Samstag, April 11, 2009

Pustekuchen

"Kniet nieder, wenn die Hauptstadt kommt", singen die Berliner Fans gern auf ihren Auswärtsfahrten. In Hannover hatten sie heute die Initiative ganz für sich, der Block war - ich übertreibe nicht - Weltklasse, nur die Mannschaft hielt das Niveau nicht. Sie verlor mit 0:2, nach einem Spiel, in dem sie eine Weile ein wenig dominiert hatte, um das sie allerdings dann, als es schwierig wurde, nicht mehr richtig kämpfte.

Coach Favre hatte im Prinzip der Stammelf der letzten Wochen das Vertrauen ausgesprochen, nur der verletzte Friedrich musste durch von Bergen (anständig) ersetzt werden. Stein kam rechts hinten in das Team zurück, Rodnei blieb, wie auch Dardai, wodurch Kacar wieder auf der Bank Platz nehmen musste. Ebert und Nicu spielten auf den Flügeln, Raffael hinter Voronin, Cicero machte den Abholer der Bälle aus der Abwehr, weil Dardai dazu nicht die Power hatte. Es war heiß.

Eine halbe Stunde hatte Hertha weitgehend das Heft in der Hand, es gab auch gute Chancen. Dann kam rechts hinten der Ball zu dem Hannoveraner Rausch, Marc Stein trabte ihm lahmarschig entgegen, aber da war die lange Flanke schon in der Luft. Als sie sich am langen Eck senkte, war Simunic nicht mehr im Bild, und Rodnei fehlte die Orientierung. Mike Hanke machte das Ding gegen den ohnmächtigen Drobny.

Es war ein haarsträubendes Tor, dem nach einer weiteren halben Stunde aus einer Art Konter von Hannover 96 noch ein zweites folgte, bei dem Rodneis Raumaufteilung mit seinem Nebenmann Simunic wieder bedenklich war. Ich bleibe dabei: Der Mann hat alle meine Sympathien, aber seine Defizite sind doch enorm. Marc Stein auf der anderen Seite lässt es auch an Konzentration und Technik mangeln, deswegen sind Optionen hier Mangelware.

Eben war Coach Favre im Aktuellen Sportstudio zu Gast. Er hat gesagt, dass das Match heute (wie das gegen den BVB) eigentlich zu gewinnen war. Das stimmt, aber die Mannschaft wollte trotzdem nicht. Sie hat sich in eine Situation gebracht, in der sie die zehn, zwanzig Prozent Leistung nicht mehr findet, die sie vor einigen Wochen noch als Kollektiv geschaffen hat. Jetzt zerfällt schon wieder alles in öde Querpässe und fehlerhaftes Kombinieren, und Willenskraft ließ heute keiner erkennen.

Wenn die Mannschaft ein Kuchen ist (diese Metapher wird Favre noch verfluchen), dann hat irgendjemand die Hefe gestohlen. Die Medien glauben ja, Voronin wäre die Hefe, und auch die Mannschaft schien es zuletzt langsam zu glauben, er selbst zweifellos sowieso. Er hat heute vor lauter Ärger über knapp verzogene Schüsse und piesackende Hannoveraner in der vorletzten Minute eine Tätlichkeit begangen, dafür die rote Karte gesehen und dann beim Hinausgehen noch eine zweite Tätlichkeit folgen lassen, die seine Sperre sicher so weit verlängert, dass er in dieser Zeit seine Zukunft klären kann.

Bei der Hertha wird er nächstes Jahr nicht spielen, davon muss man nach dem heutigen Tag ausgehen. "Learning the hard way", das ist es, was die Hertha gerade erlebt, und sie hat heute schon deutlich unwillig gewirkt. Sie fühlt sich gekränkt, und reagiert ein wenig patzig. Sie macht jetzt gerade (und nicht vor sechs Wochen) die ersten Schritte zu einem Spitzenteam. Wenn sie das Zeug hat, aus der Situation zu lernen. Nicht bei allen bin ich mir da so sicher.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich find Rodnei gar nicht so schlecht ....

marxelinho hat gesagt…

Rodnei hat ein bemerkenswertes Talent, seine eigenen Stellungsfehler durch Tacklings zu korrigieren, aber er ging beim zweiten Gegentor nach innen, anstatt rechts außen den Querpass zu verhindern, und er verhielt sich auch beim ersten Gegentor ungeschickt, obwohl Simunic diesen Ball natürlich attackieren muss. Rodnei probiert eine Menge, aber es kommt wenig heraus - das lag sicher auch an Nicu, mit dem im Hannover ganz wenig klappte. Rodnei wird wohl die restlichen Spiele der Saison ohnehin noch machen, ich würde mich ehrlich freuen, wenn er aus dieser Position etwas macht (die ja schon seit Michael Hartmann nie wirklich ideal besetzt war).