Das DFB-Sportgericht hat sich gegen eine Wiederholung des Rückspiels zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC ausgesprochen. In einem Verfahren, in dem es, nach allem, was ich so lesen konnte, nicht nur um die relevanten Fragen, sondern auch um eine Menge Unerfreuliches aus den "Katakomben" ging, endet die Begründung schließlich mit einem seltsamen Satz: "So viele Leute gehören nicht auf das Spielfeld." Hertha hätte aber nichtsdestoweniger ohne Beeinträchtigung des Spiel bestreiten können. Wieviele Leute gehören also auf das Spielfeld, damit es nicht zu viele sind, Herr Lorenz? Auf Wienerisch könnte man ihm die Antwort abnehmen: Ein bissl weniger Platzstürmer hättens schon sein dürfen.
Da der Rechtsweg nun einmal beschritten wurde, muss Hertha ihn auch zum Ende gehen. Das bedeutet allerdings eine längere Phase der Ungewissheit, die nur deswegen nicht so stark ins Gewicht fällt, weil heuer eine lange Sommerpause ist - für Mannschaften, die keine Nationalspieler haben. Das ist bei Hertha der Fall, sofern nicht Andreas Ottl noch nachberufen wird. Deswegen sollte man sich die ein, zwei Wochen nehmen, die es brauchen wird, um diesen Fall zu einem fairen und sachgerechten Ende zu bringen. Das nun vorliegende erste Urteil leistet dies nicht.
Parallel hat der Manager, der ja vor den beiden Versammlungen diese und nächste Woche an seiner Selbstverteidigung arbeitet, bereits einen neuen Trainer bestellt. Jos Luhukay ist eine gute Wahl angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit, dass Hertha im kommenden Jahr zweite Liga spielen wird. Auch in der ersten Liga könnte er den Anforderungen dieses Clubs wahrscheinlich ganz gut gerecht werden, die ja einfach zu beschreiben sind: ein wenig mehr Leidenschaft und Verstand in den Überlebenskampf zu bringen.
Die Hoffnung auf Ralf Rangnick, die viele Fans nun enttäuscht sehen, habe ich nie geteilt. Ich schätze ihn, aber er ist keineswegs der Gesamtlöser, der Hertha vollkommen neu aufgestellt hätte. Im Gegenteil hätte er neue Einseitigkeiten gebracht, denn auch er hat viele blinde Flecken, wie sich in seinem bisherigen Arbeiten gezeigt hat. (Ich sehe ihn ein bisschen so wie Favre in seiner Berliner Zeit.) Was Hertha braucht, ist eine vernünftige Balance von Fußballkompetenz: derzeit fehlt sie an allen Enden, es wird nicht eine Person sein, die das im Handstreich beheben kann. Aber all das wird bei den Versammlungen noch ausführlich zur Sprache kommen.
Dass Levan Kobiashvili den Referee Wolfgang Stark in die Gefahr eines Genickbruchs brachte (was bei einem drohenden sechs Meter tiefen Sturz, auf den im Bericht verwiesen wurde, nicht auszuschließen ist), war vor dem DFB-Sportgericht auch Thema, obwohl es eigentlich nicht im strengen Sinn Verhandlungsgegenstand war. Ein tätlicher Angriff ist natürlich untragbar, was genau geschehen ist, macht aber auch eine genaue Rekonstruktion der Vorgänge im Kabinentrakt erforderlich, und gehört an einen eigenen Tisch. Die Verhandlungsführung des DFB-Sportgerichts erweckt ein wenig den Eindruck, es wäre vor allem darum gegangen, den Schiedsrichter zu bestätigen. Dabei muss das doch gar nicht sein: Stark hat das Nötige getan, um den Abend zu Ende zu bringen. Irregulär war er trotzdem. Da schließt das eine das andere nicht aus.
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