Donnerstag, Mai 17, 2012

Protestnote

Quer durch Deutschland wird nun darüber diskutiert, ob Hertha berechtigt Protest eingelegt hat gegen die Wertung des zweiten Relegationsspiels in Düsseldorf. Dabei laufen die Argumentationsgründe ziemlich durcheinander. Es geht aber nicht darum, welches moralische oder sonstige Recht auf Klassenerhalt die Berliner Mannschaft in der 96. Minute erspielt hatte, als die Fans von Düsseldorf das Feld stürmten. Es geht einzig um die prinzipielle, also rechtlich zu klärende Frage, ob das Spiel in regulärer Form an sein Ende gekommen ist.

Das lässt sich mit guten Gründen bestreiten wie behaupten. Für meine Begriffe ist die Integrität der Spielzeit für den Fußball unabdingbar. Das heißt, dass die 45 Minuten pro Halbzeit nicht durch äußere Ereignisse unterbrochen werden dürfen. Wenn ein Spieler auf dem Feld verletzt wird und lange Behandlung braucht, wie es manchmal leider vorkommt, ist das eine Unterbrechung aus dem Spiel heraus, sie zählt zum Spiel, dieses geht danach weiter. Auch da gibt es Ausnahmen: Als Fabrice Muamba kürzlich einen Herzstillstand erlitt und mit ungewisser Diagnose ins Krankenhauzs gebracht werden musste, wurde das Spiel zwischen Bolton und Tottenham abgebrochen.

Wenn aber Fans während des Spiels das Feld stürmen, und auch wenn dieses nur noch eine Minute dauern sollte, dann liegt für meine Begriffe (ich bin kein DFB-Jurist, versuche nur, vernünftig zu denken) kein Fall von höherer Gewalt vor, sondern einer von Obstruktion, der das Spiel unvollständig lässt - auch wenn Referee Stark es zwanzig Minuten später der Form halber noch komplettieren ließ. Stellen wir uns folgenden Fall vor: Hertha hätte tatsächlich in der 97. Minute noch das dritte Tor geschafft. Wie hätten sich die Fans, die zu diesem Zeitpunkt längst an den Linien zum Sturm bereithielten, dann verhalten? Düsseldorf hatte schon vor dem Platzsturm die Sicherheit im Stadion nicht mehr gewährleistet (von den Kontrollen an den Einlässen kann man das sicher auch nicht behaupten).

Hertha hat alle Gründe, Protest einzulegen, bloß keine sportlichen. Aber die zählen auch nicht.

5 Kommentare:

Gerald Hoedl hat gesagt…

Das mag juristisch (sagen wir: dem natürlichen rechtsempfinden entsprechend, bedenkend, dass juristisch ganz was anderes ist) richtig sein, jedoch, a) innerhalb der argumentation: der jurist (habe namen und funktion vergessen), der gemeint hat, entscheidend gegen herthas einspruch spreche, dass sie die partie fertig gespielt haben, und damit die spielunterbrechung als solche und nicht als "verletzung der integrität der halbzeit" anerkannt hätten. b) außerhlab derselben steht sowieso außer frage: die mannschaft hat sich den klassenerhalt schlicht und einfach nicht verdient, und, so leid es mir tut, ihn auf die weise zugesprochen zu bekommen, das wäre auch nicht fußball, wie ich ihn mir wünsche; ceterum censeo, dass preetz seine koffer packen sollte

Anonym hat gesagt…

Ich halte es für ganz ausgeschlossen das Hertha ne Wiederholung des Spiels eingeräumt wird. Ohnehin müssten sie dann komplett ohne Defensive spielen, was im Wesentlichen nicht so auffallen würde, nach den letzten Leistungen. Sie verstehen sich - glaube ich - ohnehin als spielbegleitende Spieler der gegnerischen Mannschaften. Ich halte das jetzige Vorgehen von Hertha als letzte Verzweifelungstat von Micha Preetz und ehrlich: Ich hoffe es hat keinen Erfolg! Luhukay ist n guter Trainer für einen Neustart und Aufbau einer guten Zweitligamannschaft, die dann auch mal in der Ersten mitspielen darf. Solange der Verein nicht begreift, daß Qualität auch im Management und im Vorstand eines Vereins von Nöten ist, bleibt ihnen nur das weitere Rumgeflicke eines Gernegroß Vereins.
Kurz: Ich bin für kompletten Neuanfang und Demut gegenüber diesem großartigen Spiel und deren Anhänger. Und hört endlich auf zu heulen!!!

Anonym hat gesagt…

Durch die, von Idioten auf das Feld geworfenen Fackeln, wurde das Spiel auch unterbrochen. Auch das entspricht nicht höherer Gewalt! Und danach wurde weitergespielt. Was, wenn die Spieler der Fortuna von dieser Menge an, in ihre Richtung geworfene,Pyrotechnik so verunsichert gewesen wären, dass sie das Spiel noch verloren hätten?! Nach deiner Argumentation wäre ein Protest seitens der Fortuna also auch berechtigt!?

marxelinho hat gesagt…

Nach meiner Ansicht wäre auch ein Protest von Fortuna berechtigt, ganz genau. (Dass es dazu mangels Interesse nicht kommen wird, ist eine andere Sache.)

Natalie hat gesagt…

Marxelinho,
ganz deiner Meinung! Was die beiden anderen Kommentatoren angeht: Entschuldigt, aber das ist kompletter Unsinn, was Ihr schreibt.
Es geht allein darum, daß der DFB seinen eigenen Statuten Rechnung trägt. Streng genommen hätte Hertha nicht mal Einspruch einlegen sollen müssen, der DFB muß von sich aus für Sicherheit und Rechtssicherheit sorgen. Pyro wurde von beiden Seiten gezündet, entgegen des Dusseldoofer Managers, denke ich nicht, daß es gute und böse Pyro gibt, sonst hätten ja die eigenen Fans Schrecken verbreitet. Der Umstand, daß die Herthaner gezündet haben, hätte doch Fortuna am ehesten in die Karten gespielt, wenn es dadurch zum Spielabbruch gekommen wäre. Apropos - das Spiel wurde allein aus Deeskalationsgründen auf Anraten der Polizei "pro forma" zu Ende gespielt.
Zu den sportlichen Anmerkungen möchte ich sagen, daß beide nicht erstligareif sind.
Und nochmal, hier interessieren Vereinsfarben nicht, das ist nicht das Thema! Streng genommen wäre sogar ein Entscheid am Grünen Tisch vertretbar - ohne Wiederholungsspiel.
Der DFB wird zeigen, ob er erneut Fußballmafia sein will und Recht beugt oder spricht.