Freitag, Dezember 31, 2010
Jahr der Extreme: 2010
Mein Fußballjahr 2010 im Rückblick:
HÖHEPUNKTE
* Der Besuch im Emirates Stadium - wegen der Live-Erfahrung, wegen Nasri und Chamakh und wegen des in Berlin so nicht nachvollziehbaren Erlebnisses eines Spiels, das sich danach langsam in die Stadt hinein verströmt (noch Stunden später konnten wir in einem Restaurant Leute darüber diskutieren sehen, die auch dort gewesen waren)
* Die zwei Tore von Marco Djuricin gegen RW Oberhausen - weil sie für ein paar Sekunden die Tür in eine mögliche Hertha-Zukunft öffneten, die mich absolut begeistern würde
* Der "Clasico" FC Barcelona - Real Madrid 5:0 am 29. November - wegen der Fußballdemonstration, wegen Sky Italia HD in einer Sportbar in Schöneberg
* Das WM-Finale - wegen Fabregas und Iniesta
TIEFPUNKTE
* Hertha gegen Nürnberg am 13. März - weil es an diesem Tag danach aussah, als hätte sich alles gegen Berlin verschworen, und weil Hertha niemanden in seinen Reihen hatte (schon gar nicht Friedhelm Funkel), der diesen Bann hätte brechen können
* Arsenal gegen Barcelona in der Champion's League - weil die Mannschaft, die mich am meisten von allen begeistern kann, naiv und schlecht eingestellt, sich fälschlicherweise "auf Augenhöhe" wähnend, gegen ein ganz großes Team unterging
* Das WM-Finale
AUSSER KATEGORIE
* Ghana - Uruguay am 2. Juli Der ganze Wahnsinn des Fußballs in dem Bild von Suarez, der zerknirscht vom Platz geht und der sich, nachdem Asamoah Gyan den Elfmeter verschossen hat, ungläubig umdreht und zu lachen beginnt
* Das CL-Finale als große Oper unter der Leitung eines "positiv Verrückten" ließ in der TV-Berichterstattung spät am Abend zunehmend Öffnungen zu im sonst so undurchdringlichen AV-Protokoll des Fernsehsports Fußball
Donnerstag, Dezember 30, 2010
Emirates (3)
Montag, Dezember 27, 2010
Emirates (2)
Samstag, Dezember 25, 2010
Emirates (1)
Da im Moment eine nachrichtenarme Zeit ist, nütze ich die Woche bis zum Jahreswechsel für eine kleine Fotoserie. Sie bezieht sich auf meinen Besuch im Emirates Stadium im Oktober dieses Jahres, der selbstverständlich ein Höhepunkt war, und den ich deswegen in der Rückschau ein wenig inszenieren werde. Wie ich damals berichtet habe, ist mir der Besuch des Spiels des FC Arsenal gegen Birmingham fotografisch ziemlich missglückt, ich habe aber immerhin ein paar Aufnahmen, die ich auf dem Weg ins Emirates gemacht habe, aus diesen werde ich meine Silvesterserie 2010 gestalten - kommenden Samstag gibt es dann den "money shot", die eine Aufnahme aus dem Innenraum, die ich geschafft habe. Hier aber einmal der traditionelle Auftakt, die Arsenal Tube Station, an der ich vor einigen Jahren schon einmal mit Valdano war.
Donnerstag, Dezember 23, 2010
Urlaubsplanung
Nach allem, was Dieter Hoeneß gestern so erkennen ließ, wäre er heute gern in Urlaub gegangen - in einen kurzen Erholer über Weihnachten zumindest. Doch das Ausscheiden des VfL Wolfsburg im DFB-Pokal gegen Cottbus hat eine sowieso schon missratene Hinrunde zu einem passenden Ende gebracht, und jetzt muss der ehemalige Manager von Hertha darüber verhandeln, ob er mit Steve McClaren weitermachen darf.
Ich kann nicht verhehlen, dass Wolfsburg für mich in einer Saison, in der Hertha nicht erste Liga spielt, ein Nebenschauplatz ist, auf den sich manche meiner weniger positiven Affekte richten. Ich habe meine Vorbehalte gegen den Fußballmanager Dieter Hoeneß ja schon häufig zu begründen versucht, und nun, da er mit Stab (Wojtowitz) und Spielern (Friedrich, Cicero) eine Stunde nach Westen gezogen ist, sehe ich das mit einer gewissen Befriedigung, wenn es dort auch nicht klappt.
Denn es ja ein etwas schiefes Experiment, das aus Sicht eines Hertha-Fans abläuft: In Wolfsburg könnte Hoeneß unter finanziell besseren Bedingungen beweisen, dass er die sportliche Kompetenz hat, einen Trainer und einen Kader zusammenzuführen, die internationales Format haben können - etwas, was ihm in Berlin nicht nur deswegen nie auf längere Sicht gelungen ist, weil er selbst hier im Lauf der Zeit die finanziellen Umstände herbeigeführt hat, die dies zum Teil verhindert haben.
Kurz gesagt: dort könnte er noch einmal zeigen, dass er das doch kann, was er in Berlin nicht konnte. Und weil ich ja nicht glaube, dass er das kann, sehe ich mich durch die Wolfsburger Hinrunde bestätigt.
Auf den DFB-Pokal werden auch die aktuellen Verantwortlichen bei Hertha ein Auge gehabt haben, denn mit Cottbus und Duisburg haben sich zwei direkte Konkurrenten um den Aufstieg ein motivierendes Weihnachtsgeschenk gemacht.
Meine Urlaubsplanung sieht nun so aus: Wir bleiben über die Feiertage in Berlin, was nicht nur traditionell besonders erholsam ist, sondern auch noch den Vorteil zahlreicher Premier-League-Spiele bietet, immer vorausgesetzt, der englische "Jahrhundertwinter" lässt den Spielbetrieb nicht vollständig zum Erliegen kommen.
Schöne Feiertage allerseits!
Ich kann nicht verhehlen, dass Wolfsburg für mich in einer Saison, in der Hertha nicht erste Liga spielt, ein Nebenschauplatz ist, auf den sich manche meiner weniger positiven Affekte richten. Ich habe meine Vorbehalte gegen den Fußballmanager Dieter Hoeneß ja schon häufig zu begründen versucht, und nun, da er mit Stab (Wojtowitz) und Spielern (Friedrich, Cicero) eine Stunde nach Westen gezogen ist, sehe ich das mit einer gewissen Befriedigung, wenn es dort auch nicht klappt.
Denn es ja ein etwas schiefes Experiment, das aus Sicht eines Hertha-Fans abläuft: In Wolfsburg könnte Hoeneß unter finanziell besseren Bedingungen beweisen, dass er die sportliche Kompetenz hat, einen Trainer und einen Kader zusammenzuführen, die internationales Format haben können - etwas, was ihm in Berlin nicht nur deswegen nie auf längere Sicht gelungen ist, weil er selbst hier im Lauf der Zeit die finanziellen Umstände herbeigeführt hat, die dies zum Teil verhindert haben.
Kurz gesagt: dort könnte er noch einmal zeigen, dass er das doch kann, was er in Berlin nicht konnte. Und weil ich ja nicht glaube, dass er das kann, sehe ich mich durch die Wolfsburger Hinrunde bestätigt.
Auf den DFB-Pokal werden auch die aktuellen Verantwortlichen bei Hertha ein Auge gehabt haben, denn mit Cottbus und Duisburg haben sich zwei direkte Konkurrenten um den Aufstieg ein motivierendes Weihnachtsgeschenk gemacht.
Meine Urlaubsplanung sieht nun so aus: Wir bleiben über die Feiertage in Berlin, was nicht nur traditionell besonders erholsam ist, sondern auch noch den Vorteil zahlreicher Premier-League-Spiele bietet, immer vorausgesetzt, der englische "Jahrhundertwinter" lässt den Spielbetrieb nicht vollständig zum Erliegen kommen.
Schöne Feiertage allerseits!
Sonntag, Dezember 19, 2010
Herbstzweiter
Hertha überwintert in Liga zwee auf Platz zwee, dank eigener Leistungen und des Mikroklimas im Erzgebirge, wo in den vergangenen Tagen so viel Schnee fiel, dass Aue sein Heimspiel gegen FSV Frankfurt nicht austragen konnte.
33 Punkte aus 17 Spielen, gestern kam noch einer hinzu durch ein 1:1 beim Herbstmeister Augsburg, in einem eigentlich ziemlich guten Spiel von Hertha, das aber durch Ereignisse überschattet war. Coach Babbel hatte eine interessante Personalentscheidung getroffen, indem er Ramos auf der Bank ließ und den zurückkehrenden Niemeyer neben Lustenberger aufstellte. Raffael bekam dadurch alle Freiheiten für einen beeindruckenden, auch defensiv starken Aktionsradius, Ronny und Rukavytsya spielten flexibel auf den Außenpositionen, und Lasogga fuhrwerkte im Sturmzentrum.
Hinten blieb Burchert in der ersten Elf, und Hubnik bildete mit Mijatovic wieder das Nadelöhr in der Viererkette, durch das schon so mancher Gegner ein großes Kamel hindurchgeschickt hat. Gestern war es Rafael, der Mijatovic schon nach einer Viertelstunde auf dem falschen Fuß erwischte, sodass der Kapitän zu einer ungeschickten Intervention gezwungen war, die mit einer roten Karte geahndet wurde. Es gab Proteste, aber ich sehe nicht, dass das etwas anderes als die Vereitelung einer klaren Torchance war, die sich trotz des tiefen Bodens nach wenigen Metern für Nando Rafael ergeben hätte.
Der Berliner Junge aus Angola und Amsterdam zeigte gestern, warum er wahrscheinlich in der zweiten Liga ganz gut aufgehoben ist, andererseits wüsste ich gern, was aus ihm hätte werden können, wenn er in den entscheidenden Jahren einen anderen Trainer als Falko Götz gehabt hätte.
Hertha ließ sich durch den personellen Nachteil nach der Hinausstellung von Mijatovic nicht aus dem Konzept bringen, spielte gut gegen den Ball und zeigte sogar die Ansätze des Kombinationsfußballs, die eben nur möglich sind, wenn viel gelaufen wird. Ronny, der ja schon im ersten Spiel gegen Oberhausen die Kunst des "Lochpasses" (österreichisch für "jemanden in die Gasse schicken") gezeigt hatte, schickte gestern nach knapp einer halben Stunde Rukavytsya, und der flinke Australier aus der Ukraine schloss sehr schön ab.
Hertha kontrollierte das Spiel auch in Unterzahl und war einem zweiten Treffer immer näher als Ausgburg dem Ausgleich, bis Schiedsrichter Gagelmann einen dubiosen Elfmeter gab: Burchert hatte einen Schuss nicht festhalten können, tapperte dam Ball nach, und Oehrl fiel hin, als hätte sich unter seinen Beinen der Erdboden geöffnet.
Den Elfmeter verwandelte Nando Rafael souverän, danach wurde das Spiel grotesk, weil Gagelmann sich durch eine Reihe von seltsamen Entscheidungen in ein Schlamassel der Konsequenzen hineinmanövriert hatte, in dem er keine andere Möglichkeit sah, als zuerst zwei Augsburger und dann auch noch Hubnik nach einer zweiten gelben Karte vom Platz zu stellen (der Tscheche hatte im Getümmel im Strafraum einen Ball zu gewinnen versucht, den der Tormann schon hatte).
Hertha wird damit gegen Oberhausen im neuen Jahr entweder Janker reaktivieren müssen, oder mit Lustenberger neben Neumann in der Innenverteidigung spielen, oder aber van Buyten oder Demichelis kaufen, die beim FCB vielleicht auf den Markt kommen. (Soviel zu den Rensing-Spekulationen, die hoffentlich nur solche gelangweilter Tabloiden sind.)
Aus dem Augsburg-Spiel kann man immerhin eine Erkenntnis mitnehmen: Die Mannschaft hat es drauf (der Trainer wohl doch auch, die letzten beiden Formationen sprechen wieder für ihn), wenn sie sich nicht hängen lässt oder aber arg ungeschickt ist, ist der Aufstieg zu schaffen.
33 Punkte aus 17 Spielen, gestern kam noch einer hinzu durch ein 1:1 beim Herbstmeister Augsburg, in einem eigentlich ziemlich guten Spiel von Hertha, das aber durch Ereignisse überschattet war. Coach Babbel hatte eine interessante Personalentscheidung getroffen, indem er Ramos auf der Bank ließ und den zurückkehrenden Niemeyer neben Lustenberger aufstellte. Raffael bekam dadurch alle Freiheiten für einen beeindruckenden, auch defensiv starken Aktionsradius, Ronny und Rukavytsya spielten flexibel auf den Außenpositionen, und Lasogga fuhrwerkte im Sturmzentrum.
Hinten blieb Burchert in der ersten Elf, und Hubnik bildete mit Mijatovic wieder das Nadelöhr in der Viererkette, durch das schon so mancher Gegner ein großes Kamel hindurchgeschickt hat. Gestern war es Rafael, der Mijatovic schon nach einer Viertelstunde auf dem falschen Fuß erwischte, sodass der Kapitän zu einer ungeschickten Intervention gezwungen war, die mit einer roten Karte geahndet wurde. Es gab Proteste, aber ich sehe nicht, dass das etwas anderes als die Vereitelung einer klaren Torchance war, die sich trotz des tiefen Bodens nach wenigen Metern für Nando Rafael ergeben hätte.
Der Berliner Junge aus Angola und Amsterdam zeigte gestern, warum er wahrscheinlich in der zweiten Liga ganz gut aufgehoben ist, andererseits wüsste ich gern, was aus ihm hätte werden können, wenn er in den entscheidenden Jahren einen anderen Trainer als Falko Götz gehabt hätte.
Hertha ließ sich durch den personellen Nachteil nach der Hinausstellung von Mijatovic nicht aus dem Konzept bringen, spielte gut gegen den Ball und zeigte sogar die Ansätze des Kombinationsfußballs, die eben nur möglich sind, wenn viel gelaufen wird. Ronny, der ja schon im ersten Spiel gegen Oberhausen die Kunst des "Lochpasses" (österreichisch für "jemanden in die Gasse schicken") gezeigt hatte, schickte gestern nach knapp einer halben Stunde Rukavytsya, und der flinke Australier aus der Ukraine schloss sehr schön ab.
Hertha kontrollierte das Spiel auch in Unterzahl und war einem zweiten Treffer immer näher als Ausgburg dem Ausgleich, bis Schiedsrichter Gagelmann einen dubiosen Elfmeter gab: Burchert hatte einen Schuss nicht festhalten können, tapperte dam Ball nach, und Oehrl fiel hin, als hätte sich unter seinen Beinen der Erdboden geöffnet.
Den Elfmeter verwandelte Nando Rafael souverän, danach wurde das Spiel grotesk, weil Gagelmann sich durch eine Reihe von seltsamen Entscheidungen in ein Schlamassel der Konsequenzen hineinmanövriert hatte, in dem er keine andere Möglichkeit sah, als zuerst zwei Augsburger und dann auch noch Hubnik nach einer zweiten gelben Karte vom Platz zu stellen (der Tscheche hatte im Getümmel im Strafraum einen Ball zu gewinnen versucht, den der Tormann schon hatte).
Hertha wird damit gegen Oberhausen im neuen Jahr entweder Janker reaktivieren müssen, oder mit Lustenberger neben Neumann in der Innenverteidigung spielen, oder aber van Buyten oder Demichelis kaufen, die beim FCB vielleicht auf den Markt kommen. (Soviel zu den Rensing-Spekulationen, die hoffentlich nur solche gelangweilter Tabloiden sind.)
Aus dem Augsburg-Spiel kann man immerhin eine Erkenntnis mitnehmen: Die Mannschaft hat es drauf (der Trainer wohl doch auch, die letzten beiden Formationen sprechen wieder für ihn), wenn sie sich nicht hängen lässt oder aber arg ungeschickt ist, ist der Aufstieg zu schaffen.
Freitag, Dezember 17, 2010
Reloads
Die Auslosung für die europäischen Clubwettbewerbe im neuen Jahr hat zwei interessante "Reloads" mit sich gebracht: Bayern gegen Inter und Arsenal gegen Barcelona. Außerdem wird es einen hübschen Fall von Wiederkehr geben: Kevin-Prince Boateng, der Hertha einmal sieben Millionen Euro gebracht hat, wird mit dem AC Milan an die White Hart Lane zurückkehren, zu Tottenham Hotspur, wo er keine gute Zeit hatte (genau genommen begann seine gute Zeit und sein Erwachsenwerden in Portsmouth, und das Foul an Ballack im Sommer 2010 war so etwas wie der Umschlagpunkt, von da an ging es bergauf).
Zu Arsenals Chancen gegen Barcelona lässt sich im Moment nur so viel sagen, dass ich auf eine ähnliche Problematik wie im Vorjahr tippe: Wenn die Mannschaft von Arsène Wenger den Ball nicht bekommt (wie auch erst neulich in Old Trafford), dann ist sie eigentlich locker im Zaum zu halten.
Aber es liegen auch noch zwei Monate zwischen jetzt und dann, und immerhin damit hat Wenger recht, dass in dieser Zeit noch eine Menge passieren kann. Lech Poznan, auf das ich immer ein Auge habe, weil ich dem dortigen Stadion bei Gelegenheit einer spannenden Paarung einen Fanbesuch abstatten möchte, zog Sporting Braga - da werde ich wohl eher zuwarten.
Zu Arsenals Chancen gegen Barcelona lässt sich im Moment nur so viel sagen, dass ich auf eine ähnliche Problematik wie im Vorjahr tippe: Wenn die Mannschaft von Arsène Wenger den Ball nicht bekommt (wie auch erst neulich in Old Trafford), dann ist sie eigentlich locker im Zaum zu halten.
Aber es liegen auch noch zwei Monate zwischen jetzt und dann, und immerhin damit hat Wenger recht, dass in dieser Zeit noch eine Menge passieren kann. Lech Poznan, auf das ich immer ein Auge habe, weil ich dem dortigen Stadion bei Gelegenheit einer spannenden Paarung einen Fanbesuch abstatten möchte, zog Sporting Braga - da werde ich wohl eher zuwarten.
Mittwoch, Dezember 15, 2010
Just another Classico
Einer der Gründe dafür, dass ich die Premier League so mag, ist, dass sie viele Clasicos hat und nicht nur den einen, der zweimal im Jahr gespielt wird wie der zwischen Real und Barca in Spanien.
Umso ärgerlicher ist es, dass Arsenal seit längerer Zeit in den Klassikanern gegen Chelsea und Mean United nichts zu bestellen hat - auch am Montag war das wieder so, in Old Trafford, wo sie bei einem 0:1 kaum eigene Torchancen hatten. Der immer interessante Kevin McCarra hat die Sache im Guardian gut analysiert, auch bei Zonalmarking gibt es dazu einen Text.
Da ich zunehmend zu der beträchtlichen Fraktion der Arsenal-Fans zähle, die auf eine baldige Ablöse von Arsène Wenger hoffen, will ich noch zwei Dinge nennen, die ihm anzulasten sind: Er hat, wie übrigens auch Ferguson (dieser aber mit mehr Erfolg), in der ersten Halbzeit das Mittelfeld massiert, indem er Rosicky statt van Persie brachte.
Das erwies sich als unproduktiv, denn es gab dadurch noch weniger Platz in der Zentrale, und der Tscheche fiel kaum auf. Eine originellere Variante wäre gewesen, Nasri und Walcott auf den Flügeln spielen zu lassen, und Arshavin endlich einmal dort einzusetzen, wo er am besten ist: hinter der Spitze.
Das hätte die Folge gehabt, dass der auch defensiv starke Nasri links mit Clichy stärker gegen Nani hätte arbeiten können, und die allgemeine Balance des Matches verändert.
Positives habe ich auch gesehen: Der junge Tormann Szczesny hat gut gehalten, wenngleich der Einwand von Zonalmarking richtig ist, seine Abwürfe und Abschläge müssen erst an den Spielaufbau angebunden werden. Bester Mann bei Arsenal war für mich Koscielny, der in der Innenverteidigung sehr gut gearbeitet hat und fast nur vertikale Eröffnungspässe gespielt hat - es war fast ein Schulbeispiel dafür, wie man aus der Viererkette den Ball nach vorn bringen kann.
Leider sieht Wenger auch seit Wochen nicht, dass sein anderer defensiver Einkauf, Squillaci, ein Gefahrenherd erster Ordnung ist. Für die nächsten Wochen würde ich mir in Abwesenheit von Vermaelen eine Kombination von Djourou und Koscielny in der Innenverteidigung wünschen.
Ein "Clasico" war das also nicht am Montag, in den nächsten Wochen gibt es aber gleich noch ein paar potentielle, zuerst spielt MeanU bei Chelsea, dann Chelsea bei Arsenal, und Tottenham und Moneybags City drängen auch mit Macht auf Klassikanerstatus, während der FC Liverpool sich wohl von der Körpersprache seines Trainers Roy Hodgson allmählich zur Verzweiflung bringen lässt - der gute Mann wirkt momentan nicht so, als wüsste er noch, was zu tun ist. Aber auch in diesem Fall wie in dem von Arsenal hilft nur Geduld. Die Premier League wird mir wie jedes Jahr über die Feiertage helfen, es gibt Spiele quasi wie Mahlzeiten.
Umso ärgerlicher ist es, dass Arsenal seit längerer Zeit in den Klassikanern gegen Chelsea und Mean United nichts zu bestellen hat - auch am Montag war das wieder so, in Old Trafford, wo sie bei einem 0:1 kaum eigene Torchancen hatten. Der immer interessante Kevin McCarra hat die Sache im Guardian gut analysiert, auch bei Zonalmarking gibt es dazu einen Text.
Da ich zunehmend zu der beträchtlichen Fraktion der Arsenal-Fans zähle, die auf eine baldige Ablöse von Arsène Wenger hoffen, will ich noch zwei Dinge nennen, die ihm anzulasten sind: Er hat, wie übrigens auch Ferguson (dieser aber mit mehr Erfolg), in der ersten Halbzeit das Mittelfeld massiert, indem er Rosicky statt van Persie brachte.
Das erwies sich als unproduktiv, denn es gab dadurch noch weniger Platz in der Zentrale, und der Tscheche fiel kaum auf. Eine originellere Variante wäre gewesen, Nasri und Walcott auf den Flügeln spielen zu lassen, und Arshavin endlich einmal dort einzusetzen, wo er am besten ist: hinter der Spitze.
Das hätte die Folge gehabt, dass der auch defensiv starke Nasri links mit Clichy stärker gegen Nani hätte arbeiten können, und die allgemeine Balance des Matches verändert.
Positives habe ich auch gesehen: Der junge Tormann Szczesny hat gut gehalten, wenngleich der Einwand von Zonalmarking richtig ist, seine Abwürfe und Abschläge müssen erst an den Spielaufbau angebunden werden. Bester Mann bei Arsenal war für mich Koscielny, der in der Innenverteidigung sehr gut gearbeitet hat und fast nur vertikale Eröffnungspässe gespielt hat - es war fast ein Schulbeispiel dafür, wie man aus der Viererkette den Ball nach vorn bringen kann.
Leider sieht Wenger auch seit Wochen nicht, dass sein anderer defensiver Einkauf, Squillaci, ein Gefahrenherd erster Ordnung ist. Für die nächsten Wochen würde ich mir in Abwesenheit von Vermaelen eine Kombination von Djourou und Koscielny in der Innenverteidigung wünschen.
Ein "Clasico" war das also nicht am Montag, in den nächsten Wochen gibt es aber gleich noch ein paar potentielle, zuerst spielt MeanU bei Chelsea, dann Chelsea bei Arsenal, und Tottenham und Moneybags City drängen auch mit Macht auf Klassikanerstatus, während der FC Liverpool sich wohl von der Körpersprache seines Trainers Roy Hodgson allmählich zur Verzweiflung bringen lässt - der gute Mann wirkt momentan nicht so, als wüsste er noch, was zu tun ist. Aber auch in diesem Fall wie in dem von Arsenal hilft nur Geduld. Die Premier League wird mir wie jedes Jahr über die Feiertage helfen, es gibt Spiele quasi wie Mahlzeiten.
Sonntag, Dezember 12, 2010
Rautismus
Liga zwee ist, wenn der Tabellenführer beim Ligakrösus wie ein Abstiegskandidat antritt - sehr defensiv, aggressiv bis an die Schmerzgrenze, noch bei den Kontergelegenheiten zurückhaltend. Hertha hat gegen Erzgebirge Aue mit 2:0 gewonnen, es war ein ungefährdeter Sieg, sieht man von ein, zwei guten Eingriffen von Sascha Burchert ab.
Die Mannschaft schien sich heute wieder einmal wohl zu fühlen auf dem Platz, vermutlich hatte das auch mit der gut ausgewählten Formation zu tun. Weil Mijatovic wieder mitmachen konnte, wurde Lustenberger für die Sechserposition an Stelle des gesperrten Niemeyer frei (wodurch Neuendorf nur zu einer ganz späten Einwechslung kam). Ronny und Rukavytsya spielten auf den Flügeln, Lasogga und Ramos im Sturm, und Raffael dahinter, wodurch das System häufig der klassischen Raute entsprach, die nicht einmal Werder Bremen mehr so richtig spielt. Raffael arbeitete auch nach hinten, aber einen zweiten Sechser, wozu ihn manche Medien noch vor zehn Tagen umfunktionieren wollten, gab er nicht.
Der entscheidende Vorteil dürfte gewesen sein, dass alle auf einer Position spielten konnten, die ihnen behagte, wobei Ronny auf jeden Fall ein positiver Faktor war. Wofür der Elfmeter in Halbzeit eins, den Kobiashvili zur Führung verwertete, genau gegeben wurde, muss ich mir erst im Fernsehen anschauen. Auf jeden Fall beruhigte sich dadurch das Spiel, gegen eine Mannschaft wie Aue ist es wichtig, vorn zu liegen, denn andernfalls liegen die dauernd behandlungsbedürftig auf dem Rasen herum und lassen keinen Rhythmus zu.
In der 65. Minute fiel dann die Entscheidung, ausnahmsweise durch die Mitte der Aue-Defensive, ein feiner Durchstecker von Rukavytsya, und Lasogga schmiss die Nerven nicht weg. Den Treffer hatte er sich durch viel Arbeit echt verdient.
Obwohl das heute nominell ein Spitzenspiel war, musste Hertha nicht an die Grenze gehen, deswegen bleibt es weiterhin schwierig, die Situation einzuschätzen. Aue hat wohl nur bis zum Gegentreffer wirklich an etwas geglaubt, und erst nach dem 0:2 ließen sie noch einmal ein paar Ansätze erkennen. Die Hinrunde bekommt nun am kommenden Wochenende ein echtes Entscheidungsspiel: Hertha und Augsburg, beide mit 32 Punkten ganz vorn, spielen um den Herbstmeistertitel, insgesamt ist die Spitzengruppe aber viel zu dicht besetzt, um richtig durchatmen zu können.
Immerhin liegt die Mannschaft im Plan, und heute hat sich gezeigt, dass der Kader Reserven hat: Burchert, Lustenberger und Ronny waren heute alle drei eher Teil der Lösung als Teil des Problems. Weil ich selbst vor Ort war, gibt es noch eine kleine Fotostrecke.
Samstag, Dezember 11, 2010
Tonnenlast
Hertha bereitet sich auf das richtungweisende Heimspiel gegen Erzgebirge Aue am Sonntag vor. Gegen Ende der Woche hat Coach Babbel es dann doch noch geschafft, sich selbst aus den Schlagzeilen zu bringen - und einen alten Hertha-Recken hinein: Andreas Neuendorf, dessen "Künstlernamen" ich ungern nenne, weil mich die damit verbundenen politischen Optionen der rechten wie der linken Verfassungsfeindlichkeit nicht zu faszinieren vermögen, Andreas Neuendorf also trainierte diese Woche wieder mit den Profis und wird allgemein am Sonntag auch in der ersten Elf erwartet.
Dies hat mit Verletzungen und mit der Personalpolitik zu tun, und lässt sehr schön erkennen, was in dieser Hinrunde bisher schiefgegangen ist. Dass Niemeyer ausgerechnet in einem so wichtigen Spiel nach fünf gelben Karten gesperrt ist, hat auch damit zu tun, dass er so oft taktisch verschlissen wurde - als einziges Bindeglied zwischen Viererkette und Offensivformation.
Dass Perdedaj verletzt ist, ist Pech, dass Lustenberger in der Viererkette aushelfen muss, ebenso, dass Pal Dardai von Coach Babbel nicht mehr richtig für die erste Elf in Erwägung gezogen wurde, halte ich prinzipiell für vernünftig. Aber es zeigt sich eben doch in der Kombination all dieser Umstände, dass da systemisch etwas nicht gut gelaufen ist, und das hat sich schon früh abgezeichnet.
Als die Saison mit einem DFB-Pokalspiel begann, schien der Plan von BP (Babbel-Preetz) noch aufzugehen: Friend als offensiver Turm, eine neue Stärke bei Standards, zwei, drei gute Flanken in den Strafraum reichten mit ein wenig Dusel zu Siegen. Aber dieses Konzept geriet bald in die Krise, die Standards verloren an Qualität, die Flanken versiegten, Friend geriet in eine Krise, und in dieser Situation, die durch ein glückliches 1:0 bei FSV Frankfurt noch nicht in ihrer Labilität erkannt wurde, bot Babbel der Mannschaft keine Spielidee an.
Das 4-1-4-1 beruht im Grunde darauf, dass sich die Situation offensiv irgendwie durch Überzahl von selber lösen wird, und tatsächlich hat Domovchyiski mit seinem Treffer gegen Fürth ja noch einmal gezeigt, dass das aufgehen kann - er stand gut in der Gegend herum, als Kobiashvili sich einmal durchtankte, und hatte dann die Technik, die Lücke zu nützen.
Aber natürlich macht das System sehr anfällig für kluge, schnelle Gegenangriffe, und es läuft Gefahr, entropisch zu werden, wenn ein Gegner auch nur anständiges Pressing spielt. Das ist zuletzt in der Regel passiert, Hertha hat ohne große Idee versucht, irgendwo ein Durchkommen zu finden. Diese Idee aber muss von Trainer kommen.
Die Berliner Zeitungen haben diese Woche begonnen, sich auf Babbel einzuschießen, und seine Reaktion (ein Interview im Kicker) beschränkt sich immer noch auf Einstellungsfragen ("die letzten zwei, drei Prozent, ein Tor erzwingen zu wollen", fehlen tatsächlich, aber sie fehlen auch deswegen, weil die 97 Prozent davor ein wenig vage sind).
Begierig haben alle Journalisten das Etikett "Ligakrösus" aufgegriffen, nachdem es einmal in Umlauf kam, und auch dagegen spielt Hertha nun an: Ein teures Team mit einem prominenten Trainer, der aber erst zeigen muss, dass er gegen die konkrete Kompetenz seiner unbekannteren Kollegen auch eine kompetente Taktik zu entwickeln vermag.
Gegen Aue am Sonntag wird da nicht viel zu erwarten sein, zu außergewöhnlich sind die personellen Umstände. Aber auch so können wir neugierig sein, ob Markus Babbel in der Lage ist, das Spiel anders neu zu strukturieren als nur einen Entsorgungsarbeiter (als solcher ließ Neuendorf sich gerade fotografieren) aus dem Hut zu zaubern. Die Tonnenlast dieses Wochenendes lässt sich aber immerhin mit einem Sieg ganz einfach in die Tonne werfen.
Dies hat mit Verletzungen und mit der Personalpolitik zu tun, und lässt sehr schön erkennen, was in dieser Hinrunde bisher schiefgegangen ist. Dass Niemeyer ausgerechnet in einem so wichtigen Spiel nach fünf gelben Karten gesperrt ist, hat auch damit zu tun, dass er so oft taktisch verschlissen wurde - als einziges Bindeglied zwischen Viererkette und Offensivformation.
Dass Perdedaj verletzt ist, ist Pech, dass Lustenberger in der Viererkette aushelfen muss, ebenso, dass Pal Dardai von Coach Babbel nicht mehr richtig für die erste Elf in Erwägung gezogen wurde, halte ich prinzipiell für vernünftig. Aber es zeigt sich eben doch in der Kombination all dieser Umstände, dass da systemisch etwas nicht gut gelaufen ist, und das hat sich schon früh abgezeichnet.
Als die Saison mit einem DFB-Pokalspiel begann, schien der Plan von BP (Babbel-Preetz) noch aufzugehen: Friend als offensiver Turm, eine neue Stärke bei Standards, zwei, drei gute Flanken in den Strafraum reichten mit ein wenig Dusel zu Siegen. Aber dieses Konzept geriet bald in die Krise, die Standards verloren an Qualität, die Flanken versiegten, Friend geriet in eine Krise, und in dieser Situation, die durch ein glückliches 1:0 bei FSV Frankfurt noch nicht in ihrer Labilität erkannt wurde, bot Babbel der Mannschaft keine Spielidee an.
Das 4-1-4-1 beruht im Grunde darauf, dass sich die Situation offensiv irgendwie durch Überzahl von selber lösen wird, und tatsächlich hat Domovchyiski mit seinem Treffer gegen Fürth ja noch einmal gezeigt, dass das aufgehen kann - er stand gut in der Gegend herum, als Kobiashvili sich einmal durchtankte, und hatte dann die Technik, die Lücke zu nützen.
Aber natürlich macht das System sehr anfällig für kluge, schnelle Gegenangriffe, und es läuft Gefahr, entropisch zu werden, wenn ein Gegner auch nur anständiges Pressing spielt. Das ist zuletzt in der Regel passiert, Hertha hat ohne große Idee versucht, irgendwo ein Durchkommen zu finden. Diese Idee aber muss von Trainer kommen.
Die Berliner Zeitungen haben diese Woche begonnen, sich auf Babbel einzuschießen, und seine Reaktion (ein Interview im Kicker) beschränkt sich immer noch auf Einstellungsfragen ("die letzten zwei, drei Prozent, ein Tor erzwingen zu wollen", fehlen tatsächlich, aber sie fehlen auch deswegen, weil die 97 Prozent davor ein wenig vage sind).
Begierig haben alle Journalisten das Etikett "Ligakrösus" aufgegriffen, nachdem es einmal in Umlauf kam, und auch dagegen spielt Hertha nun an: Ein teures Team mit einem prominenten Trainer, der aber erst zeigen muss, dass er gegen die konkrete Kompetenz seiner unbekannteren Kollegen auch eine kompetente Taktik zu entwickeln vermag.
Gegen Aue am Sonntag wird da nicht viel zu erwarten sein, zu außergewöhnlich sind die personellen Umstände. Aber auch so können wir neugierig sein, ob Markus Babbel in der Lage ist, das Spiel anders neu zu strukturieren als nur einen Entsorgungsarbeiter (als solcher ließ Neuendorf sich gerade fotografieren) aus dem Hut zu zaubern. Die Tonnenlast dieses Wochenendes lässt sich aber immerhin mit einem Sieg ganz einfach in die Tonne werfen.
Sonntag, Dezember 05, 2010
Rückwärtsbewegung
Markus Babbel hat "eine gute Leistung" von seiner Mannschaft gesehen, sie hat trotzdem gerade 0:1 bei 1860 München verloren. Dem Befund des Trainers widerspricht vermutlich nicht nur diese eine Zahl, die Zweikampfwertung ist wahrscheinlich auch an die Münchner gegangen, und insgesamt war es eine verdiente Niederlage.
Dass diese noch durch einen Gastauftritt von Falko Götz beim Bezahlsender akzentuiert wurde, hat richtig gepasst - dabei hätte es seiner gar nicht bedurft, um an die denkbaren Paralleln in den Geschichten der beiden Clubs zu erinnern, die einander noch vor ein paar Jahren so schicksalhaft kreuzten (als Hertha sich direkt gegen 1860 und um das Haar eines verschossenen Elfmeters vor dem Abstieg in Sicherheit brachte), und die jetzt möglicherweise bald das Fahrwasser teilen.
Die Aufstellung war nicht ganz ohne Überraschungen: Lustenberger neben Hubnik in der Innenverteidigung war erwartet worden, Friend neben Ramos in einem 4-4-2 auch, es war der neben Niemeyer auflaufende Morales, den wohl viele Besucher erst einmal nachschlagen mussten. Der US-Berliner spielte statt Perdedaj.
Er geriet auch bald in die Schusslinie, als nämlich Kobiashvili ein zugegeben schon nicht optimales Zuspiel an der Seitenlinie lahm preisgab, wodurch es Lauth ermöglicht wurde, über halbrechts auf das Tor zuzulaufen. Hertha war in diesem Moment in Unterzahl, und dies mit Spielern, die neu im Team waren: Lustenberger und Morales orientierten sich verzweifelt im Raum, niemand ging Lauth an, der mit einer 27-Meter-Banane Sejna keine Chance ließ.
Davor und danach machte die Hertha das Spiel, oder sagen wir so: sie schob den Ball über den Platz, wurde aber gegen geschickt pressende Sechz'ger kaum einmal torgefährlich. Das hatte viele Gründe, die hier im Lauf der Wochen schon zur Genüge verhandelt wurden. Ein spezifischer war, dass die Systemumstellung wirkungslos blieb, weil sie inkonsequent umgesetzt wurde: Ramos spielte nämlich de facto nicht im Angriff, sondern auf der Raffael-Position (auch weil der Brasilianer heute fehlte).
Friend war ganz vorne wirkungsloser denn je. Aus der Vorsaison könnten wir noch wissen, dass Ramos am effektivsten ist, wenn er ganz vorn spielt - er schoss genau in dieser Saisonphase seine meisten Tore, im Winter holten Preetz und Funkel dann Gekas, den Rest wissen wir.
Nun wiederholt Babbel diesen Fehler, dabei hätte heute eine andere Aufstellung mehr Sinn gemacht: Ramos ganz vorn, Djuricin auf der "falschen 9", Schulz rechts, und Ronny links. Dass das besser funktioniert hätte, kann ich nicht beweisen, aber wir haben ja gesehen, was Friend heute gezeigt hat.
Zehn Minuten vor dem Ende raubte Sejna der Mannschaft dann die letzte Chance auf eine konzentrierte Schlussoffensive, als er einen Ball, den er einfach hätte wegschlagen müssen, außerhalb des Sechzehners souverän ins Toraus geleiten wollte, dabei kam er aber in Bedrängnis, er musste dann die Hand zu Hilfe nehmen - Rote Karte.
Weil Babbel da schon drei Mal ausgetauscht hatte, gelangte die individuelle Rückwärtsbewegung von Fabian Lustenberger im Team der Hertha (vom defensiven Mittelfeld in die Innenverteidigung) an ihr konsequentes Ende: Der Schweizer spielte den Rest der Begegnung im Tor und hielt im Stil eines Liberos den Kasten leer.
Hertha steckt jetzt im Pulk der Aue-Verfolger auf Platz 5, verloren ist noch gar nichts, aber die Indizien häufen sich, dass Coach Babbel der Mannschaft im Lauf des Semesters keine Identität angeboten hat, mit der sie leben kann. Die einschlägigen Vokabeln ("Gier") können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hertha kein System hat, das sie im Moment spielen kann.
Dass diese noch durch einen Gastauftritt von Falko Götz beim Bezahlsender akzentuiert wurde, hat richtig gepasst - dabei hätte es seiner gar nicht bedurft, um an die denkbaren Paralleln in den Geschichten der beiden Clubs zu erinnern, die einander noch vor ein paar Jahren so schicksalhaft kreuzten (als Hertha sich direkt gegen 1860 und um das Haar eines verschossenen Elfmeters vor dem Abstieg in Sicherheit brachte), und die jetzt möglicherweise bald das Fahrwasser teilen.
Die Aufstellung war nicht ganz ohne Überraschungen: Lustenberger neben Hubnik in der Innenverteidigung war erwartet worden, Friend neben Ramos in einem 4-4-2 auch, es war der neben Niemeyer auflaufende Morales, den wohl viele Besucher erst einmal nachschlagen mussten. Der US-Berliner spielte statt Perdedaj.
Er geriet auch bald in die Schusslinie, als nämlich Kobiashvili ein zugegeben schon nicht optimales Zuspiel an der Seitenlinie lahm preisgab, wodurch es Lauth ermöglicht wurde, über halbrechts auf das Tor zuzulaufen. Hertha war in diesem Moment in Unterzahl, und dies mit Spielern, die neu im Team waren: Lustenberger und Morales orientierten sich verzweifelt im Raum, niemand ging Lauth an, der mit einer 27-Meter-Banane Sejna keine Chance ließ.
Davor und danach machte die Hertha das Spiel, oder sagen wir so: sie schob den Ball über den Platz, wurde aber gegen geschickt pressende Sechz'ger kaum einmal torgefährlich. Das hatte viele Gründe, die hier im Lauf der Wochen schon zur Genüge verhandelt wurden. Ein spezifischer war, dass die Systemumstellung wirkungslos blieb, weil sie inkonsequent umgesetzt wurde: Ramos spielte nämlich de facto nicht im Angriff, sondern auf der Raffael-Position (auch weil der Brasilianer heute fehlte).
Friend war ganz vorne wirkungsloser denn je. Aus der Vorsaison könnten wir noch wissen, dass Ramos am effektivsten ist, wenn er ganz vorn spielt - er schoss genau in dieser Saisonphase seine meisten Tore, im Winter holten Preetz und Funkel dann Gekas, den Rest wissen wir.
Nun wiederholt Babbel diesen Fehler, dabei hätte heute eine andere Aufstellung mehr Sinn gemacht: Ramos ganz vorn, Djuricin auf der "falschen 9", Schulz rechts, und Ronny links. Dass das besser funktioniert hätte, kann ich nicht beweisen, aber wir haben ja gesehen, was Friend heute gezeigt hat.
Zehn Minuten vor dem Ende raubte Sejna der Mannschaft dann die letzte Chance auf eine konzentrierte Schlussoffensive, als er einen Ball, den er einfach hätte wegschlagen müssen, außerhalb des Sechzehners souverän ins Toraus geleiten wollte, dabei kam er aber in Bedrängnis, er musste dann die Hand zu Hilfe nehmen - Rote Karte.
Weil Babbel da schon drei Mal ausgetauscht hatte, gelangte die individuelle Rückwärtsbewegung von Fabian Lustenberger im Team der Hertha (vom defensiven Mittelfeld in die Innenverteidigung) an ihr konsequentes Ende: Der Schweizer spielte den Rest der Begegnung im Tor und hielt im Stil eines Liberos den Kasten leer.
Hertha steckt jetzt im Pulk der Aue-Verfolger auf Platz 5, verloren ist noch gar nichts, aber die Indizien häufen sich, dass Coach Babbel der Mannschaft im Lauf des Semesters keine Identität angeboten hat, mit der sie leben kann. Die einschlägigen Vokabeln ("Gier") können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hertha kein System hat, das sie im Moment spielen kann.
Donnerstag, Dezember 02, 2010
Cashkühe
Die Mitgliederversammlung von Hertha BSC ist am Dienstag ohne besondere Vorkommnisse zu Ende gegangen. Dass Manager Preetz den Aufstieg versprochen hat, fällt unter Politik und muss uns nicht weiter beschäftigen, denn schließlich geht es dabei nicht um Absichten, sondern um Leistung.
Die Frage spitzt sich im Moment ja darauf zu, ob Coach Babbel der richtige Mann ist, um die taktisch zunehmend versierten Kollegen in Liga zwee auch auf dieser Ebene herauszufordern. Die Berliner Tabloiden rufen jetzt für das Wochenende schon einmal gewohnt gelassen eine "Taktik-Revolution" aus, dazu aber näher zum Termin des Spiels gegen die Sechz'ger mehr.
Mich beschäftigt wieder einmal ein Sager von Geschäftsführer Schiller. Er hat die aktuelle Verschuldungslage von Hertha präsentiert, und dabei unter anderem auch einen hohen Jahresverlust aus der abgelaufenen Saison einräumen müssen. Er hat versucht, diesem die Brisanz nehmen, indem er sagte: "Wir haben keinen Cash-Verlust erlitten." Damit hat er wie immer recht, und trotzdem handelt es sich bei diesem Satz wie sehr oft um eine Vernebelung.
Bilanzen sind komplizierte Texte, worauf er vermutlich hinauswollte, ist eine Korrektur der Bewertung des Spielerkaders, insofern die daraus erzielbaren Einkünfte (bei Verkauf etwa von Raffael oder Ramos) ja ein Kapital für Hertha darstellen. Erstens verträgt sich Schillers Satz nicht ganz mit der Darstellung, dass der Jahresverlust von 5,9 Millionen Euro auch 3,1 Millionen faktisch getätigte Ausgaben für Transfers im Winter 2009/2010 enthält, das ist Geld, das sich in der Bilanzierung nicht einfach mit irgendwas gegenrechnen ließ und jetzt einfach fehlt.
Zweitens ist es so, dass sich ein gesunkener Kaderwert (der tatsächlich keinen Cash-Verlust darstellt, aber in der Bilanz negativ aufscheint) natürlich auch wieder kompensieren lässt, sodass daraus irgendwann sogar ein "Cash-Gewinn" erzielbar ist - dazu bedarf es aber eben einer faktischen Steigerung der Marktwerte einer ganzen Reihe von Spielern.
Die Politik von Coach Babbel, manchmal fast schon im Übermaß auf junge Kräfte zu setzen, stellt sich nach den Neuigkeiten der letzten Wochen nun in einem etwas anderen Licht dar: Das ist nicht einfach die Philosophie eines Trainers, der Lasogga, Schulz, Djuricin, Neumann, Perdedaj und demnächst anscheinend auch Morales und Knoll viel zutraut - das ist auch eine aus Perspektive des Unternehmens Hertha BSC nahezu alternativlose (fast schon letzte) Möglichkeit, Eigenkapital zu bilden.
Die Jungen müssen spielen, weil sie nur so ihren Marktwert steigern können. Sie sind noch keine Cashkühe, aber sie sollen es irgendwann werden. Paradoxerweise könnte das aber gleichzeitig das Projekt Wiederaufstieg gefährden, wenn nämlich die Balance im Mannschaftsgefüge dadurch verloren geht. Das ist nur eine weitere Facette des Drahtseilakts, in dem Hertha heuer begriffen ist.
Die Frage spitzt sich im Moment ja darauf zu, ob Coach Babbel der richtige Mann ist, um die taktisch zunehmend versierten Kollegen in Liga zwee auch auf dieser Ebene herauszufordern. Die Berliner Tabloiden rufen jetzt für das Wochenende schon einmal gewohnt gelassen eine "Taktik-Revolution" aus, dazu aber näher zum Termin des Spiels gegen die Sechz'ger mehr.
Mich beschäftigt wieder einmal ein Sager von Geschäftsführer Schiller. Er hat die aktuelle Verschuldungslage von Hertha präsentiert, und dabei unter anderem auch einen hohen Jahresverlust aus der abgelaufenen Saison einräumen müssen. Er hat versucht, diesem die Brisanz nehmen, indem er sagte: "Wir haben keinen Cash-Verlust erlitten." Damit hat er wie immer recht, und trotzdem handelt es sich bei diesem Satz wie sehr oft um eine Vernebelung.
Bilanzen sind komplizierte Texte, worauf er vermutlich hinauswollte, ist eine Korrektur der Bewertung des Spielerkaders, insofern die daraus erzielbaren Einkünfte (bei Verkauf etwa von Raffael oder Ramos) ja ein Kapital für Hertha darstellen. Erstens verträgt sich Schillers Satz nicht ganz mit der Darstellung, dass der Jahresverlust von 5,9 Millionen Euro auch 3,1 Millionen faktisch getätigte Ausgaben für Transfers im Winter 2009/2010 enthält, das ist Geld, das sich in der Bilanzierung nicht einfach mit irgendwas gegenrechnen ließ und jetzt einfach fehlt.
Zweitens ist es so, dass sich ein gesunkener Kaderwert (der tatsächlich keinen Cash-Verlust darstellt, aber in der Bilanz negativ aufscheint) natürlich auch wieder kompensieren lässt, sodass daraus irgendwann sogar ein "Cash-Gewinn" erzielbar ist - dazu bedarf es aber eben einer faktischen Steigerung der Marktwerte einer ganzen Reihe von Spielern.
Die Politik von Coach Babbel, manchmal fast schon im Übermaß auf junge Kräfte zu setzen, stellt sich nach den Neuigkeiten der letzten Wochen nun in einem etwas anderen Licht dar: Das ist nicht einfach die Philosophie eines Trainers, der Lasogga, Schulz, Djuricin, Neumann, Perdedaj und demnächst anscheinend auch Morales und Knoll viel zutraut - das ist auch eine aus Perspektive des Unternehmens Hertha BSC nahezu alternativlose (fast schon letzte) Möglichkeit, Eigenkapital zu bilden.
Die Jungen müssen spielen, weil sie nur so ihren Marktwert steigern können. Sie sind noch keine Cashkühe, aber sie sollen es irgendwann werden. Paradoxerweise könnte das aber gleichzeitig das Projekt Wiederaufstieg gefährden, wenn nämlich die Balance im Mannschaftsgefüge dadurch verloren geht. Das ist nur eine weitere Facette des Drahtseilakts, in dem Hertha heuer begriffen ist.
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