Das Match zwischen Manchester United und dem FC Arsenal in wenigen Stunden wird von den Experten auch deswegen mit grossem Interesse verfolgt werden, weil Professor Wenger seiner jungen Mannschaft eine Umstellung verordnet hat, die bisher allgemein als sehr gelungen betrachtet wird. Arsenal spielt in diesem Jahr ein 4-3-3 mit drei echten, rotierenden Stuermern (meistens beginnt Arshavin auf dem linken Fluegel, Bendtner rechts und van Persie zentral), dahinter bilden Denilson, Fabregas (heute wohl Abou Diaby) und Song das Mittelfeld, die Viererkette ist bis auf den starken neuen Belgier Vermaelen die alte geblieben, mit Clichy und Sagna aussen, aber auch hier gibt es einen signifikanten Unterschied, weil Gallas, der einen rechten Fuss hat, auf die rechte Position in der Innenverteidigung gewechselt ist und dort viel besser ist.
Die Konstellation muss uns auch deswegen interessieren, weil die entsprechenden Fragen bei der Hertha noch voellig offen sind. Bei Arsenal spielt Song eine Art Libero im Mittelfeld, hinter dem leicht nach rechts tendierenden Fabregas und dem nominell der linken Seite zugeordneten Denilson. De facto hebt auch hier die allgemeine enorme Beweglichkeit die Grundordnung staendig auf. Ein Vorteil dieser Taktik ist, dass Fabregas gezielter am Spiel teilnehmen kann - er verteidigt natuerlich wie wirklich die ganze Mannschaft intensiv, aber er hat eine Absicherung, wenn einmal etwas schiefgeht.
Bei Hertha spielt Kacar diese Rolle, die aber eben noch nicht genau definiert ist, weil Favre mangels Personal an einem 4-2-2 festhalten muss, das sich nur in kritischen Momenten wie der letzten halben Stunde gegen Broendby IF aufloesen kann. Welche Maengel sind es konkret? Der allseits beliebte Pal Dardai ist fuer die Rolle des Liberos vor der Abwehr nicht mehr agil genug, sein Spielaufbau war immer schon mangelhaft, in dieser Saison kommt bisher noch dazu, dass Cicero verzagt und uninspiriert spielt - nur so kann es zu dem "imperial overstretch" von Kacar kommen, der die Hertha bisher mit Gewalt- und Einzelleistungen im Spiel haelt.
Ein 4-3-3, das Favre ja nominell heuer auch schon versucht hat, scheitert bei der Hertha aber vor allem an den Aussenpositionen, es braucht dafuer sehr vielseitige Fluegelstuermer und schnelle, Respekt einfloessende Aussendecker - einzig Patrick Ebert bietet sich da auf rechts wirklich an, Lukas Pisczek deutet auch an, dass mit ihm zu rechnen sein koennte, dann fehlt aber immer noch der zentrale Stuermer (ich hoffe auf Domovchyiski), der gelernte Innenverteidiger Pejcinovic muss sich links erst eingewoehnen, und rechts bleibt die Sache auch mit Janker, den ich vor Stein sehe, eine Baustelle.
Die neuen Spieler, die Hertha verpflichtet hat oder bis uebermorgen noch praesentieren wird, werden wir auch vor dem Hintergrund dieser taktischen Optionen betrachten muessen. Wuerde mich zB nicht wundern, wenn Favre den neuen Schweden Rasmus Bengtsson einmal auf der Position Dardai einsetzen wuerde - in der letzten Minute gegen Broendby war er dort schon zu sehen, er hat sich mit einem gewonnenen Kopfballduell gut eingefuehrt.
Einen entscheidenden Unterschied zwischen Arsenal und Hertha aber sieht man unabhaengig von der Formation ganz konkret auf dem Platz: Arsenal laeuft viel, viel mehr und schafft staendig Optionen fuer Anspiele. In diesem Bereich liegt bisher das zentrale Defizit der Hertha in diesem Jahr. Es laesst sich tatsaechlich, wie der Coach immer wieder sagt, durch Arbeit beheben
Samstag, August 29, 2009
Donnerstag, August 27, 2009
Bröndy IF
Der FC Arsenal hat gestern durch ein 3:1 gegen Celtic Glasgow (und eine Schwalbe von Eduardo, peinlich, peinlich) alles klar gemacht und wird an der Auslosung für die Gruppenphase der CL teilnehmen.
Die Hertha dagegen muss heute ein frühes "Spiel des Jahres" gewinnen, um an der ungeliebten und wenig lukrativen Europa League teilnehmen zu können. Drei Heimspiele, drei Reisen winken, auch drei Herausforderungen an das Berliner Publikum, bei dem es mit der Begeisterung für diesen Bewerb nicht so weit her ist.
Dass die Medien heute fast stündlich neue Befunde zu Artur Wichniareks Rücken durchgeben, ist ein deutliches Zeichen der Panik. Denn der Pole hat ja bisher noch nicht gezeigt, dass er besser ist als Domovchyiski, während der Bulgare angedeutet hat, dass er wichtige Treffer macht - seine schwache Leistung gegen Bochum ging zum Großteil auf falsche Taktik und dürftige Mannschaftsleistung zurück.
Ohnehin kann die Devise heute nur sein: Geschlossenheit, früh und weit vorne verteidigen, Fouls vermeiden, Bälle in der Hälfte des Gegners bekommen (dann ist der Weg zum Tor kürzer und es besteht weniger Gelegenheit zu Fehlern), Geduld und Bewegung bei Ballbesitz. Auftreten wie ein Favorit, spielen wie auf Augenhöhe, Engagement wie ein Außenseiter.
Alles gar nicht so einfach, wenn im Jahnsportpark alles nach dritter Liga riecht und aussieht. Wenn Nicu heute den Kampf entdeckt, und Patrick Ebert die Präzision wiederfindet, wenn Cicero einfache Pässe spielt und Domovchyiski auch einmal ein hartes Zuspiel in die Spitze verarbeiten kann, wenn Kacar einen schönen vertikalen Pass in den Lauf bekommt, wenn Dardai niemand umnietet und von Bergens Intelligenz auf die Kollegen in der Viererkette ausstrahlt, wenn Drobnys Nase hält - dann ist noch alles möglich.
Die Hertha dagegen muss heute ein frühes "Spiel des Jahres" gewinnen, um an der ungeliebten und wenig lukrativen Europa League teilnehmen zu können. Drei Heimspiele, drei Reisen winken, auch drei Herausforderungen an das Berliner Publikum, bei dem es mit der Begeisterung für diesen Bewerb nicht so weit her ist.
Dass die Medien heute fast stündlich neue Befunde zu Artur Wichniareks Rücken durchgeben, ist ein deutliches Zeichen der Panik. Denn der Pole hat ja bisher noch nicht gezeigt, dass er besser ist als Domovchyiski, während der Bulgare angedeutet hat, dass er wichtige Treffer macht - seine schwache Leistung gegen Bochum ging zum Großteil auf falsche Taktik und dürftige Mannschaftsleistung zurück.
Ohnehin kann die Devise heute nur sein: Geschlossenheit, früh und weit vorne verteidigen, Fouls vermeiden, Bälle in der Hälfte des Gegners bekommen (dann ist der Weg zum Tor kürzer und es besteht weniger Gelegenheit zu Fehlern), Geduld und Bewegung bei Ballbesitz. Auftreten wie ein Favorit, spielen wie auf Augenhöhe, Engagement wie ein Außenseiter.
Alles gar nicht so einfach, wenn im Jahnsportpark alles nach dritter Liga riecht und aussieht. Wenn Nicu heute den Kampf entdeckt, und Patrick Ebert die Präzision wiederfindet, wenn Cicero einfache Pässe spielt und Domovchyiski auch einmal ein hartes Zuspiel in die Spitze verarbeiten kann, wenn Kacar einen schönen vertikalen Pass in den Lauf bekommt, wenn Dardai niemand umnietet und von Bergens Intelligenz auf die Kollegen in der Viererkette ausstrahlt, wenn Drobnys Nase hält - dann ist noch alles möglich.
Montag, August 24, 2009
Demonstration
Wenn ein Spieler vom Platz muss, dann tritt bei fast allen Vereinen ein kleines Ritual in Kraft. Häufig nimmt der zweite Trainer ihn in Empfang, gibt ihm einen Klaps auf die Schulter, der Chef-Coach nickt wenigstens anerkennend, andere wie Jürgen Klopp pflegen die große Umarmung. Lucien Favre hat gestern Valeri Domovchyiski regungslos an sich vorbeispazieren lassen, ganz so, als wäre das gar kein Spieler von der Hertha, der sich da zurück auf die Reservebank schleicht.
Bei Nicu, der früher schon vom Platz musste, gab es zumindest das rituelle kleine Zeichen der Anerkennung - du gehörst zu uns, wir müssen jetzt nur die Kräfte ein wenig anders bündeln. Bei Domo war die Sache umso auffälliger, als Favre damit einen Auftritt besiegelte, den er vor dem Spiel präsumtiv in die Kritik genommen hatte; der Bulgare war schon mit der Hypothek aufgelaufen, dass der Trainer ihn noch nicht eigentlich für reif befindet.
Ich will die Sache nicht aufbauschen, aber sie scheint mir einen Zwiespalt zu enthüllen, der Favres Verhältnis zum Team immer wieder einzutrüben droht - die starrsinnige Weigerung, mit Pantelic wenigstens das Zweckbündnis auch symmbolisch anzuerkennen, war das deutlichste Zeichen dafür. Favre hat den Kader inzwischen sehr weitgehend nach seinen Vorstellungen (und entsprechend den finanziellen Beschränkungen) gestalten können - trotzdem identifiziert er sich offensichtlich nur mit einem Teil des Personals.
Nicu war gestern sicher nicht besser als Domo, und der wiederum war zumindest im Ansatz gefährlicher als Wichniarek in den ersten beiden Spielen. Favres seltsames, demonstrativ distanziertes Verhalten weist (sofern es sich nicht explizit auf das halbherzige Verhalten beim Gegentor bezieht) deswegen auf die Ambivalenz hin, die der Trainer insgesamt seiner Aufgabe gegenüber hat - er hat große Ziele, jetzt muss er erst einmal zeigen, ob er auch das Zeug hat, aus den vorhandenen Talenten ein starkes Team zu machen. Domovchyiski hat auf jeden Fall noch eine Chance verdient, und der Coach hat ihn hoffentlich wenigstens hinter den Kulissen noch ein wenig aufgemuntert.
Bei Nicu, der früher schon vom Platz musste, gab es zumindest das rituelle kleine Zeichen der Anerkennung - du gehörst zu uns, wir müssen jetzt nur die Kräfte ein wenig anders bündeln. Bei Domo war die Sache umso auffälliger, als Favre damit einen Auftritt besiegelte, den er vor dem Spiel präsumtiv in die Kritik genommen hatte; der Bulgare war schon mit der Hypothek aufgelaufen, dass der Trainer ihn noch nicht eigentlich für reif befindet.
Ich will die Sache nicht aufbauschen, aber sie scheint mir einen Zwiespalt zu enthüllen, der Favres Verhältnis zum Team immer wieder einzutrüben droht - die starrsinnige Weigerung, mit Pantelic wenigstens das Zweckbündnis auch symmbolisch anzuerkennen, war das deutlichste Zeichen dafür. Favre hat den Kader inzwischen sehr weitgehend nach seinen Vorstellungen (und entsprechend den finanziellen Beschränkungen) gestalten können - trotzdem identifiziert er sich offensichtlich nur mit einem Teil des Personals.
Nicu war gestern sicher nicht besser als Domo, und der wiederum war zumindest im Ansatz gefährlicher als Wichniarek in den ersten beiden Spielen. Favres seltsames, demonstrativ distanziertes Verhalten weist (sofern es sich nicht explizit auf das halbherzige Verhalten beim Gegentor bezieht) deswegen auf die Ambivalenz hin, die der Trainer insgesamt seiner Aufgabe gegenüber hat - er hat große Ziele, jetzt muss er erst einmal zeigen, ob er auch das Zeug hat, aus den vorhandenen Talenten ein starkes Team zu machen. Domovchyiski hat auf jeden Fall noch eine Chance verdient, und der Coach hat ihn hoffentlich wenigstens hinter den Kulissen noch ein wenig aufgemuntert.
Sonntag, August 23, 2009
Armenhaus
Zwei Gründe hat Arne Friedrich nach dem 0:1 beim VfL Bochum genannt. Die Heimmannschaft hat der Hertha "die Schneid abgekauft", und "es fehlt die Qualität". Das sind einfache Erklärungen, die erste bezieht sich darauf, dass Bochum in jeder Hinsicht mehr Einsatz gezeigt hat (körperlich, mental, läuferisch), die zweite darauf, dass die Spielzüge der Hertha meistens schon im Ansatz scheiterten - an schlampigen Pässen und fehlender Abstimmung. Daran ist der Trainer nicht unschuldig, der Raffael auf der Bank ließ, stattdessen Kacar als hängende Spitze hinter Domovchyiski aufstellte. Dahinter Dardai und Cicero, außen Nicu und Ebert, hinten Pejcinovic linsk und Stein rechts. Bochum arbeitete sich allmählich ins Spiel, die Hertha blieb passiv, Dardai und der momentan sehr formschwache Cicero fiel nichts ein, Domovchyiski war vorne allein.
Kurz nach der Pause dann ein Freistoß aus zwanzig Metern. Domovchyiski geht aus der Mauer, wirft sich aber nur alibihaft in den Schuss von Yahia, genau genommen dreht er sich weg - da kann er den Schuss gleich durchwinken. Trotzdem hat der junge Bulgare nicht verdient, was Favre dann in der 75. Minute machte: Er wechselte ihn aus und ließ ihn völlig unbeachtet an sich vorbei zur Bank stapfen, ganz so, als wären seine Versuche nicht einmal eine höfliche, geschweige denn eine aufmunternde Geste wert gewesen. Das ist nur ein Detail, aber ein signifikantes - es zeigt uns, wie schlecht es dem Trainer gelingt, die Spieler auf einer anderen als einer taktisch-technischen Ebene zu erreichen.
Es scheint ihn gar nicht zu interessieren, dass es auch so etwas wie Motivation und Psychologie gibt. Was sich da momentan so nach außen mitteilt, erinnert mich fatal an Falko Götz (schlimmstes aller Verdikte). Die Ausrede mit dem mangelnden Geld für Investitionen zieht jetzt schon nicht mehr, denn die Tugenden, die Hertha im Moment fehlen, kosten nichts. Die Mannschaft ist schlecht auf- und eingestellt, von selbst findet sie nicht zu einer Identität. Der Trainer muss ihr etwas anbieten, das konkret ist - keinen utopischen Kombinationsfußball, sondern ein Ethos der Professionalität, das allein da unten im Armenhaus der Tabelle weiterhilft.
Kurz nach der Pause dann ein Freistoß aus zwanzig Metern. Domovchyiski geht aus der Mauer, wirft sich aber nur alibihaft in den Schuss von Yahia, genau genommen dreht er sich weg - da kann er den Schuss gleich durchwinken. Trotzdem hat der junge Bulgare nicht verdient, was Favre dann in der 75. Minute machte: Er wechselte ihn aus und ließ ihn völlig unbeachtet an sich vorbei zur Bank stapfen, ganz so, als wären seine Versuche nicht einmal eine höfliche, geschweige denn eine aufmunternde Geste wert gewesen. Das ist nur ein Detail, aber ein signifikantes - es zeigt uns, wie schlecht es dem Trainer gelingt, die Spieler auf einer anderen als einer taktisch-technischen Ebene zu erreichen.
Es scheint ihn gar nicht zu interessieren, dass es auch so etwas wie Motivation und Psychologie gibt. Was sich da momentan so nach außen mitteilt, erinnert mich fatal an Falko Götz (schlimmstes aller Verdikte). Die Ausrede mit dem mangelnden Geld für Investitionen zieht jetzt schon nicht mehr, denn die Tugenden, die Hertha im Moment fehlen, kosten nichts. Die Mannschaft ist schlecht auf- und eingestellt, von selbst findet sie nicht zu einer Identität. Der Trainer muss ihr etwas anbieten, das konkret ist - keinen utopischen Kombinationsfußball, sondern ein Ethos der Professionalität, das allein da unten im Armenhaus der Tabelle weiterhilft.
Rewirpower
Der Platz 36 in der neunten Reihe von Block I auf der Nordtribüne des Rewirpower(!)-Stadions des VfL Bochum wird heute freibleiben. Ich habe gestern auf der Geburtstagsfeier der großen Nachwuchshoffnung der deutschen politischen Philosophie ein wenig zu stark dem Rotwein zugesprochen, um mich heute sieben Stunden in den Zug zu setzen, nur um am Ende vielleicht festzustellen, dass der starrsinnige Trainer der Hertha lieber ohne richtigen Stürmer antritt, als Domovchyiski die verdiente Chance zu geben.
Favre orakelt seit Tagen herum in dieser Frage, seine seltsamste Aussage war die, dass man auch "mit einem Stürmer" anfangen könnte - wen meint er denn damit? Raffael? Kacar, wie einige Zeitungen heute meinen? Pisczcek? Jede dieser "originellen" Lösungen erschiene mir abstrus angesichts der Tatsache, dass Bochum ein Gegner idealen Formats ist, um einem jungen Spieler mit (hoffentlich) Zukunft eine Bewährungsprobe zu gestatten. Vor einem Jahr bin ich in der dritten Saisonrunde den ganzen langen Weg nach München gefahren, nur um dort zu sehen, wie Favre mit einer konfusen taktischen Formation gründlich scheiterte.
Das hatte ich im Hinterkopf, als ich vor einer Stunde beschloss, das Auswärtsticket verfallen zu lassen. Die Mannschaft braucht im Moment ein paar Gewissheiten, keine weiteren Experimente. Sie ist verunsichert genug. Bei der EM der U21 habe ich Kacar übrigens tatsächlich einmal als Stürmer aufgeboten gesehen, das System war allerdings ein 4-6-0, er traf einmal die Stange, Serbien kam über ein torloses Remis gegen Italien nicht hinaus.
Favre orakelt seit Tagen herum in dieser Frage, seine seltsamste Aussage war die, dass man auch "mit einem Stürmer" anfangen könnte - wen meint er denn damit? Raffael? Kacar, wie einige Zeitungen heute meinen? Pisczcek? Jede dieser "originellen" Lösungen erschiene mir abstrus angesichts der Tatsache, dass Bochum ein Gegner idealen Formats ist, um einem jungen Spieler mit (hoffentlich) Zukunft eine Bewährungsprobe zu gestatten. Vor einem Jahr bin ich in der dritten Saisonrunde den ganzen langen Weg nach München gefahren, nur um dort zu sehen, wie Favre mit einer konfusen taktischen Formation gründlich scheiterte.
Das hatte ich im Hinterkopf, als ich vor einer Stunde beschloss, das Auswärtsticket verfallen zu lassen. Die Mannschaft braucht im Moment ein paar Gewissheiten, keine weiteren Experimente. Sie ist verunsichert genug. Bei der EM der U21 habe ich Kacar übrigens tatsächlich einmal als Stürmer aufgeboten gesehen, das System war allerdings ein 4-6-0, er traf einmal die Stange, Serbien kam über ein torloses Remis gegen Italien nicht hinaus.
Mittwoch, August 19, 2009
Champions
Mit einem 2:0 bei Celtic Glasgow hat der FC Arsenal gestern eine gute Grundlage dafür gelegt, dass beim Rückspiel in einer Woche der Einzug in die Gruppenphase der diesjährigen Champion's League geschafft werden kann. Tony Mowbray, der Trainer der Schotten, brachte die Sache auf den Punkt: "Arsenal war außergewöhnlich bei Ballbesitz, aber sie waren brillant ohne den Ball."
Die Kompaktheit des Teams, das enorm frühe Pressing sind den Beobachtern schon nach dem 6:1 bei Everton am Wochenende aufgefallen. Arsenal hat vom FC Barcelona gelernt, auf ein 4-3-3 umgestellt, bei dem mit Song und Denilson zwei eher konservative zentrale Mittelfeldspieler den offensiveren Freigeist Fabregas abschirmen - der sich aber keineswegs von der Arbeit gegen den Ball ausnimmt.
Was ich neulich mit Blick auf Herthas Spiel in Gladbach als mangelhafte "work rate" beschrieben habe, lässt sich an einem Vergleich mit einer der besten Mannschaften des Kontinents gut ersehen. Bei Arsenal, wo Bendtner und Arshavin momentan die Flügel besetzen, von Persie als Mittelstürmer antritt, wird deutlich intensiver und früher gestört als bei Hertha. Zugleich sind die Interventionen geschickter, es wird weniger gefoult, und alle umgebenden Spieler richten sich ständig auf mögliche Ballgewinne ein, ohne defensiv die Räume preiszugeben.
Das "richtige" Spiel, das Coach Favre immer wieder fordert, bedeutet tatsächlich nicht sinnloses Herumgerenne, bis allen die Zunge heraushängt (obwohl ein Olic auch daraus eine Menge macht). Es bedeutet intensives, gemeinsames Arbeiten, und setzt eine spielende wie annehmende Passsicherheit voraus, die es erlaubt, auch in dichter besiedelte Gegenden auf dem Platz zu spielen - und nicht immer wieder nach Schema und aus Verlegenheit über außen, wie es die Hertha oft tut.
Der VfB Stuttgart ist nach dem 2:0 in Timisoara auch so gut wie qualifiziert für die CL und will nun angeblich 12 Millionen für Gojko Kacar bieten, den einzigen Herthaner, der momentan internationales Format hat. Das Geschäft müsste allerdings wenn, dann schnell über die Bühne, denn bei einem Einsatz morgen in Kopenhagen wäre Kacar meiner Meinung nach für europäische Spiele in diesem Jahr "cup-tied", also an den Verein gebunden, für den er das erste internationale Spiel gemacht hat. Das spricht gegen einen Transfer noch in diesem Sommer, löst aber keine der zahlreichen offenen Fragen, die das Spiel mit und um Kacar betreffen - Viererkette, Angriff, generelle Zirkulation, allgemeines Engagement.
Die Kompaktheit des Teams, das enorm frühe Pressing sind den Beobachtern schon nach dem 6:1 bei Everton am Wochenende aufgefallen. Arsenal hat vom FC Barcelona gelernt, auf ein 4-3-3 umgestellt, bei dem mit Song und Denilson zwei eher konservative zentrale Mittelfeldspieler den offensiveren Freigeist Fabregas abschirmen - der sich aber keineswegs von der Arbeit gegen den Ball ausnimmt.
Was ich neulich mit Blick auf Herthas Spiel in Gladbach als mangelhafte "work rate" beschrieben habe, lässt sich an einem Vergleich mit einer der besten Mannschaften des Kontinents gut ersehen. Bei Arsenal, wo Bendtner und Arshavin momentan die Flügel besetzen, von Persie als Mittelstürmer antritt, wird deutlich intensiver und früher gestört als bei Hertha. Zugleich sind die Interventionen geschickter, es wird weniger gefoult, und alle umgebenden Spieler richten sich ständig auf mögliche Ballgewinne ein, ohne defensiv die Räume preiszugeben.
Das "richtige" Spiel, das Coach Favre immer wieder fordert, bedeutet tatsächlich nicht sinnloses Herumgerenne, bis allen die Zunge heraushängt (obwohl ein Olic auch daraus eine Menge macht). Es bedeutet intensives, gemeinsames Arbeiten, und setzt eine spielende wie annehmende Passsicherheit voraus, die es erlaubt, auch in dichter besiedelte Gegenden auf dem Platz zu spielen - und nicht immer wieder nach Schema und aus Verlegenheit über außen, wie es die Hertha oft tut.
Der VfB Stuttgart ist nach dem 2:0 in Timisoara auch so gut wie qualifiziert für die CL und will nun angeblich 12 Millionen für Gojko Kacar bieten, den einzigen Herthaner, der momentan internationales Format hat. Das Geschäft müsste allerdings wenn, dann schnell über die Bühne, denn bei einem Einsatz morgen in Kopenhagen wäre Kacar meiner Meinung nach für europäische Spiele in diesem Jahr "cup-tied", also an den Verein gebunden, für den er das erste internationale Spiel gemacht hat. Das spricht gegen einen Transfer noch in diesem Sommer, löst aber keine der zahlreichen offenen Fragen, die das Spiel mit und um Kacar betreffen - Viererkette, Angriff, generelle Zirkulation, allgemeines Engagement.
Sonntag, August 16, 2009
Spielanteile
Zweite Runde der neuen Saison, offizielle Eröffnung der Großbaustelle Hertha BSC. Das 1:2 bei Borussia Mönchengladbach verriet, dass diese Mannschaft ein großes Problem hat, das nur auf den ersten Blick leicht zu lösen ist. Ich hatte eigentlich vermutet, sie würde vorsichtiger an das Spiel herangehen - doch Hertha war von Beginn an engagiert, entwickelte Angriffe, zog aus der Distanz ab, ohne dass richtig Gefahr dabei herumkam.
Das Problem wurde nur allmählich sichtbar. Während die Hertha spielen wollte, wollte Gladbach gewinnen - kein Duell hätte dies packender demonstrieren können als das auf der linken Defensivseite, wo Matmour eine Stunde lang Pisczcek drangsalierte, und wenn er über rechts kam, hatten auch Pejcinovic und von Bergen ihre liebe Not mit dem Gladbacher.
Einen wie Matmour hatte die Hertha heute nicht, sie hatte wie üblich die körperlose Eleganz von Nicu, sie hatte die überhasteten Kombinationsversuche von Ebert, sie hatte einen wirkungslosen Wichniarek und einen unkonzentrierten Raffael. Das 0:1 durch Brouwers entstand durch einen jener Pässe zwischen die Innenverteidiger, die Gladbach heute öfter spielte, während die optische Überlegenheit der Hertha soweit nie gedieh. Das 0:2 hatte das gleiche Schema, nur dieses Mal auf dem Flügel, wo Neuville in die Lücke lief, präzise nach innen gab, wo Matmour wieder einmal geistig schneller und insgesamt zielstrebiger war.
Für Lucien Favre ist der Wille feminin ("die Wille", hat er später im Interview gesagt), aber immerhin fiel einmal das Wort. Denn das Problem der Hertha ist wohl eines ihrer Stilistik, und die verantwortet der Trainer: Die ansehnliche Technik, die durchaus zu sehen ist, kann nicht als Ersatz für den körperlichen und mentalen Einsatz dienen, sie muss darauf aufbauen.
Es war heiß heute in Gladbach, Gojko Kacar hat nach seinem Kopftor nach Corner zum 1:2 noch einmal an die Latte geköpft, aber Gladbach hat Drobny gleich mehrmals schlecht aussehen lassen und war in jeder Beziehung die bessere Mannschaft. Außer bei den Spielanteilen, da hatten sie deutlich weniger, dafür hatten sie die entscheidenden. Das haben sie sich gründlich erarbeitet. "Es ist noch viel zu tun", hat Lucien Favre nach dem Spiel gesagt. Das ist ganz wörtlich zu nehmen. Herthas "workrate", wie sie in England sagen, ist nicht die eines auch nur ansatzweisen Spitzenclubs.
Das Problem wurde nur allmählich sichtbar. Während die Hertha spielen wollte, wollte Gladbach gewinnen - kein Duell hätte dies packender demonstrieren können als das auf der linken Defensivseite, wo Matmour eine Stunde lang Pisczcek drangsalierte, und wenn er über rechts kam, hatten auch Pejcinovic und von Bergen ihre liebe Not mit dem Gladbacher.
Einen wie Matmour hatte die Hertha heute nicht, sie hatte wie üblich die körperlose Eleganz von Nicu, sie hatte die überhasteten Kombinationsversuche von Ebert, sie hatte einen wirkungslosen Wichniarek und einen unkonzentrierten Raffael. Das 0:1 durch Brouwers entstand durch einen jener Pässe zwischen die Innenverteidiger, die Gladbach heute öfter spielte, während die optische Überlegenheit der Hertha soweit nie gedieh. Das 0:2 hatte das gleiche Schema, nur dieses Mal auf dem Flügel, wo Neuville in die Lücke lief, präzise nach innen gab, wo Matmour wieder einmal geistig schneller und insgesamt zielstrebiger war.
Für Lucien Favre ist der Wille feminin ("die Wille", hat er später im Interview gesagt), aber immerhin fiel einmal das Wort. Denn das Problem der Hertha ist wohl eines ihrer Stilistik, und die verantwortet der Trainer: Die ansehnliche Technik, die durchaus zu sehen ist, kann nicht als Ersatz für den körperlichen und mentalen Einsatz dienen, sie muss darauf aufbauen.
Es war heiß heute in Gladbach, Gojko Kacar hat nach seinem Kopftor nach Corner zum 1:2 noch einmal an die Latte geköpft, aber Gladbach hat Drobny gleich mehrmals schlecht aussehen lassen und war in jeder Beziehung die bessere Mannschaft. Außer bei den Spielanteilen, da hatten sie deutlich weniger, dafür hatten sie die entscheidenden. Das haben sie sich gründlich erarbeitet. "Es ist noch viel zu tun", hat Lucien Favre nach dem Spiel gesagt. Das ist ganz wörtlich zu nehmen. Herthas "workrate", wie sie in England sagen, ist nicht die eines auch nur ansatzweisen Spitzenclubs.
Wanderjahre
Es trifft sich gut, dass die Hertha heute auf Thorben Marx und Borussia Mönchengladbach trifft: Vor fünf Jahren (genau genommen am 13. August 2004) habe ich dieses Blog begonnen. Damals erschien mir die Mittelfeldachse zwischen Marx und Marcelinho so zukunftsfähig, dass ich mein Pseudonym daraus abgeleitet habe - diese Konstellation zwischen "holding" und "attacking midfielder" habe ich seither in verschiedensten Konstellationen wieder gesucht (Flamini und Fabregas bei Arsenal!) und selten gefunden.
Thorben Marx hat sich bei der Hertha nicht durchgesetzt, er ist zu einem passablen Bundesligaprofi geworden, von dem immer noch gelegentlich die Spielintelligenz aufblitzt, die ich damals zu sehen meinte. Er konnte aber nie auf längere Frist eine prägende Rolle spielen, weder bei der Hertha noch dann bei Bielefeld. Er wird heute vermutlich auf Gojko Kacar treffen, den jungen Star der Hertha, der jetzt schon mehr von den Versprechen eingelöst hat, die sich mit ihm verbinden, als Thorben Marx das auf seinen Wanderjahren geschafft hat.
Wer die Spiele des letzten Wochenendes gesehen hat, wird zwischen Gladbach und Hertha heute ein ausgeglichenes Spiel erwarten müssen. Ich sehe leichte Vorteile für Hertha im mentalen Bereich, starke Vorteile für Gladbach bei der Initiative. Die Borussen spielen zum ersten Mal daheim, das könnte sie aus der Reserve locken, und Hertha eine Kontertaktik gestatten. Mir widerstrebt das zutiefst, dass ein Uefa-League-Teilnehmer so unwillig das Spiel macht und tendenziell lieber reagiert wie die Hertha, aber der Coach hat schon Recht, wenn er sagt: "Wir sind gegen niemand Favorit."
Von großer Bedeutung könnte heute die Leistung von Marc Stein werden. Gladbach erzielte letzte Woche zwei Tore nach Flanken von links, die so niemals hätten geschlagen werden dürfen. Ich hoffe, Stein hat das zu sehen bekommen. Angeblich will der Coach die Elf von letzter Woche an den Start schicken - ich würde Patrick Ebert gegenüber Lukas Pisczcek den Vorzug geben, sehe die Differenz allerdings als nicht so groß an, dass das eine große Rolle spielen muss.
Kacar und Cicero müssten einander flexibler abwechseln bei der Übernahme des Balls aus der Defensive, insgesamt war die Laufarbeit gegen Hannover noch nicht optimal. Auch mit Blick auf das Spiel in Kopenhagen am kommenden Donnerstag ist die Hertha gut beraten, wenn sie probiert, selbst das Heft in die Hand zu nehmen.
Thorben Marx hat sich bei der Hertha nicht durchgesetzt, er ist zu einem passablen Bundesligaprofi geworden, von dem immer noch gelegentlich die Spielintelligenz aufblitzt, die ich damals zu sehen meinte. Er konnte aber nie auf längere Frist eine prägende Rolle spielen, weder bei der Hertha noch dann bei Bielefeld. Er wird heute vermutlich auf Gojko Kacar treffen, den jungen Star der Hertha, der jetzt schon mehr von den Versprechen eingelöst hat, die sich mit ihm verbinden, als Thorben Marx das auf seinen Wanderjahren geschafft hat.
Wer die Spiele des letzten Wochenendes gesehen hat, wird zwischen Gladbach und Hertha heute ein ausgeglichenes Spiel erwarten müssen. Ich sehe leichte Vorteile für Hertha im mentalen Bereich, starke Vorteile für Gladbach bei der Initiative. Die Borussen spielen zum ersten Mal daheim, das könnte sie aus der Reserve locken, und Hertha eine Kontertaktik gestatten. Mir widerstrebt das zutiefst, dass ein Uefa-League-Teilnehmer so unwillig das Spiel macht und tendenziell lieber reagiert wie die Hertha, aber der Coach hat schon Recht, wenn er sagt: "Wir sind gegen niemand Favorit."
Von großer Bedeutung könnte heute die Leistung von Marc Stein werden. Gladbach erzielte letzte Woche zwei Tore nach Flanken von links, die so niemals hätten geschlagen werden dürfen. Ich hoffe, Stein hat das zu sehen bekommen. Angeblich will der Coach die Elf von letzter Woche an den Start schicken - ich würde Patrick Ebert gegenüber Lukas Pisczcek den Vorzug geben, sehe die Differenz allerdings als nicht so groß an, dass das eine große Rolle spielen muss.
Kacar und Cicero müssten einander flexibler abwechseln bei der Übernahme des Balls aus der Defensive, insgesamt war die Laufarbeit gegen Hannover noch nicht optimal. Auch mit Blick auf das Spiel in Kopenhagen am kommenden Donnerstag ist die Hertha gut beraten, wenn sie probiert, selbst das Heft in die Hand zu nehmen.
Donnerstag, August 13, 2009
Kurvenstar
Inzwischen verdichten sich die Anzeichen, dass die Umbauarbeiten am Kader, die in den letzten Tagen eher im Stil einer externen Beraterfirma durchgeführt wurden, ein ganz konkretes Personalziel im Zentrum haben: Andrej Voronin soll wohl aus Liverpool zurückkommen. Neulich hat er noch in einem Testspiel für die "Reds" gegen Lyn Olso getroffen, eine Zukunft scheint er aber neben Gerrard und Torres nicht zu haben.
In Berlin hingegen wird die Lücke, die Pantelic, Simunic und Voronin gerissen haben, schmerzlich empfunden. Die Ostkurve hat am vergangenen Samstag schon ihre Meinung kundgetan und von Marko Pantelic gesungen, während Artur Wichniarek sich noch um Integration in ein Spiel bemühte, das aus der Defensive heraus lahmte. Das Kalkül von Preetz und Favre wäre also ein doppeltes: Befriedung der Fanbasis durch das Idol von gestern, zudem würde Voronin sowohl taktische wie mediale Anforderungen erfüllen - er gilt als "Kaliber", ist aber auch tatsächlich torgefährlich, läuft gut und würde Hertha wieder ein wenig mehr Respekt verschaffen. Allerdings ist er nicht ganz der Kurvenstar, der Pantelic ist.
Unterschätzt wurde dabei, dass die beiden Spieler, die ihm geopfert werden müssen, sehr beliebt sind: Lúcio als Sympathieträger, Chermiti als Hoffnungsträger. Hier zeigt sich, dass Coach Favre bei der Vermittlung seiner Personalpolitik schnell an die Grenzen kommt: Wie schon in der Causa Pantelic sind seine Aussagen, wenn es denn welche gibt, in erster Linie defensiv. Es wäre nun angebracht, zumindest Chermiti deutlich eine längerfristige Perspektive in Berlin zu avisieren.
Aber die letzten Wochen haben uns gezeigt, dass sich das Blatt sehr schnell wenden kann - niemand musste erwarten, dass der noch vor fünfzehn Wochen von mehreren deutschen Klubs angeblich umworbene Voronin Mitte August wieder perspektivlos in Liverpool sitzen würde (wie auch Pantelic in Belgrad). Hätte man das sicher wissen können, wäre Wichniarek nicht geholt worden, dessen Comeback bei der Hertha jetzt eigentlich schon wieder erledigt ist (wie wäre es, ihn sofort wieder an Bielefeld zurückzuverleihen?).
Ich finde alle drei Manöver, wenn sie denn so über die Bühne gehen, wie es sich abzeichnet, plausibel, würde mir aber wünschen, dass der Trainer dazu beiträgt, sie ein wenig "weicher" zu moderieren, als dies derzeit der Fall ist. Das Geschäft selber ist hart genug, man muss es nicht auch noch deutlich so erscheinen lassen.
In Berlin hingegen wird die Lücke, die Pantelic, Simunic und Voronin gerissen haben, schmerzlich empfunden. Die Ostkurve hat am vergangenen Samstag schon ihre Meinung kundgetan und von Marko Pantelic gesungen, während Artur Wichniarek sich noch um Integration in ein Spiel bemühte, das aus der Defensive heraus lahmte. Das Kalkül von Preetz und Favre wäre also ein doppeltes: Befriedung der Fanbasis durch das Idol von gestern, zudem würde Voronin sowohl taktische wie mediale Anforderungen erfüllen - er gilt als "Kaliber", ist aber auch tatsächlich torgefährlich, läuft gut und würde Hertha wieder ein wenig mehr Respekt verschaffen. Allerdings ist er nicht ganz der Kurvenstar, der Pantelic ist.
Unterschätzt wurde dabei, dass die beiden Spieler, die ihm geopfert werden müssen, sehr beliebt sind: Lúcio als Sympathieträger, Chermiti als Hoffnungsträger. Hier zeigt sich, dass Coach Favre bei der Vermittlung seiner Personalpolitik schnell an die Grenzen kommt: Wie schon in der Causa Pantelic sind seine Aussagen, wenn es denn welche gibt, in erster Linie defensiv. Es wäre nun angebracht, zumindest Chermiti deutlich eine längerfristige Perspektive in Berlin zu avisieren.
Aber die letzten Wochen haben uns gezeigt, dass sich das Blatt sehr schnell wenden kann - niemand musste erwarten, dass der noch vor fünfzehn Wochen von mehreren deutschen Klubs angeblich umworbene Voronin Mitte August wieder perspektivlos in Liverpool sitzen würde (wie auch Pantelic in Belgrad). Hätte man das sicher wissen können, wäre Wichniarek nicht geholt worden, dessen Comeback bei der Hertha jetzt eigentlich schon wieder erledigt ist (wie wäre es, ihn sofort wieder an Bielefeld zurückzuverleihen?).
Ich finde alle drei Manöver, wenn sie denn so über die Bühne gehen, wie es sich abzeichnet, plausibel, würde mir aber wünschen, dass der Trainer dazu beiträgt, sie ein wenig "weicher" zu moderieren, als dies derzeit der Fall ist. Das Geschäft selber ist hart genug, man muss es nicht auch noch deutlich so erscheinen lassen.
Dienstag, August 11, 2009
Fluminense
Neulich erst habe ich darüber nachgedacht, ob vor einem Heimspiel am Freitagabend auch die Spieler ins Quartier einrücken, die nicht im 18-Mann-Kader stehen. Denn zu diesem Datum wird im Kader eine deutliche Grenze aufgerichtet, da kann man während der Woche noch so eifrig mittrainieren, wenn man am Spieltag nicht zum Aufgebot gehört, ist das ein deutliches Zeichen. Bryan Arguez führt nun schon eine ganze Weile so ein Leben am Rand der Hertha, er hat keine eigentliche Perspektive mehr, wie es aussieht.
Überraschenderweise werden nun aber heute zwei andere Spieler genannt, die schon demnächst zumindest verliehen werden sollen: Lúcio und Amine Chermiti. Die beiden Fälle sind ganz verschieden. Lúcio hatte heuer zwei Jahre nach seiner schweren Verletzung die erste reguläre Saisonvorbereitung, gegen Union hat er sogar von Beginn an ein relevantes Vorbereitungsspiel gemacht (er blieb unauffällig), viele Fans würden ihm unbedingt ein Comeback gönnen. Der Coach aber sieht keine Perspektive, es soll Interesse von Fluminense Rio de Janeiro geben. Dann muss es wohl so sein.
Bei Chermiti wäre eine Ausleihe ("in den arabischen Raum") ein schlechtes Zeichen. Der Mann hat Geld gekostet, er hat auch angedeutet, dass er gefährlich sein kann, er hat aber kaum einmal eine echte Chance bekommen, in der Hierarchie stand er immer eindeutig hinter Domovchyiski. Lässt man Chermiti gehen, dann bedeutet das, dass man ein Investment frühzeitig abschreibt, aber auch, dass wohl konkrete Beziehungen zu einem vierten Stürmer bestehen müssen, von dem Preetz und Favre sich mehr erwarten. Da kann man nur auf den Namen warten.
Der Dortmunder Florian Kringe, der beim BVB aus dem inneren Kader geflogen ist, wird von vielen Medien als Option gehandelt. Ich sehe nicht, auf welcher Position er der Hertha wirklich weiterhelfen kann - außer vielleicht links hinten, dafür sollte aber spätestens im Winter eine verbindlichere Lösung gesucht werden. Wer die Gladbacher Tore am Sonntag gesehen hat (zwei von drei nach Flanken, wie sie typischerweise auch Marc Stein zulässt), wird den Handlungsbedarf noch dringender sehen.
Ungewiss ist schließlich immer noch die Sache mit Patrick Ebert - wird die Justizangelegenheit am Ende noch so lange weiterverschleppt, bis die Transferperiode geschlossen ist? In einer Woche muss die Hertha schon nach Kopenhagen - mit vielen Ungewissheiten im Gepäck.
Überraschenderweise werden nun aber heute zwei andere Spieler genannt, die schon demnächst zumindest verliehen werden sollen: Lúcio und Amine Chermiti. Die beiden Fälle sind ganz verschieden. Lúcio hatte heuer zwei Jahre nach seiner schweren Verletzung die erste reguläre Saisonvorbereitung, gegen Union hat er sogar von Beginn an ein relevantes Vorbereitungsspiel gemacht (er blieb unauffällig), viele Fans würden ihm unbedingt ein Comeback gönnen. Der Coach aber sieht keine Perspektive, es soll Interesse von Fluminense Rio de Janeiro geben. Dann muss es wohl so sein.
Bei Chermiti wäre eine Ausleihe ("in den arabischen Raum") ein schlechtes Zeichen. Der Mann hat Geld gekostet, er hat auch angedeutet, dass er gefährlich sein kann, er hat aber kaum einmal eine echte Chance bekommen, in der Hierarchie stand er immer eindeutig hinter Domovchyiski. Lässt man Chermiti gehen, dann bedeutet das, dass man ein Investment frühzeitig abschreibt, aber auch, dass wohl konkrete Beziehungen zu einem vierten Stürmer bestehen müssen, von dem Preetz und Favre sich mehr erwarten. Da kann man nur auf den Namen warten.
Der Dortmunder Florian Kringe, der beim BVB aus dem inneren Kader geflogen ist, wird von vielen Medien als Option gehandelt. Ich sehe nicht, auf welcher Position er der Hertha wirklich weiterhelfen kann - außer vielleicht links hinten, dafür sollte aber spätestens im Winter eine verbindlichere Lösung gesucht werden. Wer die Gladbacher Tore am Sonntag gesehen hat (zwei von drei nach Flanken, wie sie typischerweise auch Marc Stein zulässt), wird den Handlungsbedarf noch dringender sehen.
Ungewiss ist schließlich immer noch die Sache mit Patrick Ebert - wird die Justizangelegenheit am Ende noch so lange weiterverschleppt, bis die Transferperiode geschlossen ist? In einer Woche muss die Hertha schon nach Kopenhagen - mit vielen Ungewissheiten im Gepäck.
Sonntag, August 09, 2009
Verlegenheit
Darauf haben wir also zweieinhalb Monate mit nagender Ungeduld gewartet: Dass die Hertha sich gegen einen Gegner wie Hannover mehr schlecht als recht bemüht und durch ein spätes Tor von Gojko Kacar gerade mal so mit 1:0 gewinnt. Es war ein schwüler Nachmittag, der Besuch war mit 42169 recht bescheiden, denn ich hätte mir doch gedacht, dass in der letzten Saison einige Leute begriffen haben, dass man erst dann zu einem Fan wird, wenn man sich nicht einfach die tollen Spiele ansieht, sondern eben auch eines wie gestern - mäßig attraktiver Gegner, Badewetter, Urlaubszeit.
Coach Favre hatte plausibel aufgestellt, die einzige Überraschung stellte Pisczcek dar, der Patrick Ebert rechts offensiv verdrängte. Hinter ihm Pejcinovic, links defensiv Stein, davor Nicu. Wichniarek wurde mehr als nur reserviert empfangen, er hatte auch kein glückliches Spiel, in seiner besten Szene wurde er zu Unrecht wegen Abseits zurückgepfiffen. Die Hertha begann dynamisch und mit Flügelspiel, schon nach einigen Minuten spielte Raffael einen Querpass, den Wichniarek knapp verfehlte. Dann aber begann dieses typische Hertha-Phlegma wieder zu wirken, fast alle spielten brav ihren Part, aber kaum jemand versuchte etwas Überraschendes. Cicero war wie so oft damit beschäftigt, sinnlos Freistöße im Mittelfeld herauszuholen, Kacar bot sich selten für die frühe Spieleröffnung an, er spielte die Spur zu weit vorn.
Ich sehe allerdings nicht ein, warum der Kapitän Arne Friedrich mehrmals die Verlegenheitsgeste mit der Hand machen muss, wenn er mit dem Ball am Fuss etwas anfangen soll - es stimmt, da müssen sich mehr Leute in Position laufen, es stimmt aber auch, dass sowohl Friedrich wie von Bergen da deutlich interessantere Dinge versuchen könnten, zumindest ab und zu. Fußball entscheidet sich heute zunehmend dadurch, dass jemand etwas versucht, nicht einfach den naheliegenden Pass spielt, sondern eine Idee hat. Arne Friedrich hat alles das schon einmal gezeigt, als Kapitän muss er mehr in die Spieleröffnung investieren als diese Geste, die in erster Linie den Gegner stärker macht.
Zwischen der 20. und der 70. Minute war das ein mäßiges Spiel. Der Coach stellte nach zwei Dritteln auf 4-3-3 um, er brachte Dardai zentral und nahm Nicu vom Feld, den Unterschied machte aber schließlich erst Edeljoker Valeri Domovchyiski, der zunehmend das Zeug für die erste Elf zu haben scheint: Er düpierte zwei Hannoveraner auf dem linken Flügel, spielte einen schönen Doppelpass und passte flach in den Fünfmeterraum, wo Gojko Kacar aus einem Gestocher heraus des Tor machte.
Mike Hanke vergab noch eine große Chance für H96, aber die Ostkurve sang da schon den Feierabend herbei, und die Mannschaft machte sich schließlich sogar noch auf die große Ehrenrunde, als wollte sie zumindest mit diesem Ritual an das gute Vorjahr anschließen.
Was war negativ? Die Verbindung zwischen Stein/Nicu und Pejcinovic/Ebert ist noch ausbaubar, Laufarbeit und Initiative reichen so gegen maximal ein Drittel der Liga, H96 hatte insgesamt zu viele Chancen.
Was war positiv? Raffael und Kacar haben gezeigt, dass die Verantwortung übernehmen wollen, sie werden mit dem Ball schneller, litten teilweise aber auch unter dem pedantischen Schiedsrichter Winkmann. Die Einwechslungen waren wertvoll, Ebert gehört für mich ohnehin in die erste Elf, und Domovchyiski hatte starke Momente. Pejcinovic deutete mehrmals an, dass er sehr interessant werden kann. Ich übe mich in Geduld.
Coach Favre hatte plausibel aufgestellt, die einzige Überraschung stellte Pisczcek dar, der Patrick Ebert rechts offensiv verdrängte. Hinter ihm Pejcinovic, links defensiv Stein, davor Nicu. Wichniarek wurde mehr als nur reserviert empfangen, er hatte auch kein glückliches Spiel, in seiner besten Szene wurde er zu Unrecht wegen Abseits zurückgepfiffen. Die Hertha begann dynamisch und mit Flügelspiel, schon nach einigen Minuten spielte Raffael einen Querpass, den Wichniarek knapp verfehlte. Dann aber begann dieses typische Hertha-Phlegma wieder zu wirken, fast alle spielten brav ihren Part, aber kaum jemand versuchte etwas Überraschendes. Cicero war wie so oft damit beschäftigt, sinnlos Freistöße im Mittelfeld herauszuholen, Kacar bot sich selten für die frühe Spieleröffnung an, er spielte die Spur zu weit vorn.
Ich sehe allerdings nicht ein, warum der Kapitän Arne Friedrich mehrmals die Verlegenheitsgeste mit der Hand machen muss, wenn er mit dem Ball am Fuss etwas anfangen soll - es stimmt, da müssen sich mehr Leute in Position laufen, es stimmt aber auch, dass sowohl Friedrich wie von Bergen da deutlich interessantere Dinge versuchen könnten, zumindest ab und zu. Fußball entscheidet sich heute zunehmend dadurch, dass jemand etwas versucht, nicht einfach den naheliegenden Pass spielt, sondern eine Idee hat. Arne Friedrich hat alles das schon einmal gezeigt, als Kapitän muss er mehr in die Spieleröffnung investieren als diese Geste, die in erster Linie den Gegner stärker macht.
Zwischen der 20. und der 70. Minute war das ein mäßiges Spiel. Der Coach stellte nach zwei Dritteln auf 4-3-3 um, er brachte Dardai zentral und nahm Nicu vom Feld, den Unterschied machte aber schließlich erst Edeljoker Valeri Domovchyiski, der zunehmend das Zeug für die erste Elf zu haben scheint: Er düpierte zwei Hannoveraner auf dem linken Flügel, spielte einen schönen Doppelpass und passte flach in den Fünfmeterraum, wo Gojko Kacar aus einem Gestocher heraus des Tor machte.
Mike Hanke vergab noch eine große Chance für H96, aber die Ostkurve sang da schon den Feierabend herbei, und die Mannschaft machte sich schließlich sogar noch auf die große Ehrenrunde, als wollte sie zumindest mit diesem Ritual an das gute Vorjahr anschließen.
Was war negativ? Die Verbindung zwischen Stein/Nicu und Pejcinovic/Ebert ist noch ausbaubar, Laufarbeit und Initiative reichen so gegen maximal ein Drittel der Liga, H96 hatte insgesamt zu viele Chancen.
Was war positiv? Raffael und Kacar haben gezeigt, dass die Verantwortung übernehmen wollen, sie werden mit dem Ball schneller, litten teilweise aber auch unter dem pedantischen Schiedsrichter Winkmann. Die Einwechslungen waren wertvoll, Ebert gehört für mich ohnehin in die erste Elf, und Domovchyiski hatte starke Momente. Pejcinovic deutete mehrmals an, dass er sehr interessant werden kann. Ich übe mich in Geduld.
Samstag, August 08, 2009
Wundertüte
Die Nacht vor einem Heimspiel verbringt die Hertha gewöhnlich in einem Hotel in zentraler Lage. Wir können also davon ausgehen, dass sie Mannschaft mit dem Stab gestern vor einem angemessen großen Fernseher gesessen ist, als Wolfsburg und Stuttgart die neue Saison eröffneten. Es war ein starkes Match, und fast jeder Spieler wird etwas Vorbildliches gesehen habe - Marc Stein die offensive Leistung von Marcel Schäfer, Gojko Kacar den enormen Einfluss von Sami Khedira auf das Spiel in der ersten Halbzeit, Patrick Ebert ein paar explosive Antritte von Timo Gebhardt, Nemanja Pejcinovic einen dynamischen Christian Träsch.
Man sah aber auch einen armen Hund, Serdar Tasci, der gegen einen Antritt von Grafite ohne Chance war, und man sah, dass ein Moment der Geistesgegenwart und der feinen Technik ein auf hohem Niveau ausgeglichenes Match kippen lassen kann: Misimovic brachte den enorm selbstbewussten Meister in der zweiten Halbzeit in Führung, die erste Hälfte hatte den Stuttgartern gehört.
Ich würde mir wünschen, die Hertha könnte auch häufiger so ebenbürtig und angriffslustig mitspielen, aber ich fürchte, sie wird nicht nur aus dem Spiel von gestern, sondern aus den allgemeinen Kräfteverhältnissen in der Liga heraus ihren Stil ähnlich wie im Vorjahr bestimmen müssen - sie wird subtil destruktiv sein müssen, nicht "hinten drinnen stehen", wie es häufig heißt, sondern übers ganze Feld hinweg "drinnen stehen" und mit Bedacht aus sich herausgehen.
Vor dem ersten Heimspiel gegen Hannover 96 sind zwei Fragen offen: Wie wird die Viererkette aussehen? Und welche Balance bekommt das Mittelfeld? Da der neue Schwede Rasmus Bengtsson noch nicht im Kader stehen wird, würde ich für die Variante Stein-Friedrich-von Bergen-Pejcinovic plädieren, aufgrund der Eindrücke vom Cupspiel letzte Woche, als mir von zwei schwachen Außenverteidigern Pisczczek noch ein bisschen weniger in Form zu sein schien als Stein.
Für das Mittelfeld kann es meiner Meinung nach nur eine Konstellation geben: Cicero und Kacar müssen zentral spielen (Dardai, so sehr er als Identifikationsfigur zu schätzen ist, hat nicht die Qualität für die besten Gegner der Liga und lähmt auch die Spieleröffnung), Patrick Ebert ist zu Recht unser Mann auf dem rechten Flügel, und Nicu, der sich allerdings noch deutlich stärker engagieren könnte, tritt links an. Vorne Wichniarek und Raffael, im Tor Drobny.
Macht eine Mannschaft, die etwas kann, in der aber auch wirklich jeder volle Verantwortung übernehmen muss. Sobald sich Alibiaktionen einschleichen, sobald zu viele mögliche Lösungen an den Nebenmann delegiert werden, sobald der Gegner (und sei er viertklassig) mehr Probleme schafft als er von Hertha bekommt, wird es schwierig. Die Medien schreiben in so einem Fall gern von einer "Wundertüte", für mich aber ist das wie jedes Jahr einfach unsere Mannschaft: Hertha BSC.
Man sah aber auch einen armen Hund, Serdar Tasci, der gegen einen Antritt von Grafite ohne Chance war, und man sah, dass ein Moment der Geistesgegenwart und der feinen Technik ein auf hohem Niveau ausgeglichenes Match kippen lassen kann: Misimovic brachte den enorm selbstbewussten Meister in der zweiten Halbzeit in Führung, die erste Hälfte hatte den Stuttgartern gehört.
Ich würde mir wünschen, die Hertha könnte auch häufiger so ebenbürtig und angriffslustig mitspielen, aber ich fürchte, sie wird nicht nur aus dem Spiel von gestern, sondern aus den allgemeinen Kräfteverhältnissen in der Liga heraus ihren Stil ähnlich wie im Vorjahr bestimmen müssen - sie wird subtil destruktiv sein müssen, nicht "hinten drinnen stehen", wie es häufig heißt, sondern übers ganze Feld hinweg "drinnen stehen" und mit Bedacht aus sich herausgehen.
Vor dem ersten Heimspiel gegen Hannover 96 sind zwei Fragen offen: Wie wird die Viererkette aussehen? Und welche Balance bekommt das Mittelfeld? Da der neue Schwede Rasmus Bengtsson noch nicht im Kader stehen wird, würde ich für die Variante Stein-Friedrich-von Bergen-Pejcinovic plädieren, aufgrund der Eindrücke vom Cupspiel letzte Woche, als mir von zwei schwachen Außenverteidigern Pisczczek noch ein bisschen weniger in Form zu sein schien als Stein.
Für das Mittelfeld kann es meiner Meinung nach nur eine Konstellation geben: Cicero und Kacar müssen zentral spielen (Dardai, so sehr er als Identifikationsfigur zu schätzen ist, hat nicht die Qualität für die besten Gegner der Liga und lähmt auch die Spieleröffnung), Patrick Ebert ist zu Recht unser Mann auf dem rechten Flügel, und Nicu, der sich allerdings noch deutlich stärker engagieren könnte, tritt links an. Vorne Wichniarek und Raffael, im Tor Drobny.
Macht eine Mannschaft, die etwas kann, in der aber auch wirklich jeder volle Verantwortung übernehmen muss. Sobald sich Alibiaktionen einschleichen, sobald zu viele mögliche Lösungen an den Nebenmann delegiert werden, sobald der Gegner (und sei er viertklassig) mehr Probleme schafft als er von Hertha bekommt, wird es schwierig. Die Medien schreiben in so einem Fall gern von einer "Wundertüte", für mich aber ist das wie jedes Jahr einfach unsere Mannschaft: Hertha BSC.
Mittwoch, August 05, 2009
Hymnenstreit
Aus begreiflichen Gründen habe ich noch nie die Vereinshymne von Schalke 04 gesungen. Ich wusste deswegen auch bis heute nicht, dass in dem 85 Jahre alten Lied folgende Zeilen vorkommen: "Mohammed war ein Prophet, der vom Fußballspielen nichts versteht. Doch aus all der schönen Farbenpracht hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht." Darauf sind nun türkische Medien aufmerksam geworden, die aus der Sache einen "Hymnenstreit" nach dem Vorbild des "Karikaturenstreits" zu entfachen versuchen.
Selbst der Guardian vermeldet, dass der FC Schalke nun einen Islamwissenschaftler zu Rate gezogen hat, der herausfinden soll, ob die Hymne anstößig ist. Bei genauer Lektüre könnte man den Text aber sogar so verstehen, dass er die religiöse Funktion des Propheten ausdrücklich bestätigt: Indem das Präteritum "war" der ersten Zeile in das Präsens "versteht" der zweiten Zeile überführt wird, geht die Schalke-Hymne von einer anhaltenden Gegenwart Mohammeds aus.
Interessant ist auch, dass sein Verhältnis zum Schöpfergott (der für all die schöne Farbenpracht verantwortlich ist) ganz orthodox aufgefasst wird - unser Amt auf Erden ist nicht, Farben zu erfinden, sondern sie zu kombinieren und zuzuordnen, oder auch: uns den Farben zuzuordnen, oder ganz genau: uns den Farben zuordnen zulassen von jenen geheimisvollen Mächten, die auf unser Leben einwirken, die mich zu einem Fan von Hertha BSC gemacht haben und die von Hadschi Halef Omar ben Hadschi Abul Abbas ibn Hadschi Dawud Al Gossarah als "Kismet" bezeichnet werden.
Man kann die Sache aber auch so sehen: Die Schalke-Hymne hat in ihrem Text doch deutliche Restbestände aus einer Zeit, als "Negerwitze" und orientalisierender Blödsinn noch ganz normal waren. Nur im Fußball kann so was so lange quasi unbemerkt überleben. Jetzt sind alle ein wenig peinlich berührt, nur die lokalen Zeitungen bringen schon einmal die Fans gegen die bierernsten Muslime in Stellung, die überall Verhöhnung ihrer Religion und ihrer Kultur wittern und damit ja so unrecht nicht immer haben.
Selbst der Guardian vermeldet, dass der FC Schalke nun einen Islamwissenschaftler zu Rate gezogen hat, der herausfinden soll, ob die Hymne anstößig ist. Bei genauer Lektüre könnte man den Text aber sogar so verstehen, dass er die religiöse Funktion des Propheten ausdrücklich bestätigt: Indem das Präteritum "war" der ersten Zeile in das Präsens "versteht" der zweiten Zeile überführt wird, geht die Schalke-Hymne von einer anhaltenden Gegenwart Mohammeds aus.
Interessant ist auch, dass sein Verhältnis zum Schöpfergott (der für all die schöne Farbenpracht verantwortlich ist) ganz orthodox aufgefasst wird - unser Amt auf Erden ist nicht, Farben zu erfinden, sondern sie zu kombinieren und zuzuordnen, oder auch: uns den Farben zuzuordnen, oder ganz genau: uns den Farben zuordnen zulassen von jenen geheimisvollen Mächten, die auf unser Leben einwirken, die mich zu einem Fan von Hertha BSC gemacht haben und die von Hadschi Halef Omar ben Hadschi Abul Abbas ibn Hadschi Dawud Al Gossarah als "Kismet" bezeichnet werden.
Man kann die Sache aber auch so sehen: Die Schalke-Hymne hat in ihrem Text doch deutliche Restbestände aus einer Zeit, als "Negerwitze" und orientalisierender Blödsinn noch ganz normal waren. Nur im Fußball kann so was so lange quasi unbemerkt überleben. Jetzt sind alle ein wenig peinlich berührt, nur die lokalen Zeitungen bringen schon einmal die Fans gegen die bierernsten Muslime in Stellung, die überall Verhöhnung ihrer Religion und ihrer Kultur wittern und damit ja so unrecht nicht immer haben.
Sonntag, August 02, 2009
Direttissima
Der Witz ist schon oft gemacht worden, dass die Hertha nach jedem Pokalspiel nach Berlin zurückfährt, beim Finale aber immer nur zuschauen durfte. Auch gestern bei Preußen Münster gab es wieder wenig Anlass zu glauben, dass es in diesem Jahr anders sein wird - der "Kup", wie Coach Favre den Bewerb verschmitzt nennt, ist nun einmal die Direttissima in einen internationalen Wettbewerb, da muss jede Bewegung stimmen, sonst stürzt man ab.
Es war gruselig, wie sehr die Mannschaft in den ersten zwanzig Minuten nach ihrer Bestimmung suchte. Im Kopf waren augenscheinlich die direkten Pässe und die flüssigen Kombinationen, die sie aus dem Training in Erinnerung hatte. Auf dem Platz waren die Gegner von Preußen Münster, die mit Hingabe dazwischenspritzten, wenn Pisczek oder Kacar oder Nicu allzu geduldig auf den Ball warteten oder Marc Stein einen seiner schlampigen Pässe spielte. Ganz ohne Zweifel war die Mannschaft nervöser, als sie es hätte sein müssen, wenn sie das gespielt hätte, was sie gekonnt hätte, wenn sie nicht nervös gewesen wäre ... Eine Zwickmühle, aus der man sich durch Einsatz befreien könnte, den aber ließ die Hertha lange vermissen.
Wie sehr es haperte, ließ sich schön an den Wegen von Artur Wichniarek ablesen, der irgendwann in der eigenen Hälfte nach den Bällen zu suchen begann. Das Führungstor durch Raffael war glücklich, der Ausgleich in der zweiten Halbzeit nicht unverdient für Münster, erst nach drei Wechseln (Pejcinovic für Ebert, Cicero für Dardai, Domovchyiski für Pisczcek) stimmte das Teamgefüge ein wenig besser. Kurz vor Ende der Verlängerung, also kurz vor einem Elfmeterschießen gegen einen Viertligisten, schloss Domovchyiski einen Angriff über Pejcinovic mit sehenswerter Coolness ab, das 3:1 durch einen Konter von Raffael war eine Dreingabe.
Was negativ auffiel: Das Spiel aus der Viererkette lahmt noch sehr, Dardai ist als zentraler Verbinder überfordert, Kacar bietet sich nicht oft genug an, Piszczek und Stein harmonieren mit ihren Vorderleuten nicht allzugut. Die endlosen Querpässe, um es auf der anderen Seite neu zu versuchen, machen jeden Gegner stark. Die Hertha drückt sich immer noch gern um die Initiative.
Was positiv auffiel: Wichniarek zeigte, wofür er geholt wurde, er war ein spielender Stürmer, der weite Wege ging, gute Pässe spielte und dem starken Raffael viele Räume schaffte. Kacar steigerte sich im Lauf des Spiels, irgendwann waren dann schon die Kombinationen zu sehen, die dem Coach wohl vorschweben. Domovchyiski hat jetzt endlich ein wirklich wichtiges Pflichtspieltor erzielt.
Das erste Spiel ist also gespielt, es ist noch einmal gut ausgegangen, die guten Ansätze sind wichtiger als die alten Probleme. Jetzt einen Eisbeutel auf das Knie von Cicero, damit dort alles in Ordnung ist in einer Woche gegen Hannover 96.
Es war gruselig, wie sehr die Mannschaft in den ersten zwanzig Minuten nach ihrer Bestimmung suchte. Im Kopf waren augenscheinlich die direkten Pässe und die flüssigen Kombinationen, die sie aus dem Training in Erinnerung hatte. Auf dem Platz waren die Gegner von Preußen Münster, die mit Hingabe dazwischenspritzten, wenn Pisczek oder Kacar oder Nicu allzu geduldig auf den Ball warteten oder Marc Stein einen seiner schlampigen Pässe spielte. Ganz ohne Zweifel war die Mannschaft nervöser, als sie es hätte sein müssen, wenn sie das gespielt hätte, was sie gekonnt hätte, wenn sie nicht nervös gewesen wäre ... Eine Zwickmühle, aus der man sich durch Einsatz befreien könnte, den aber ließ die Hertha lange vermissen.
Wie sehr es haperte, ließ sich schön an den Wegen von Artur Wichniarek ablesen, der irgendwann in der eigenen Hälfte nach den Bällen zu suchen begann. Das Führungstor durch Raffael war glücklich, der Ausgleich in der zweiten Halbzeit nicht unverdient für Münster, erst nach drei Wechseln (Pejcinovic für Ebert, Cicero für Dardai, Domovchyiski für Pisczcek) stimmte das Teamgefüge ein wenig besser. Kurz vor Ende der Verlängerung, also kurz vor einem Elfmeterschießen gegen einen Viertligisten, schloss Domovchyiski einen Angriff über Pejcinovic mit sehenswerter Coolness ab, das 3:1 durch einen Konter von Raffael war eine Dreingabe.
Was negativ auffiel: Das Spiel aus der Viererkette lahmt noch sehr, Dardai ist als zentraler Verbinder überfordert, Kacar bietet sich nicht oft genug an, Piszczek und Stein harmonieren mit ihren Vorderleuten nicht allzugut. Die endlosen Querpässe, um es auf der anderen Seite neu zu versuchen, machen jeden Gegner stark. Die Hertha drückt sich immer noch gern um die Initiative.
Was positiv auffiel: Wichniarek zeigte, wofür er geholt wurde, er war ein spielender Stürmer, der weite Wege ging, gute Pässe spielte und dem starken Raffael viele Räume schaffte. Kacar steigerte sich im Lauf des Spiels, irgendwann waren dann schon die Kombinationen zu sehen, die dem Coach wohl vorschweben. Domovchyiski hat jetzt endlich ein wirklich wichtiges Pflichtspieltor erzielt.
Das erste Spiel ist also gespielt, es ist noch einmal gut ausgegangen, die guten Ansätze sind wichtiger als die alten Probleme. Jetzt einen Eisbeutel auf das Knie von Cicero, damit dort alles in Ordnung ist in einer Woche gegen Hannover 96.
Samstag, August 01, 2009
Preußen Münster
Tätarätä! Die Sommerpause ist überstanden, heute wird die Hertha das erste Wettbewerbsspiel in dieser Saison bestreiten - erste Runde im DFB-Cup auswärts gegen Preußen Münster aus der Regionalliga West. Cicero ist angeschlagen, daneben ist nur eine Personalie offen: Wird der neue Verteidiger Nemanja Pejcinovic heute schon auflaufen? Oder vertraut der Trainer dem Duo Friedrich-von Bergen, das sich im Testspiel bei St. Pauli als nicht eben sattelfest erwies?
Ich habe am Donnerstag eine Weile beim Training zugeschaut, der Coach ließ hauptsächlich Standards üben (Ebert, Raffael und Hartmann werden dafür zuständig sein), von Pejcinovic konnte ich immerhin den Eindruck gewinnen, dass er technisch gut ist - seine Ablagen bei einer Übung, die auf den letzten Pass vor dem Tor zielte, kamen sehr gut in den Lauf der anstürmenden Spieler.
Die Hertha wird heute eine erste Probe auf die neue Taktik geben müssen: Mehr Ballbesitz, geduldiges Spiel, genauere Pässe, dabei aber nicht einschlafen, sondern das Tor suchen.
Ich habe am Donnerstag eine Weile beim Training zugeschaut, der Coach ließ hauptsächlich Standards üben (Ebert, Raffael und Hartmann werden dafür zuständig sein), von Pejcinovic konnte ich immerhin den Eindruck gewinnen, dass er technisch gut ist - seine Ablagen bei einer Übung, die auf den letzten Pass vor dem Tor zielte, kamen sehr gut in den Lauf der anstürmenden Spieler.
Die Hertha wird heute eine erste Probe auf die neue Taktik geben müssen: Mehr Ballbesitz, geduldiges Spiel, genauere Pässe, dabei aber nicht einschlafen, sondern das Tor suchen.
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