Mittwoch, Januar 30, 2008

Move on Up

Im Augenblick ist viel zu tun, zwar nicht so viel, wie auf der Geschäftsstelle von Hertha BSC, wo sie vermutlich einen eigenen Palmwedler für die Kühlung des Faxgerätes brauchen, aber doch auch ein paar Dinge. Das Wesentliche bekomme ich trotzdem mit. Gestern hat Arsenal mit einer sehr temperierten, ungeheuer gelassen selbstbewussten Darbietung die beklagenswerte Newcastle United zum zweiten Mal innerhalb von ein paar Tagen 3:0 geschlagen. Im Emirates Stadium spielen sie nach dem Schlusspfiff den Klassiker "Move on Up" von Curtis Mayfield ein, sie sind auch tatsächlich für zumindest 24 Stunden wieder an die Spitze der Premier League aufgerückt. Wichtiger noch aber war, dass Wenger am Ende des Spiels mit Walcott und Bendtner genau die beiden Jungstürmer wieder auf dem Feld hatte, die vor einer Woche von Tottenham noch gedemütigt worden waren - dieses Mal konnten sie im sicheren Gefüge der funktionierenden Mannschaft (Flamini!) sich rehabilitieren. Adebayor wird immer mehr zum Giganten, jetzt bin ich schon sehr gespannt auf den AC Milan nächste Woche in der Champion's League. Der Name, der mich aber am meisten elektrisiert zur Zeit, lautet Blerim Dzemaili, derzeit Bolton Wanderers, demnächst vielleicht Hertha BSC. Wenn es meiner Mannschaft aus Berlin gelingen würde, ein Signing aus der Premier League zu machen, dann fände ich das a bit of alright! Und wir könnten uns Krzynowek ersparen, auf den ich aus mir unerfindlichen Gründen nicht so scharf bin. Move on Up, Manager Hoeneß.

Mittwoch, Januar 23, 2008

Dresche

Mein "favorite team", der FC Arsenal, hat gestern arg Dresche bekommen: 1:5 bei Tottenham Hotspur. Es war das Rückspiel im Semifinale des Carling Cups. Tottenham hatte seit 1999 nicht mehr gegen Arsenal gewonnen, auch nicht vor zwei Wochen, als sie im Emirates Stadium brutal überlegen waren. Gestern aber hatten die Buben von Arsène Wenger (in der Startelf standen Fabianski, Traore, Hoyte, Denilson, Abou Diaby, Bendtner und Walcott) keine Chance. Tottenham spielte ein sagenhaft hungriges Pressing, dagegen half die ganze filigrane Ballarbeit von Hleb oder Fabregas nichts, zudem spielt Berbatow eine kaum zu markierende Rolle als Vorbereiter. Er taucht überall dort auf, wo du es nicht willst, hat Arsène Wenger gesagt. Robbie Keane und Jermaine Jenas wissen, was ein Abschluss ist. Es war nur der Carling Cup, für die Spurs sollte das aber eine Initialzündung gewesen sein. Der Trainer Juande Ramos ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die Premier League. Arsenal dagegen hat jetzt eine Woche Zeit, die Scherben zusammenzukehren: Adebayor und Bendtner (dessen Eigentor zum 0:2 durch einen exzellent getretenen Freistoß in den Fünfmeterraum provoziert wurde) gerieten sich noch auf dem Feld in die frisch geschnittenen Haare. Justin Hoyte, der in der Innenverteidigung zum Einsatz kam, wird wohl wegen posttraumatischem Syndrom zu behandeln sein. Und Abou Diaby, einer meiner Hoffnungsträger, erwies sich wieder einmal als ineffektiv auf der linken Außenbahn - er spielte allerdings einen jener Pässe, für die ich ein ganzes Match einzutauschen bereit bin. Dass er nicht ankam, lag an Tottenham Hotspur, die gestern alles dazwischenwarfen, was sie hatten - am Ende sogar Kevin-Prince Boateng.

Montag, Januar 21, 2008

Nachwuchs

Die MoPo hat gestern in einer Infographik, die diesen Namen verdient, herausgearbeitet, dass Favre in der Rückrunde auf wichtigen Positionen erstmals Alternativen haben wird: Lima im Sturm, Kacar in der Zentrale, idealerweise auch Fejsa im Mittelfeld, Patrick Ebert kann rechts wie links spielen, wodurch sogar auf Gilberto ein wenig Druck wirkt. Easyfunk fragt nun aber zu Recht, warum die Millionen nach Serbien gehen, während das noch vor einem Jahr beschworene Nachwuchskonzept der Hertha nicht einmal mehr mit einer Silbe erwähnt wird. Dazu gibt es vermutlich zwei Dinge zu sagen. Erstens ist Manager Hoeneß ein Mann, der sich nach dem Wind dreht. Sein Gedächtnis ist kurz, er probiert ständig aus, eine Strategie hat er nicht. So lässt er den Abwehrspieler Assani Lukimya-Mulongoti zu Rostock ziehen, und kauft stattdessen von dort den unwesentlich älteren, unwesentlich begabteren Abwehrspieler Marc Stein. Zweitens scheint es so zu sein, dass aus der eigenen Jugend die Generationen im Zweijahresrhythmus kommen. Die Generation Boateng ist jetzt im zweiten Jahr da, Kevin-Prince war früh dran und ist früh weg, Ebert hat sich etabliert, andere wie Wallschläger werden es nicht schaffen, für den Frühling sehe ich noch eine Chance für Chinedu Ede. Die U21 hat durch den Abstieg an Relevanz verloren, dort spielt im Moment eine Gruppe, die nicht in den Profikader drängt. Und die nächste Generation wird dann erst wieder der Jahrgang um Sascha Bigalke - ich habe weiter unten einmal über sie geschrieben, nach einem U17-Spiel, das mich sehr beeindruckt hat. Im Sommer könnten da zwei, drei Profiverträge unterschrieben werden. Bigalke hat ja schon einen. Aber auch die ganze Nachwuchsarbeit von Hertha wird durch Favre neu evaluiert werden.

Freitag, Januar 18, 2008

Maschinenraum

Das defensive Mittelfeld, der "Maschinenraum" des Fußballspiels, wie man aus den Zeiten noch sagt, als dort bevorzugt "Abräumer" spielten, hat Manager Hoeneß lange Zeit gar nicht interessiert. Jetzt werden plötzlich eine Menge Teenager dafür gekauft: Bryan Arguez aus Miami wird die Haircut-Lücke schließen, die durch den Abgang von Kevin-Prince Boateng entstanden ist; Ljubomir Fejsa bietet sich ebenfalls für die von mir seit Jahren herbeigeschriebene Überwindung von Pal Dardai an; und dann könnte, wenn die Gerüchte stimmen, mit Gojko Kacar auch noch ein Spieler kommen, der von sich sagt, er hätte in der Innenverteidigung begonnen und wäre seither immer weiter nach vorne gerückt. Kacar ist immerhin schon 20 Jahre alt. Was mich ein wenig irritiert, ist, wie häufig Manager Hoeneß erwähnt, dass man ihm Spieler "anbietet". Das klingt für ihn anscheinend so, als wäre das ein Argument für das gute Standing der Hertha. Selbst Pato, jetzt beim AC Milan, hatte er schon einmal in Reichweite - wäre wohl ein Samba-Schicksal geworden, damals unter Coach Götz. Wenn ich das richtig sehe, werden Spieler angeboten, wenn sie keine Angebote haben. In der serbischen Liga baut die Hertha sich gerade eine Spezialkompetenz auf, das klingt immerhin im Ansatz nach Scouting. Arguez wurde wohl eher im Fernsehen gescoutet. Ebert - Arguez - Fejsa - Lustenberger als Mittelfeld - sounds like Zukunft nevertheless, fragt sich nur, wann die dröge Gegenwart der Hertha endet.

Mittwoch, Januar 16, 2008

Paparazzo

Ich war ein paar Tage in Wien, ein Vortrag, ein paar Ausstellungen, drei Filme von Hitchcock, und natürlich den Bruder und Freunde treffen. Im Flugzeug hin traf ich einen alten Bekannten, der vor Zeiten die Website mit den höflichen Paparazzi begründet hat. Im Flugzeug nach Berlin war dann nicht nur Michael Haneke, der graue Filmemacher, sondern der Hertha-Star, den wir - dank Valdano - besonders genau unter der Lupe haben: Josip Simunic steuerte im engen City Liner der Lufthansa genau auf meine Reihe zu und wies auf den Fensterplatz neben mir. Mich durchfuhr natürlich ein Schub Adrenalin: welche Chance! Eine Stunde lang konnte er mir nicht entkommen! Ich würde ihm endlich die Meinung sagen können, über Querpässe und Lethargie und Dardai und alles, alles, alles! Während ich das aber noch dachte, stand ich auf und bot seiner Freundin meinen Platz an - sie saßen dann nebeneinander, unterhielten sich den ganzen Flug angeregt auf Kroatisch, und ich konnte aus derselben Reihe von jenseits des Gangs beobachten, dass Jo Simunic sich vor dem Start bekreuzigt, dass er das Sandwich ausschlug, aber ein Glas Rotwein nahm (Sprite für die Dame), dass in der Familie Simunic zumindest im Flugzeug nichts gelesen wird, dass er mindestens zwei Mobiltelefone hat, und dass er beinahe zu groß für den winzigen Flieger ist, mit dem die Lufthansa ihre City Lines bestreitet. Was ich ihm gern gesagt hätte, hole ich hier nach: "Ich bin ein Fan, spiel eine Riesensaison!"

Freitag, Januar 11, 2008

Californication

Jürgen Klinsmann wird Bayern-Trainer. Der "summer of love" 2006 ist sowieso schon lange zu Ende, hiermit ist das auch besiegelt. Wer den Wunderwuzzi heute auf den Bildern zwischen Hoeneß, Rummenigge und Beckenbauer gesehen hat, wird sich vielleicht, wie ich, auch klammheimlich ein wenig amüsieren. Das ist natürlich eine feiste Ansage, an die Liga, an Europa. Aber wieviel Klinsmann ohne Löw eigentlich wert ist, ob er selbst das Auge für Spieler hat, das bei der Nationalmannschaft Siegenthaler heißt - all das wird sich schon in einer Frühjahrssaison weisen, in der Ottmar Hitzfeld noch die Pflicht erledigen wird, also mindestens den 2. Platz schaffen muss, während der "Querdenker" den kommenden Herbst generalstabsmäßig vorbereiten wird. Jetzt noch Mourinho zu Dortmund, und Sam Allardyce nach Bielefeld! Dann wird das noch was mit der Bundesliga.

Dienstag, Januar 08, 2008

Raffael

Jetzt ist also die "präraffaelitische" Phase, von der Valdano unten in einem Kommentar geschrieben hat, zu Ende. 4,35 Millionen kostet der Stürmer Raffael vom FC Zürich, auf den Lucien Favre mehr oder weniger seine professionelle Zukunft in der Bundesliga zu verwetten bereit ist. Ob das der erste Baustein zu seinem eigenen Team ist, oder eher noch ein personeller Schutzreflex gegen die unwirtliche Berliner Stimmung, wird sich weisen. Mit den Präraffaeliten in der Kunst war es ja eine komplizierte Sache - sie waren Epigonen, die aber zu den Ursprüngen zurückwollten, hinter den einen Star Raffael, den sie schon als "akademisch" kritisierten. Im Kader von Hertha BSC stehen jetzt lauter "Periraffaeliten", hoffentlich endet die Sache für Coach und Spieler nicht zu schnell "epiraffaelitisch" - wofür es ja zwei Szenarien gibt: die Rechnung geht auf, und Favre geht mit seinem Lieblingsjünger zu einem Großclub, oder die Rechnung geht nicht auf, und Favre geht mit seinem Lieblingsjünger in die Wüste.

Montag, Januar 07, 2008

Burnley

Erinnert sich noch jemand an diesen Mann? Gabor Kiraly steht heute bei Burnley in der zweiten englischen Liga unter Vertrag, die "Clarets", wie sie auch genannt werden, haben gestern gegen Arsenal im FA-Cup eine tolle Leistung gezeigt, mussten sich aber doch mit 0:2 geschlagen geben. Eduardo hat die Winterspiele genützt, um sich als zuverlässiger Vollstrecker zu profilieren, das zweite Tor erzielte Bendtner nach Zuspiel von Eduardo. Das Match habe ich nicht gesehen, wir waren ein paar Tage in Oberösterreich, leider war der Winter eine Enttäuschung. Fönstürme haben den Schnee weggeputzt, zurück blieben Matsch und Pfützen. Hertha ist indes nach Teneriffa geflogen, ins Pensionistenhotel Botanico, mit dem amerikanischen Teenager Bryan Arguez im Schlepptau, aber noch keiner Neuerwerbung. Weil den Boulevardmedien fad ist, haben sie auch das Torwartduell zwischen Droby und Fiedler wieder eröffnet. Ob Kiraly in England glücklich ist? Er trat bei Crystal Palace oft auffällig in Erscheinung, eine Verpflichtung bei einem Top-Club wurde dann doch nichts. Bei Burnley hält er jetzt einer Mannschaft den Rücken frei, die viel Respekt genießt. Auch von dieser Seite, hiermit.