar nicht mehr erkennbar, worin dieses eigentlich besteht. Denn Manchester United hat in beiden Spielen so gespielt, wie Wenger dies eigentlich predigt: Schnelle, präzise Pässe, viel Bewegung, kreative Laufwege, Sicherheit in der Defensive, taktische Disziplin und kreative Freiheit. Das Modell Arsenal gibt es gar nicht, denn es ist ganz einfach das Modell moderner Spitzenfußball, das sich mit einem "Zerstörer" wie Cristiano Ronaldo (das Epitheton einer englischen Zeitung bezieht sich nicht auf seinen Stil, sondern auf seine Wirkung) an der Spitze perfekt realisieren lässt.
Dienstag, Mai 05, 2009
Nachsehen
Arsenal gegen Manchester United gerade im Halbfinale der Champions's League: 1:3 (Gesamtresultat 1:4). "The Sun" schreibt von einem "walk in the park" für die Sieger. Das Ergebnis weniger als wie es zustande kam ergibt ganz einfach den frustierendsten Abend, an den ich mich in meinem bewussten Leben als Fußballfan (also seit ungefähr acht Jahren) erinnern kann.
Justus
Die HSH Nordbank Arena des HSV hat mich bei meinen bisher absolvierten Stadionbesuchen in der Fremde am meisten überzeugt. Das beginnt schon damit, dass der Fußweg mehr als einen Kilometer durch den Volkspark führt, und man später, auf den steil aufragenden Rängen, gegenüber durch die "Mundlöcher" immer noch das Grün des Parks und nicht die Bratwurstmeile sehen kann wie auf Schalke. Vor dem Spiel der Hertha trat ein Mann mit seinem achtjährigen Sohn Justus nach vorn und tat kund, dass der Junge ab sofort als Mitglied des HSV eingetragen ist - auch das eine Szene, die zumindest mit diesem Vornamen in Berlin noch für einige Jahre undenkbar bleiben wird.
Die Vereinshymne, die Lieder vor dem Beginn, die ganze Inszenierung gefielen mir ausnehmend - stünde ich zur Verfügung, müsste ich wohl aus kulturellen Gründen allein schon HSV-Fan werden. Aber ich bin ja Hertha-Fan, und als solcher hielt ich mich zwar wohlweislich zurück, vereinzelt unter Hamburger Fans, wie ich saß.
Ich war aber dann doch sehr zufrieden mit dem 1:1 und dem Auftreten der Mannschaft, auch wenn der HSV für meine Begriffe das komplettere Spiel hat. Ein stärkerer Stürmer als Pantelic, ein schnörkelloserer Mittelfeldspieler als der umständliche Dardai, das hätte am Sonntag vielleicht schon zum Sieg gereicht, gegen ein Team allerdings, bei dem Lucien Favre die Überbeanspruchung in drei Konkurrenzen schon mitbedacht hatte. Die Hertha konnte über neunzig Minuten Geduld haben, während der HSV schnell nach einer Lösung suchte und sie in der intensiven Bearbeitung des durch Pisczcek innovativ besetzten rechten Defensivmoduls der Hertha fand.
Von Bergen sah bei der Flanke von Olic in der 7. Minute nicht gut aus, spielte danach aber wieder eine exzellente Partie. Patrick Ebert, über den in den Foren viel geschimpft wird, war mit seiner Dynamik unverzichtbar, auch wenn er manchen Ball verloren hat. Der Coach brachte Chermiti so spät, dass wir schließen müssen, dass er mit dem Remis einverstanden war. Gegen Bochum würde ich den Tunesier allerdings gern einmal von Beginn an sehen. Doch halt, es kommt ja auch noch der Millionenmann Voronin zurück. Die Hertha schöpft ja fast aus dem Vollen. Nur Gojko Kacar hat sich eines der wilden Tacklings geleistet, die er so liebt, und ist nach der fünften gelben Karte gesperrt. Dafür hat er ein großes Tor geschossen. Für ein gerechtes Unentschieden. Vor den Augen des jungen Justus.
Die Vereinshymne, die Lieder vor dem Beginn, die ganze Inszenierung gefielen mir ausnehmend - stünde ich zur Verfügung, müsste ich wohl aus kulturellen Gründen allein schon HSV-Fan werden. Aber ich bin ja Hertha-Fan, und als solcher hielt ich mich zwar wohlweislich zurück, vereinzelt unter Hamburger Fans, wie ich saß.
Ich war aber dann doch sehr zufrieden mit dem 1:1 und dem Auftreten der Mannschaft, auch wenn der HSV für meine Begriffe das komplettere Spiel hat. Ein stärkerer Stürmer als Pantelic, ein schnörkelloserer Mittelfeldspieler als der umständliche Dardai, das hätte am Sonntag vielleicht schon zum Sieg gereicht, gegen ein Team allerdings, bei dem Lucien Favre die Überbeanspruchung in drei Konkurrenzen schon mitbedacht hatte. Die Hertha konnte über neunzig Minuten Geduld haben, während der HSV schnell nach einer Lösung suchte und sie in der intensiven Bearbeitung des durch Pisczcek innovativ besetzten rechten Defensivmoduls der Hertha fand.
Von Bergen sah bei der Flanke von Olic in der 7. Minute nicht gut aus, spielte danach aber wieder eine exzellente Partie. Patrick Ebert, über den in den Foren viel geschimpft wird, war mit seiner Dynamik unverzichtbar, auch wenn er manchen Ball verloren hat. Der Coach brachte Chermiti so spät, dass wir schließen müssen, dass er mit dem Remis einverstanden war. Gegen Bochum würde ich den Tunesier allerdings gern einmal von Beginn an sehen. Doch halt, es kommt ja auch noch der Millionenmann Voronin zurück. Die Hertha schöpft ja fast aus dem Vollen. Nur Gojko Kacar hat sich eines der wilden Tacklings geleistet, die er so liebt, und ist nach der fünften gelben Karte gesperrt. Dafür hat er ein großes Tor geschossen. Für ein gerechtes Unentschieden. Vor den Augen des jungen Justus.
Sonntag, Mai 03, 2009
Würfelspiel
Das Ruhrgebiet ist, jedenfalls um diese Jahreszeit, überraschend grün. Ich kenne das Revier ja vor allem aus dem Kino, und da sieht man selten, wieviel Natur es zwischen den Zechen, Städten, Fabriken, Gasometern und Einkaufszentren gibt. Die Arena auf Schalke, die zu ihrer eigenen Größe noch einen künstlichen Hügel aufgeschüttet hat, ist zugleich ein toller Aussichtspunkt auf diese Landschaft.
Ich musste gestern nur einen überständigen Renditephantasten abschütteln, der mir eine Karte, die ursprünglich 19,50 Euro gekostet hatte und die er "auf ebay" ersteigert haben wollte, um 25 Euro nicht überlassen wollte, weil er mehr an 50 Euro dachte. Gleich dahinter traf ich einen Mann, der eine Karte im Wert von 47,50 unbedingt loswerden wollte und einen deutlich Abschlag auf 30 Euro in Kauf nahm.
Da schlug ich zu, und schon war ich drinnen in der Arena, in der eine eigene Währung als Zahlungsmittel gilt, der "Knappe", der mit dem Euro 1:1 konvertibel ist, aber nur in Form einer Knappenkarte zu haben ist. Deren Guthaben wird man bei Verlassen der Arena nie auf den letzten Cent ausgeschöpft haben, es bleibt also Woche für Woche eine hübsche Summe auf dem Knappenkonto, mit der sich wirtschaften ließe, wenn es denn gegenwärtig irgendwo noch Zinsen gäbe. Österreichische Staatsanleihen? Attraktiv wegen der Risikoaufschläge.
Ich sah, von hoch oben, ein attraktives Spiel von Bayer 04 Leverkusen, die schnell 2:0 führten und Schalke so richtig in der Mangel hatten. Wenn es Labbadia gelingt, diese junge Mannschaft zu konsolidieren und zusammenzuhalten, wird das noch eine spannende Sache. Aber es geht eben nicht nur um Spiel, sondern um Mentalität, um Einstellung und all das, und um ein Haar und einige gute Paraden von Adler hätte Bayer die schöne Dominanz in der zweiten Halbzeit wieder hergegeben. Da war ich schon die ganze Zeit am Errechnen der Blitztabelle nach jedem neuen Zwischenstand aus den anderen Stadien.
Ohnehin ist es schwierig, den blöden Würfel in der Arena zu ignorieren, der mittendrin hängt und zu dem man viel öfter hinaufschaut, als man eigentlich möchte. Ich saß ja so, dass ich zum Würfel geradeaus hinüberschauen konnte, während der Blick auf das Feld eine perfekte taktische Übersicht bot. Beim Hinausgehen lernte ich noch eine neue Vokabel: "Mundlöcher" heißen die Zugänge, die von der Bratwurstmeile, die in einer modernen Arena natürlich "indoor" ist, ins eigentliche Stadion führen. In den Mundlöchern darf man nicht verweilen, weil sie aus Gründen der Raumkomprimierung zahlreich, dafür aber eng sind.
Ich verließ das Land der alternativen Währung ohne Knappenkarte, und fand es dann auf dem Weg zurück nach Oberhausen ganz erstaunlich, wie gelassen die Schalker Fans den Rückschlag hinnahmen. In der proppenvollen Straßenbahn reichte ein Schweinegrippenwitz, und schon war die allgemeine Heiterkeit - und die Vorfreude auf von Muttern versprochene "Nudelsalat, Frikadellen und Schnitzel" - zurück.
Ich musste gestern nur einen überständigen Renditephantasten abschütteln, der mir eine Karte, die ursprünglich 19,50 Euro gekostet hatte und die er "auf ebay" ersteigert haben wollte, um 25 Euro nicht überlassen wollte, weil er mehr an 50 Euro dachte. Gleich dahinter traf ich einen Mann, der eine Karte im Wert von 47,50 unbedingt loswerden wollte und einen deutlich Abschlag auf 30 Euro in Kauf nahm.
Da schlug ich zu, und schon war ich drinnen in der Arena, in der eine eigene Währung als Zahlungsmittel gilt, der "Knappe", der mit dem Euro 1:1 konvertibel ist, aber nur in Form einer Knappenkarte zu haben ist. Deren Guthaben wird man bei Verlassen der Arena nie auf den letzten Cent ausgeschöpft haben, es bleibt also Woche für Woche eine hübsche Summe auf dem Knappenkonto, mit der sich wirtschaften ließe, wenn es denn gegenwärtig irgendwo noch Zinsen gäbe. Österreichische Staatsanleihen? Attraktiv wegen der Risikoaufschläge.
Ich sah, von hoch oben, ein attraktives Spiel von Bayer 04 Leverkusen, die schnell 2:0 führten und Schalke so richtig in der Mangel hatten. Wenn es Labbadia gelingt, diese junge Mannschaft zu konsolidieren und zusammenzuhalten, wird das noch eine spannende Sache. Aber es geht eben nicht nur um Spiel, sondern um Mentalität, um Einstellung und all das, und um ein Haar und einige gute Paraden von Adler hätte Bayer die schöne Dominanz in der zweiten Halbzeit wieder hergegeben. Da war ich schon die ganze Zeit am Errechnen der Blitztabelle nach jedem neuen Zwischenstand aus den anderen Stadien.
Ohnehin ist es schwierig, den blöden Würfel in der Arena zu ignorieren, der mittendrin hängt und zu dem man viel öfter hinaufschaut, als man eigentlich möchte. Ich saß ja so, dass ich zum Würfel geradeaus hinüberschauen konnte, während der Blick auf das Feld eine perfekte taktische Übersicht bot. Beim Hinausgehen lernte ich noch eine neue Vokabel: "Mundlöcher" heißen die Zugänge, die von der Bratwurstmeile, die in einer modernen Arena natürlich "indoor" ist, ins eigentliche Stadion führen. In den Mundlöchern darf man nicht verweilen, weil sie aus Gründen der Raumkomprimierung zahlreich, dafür aber eng sind.
Ich verließ das Land der alternativen Währung ohne Knappenkarte, und fand es dann auf dem Weg zurück nach Oberhausen ganz erstaunlich, wie gelassen die Schalker Fans den Rückschlag hinnahmen. In der proppenvollen Straßenbahn reichte ein Schweinegrippenwitz, und schon war die allgemeine Heiterkeit - und die Vorfreude auf von Muttern versprochene "Nudelsalat, Frikadellen und Schnitzel" - zurück.
Samstag, Mai 02, 2009
Im Revier
In einer Bar am Bahnhofsvorplatz von Oberhausen habe ich gestern noch ein paar Minuten von Bochum gegen Hannover gesehen, geprägt von vergeblichen Bemühungen der Mannschaft von Marcel Koller, einen Ball an Robert Enke vorbeizubringen. Durch das 0:2 ist die Reviermannschaft wieder im Begriff, tief in den Abstiegskampf zu geraten. Ich habe nur zwanzig Minuten zugeschaut, aber es fiel doch auf, dass das eine ordentliche Leistung beider Mannschaften war, ein Kellerduell, bei dem die technischen Grundlagen sehr ansehnlich waren.
Heute werde ich mich am Nachmittag diskret von der Truppe der Besucher der Kurzfilmtage Oberhause entfernen und eine S-Bahn nach Gelsenkirchen nehmen, um mich vor der Arena auf Schalke in die Menge zu mischen. Sollte es sich ergeben, dass ich informell und zu einem vertretbaren Preis eine Karte für Schalke gegen Bayer 04 erwerben kann, dann würde ich auf diese Weise die Arena besichtigen, von der ich immer wieder höre, dass die Spiele da drin wie Hallenfußball wirken.
Morgen möchte ich dann über Hamburg zurück nach Berlin fahren. Die Hertha hatte eine lange Woche Zeit, sich auf das richtungsweisende Auswärtsspiel zu konzentrieren, bin schon gespannt, was das gebracht hat, und ich hoffe natürlich auch, dass die Berichte über Patrick "Petrick" Eberts Mittelfuß nur das übliche unterwöchige Geplänkel waren.
Wieviel von meiner näheren Berliner Heimat, dem Randalebezirk Kreuzberg, noch steht, kann ich den Onlinemedien nicht so recht entnehmen, ich gehe einmal davon aus, dass der 1. Mai vorbeigegangen ist, ohne dass die kleingewerbliche Wirtschaftsordnung vor meiner Haustür über den Haufen geriotet wurde. In Oberhausen hat gestern die alevitische Glaubensgemeinde mit ver.di und linken Splittergruppen einen sehr bescheidenen Maiaufmarsch veranstaltet - soviel zur Lage der Arbeiterklasse im Revier.
Heute werde ich mich am Nachmittag diskret von der Truppe der Besucher der Kurzfilmtage Oberhause entfernen und eine S-Bahn nach Gelsenkirchen nehmen, um mich vor der Arena auf Schalke in die Menge zu mischen. Sollte es sich ergeben, dass ich informell und zu einem vertretbaren Preis eine Karte für Schalke gegen Bayer 04 erwerben kann, dann würde ich auf diese Weise die Arena besichtigen, von der ich immer wieder höre, dass die Spiele da drin wie Hallenfußball wirken.
Morgen möchte ich dann über Hamburg zurück nach Berlin fahren. Die Hertha hatte eine lange Woche Zeit, sich auf das richtungsweisende Auswärtsspiel zu konzentrieren, bin schon gespannt, was das gebracht hat, und ich hoffe natürlich auch, dass die Berichte über Patrick "Petrick" Eberts Mittelfuß nur das übliche unterwöchige Geplänkel waren.
Wieviel von meiner näheren Berliner Heimat, dem Randalebezirk Kreuzberg, noch steht, kann ich den Onlinemedien nicht so recht entnehmen, ich gehe einmal davon aus, dass der 1. Mai vorbeigegangen ist, ohne dass die kleingewerbliche Wirtschaftsordnung vor meiner Haustür über den Haufen geriotet wurde. In Oberhausen hat gestern die alevitische Glaubensgemeinde mit ver.di und linken Splittergruppen einen sehr bescheidenen Maiaufmarsch veranstaltet - soviel zur Lage der Arbeiterklasse im Revier.
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