Donnerstag, Juli 28, 2005

Virtuelle Werbung

Heute hat mich ein junger Mann aus dem Marketing von Premiere angerufen. Er wollte mir ein Angebot machen. Ich sollte doch das neue Premiere-Sportpaket plus ein paar Filmkanäle für nur 33 Euro bestellen. Nebenbei teilte er mir noch mit, daß Premiere in Zukunft ein Sport- und ein Fußball-Paket verkaufen wird, um zusammen 37 Euro. Das Fußball-Paket kriegt man aber ohne das andere nicht. Praktisch ist das einfach die nächste Preiserhöhung, und zwar eine saftige. Bisher zahle ich 23 Euro. Ich fragte den jungen Marketender dann noch, ob Kofler sich wenigstens dieses Mal dazu herablassen würde, die Verteuerung brieflich anzukündigen, wie es sich zwischen Abonnent und Anbieter eigentlich gehört. Nein, das machen jetzt die Leute vom Marketing. Er könne mich gern in ein paar Tagen noch einmal anrufen. Daß ich Premiere nicht mag, habe ich schon mehrmals bekundet. Kein Unternehmen, das der Konkurrenz unterliegt, kann seine Kunden so arrogant und von oben herab behandeln, ihnen immer neue Erhöhungen als "Angebote" unterbreiten und zugleich durch die Hintertür immer neue Werbeformen in die Sportübertragung selbst einführen. Beim Ligacup machte die "virtuelle Werbung" noch lustige Kapriolen, die eingeblendeten Signets von Premiere und Betandwin zogen gelegentlich wie zwei zusätzliche Außenverteidiger über das Feld. Kofler möchte derzeit ganz eindeutig den Kuchen (seine Kunden) besitzen und zugleich verspeisen. Den Ligacup hat die Hertha nicht gewonnen, vielleicht aber die Einsicht, daß Roque Santa Cruz (oder "Rock", wie Fritz von Thurnundtaxis sagt, die Stimme des männlichen Protests bei Premiere) eine Memme vor dem Tor ist - bei Bayern gegen Stuttgart gab es eine Chance, die selbst König Artur Wichniarek verwertet hätte. "Rock" aber spielte einen patscherten Querpaß. All das läßt befürchten, daß Magaths Hype um den jungen Mann leeres Gerede ist, während die Verträge mit der Hertha bereits unterschriftsreif sind. Hoffentlich wird Okoronkwo (freue mich schon auf die Aussprache durch Thurnundtaxis) ihn dann auf die Bank verbannen. Dort, wo Tim Wiese bei Bremen sitzt. Gleich neben der virtuellen Werbung.

Dienstag, Juli 05, 2005

Trainingsbeginn

Gestern hat die B.Z. das neue Mannschaftsfoto der Hertha als Poster gebracht. Es zeigt einen vorläufigen Kader, weil Friedrich noch in Urlaub ist, auch Gilberto natürlich und Solomon Okoronkwo, der in Nigeria ist. Kevin Stuhr-Ellegaard ist auch noch nicht da. Der neue Stürmer, der vielleicht kommen soll, ist noch ungewiß. Hingegen sind Dardai und Wichniarek, die der Verein gern loswerden möchte, noch da - der Ungar hat den Kopf melancholisch nach unten gewendet, schon halb aus der Aufstellung hinaustretend, während der Pole zwar die Augen geschlossen, den Blick jedoch geöffnet hat. Er nimmt die Herausforderung an, bekundet er immer wieder. Wenn er bleibt, dann wird das eine meiner Geschichten in dieser Saison, denn ich setze immer noch auf ihn, auch wenn ich weiß, daß es schwer werden wird. Falko Götz hat schon durchblicken lassen, daß er am System mit zumeist einem Angreifer plus Marcelinho als Freigeist nichts ändern will. Das klingt ein wenig, als wollte er die neuen Aufgaben für die Hertha in dieser Saison noch ein wenig von sich wegschieben wollen. Denn heuer geht es doch darum, die Konsolidierung der letzten Saison offensiv produktiv zu machen - das System kompakter, aber vor allem durchschlagskräftiger zu machen. Die beiden 0:0 zum Saisonausgang haben ja auch die unüberhörbare Frage nach den Variationsmöglichkeiten der Hertha in den Raum gestellt - für das mangelnde Flügelspiel wurde Ellery Cairo gekauft, die Arbeitsteilung zwischen Mittelfeld und Angriff bleibt aber ungelöst, und damit werden die Laufwege für Nando und/oder Wichniarek potentiell endlos. Darauf bin ich also gespannt, wie Götz das lösen wird. Von mir aus müssen sie keinen Stürmer kaufen, schon gar nicht Roque Santa Cruz, der gut ist, aber ist er besser als Nando? Auf dem Poster in der B.Z. gefällt mir die Zuversicht von Pascal Bieler, die Underdog-Haltung von Kevin-Prince Boateng, die Beflissenheit im Ausdruck von Yildiray Bastürk, der es dem Fotografen recht machen will, und generell die Mischung, denn ich sehe viele Junge und nur wenige etablierte Kräfte. Was mich diese Saison sonst noch beschäftigen wird? Das Fernseh-Thema, die Neuausrichtung von MeanU durch den Investoren-Clan Glazer, die Entwicklung von Chelsea vs. Arsenal, die Arenen der Gegner (möchte gern nach München und Schalke zum Auswärtsspiel fahren), und dann gibt's ja noch eine Menge, was mit Fußball nix zu tun hat.