Zur Mitgliederversammlung heute abend werde ich mit einem gewissen Unwillen gehen. Der Grund dafür ist recht einfach: Ich weiß nicht, was ich tun soll. Aller Voraussicht nach werden sich uns heute Alternativen stellen, die wenig verheißungsvoll sind. Immerhin muss man Präsident Gegenbauer zugute halten, dass er geschickt ein Gesamtpaket geschnürt hat, das wenigstens die Situation klärt: Stimmen wir mit absoluter Mehrheit für ihn als Präsidenten, dann bekommen wir auch Michael Preetz als Manager (und Ingo Schiller als Finanzchef, das nicht zu vergessen). Fällt Gegenbauer bei der Präsidentenwahl durch, dann muss irgendetwas eintreten, was bisher nicht absehbar ist, was sich als Entwurf weder persönlich noch inhaltlich bisher formiert hat, es sei denn, da gibt es am Abend noch eine Überraschung.
Vielleicht ein Wort zu Werner Gegenbauer. Da gibt es ja zwei Aspekte zu unterscheiden. Erstens hat sich Hertha BSC unter seiner Hand zu einem Club am Tropf entwickelt. Wenn man es ein wenig zuspitzt, dann muss man doch sagen, dass die finanzielle Situation so eskaliert ist, dass nur ein mäzenatisches Modell das Überleben sichert. Euphemistisch wird das als Investition einer unbekannten Person verkauft, de facto sind das Zuschüsse, ohne die es keine Lizenz mehr gäbe. Da Gegenbauer mit diesem Investor stärker "assoziiert" zu sein scheint als die restlichen Mitglieder des Präsidiums, müsste da also auch in dieser Hinsicht ein Gegenentwurf her. Vielleicht outet sich aber heute ja auch in dieser Hinsicht jemand, und alles ist ganz anders, als wir uns das mit unseren beschränkten Informationen bisher immer vorgestellt haben.
Zweitens ist Gegenbauer, wenn man ihn nicht zu sehr in die Defensive drängt, eigentlich ja ein guter Vereinspapa. Er neigt zwar zu drastischen Formulierungen (niemand will ein "Schlachtfest" mit Michael Preetz anrichten), und er steht für einen, sagen wir mal, nicht unbedingt stark auf Innovation und Kreativität basierten Wirtschaftszweig. Aber unter all den Figuren, die ich bisher in meiner Zeit als Hertha-Fan erlebt habe, ist er noch die am wenigsten peinliche. Von den anderen Mitglieder des Präsidiums kann ich derzeit keine mit einem interessanten Profil erkennen. Also auch hier: Mangel an Alternativen.
Nun zu Michael Preetz. Ihm halte ich eines zu Gute: Er ist nach wie vor ein Sympathieträger für mich, für Vieles, was, was Hertha um die Ohren schlug, kann er nichts. Er hat aber auch gravierende Fehler gemacht: die Entscheidungen für Funkel und Rehhagel ergaben zwei Abstiege, und in beiden Fällen gab es im Verein nicht ausreichend Fußballkompetenz, um die erratischen Kurse der Cheftrainer halbwegs abzufangen. Gegen Preetz spricht also meiner Meinung nach der begründbare Verdacht, dass Hertha einfach in vielen Bereichen den Anschluss verliert - beim Scouting ist man zu blauäugig, die U23 erweist sich für die meisten jungen Spieler als Sackgasse, von den Trainern im Nachwuchs (die ja ihrerseits eine Personalreserve für Hertha sein müssten, siehe Tuchel, sie Streich) drängt sich niemand auf.
Preetz müsste also im Grunde seinen Job neu definieren, um ihn zu behalten. Er wäre für mich ein guter Hertha-Manager, wenn er mit einem ausgewiesenen Sportdirektor und im Idealfall auch mit einem neuen Finanzdirektor aufwarten würde (meiner Skepsis gegenüber Ingo Schiller habe ich mehrfach Gründe beigestellt).
Kann die MV heute Bedingungen stellen? Nicht ausdrücklich, denn sie kann ja nur entweder ein Mandat zu- oder absprechen, und dieses betrifft das Präsidium. Eines aber ist sicher: Der neuerliche Gang in Liga zwee kann eben nicht zu den Bedingungen wie vor zwei Jahren stattfinden. Dass Präsident Gegenbauer das aber so formuliert hat, stimmt mich in hohem Maße bedenklich, und deutet darauf hin, dass hier die Lektionen des Alltags nicht begriffen werden. Es wird Zeit, in Kompetenz zu investieren, nicht immer weiter anonyme Zuschüsse zu versenken.
1 Kommentar:
Die beiden letzten Absätze fassen die Alternative gut zusammen. Ich sehe leider nicht die Innovationsfreudigkeit beim Präsidenten und inwieweit Preetz so "unabhängig" ist, um den genannten Sportdirektor zu wollen, wenn auch insgeheim vielleicht gewünscht, habe ich meine Zweifel. Es wäre doch denkbar die Balance Manager-Trainer permanent zu erweitern durch das Trainerteam und ergänzt durch Heine, das aktuelle Team - ohne Rehhagel - . Dies würde Mitwirken bedeuten, was nicht gleichbedeutend mit Mitbestimmung zu setzen ist, aber dennoch ein Gewinn von Erkenntnis nach sich zieht.
Viel Glück heute Abend.
VBL
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