Sonntag, Dezember 31, 2006

Silvester


Es war kein Spiel für Ästheten, das Ligamatch zwischen Sheffield United und FC Arsenal gestern abend. Über der ganzen Insel lag eine Schlechtwetterfront, der Boden in Sheffield war tiefer als das Ibmer Moor (ein Ort, der in der Mythologie unserer Familie berühmt ist, weil unser Vater dort einmal fast versank), die Verletztenliste länger als die der Neujahrsvorsätze. Hinterher sagte Neil Warnock, der Trainer von Sheffield, den Satz, der die ganze Wahrheit enthielt: "Das war das größte Spiel meiner sieben Jahre bei diesem Team, vielleicht meines Lebens." Für Arsenal war es ein Ligamatch, aus dem irgendwie drei Punkte mitzunehmen waren - sie verloren 0:1 durch ein Tor kurz vor der Pause. Wieder einmal war ein Angriff im Gewimmel und im Erdreich irgendwie stecken geblieben, der Ball kam zurück, 30 Meter vor dem Tor fand sich Touré als einziger Gegner von Nadé. Der zumeist unfehlbare Verteidiger entschied sich für einen präventiven Bodycheck, für diese Sekunde ignorierte er den Ball. Nadé entschied sich dafür, den Bodycheck einfach einzustecken, er war nämlich schon in der Drehung begriffen, die ihn an Touré vorbei und hinter den von ihm auch, allerdings absichtlich und nur der Täuschung wegen ignorierten Ball brachte, nun schon in Richtung des Tors, das Lehmann weit davor hütete - er hatte dann gegen den Flachschuß von Nadé auch nichts zu bestellen. In der zweiten Halbzeit verlor Sheffield den Tormann Kenny wegen einer Muskelverletzung. Einen Ersatz-Keeper hatten sie nicht nominiert, deswegen mußte Jagielka aus dem Mittelfeld in das Trikot des Kollegen (unser Bild), er rettete später mit einer Parade vor van Persie, und Sheffield brachte den Vorsprung über die Zeit. Der Schiedsrichter hat das Match nicht entschieden, er hat es allerdings ein wenig geprägt, weil er ungewöhnlich viele Zweikämpfe als regulär wertete - auf einem fast irregulären Boden ist das natürlich ein deutlicher Vorteil für das kämpfende gegen das spielende Team. Insgesamt hat aber Sheffield kaum weniger gespielt, und Arsenal wacker gekämpft - sie mußten auch eine Menge Spieler vorgeben. Adebayor, der Henry vertritt in diesen Tagen, war auch verletzt. Er wurde zudem am Freitag von seiner Freundin Charity bei der Polizei angezeigt, weil er sie angeblich geschlagen hatte. Dies wenige Tage, nachdem er der "Sun" in einem Interview erzählt hatte, daß er, wenn er nicht Fußballer in London wäre, vermutlich ein Hustler in Lomé geworden wäre. Mit derlei Zeug unterhält uns die Premier League in diesen Tagen. Am Ende des Jahres 2006 liegen meine beiden Mannschaften jeweils auf Rang 5 in ihrer Liga. Fredi Bobic hat sich ein Haus in Dahlem gebaut, er hatte wohl die ganze Zeit noch einen Koffer in Berlin. Prosit!

Mittwoch, Dezember 27, 2006

Boxing Day


Weil wir unseren Freund Will zum Flughafen brachten, habe ich das gestrige Boxing-Day-Match von Arsenal beim FC Watford nicht von Beginn an, aber doch in den wesentlichen Passagen gesehen. Es war ein hartes Stück Arbeit beim Tabellenletzten. Es war Theo Walcott, der die Lösung fand: ein einziges Mal war Watford weit aufgerückt, das Spiel ging beim Stand von 1:1 schon dem Ende zu. Walcott spielte einen langen vertikalen Paß in den Lauf von van Persie, der rechts ging und dann den Ball am letzten Verteidiger vorbei auf links legte, der Abschluß war eine elegante Banane, unhaltbar für den guten Keeper Foster. Chelsea kam daheim über ein 2:2 gegen Reading nicht hinaus, wobei Michael Ballack von der Sun die Note 4 des demzufolge schwächsten Mannes auf dem Feld bekam. Am Samstag geht es schon weiter. Arsenal muß nach Sheffield, auch dort geht es um einen Pflichtsieg.

Sonntag, Dezember 24, 2006

Trautes Heim 2


Das 6:2 von Arsenal gegen Blackburn gestern im Emirates Stadium lief im Bezahlfernsehen nur in einer Konferenzschaltung. So habe ich nicht im Zusammenhang mitbekommen, wie meine Lieblingsmannschaft schon wieder ganz früh in Rückstand geriet (Elfmeter nach Touré-Gerangel), wie sie durch einen Kopfball von Gilberto Silva nach Ecke von van Persie schon in der zehnten Minute ausglich und dann rasch 3:1 davonzog (im Bild: das Tor von Hleb). Die Phase danach, das Kontrollieren des Spiels bei gleichzeitiger Schonung für das Antreten bei Watford am Dienstag, hätte mich interessiert - kann ich mir nur zusammenreimen. Nach zwei Dritteln dann überraschend der Anschlußtreffer, bei einer Flanke von rechts unterlief Lehmann den Ball, der vom weiten Pfosten zum nahen zurückgespielt wurde, von wo er eingesendet wurde. Clichy und Touré sahen da nicht so gut aus, danach aber gab es noch drei meist über Fabregas exzellent herauskombinierte Tore, die schließlich zum ersten "feast" im Emirates Stadium beitrugen, wie die britischen Zeitungen unter Anspielung auf die schwierige Gewöhnungsphase an das neue Stadion schreiben. Arsenal läßt Highbury nur allmählich hinter sich, das Emirates ist wohl kein trautes Heim, sondern eine große Maschine. Die erste Weihnachtsrunde in der Premier League brachte mich auch beim Fantasy Football nach vorne: in der vorwiegend aus Wien bespielten, passenderweise genau 18 Teams umfassenden Gruppe "Hanappi" stehe ich nun auf dem sechsten Platz, davor hauptsächlich Mannschaften, die mein Freund Hermann aufstellt. Er spielt aber schon länger, ich bin in meinem ersten Jahr als Fantasy Coach.

Samstag, Dezember 23, 2006

Trautes Heim

Seit Mittwoch bin ich ein verheirateter Mann. Die Zeremonie im Standesamt Friedrichshain-Kreuzberg war angemessen profan, aber von unserer Seite (ganz kleiner Kreis) mit viel Gefühl. Der Sache sicher nicht abträglich ist, daß A. dem Spiel, um das es in diesem Blog geht, eine Menge abgewinnen kann. Sie sieht es aber aus internationaler Perspektive, meine Passion für die Hertha kommentiert sie nachsichtig, gelegentlich sarkastisch. Über die Weihnachtstage bleiben wir in Berlin, die Signation der Premier League wird häufig bei uns zu hören sein - das ist es, was von Weihnachten in einem nachreligiösen trauten Heim geblieben ist: eine englische Woche. Great!

Sonntag, Dezember 17, 2006

Winterpause

Über den 1:0-Sieg gegen die Frankfurter Eintracht gestern nachmittag im Olympiastadion muß ich nicht viele Worte verlieren. Es war ein munter aussehendes, aber de facto mattes Spiel, bei dem es zwar hin und her ging, aber viel durcheinander lief. Frankfurt hatte seine Chancen, bei der Hertha war Pantelic gefährlich, er bereitete auch den Treffer durch Gimenez vor, der im Strafraum jene Ballkontrolle zeigte, die ihm beim schnellen Spiel über den Platz meist fehlt. Coach Götz ließ Fathi pausieren, zog Gilberto nach hinten und stellte Ede offensiv auf links. Dejagah und Boateng komplettierten das Mittelfeld, defensiv stand Dardai vor einer ungewohnten Innenverteidigung mit Simunic und Schmidt. Kapitän Arne spielte rechts. Es war also eine etwas unrunde Mischung aus ältester und neuester Hertha, weitgehend ohne Mittelbau, sieht man von Gilberto ab, der einige tolle Läufe hatte, und Pantelic, der längst zum Kern des Teams gehört und auch gestern seine Klasse immer wieder aufblitzen ließ. Dardai bereitete zwar den Treffer mit einer Flanke von rechts vor, er gab aber deutlich Hinweise darauf, daß er als nächster überwunden werden muß - offensiv ist er ein Schussel, defensiv ein Stolperer. Die Hertha hat jetzt einen sicheren 5. Platz, 27 Punkte und eine Tordifferenz von 28:24. Im Vorjahr hatte sie zum selben Zeitpunkt 26 Punkte und eine Tordifferenz von plus 3 (und kam am Ende über den 6. Platz nicht hinaus). In der Saison 2004/05, an deren Ende die Hertha beinahe den dritten Platz geschafft hätte, hatte sie 28 Punkte und eine Tordifferenz von 28:15, lag damit aber nur auf Rang 6 hinter den vier Mannschaften, die auch heuer das Spitzenquartett ausmachen (plus Wolfsburg, die zu diesem Zeitpunkt aber schon durchgereicht wurden). Die zwei Lehren daraus sind klar: Vor zwei Jahren war die Liga noch klarer differenziert, und Hertha konnte mit den besseren Teams vor allem einer guten Defensivleistung wegen mithalten - damals wie heuer erzielte sie 28 Tore, mußte damals aber neun Tore weniger zulassen. Das ist natürlich interessant, denn der Mannschaftsteil, am dem kaum umgebaut werden mußte, ist in den zweieinhalb Jahren kontinuierlich schwächer geworden - individuell (Simunic, Fathi) und im Verbund. Daran muß zu arbeiten sein, ich bin sicher, daß ein Wechsel von Kapitän Arne in das Abwehrzentrum hilfreich wäre, außerdem muß das Aufbauspiel aus der Zentrale verbessert werden, und das heißt, daß Dardai ersetzt werden muß. Ich hatte immer das Gefühl, daß Chahed auf dieser Position richtig begabt ist, leider bekam er in dieser Hinrunde nie die Chance, sich über einige Spiele (und Fehler) hinweg zu bewähren, weil Coach Götz eine konservative und unproduktive Lösung bevorzugte. Jetzt hat er folgende Baustellen: das Dreieck im defensiven Zentrum, die ganze rechte Seite, und die zentrale Offensivposition - um die Nachbesetzung der Bastürk-Position kann er sich nicht ewig durch Talentrochaden drücken.

Donnerstag, Dezember 14, 2006

Fünfjahreswertung

Wenn Bayer 04 Leverkusen heute daheim gegen Besiktas Istanbul gewinnt, können sie in der nächsten Runde des Uefacups noch einen Versuch machen, ein paar Punkte für Deutschland in der Fünfjahreswertung der Uefa zu machen. Ich habe mir die Sache einmal genauer angesehen: der direkte Konkurrent ist wohl Portugal, weil gegen Rumänien nicht mehr viel zu machen ist. Im nächsten Jahr, wenn die Saison 2002/03 gestrichen wird, verliert Rumänien nur 2.166 Punkte, während Deutschland 9.142 und Portugal 10.750 gestrichen werden. Damit fällt Deutschland auf jeden Fall auf den sechsten Platz zurück, und müsste vor allem im Uefacup eine perfekte Saison spielen, um wieder weiter nach vor zu kommen. Das ist aber im Grunde gar nicht notwendig, weil auch Position 6 in der Fünfjahreswertung noch die Möglichkeit der Qualifikation zur CL für den Tabellendritten vorsieht. Deutschland muß also Portugal auf Distanz halten, wofür die Chancen gar nicht so schlecht stehen, weil beide Länder jeweils ein Team in der Entscheidungsphase der CL haben (Bayern und Porto) und jeweils ein Team aus der CL in den Uefacup zurückgestuft wurde (Werder und Benfica). Von Leverkusen hängt also heute nicht arg viel ab, zum Glück.

Sonntag, Dezember 10, 2006

Stamford Bridge

Gerade haben sich Chelsea und Arsenal mit einem 1:1 getrennt - das Spitzenspiel der Premier League hatte alle Qualitäten eines "instant classics". Lange Zeit erinnerte mich das Match an den Auswärtssieg von Arsenal vor wenigen Wochen bei Manchester United, als es lange 0:0 stand, und Adebayor ganz spät den Siegestreffer erzielte. Heute war es Matthieu Flamini, der in der 78. Minuten eine Markenzeichenkombination von Arsenal erfolgreich abschloß: Markenzeichen wegen der Geduld, mit der hier ein Spielzug zweimal fast gleich vorgetragen wurde, beim zweiten Mal dann eben ein wenig präziser, sodaß der Abschluß kein Problem war. Chelsea muß man aber, wie man in Österreich ein wenig ruppig sagt, immer zweimal erschlagen. Das klappte heute nicht. Nach dem Führungstreffer brachte Arsenal den Ball nicht mehr hinaus, immer wieder gab es Ballverluste, und die eingewechselten Wright-Phillips und Robben zogen ein um das andere Mal über die Flügel nach vorn. Dem Tor durch Essien (ein Schuß, ein Strich, eine Naturgewalt) ging ein Foul an Hleb im Mittelfeld voraus - das wird Arsène Wenger nicht vergessen, zu erwähnen. Es gab aber auch kontroverse Situationen zwischen Senderos und Drogba, der Diva. Es gab dann in der Spätphase noch drei, vier so unglaubliche Chancen für Chelsea, daß Arsenal am Ende mit dem Remis zufrieden sein muß. Bis zum 1:0 aber war das eher ihr Spiel, weil die sehr junge Viererkette mit Eboue-Djourou-Senderos-Clichy weitgehend hielt, auch die Abseitsfalle funktionierte. Fabregas spielte erstmal auf der zentralen Offensivposition, im defensiven Mittelfeld spielte Flamini neben Gilberto. Aber diese Zuordnungen sind nur für das "chalk board": de facto kann Flamini jederzeit offensiv aktiv werden, und Hleb und van Persie an den Außenpositionen arbeiten defensiv ungeheuer diszipliniert. Adebayor war alleine vorne, er war enorm gefährlich, weil er so viel Platz für seine Läufe hatte. Arsenal ist auf jeden Fall moralisch rehabilitiert, sie waren auf Augenhöhe und oft darüber, aber sie mußten in der hektischen Schlußphase den Preis für ihre im Vergleich wesentlich geringere Erfahrung zahlen. Vom Ergebnis profitiert Manchester United, die nun acht Punkte und ein Spiel Vorsprung auf Chelsea haben. Arsenal steckt im Verfolgerfeld des Spitzenduos fest, hat aber gute Perspektiven und noch ein Spiel "in der Hand", wie die Engländer sagen.

Samstag, Dezember 09, 2006

Lernschwäche

Einen ähnlich schlagbaren Gegner wie am Freitagabend Bayer 04 Leverkusen in der BayArena wird Hertha in dieser Saison auswärts nicht mehr bekommen. Die Elf von Skibbe war am Ende, da hatte das Spiel noch gar nicht richtig begonnen. Pantelic versetzte Juan so, wie sich sonst nur Simunic versetzen lässt - auf dem Raum einer Telefonzelle, vier Beine, ein Ball, eine Lücke, Tor. Danach aber erinnerte die Hertha sich daran, dass sie ungern zwei Schritte auf einmal in die richtige Richtung macht, und liess Leverkusen erstarken. Malik Fathi trug mit einer typischen Aktion Marke "Machst du Fehler, kriegst du Pech" entscheidend dazu bei: er klärte in Tornähe zu dem ebenfalls tornahen Paul Freier, und lenkte dessen satten Flachschuß dann auch noch ins Tor ab. Der Ball wäre danebengegangen, was gut zum Spiel von Leverkusen an diesem Abend gepaßt hätte. Er ging aber hinein, was alles über die Rollenverteilung sagte: Sieg oder Niederlage lag bei Hertha allein, und sie entschied sich auch unter tatkräftiger Mithilfe von Coach Götz für die Niederlage. Der Aufsteller wollte die unproduktive Ballung im Mittelfeld nicht auflösen, er ließ Dardai und Schmidt viel zu lange gemeinsam im Spiel. Coach Götz sah wahrscheinlich selbst, daß dieses elende Ligamatch keinen Sieger verdient hatte - und er verließ sich drauf, allzu schnell ist er auswärts mit einem Punkt zufrieden. Babic setzte dann aber zehn Minuten vor Ende einen Freistoß in die Torwartecke, der Rest war Hektik und eine gelb-rote Karte für den wiederholt unglückliche agierenden Sofian Chahed. Der besonders erregbare Einwechselspieler Neuendorf beendete das Match mit einem indiskutabel getretenen Freistoß. Die Hertha bleibt sich treu, sie will sich nicht zu weit aus dem Fenster des Bummelzugs im Mittelfeld lehnen. Sie will auch dann noch immer nur "lernen", wenn sich eine einfache Möglichkeit ergibt, eine Prüfung zu bestehen. Deswegen steht sie immer noch auf dem Niveau, auf dem Götz sie vor zwei Jahren übernommen hat - der Fußball entwickelt sich weiter, die Bundesliga bleibt sitzen. Hertha zeigt immer wieder mal auf, mag dann aber doch nicht vortreten.

Donnerstag, Dezember 07, 2006

Nichtangriffspakt


Arsenal und Porto haben sich gestern torlos getrennt, in einem Match, bei dem die Wette auf ein torloses Remis eine negative Quote hatte, also de facto gar nicht zu plazieren war. Der HSV hat zur gleichen Zeit gegen ZSKA Moskau 3:2 gewonnen, wodurch das Ergebnis aus Porto weitgehend irrelevant wurde, sieht man davon ab, daß Deutschland gegenüber Portugal ein wenig Boden in der Fünfjahreswertung gewinnen konnte. Arsenal ist auf eine häßliche Weise hart an der Grenze zum Nichtangriffspakt in die nächste CL-Runde gekommen, hat sich aber wohl schon für das Spitzenspiel gegen Chelsea am kommenden Sonntag geschont. Thema der Woche war ohnehin nich Porto, sondern der Streit zwischen Thierry Henry und Arsène Wenger - der Stürmerstar kuriert jetzt offiziell eine Verletzung aus, beide Seiten bemühen sich um gute Miene zu einem undurchschaubaren Spiel. Schon beim ungefährdeten 3:0 von Arsenal gegen Tottenham letzten Samstag gab sich Henry ganz als Diplomat, und gratulierte seiner Zweitbesetzung Adebayor neidlos zum Führungstreffer. Sowohl Henry als auch Wenger waren zuletzt nicht ganz auf der Höhe - das Match gegen Chelsea wird der Saison die Richtung weisen.

Montag, Dezember 04, 2006

Komparatistik

Aus der Reihe "Der gelungene Vergleich" heute Christoph Kneer von der Süddeutschen Zeitung, der schreibt, daß Steven "Cherundulo ansonsten so torgefährlich ist wie eine Großleinwand" - gegen Cottbus hat er aber getroffen, und ging gleich auch in die Literatur ein.

Samstag, Dezember 02, 2006

Lehrgeld

Malik Fathi wird sich das gestrige 1:3 in Bremen wahrscheinlich nicht noch einmal anschauen wollen. Er sollte aber, denn er kann ja auch vom Gegner lernen, und die Dynamik, mit der Clemens Fritz immer wieder nach vorne kam und mit seinen Dribblings in den Strafraum für massive Probleme sorgte, sollte Fathis oft allzu risikoscheuem Spiel eine Inspiration sein. Gestern war die rechte Seite aber auch deswegen verwundbar, weil Gilberto nicht seinen stärksten Tag hatte, und das Spiel in der ersten Halbzeit weitgehend in der Hertha-Hälfte stattfand. Pantelic war verletzt, dadurch blieb Lakic als letzter Stürmer, hinter ihm die (zu viel) rochierende Offensivformation mit Boateng-Dejagah-Gilberto, dahinter defensiv Schmidt und der immer noch recht indisponiert wirkende Dardai, schliesslich die Viererkette in der Stammformation, wobei Simunic wieder einmal den "troubled hero" abgab, dessen Leistungen und Fehlleistungen allzu oft ein Nullsummenspiel ergeben. Hertha bekam anfangs kaum einen Fuß ins Spiel, nach dem Gegentor durch Diego (Handelfmeter nach Vergehen von Simunic) und dem schnellen Ausgleich durch Simunic (Gestocher im Strafraum nach Corner) wäre es angeraten gewesen, auf Konsolidierung zu dringen. Nicht mit unseren Boys. Das 2:1 gehört vermutlich Dejagah, der Womé über links kommen ließ, und Fathi, der seinen defensiven Kopfball schlecht zeitigte - Klose stand einen Schritt dahinter und war genau zum richtigen Moment in der Luft. Desaströs das 1:3, das Boateng mit einem Querpaß auf Jensen einleitete. Klose ließ dann noch Simunic blöd aussehen, das war´s. Wäre der Begriff Lehrgeld wörtlich zu nehmen, müßte Kevin-Prince Boateng nach den letzten Spielen wohl Privatkonkurs anmelden - er verliert allein so viele Bälle, wie gute Mannschaften oft über die ganzen 90 Minuten nicht. Dejagah hingegen zählt auch nach dieser Niederlage zu den Gewinnern der letzten Wochen: Er wird immer aktiver, agiert nicht mehr so schüchtern, er zeigt sich. Bastürk hat nach seiner Einwechslung angedeutet, warum er trotzdem gebraucht wird. Lakic könnte mittelfristig die Gimenez-Position erobern, eher jedenfalls als Okoronkwo. Hätte Referee Fandel nicht das Simunic-Tor in der zweiten Hälfte aberkannt (die meisten Experten halten es für regulär), wer weiß? Aber auch so war das ein Ergebnis, mit dem beide Teams leben können - es paßt zu ihren jeweiligen Perspektiven. Geradezu staatsmännisch wollten Coach Götz und Trainer Schaaf am Ende gar nicht mehr aufhören mit der Spielanalyse am Spielfeldrand - niemand konnte mithören, aber die Kameras hielten feste druff. So adelt man hinterher ein Ligamatch zu einem Gipfeltreffen. Der Satz zum Tag kam von Arena-Kommentator Hansi Küppers: "Wo Frings ist, ist Ballbesitz." Und wo Boateng ist ...

Freitag, Dezember 01, 2006

Fulham

Gestern war ich in London, um ein Interview mit Ken Loach zu führen. Deswegen konnte ich morgens im Gatwick Express druckfrisch die Zeitungen lesen, die natürlich auch über den Niedergang von Arsenal zu berichten hatten. 1:2 bei Fulham am Tag davor, ein Punkt aus zuletzt drei Spielen gegen Mittelmächte in England, und Arsène Wenger liess es sich am Tag danach nicht nehmen, wieder ein wenig zu jammern. Zu viele Spiele in kurzer Zeit, das verkraftet sein sensibles Spitzenteam nicht. Das Match gegen Fulham habe ich nicht gesehen, ich kann deswegen auch nicht einschätzen, ob der eventuelle Ausgleich von Thierry Henry zu Unrecht abseits gewertet wurde. Die Kommentatoren fanden den Sieg von Fulham jedenfalls durch die Bank verdient. Mir war schon bei der Aufstellung ein wenig unwohl: Fabregas wurde in der ersten Hälfte geschont, für ihn spielte Song, von dem ich wenig halte, und der auch seinen Teil zum Unglück beitrug. Clichy und Eboue wurden auch geschont. Chelsea spielt derweil fast täglich mit der gleichen Mannschaft, und jammert nicht. Wenn Wenger weiterhin so wehleidig bleibt, und die Schuld immer bei irgendwelchen Kleinigkeiten sucht, dann könnte es mit seinem Lebensvertrag bei Arsenal bald sein Bewenden haben: Die Mannschaft trägt im Moment mehr seinen (stolzen, aber allzu reizbaren) Charakter, als ihm lieb sein kann. Morgen spielt Arsenal daheim gegen die Spurs, und Hertha auswärts bei Bremen - schön hintereinander an einem für mich langen Nachmittag vor der Kiste.