In einem Hotel in Bukarest habe ich gestern in einem englisch kommentierten Stream das zweite Entscheidungsspiel zwischen Hertha und Fortuna Düsseldorf gesehen. Es hatt schließlich fast etwas Symbolisches, wie sich die Sache für Michael Preetz auf eine Entscheidung zuspitzte, die sportpolitisch eher als sportlich war: Sollte Hertha nach dem ganzen Chaos in den letzten Minuten noch einmal antreten, um ein Spiel zu Ende zu spielen, das zu diesem Zeitpunkt längst irregulär geworden war? Die Mannschaft kam dann doch noch einmal auf das Feld, und es blieb bei dem 2:2, das Düsseldorf eine Aufstiegsfeier bescherte, die unter sportgerichtlichem Vorbehalt steht. Stehen muss, denn hier steht mehr auf dem Spiel als nur die Frage, wo Hertha im kommenden Jahr spielt. Fans beider Mannschaften haben gestern das Spiel in einem Maß gestört, das beunruhigend ist, und das auf die Leidenschaften verweist, die sich da in zunehmendem Maß wieder Bahn brechen. Das Familienunternehmen Bundesliga beginnt an den Bruchstellen zu brodeln - und die Relegationsspiele sind solche Bruchstellen. Als sie vor einigen Jahren wieder eingeführt wurden, habe ich mich dagegen ausgesprochen, damals eher, weil ich gegen die radikale kommerzielle Auspressung des Spiels bin. Nun stehen wir vor den Ereignissen von gestern und fragen uns: War es das, was die Liga wollte? Nun, sie hat es bekommen.
Bis zur Pause hatte das Spiel alle Elemente eines kleinen Klassikers. Der Führungstreffer für Fortuna in der ersten Minute, wie ein Verdikt der Götter über eine einfach immer wieder zu träge und inkonsequente Mannschaft aus Berlin. Die Zurückweisung dieses Verdikts durch Hertha, die sich das Spiel holte, den Ausgleich erzielte, Düsseldorf vollkommen dominierte, aber es (wie schon im Hinspiel) versäumte, noch vor der Pause das zweite Tor zu machen. In Halbzeit zwei fiel alles ein wenig auseinander, die gelb-rote Karte ausgerechnet für den Positivspieler Ben-Hatira traf schwer, gleich darauf die erneute Führung für Fortuna, aber kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit zeigten Raffael und Ramos noch einmal, was für ein brillantes Angriffsduo sie für Berlin hätten sein können, wären sie nicht monatelang in Schwermut versunken gewesen: Die Kombination zum 2:2 war eine der besten, die wir von Hertha kennen. Danach war leider nur noch Hektik.
Die Sache wird uns noch eine Weile beschäftigen, doch im Grunde haben die Kommentatoren recht, die schreiben: Hertha hatte im Jahr 2012 nicht ausreichend bundesligareife Phasen (gelegentlich 20, 30 Minuten reicht eben nicht). Die Entscheidung für Otto Rehhagel erwies sich als falsch. Kleine Ironie am Rande: Ronny rief gestern beinahe die Leistung ab, die Michael Skibbe sich zu Beginn der Rückrunde in Nürnberg anscheinend von ihm erwartet hatte. Fünf Monate zu spät. Andreas Ottl, für mich insgesamt die Schlüsselfigur in dieser Saison, saß gestern nicht einmal auf der Bank. Wenigstens das hat der Mann mit der unendlichen Erfahrung begriffen.
1 Kommentar:
Naja, ich fand das Spiel jetzt nicht so schlimm. Ich als Berlin trauer Hertha natürlich ein wenig nach, aber ich denke auch, dass ihre Leistung schon viel früher hätte kommen müssen. und dass sich die Düsseldorfer freuen, find ich auch verständlich, fand auch die Bengalos klasse. Aber vielelicht könnte man in der Hinsicht auch das gleiche machen wie bei den Zigaretten(die unechten sehen ja jetzt genau so aus), also dass man die Feuerdinger gegen elektrische eintauscht, die genauso aussehen, aber halt weniger gefährlich sind und kein offenes Feuer bilden, ob sowas sinnvoll wär? Lieben Gruß Rene
Kommentar veröffentlichen