Samstag, April 14, 2012
Achtpunkteplan
In der Sprache der neueren Apokalyptik müsste man sagen, dass es für Hertha BSC fünf vor Zwölf ist. Die Uhr im Olympiastadion ist da allerdings schon weiter, es ist bereits Geisterstunde oder High Noon, je nachdem, wie man das lieber hat. Faktisch sind es allerdings noch vier Spiele, das gibt Anlass zu dem Versuch einer Chanceneinschätzung. Hertha hat noch eine Chance auf den Klassenerhalt, hat die SZ diese Woche geschrieben, es spricht allerdings wenig dafür, dass diese Chance genützt wird. Warum?
Vier Mannschaften sind noch in der Konkurrenz um drei Plätze, von denen einer in zwei Entscheidungsspiele gegen einen Zweitligaverein führt. Hertha hat vier Punkte Rückstand auf den HSV, drei auf Augsburg (plus acht Tore in der Tordifferenz, was kaum aufholbar erscheint), zwei auf Köln. Alle vier Teams haben ein relativ vergleichbar schweres Restprogramm, es wird also viel von der Einstellung, vom "momentum", abhängen. Diesbezüglich hat Augsburg die beste Ausgangsposition, weil der Aufsteiger schon mehr erreicht hat, als in der Winterpause als realistisch erscheinen musste. Hamburg könnte bei einer Niederlage gegen Hannover so richtig in den "Strudel" geraten, dazu bedarf es aber auch des Drucks von hinten. Die Frage ist, ob Köln oder Hertha diesen aufbauen können.
Am Rhein haben die Verantwortlichen die letzte noch verbliebene Option gewählt und Stolbakken beurlaubt. Für ihn übernimmt Frank Schäfer, der in einer vergleichbaren Situation schon einmal abgetreten ist - nun tritt er an, um ein ähnliches "Wunder" wie damals Volker Finke zu schaffen. Eine Prognose ist müßig, weil sie nicht seriös sein kann.
Ohnehin hängt alles davon ab, ob Hertha heute gegen Leverkusen sich selbst noch einmal Mut machen kann. Prinzipiell würde man meinen, dass derzeit ein Auswärtsspiel besser geeignet ist als ein Heimspiel. Das Spiel nicht zu machen, das geht phasenweise noch halbwegs, es wird heute allerdings aufgrund der Probleme mit dem zentralen Defensivpersonal besonders schwer werden, nach vorne etwas zuwege zu bringen. Niemeyer wird vermutlich in die Innenverteidigung rücken, Perdedaj könnte für ihn neben Ottl spielen, offensiv sollte es keine Überraschungen geben (ich würde mit Ben-Hatira und Ebert beginnen, weil ich Flanken für erfolgsträchtiger halte als Rukas Sprints, auch defensiv halte ich Ebert für effektiver, im Rahmen des herthanisch reellen natürlich).
Ich weiß, dass Fußballprofis nicht gerne lang stillsitzen wollen, aber es gab neulich zwei Spiele in der Premier League, die man sich zur Orientierung ansehen hätte können. Wigan hat am Montag Manchester United verdient 1:0 geschlagen, noch interessanter aber fand ich, wie Queens Park Rangers kürzlich Arsenal mit 2:1 richtiggehend niederrangen. Was Spieler wie Taarabt oder Zamora damals zeigten, ist exzellentes Trainungsmaterial, und auch in Sachen Mannschaftsorganisation waren das Lehrstunden.
An Gesamtorganisation mangelt es Hertha am meisten, und zwar schon über den Großteil der Saison (wobei man der Gerechtigkeit halber sagen muss, dass es auch in der Rückrunde noch plausible Leistungen gab: gegen Gladbach im Pokal, gegen den BVB). Wir werden sehen, ob es während der Woche gelungen ist, da noch einmal einen Ansatz zu finden, der vielleicht auch eine üble Laune des Schicksals wie die Hubnikiaden von Dienstag verkraften hilft. Ein Punkt in Leverkusen wäre die Voraussetzung für einen Achtpunkteplan, der noch auf 35 Punkte führen könnte. Bangemachen gilt nicht.
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