Samstag, Januar 31, 2009

Puzzle

Es geht wieder los. Die Frankfurter Eintracht kommt heute nach Berlin, vor einem Jahr gab es in der entsprechenden Begegnung ein 0:3. Der HSV hat gestern die Bayern mit 1:0 bezwungen und damit die Dichte an der Spitze noch erhöht. Niemand rechnet mit Hertha da vorn, sie wird in den Analysen in der Regel nicht einmal erwähnt, die "Experten" nennen allenfalls Bayer Leverkusen noch als Kandidat für die Top drei, neben dem FCB, dem HSV und der TSG 1899 Hoffenheim.

Der Außenseiterstatus muss der Hertha gut passen, sie kann sich allerdings nicht noch einmal einen so holprigen Start leisten wie in der Hinrunde, als es vier, fünf Spiele dauerte, bis Favre aus seinen Experimenten ein Mannschaftsgerüst gefunden hatte. Mit Babic und Cufré hat er zwei neue Optionen, von denen wir uns erst ein Bild machen müssen. Heute kommt es vor allem darauf an, das Fehlen von Kacar (und seiner Vertreter Lustenberger und Dardai) zu kompensieren.

Es gibt zwei Denkmöglichkeiten: Favre setzt Babic und Cicero zentral im Mittelfeld ein, wie viele Zeitungen glauben, dahinter eine orthodoxe Viererkette mit von Bergen rechts. Oder aber er zieht Simunic auf die Sechserposition nach vor, das wäre in diesem Fall nicht mehr ein Herumgeschiebe mit einem Spieler, für den er keine richtige Position hat, wie noch zu Beginn der Hinrunde, sondern die Übertragung besonderer Verantwortung an einen Leader im Team. Dann würde wohl Kaká neben Friedrich verteidigen.

Ich sähe lieber die eingespielte Innenverteidigung, auch wegen der Kopfballstärke von Liberopoulos und Fenin. Ein Saisonziel möchte ich schon einmal formulieren: ich wäre zufrieden, wenn die Hertha in zwei Wochen gegen den FCB eine ähnlich kompakte, intelligente, auch offensiv leidenschaftliche Vorstellung geben würde, wie es der HSV gestern geschafft hat. Das Glück, das die Hamburger zum 1:0-Sieg brauchten, hatte die Hertha gegen Hoffenheim auch.

Im Herbst hatte die Hertha nach sechs Spielen zwei Siege, zwei Remis und zwei Niederlagen. Dann kam der Auswärtssieg in Leverkusen, der die Perspektive wies. Dieses Mal wird sie diese ersten sechs Spiele erfolgreicher bestreiten müssen, um nicht aus dem Konzept zu kommen. Der HSV hat schon einmal Druck gemacht. Viel wird davon abhängen, wie Coach Favre das Puzzle löst, das ihm die Verletzten und die beiden Neuverpflichtungen aufgeben.

Sonntag, Januar 25, 2009

Bergbau

Da die Nachrichten aus dem Hertha-Lager derzeit wenig aussagekräftig sind und ich nicht "nahe genug dran" bin am Club, um extra Senf dazu zu geben, muss ich mich auf weitgehend erhärtete Nachrichten wie die konzentrieren, dass Drobny zum Rückrundenstart wieder fit sein dürfte. Eine Woche ist noch Zeit, in Berlin ist es immer noch empfindlich kalt die meiste Zeit. Training wird also kein Spaß für die Jungs in der letzten Woche. Wir können aber immerhin davon ausgehen, dass die Rasenheizung auf dem Schenckendorffplatz wieder funktioniert, zumindest sollte sich nicht noch zusätzlich jemand verletzen.

Nach wie vor spannend: Die Nachrichten aus England. Roman Abramowitsch hat nach einem Bericht des "Guardian" Anteile an einer Bergbaufirma, Highland Gold, für 12 Millionen Pfund verkauft, vor dreizehn Monaten hatte er noch fast fünfzig dafür bezahlt. Das nennt man dann wohl "die Reißleine ziehen". Die relevante Vergleichszahl sind die 576 Millionen Pfund, die Abramowitsch dem FC Chelsea zinslos geborgt hat, und für deren Rückzahlung, sollte er sie jemals verlangen, er eineinhalb Jahre Zeit gewähren muss. So ist es ausgemacht. Bräuchte er so viel Geld schneller, müsste er den Club verkaufen.

Man kann nun also orakeln: War das mit Highland Gold ein Notverkauf aus Gründen der Liquidität, dann muss der Pate jetzt langsam auch seinen Beratern erklären, in welcher Reihenfolge er demnächst die weiteren Besitztümer veräußern möchte, sollte die Finanzlage weltweit angespannt bleiben. Das bedeutet dann auch eine Prognose darüber, woher künftig größere Reichtümer zu erwarten sind - aus dem Fußball oder aus der Rohstoffwirtschaft.

Chelsea gehört ja zu den wenigen Clubs auf der Welt, die Fußball selbst kaum als Rohstoffwirtschaft betreiben, weil sie Spieler durchweg kaufen und kaum einmal verkaufen, es sei denn, ein Club wie Manchester City mischt den Laden so sehr auf, dass sogar ein Wayne Bridge wieder etwas wert ist. Die Hertha aber lernt gerade, wie Fußball als Rohstoffwirtschaft funktioniert. Der bereits stark weiterverarbeitete Rohstoff Pantelic könnte in diesem Winter vielleicht sogar noch Geld bringen. Wenn nur unser Sturm dadurch nicht zu einer tauben Mine wird!

Freitag, Januar 23, 2009

Jagdfalken

Gute Kapitalisten erkennt man angeblich daran, dass sie schon wieder investieren, wenn die meisten Menschen noch darben. So muss man wahrscheinlich die Nachricht deuten, dass eine Private-Equity-Firma namens Falcon Equity sich erbötig macht, den Chelsea FC zu kaufen. Nicht für einen Euro, wie Uli Hoeneß gelegentlich sarkastisch in den Raum gestellt hat, sondern für geschätzte 600 Millionen.

Niemand rechnet ernsthaft damit, dass Roman Abramowitsch verkaufen will, aber die englischen Medienberichte sind doch nicht ohne Interesse. Chef von Falcon Equity ist übrigens ein gewisser Holger Heims, der bei der Deutschen Bank mit Wagniskapital umzugehen gelernt hat und jetzt vor allem im Nahen Osten Beziehungen unterhält.

Auch der Liverpool FC wird aktuell wieder mit Kapital aus der Region in Verbindung gebracht, in diesem Fall verlaufen die Verbindungen zu der Familie Al Kharafi in Kuwait.

In Deutschland kann allenfalls Hoffenheim mit diesen sagenhaften Geschäften mithalten (die Festgeldsupermacht FCB fällt in eine andere Rubrik), und tatsächlich kommt auch von dort eine interessante Neuigkeit: Ralf Rangnick hat sich bei Arsène Wenger nach Nicklas Bendtner erkundigt, aber der dänische Jungstar hat gerade in zwei Spielen zweimal für Arsenal getroffen und sieht sich auf dem besten Weg zu einem Stammplatz. Er will also in London bleiben. Immerhin: dass es mit dieser Geschichte ziemlich sicher etwas auf sich hat, zeigt schon, dass Hoffenheim die Bundesliga deutlicher verändert hat, als es allein der Tabellenplatz 1 ausweist.

Die Hertha wird derweil mit niemand in Verbindung gebracht außer mit dem Australier Scott Chipperfield, der sich als nicht ausreichend fit für eine Übergangslösung erwies. Manager Hoeneß schmollt angeblich immer noch wegen Junior Cesar, den er nicht verpflichten durfte, und für den er nun dringenden Bedarf sieht. Das alles spielt sich im Unschärfebereich der globalen Märkte ab.

Donnerstag, Januar 22, 2009

Marbella

Die Hertha ist aus dem Trainingslager zurück. Nichts Genaues weiß man nicht. Viele Spieler sind nicht fit, der spektakuläre Überschlag von Gojko Kacar im Spiel gegen Karlsruhe wirkt immer noch nach. Anscheinend möchte der Coach den 33jährigen Australier Scott Chipperfield für die linke Defensivposition verpflichten, ein Transfer mit vielen Ungewissheiten.

Prinzipiell kann von Bergen aber für meine Begriffe einen passablen Rechtsverteidiger spielen, sodass Marc Stein auf links bleiben könnte, bis Sofian Chahed wieder fit ist. Das sind alles keine langfristigen Lösungen, aber auch in der Hinrunde hat es vier, fünf Spiele gebraucht, bis das Team halbwegs beisammen war. Nun wird allerdings ein guter Start noch wichtiger, denn die Luft ist dünn, in der Hertha sich bewegt.

Im Rest der Welt tun sich auch viele Dinge. Arsenal hat sich mit einem Auswärtssieg bei Hull City zuletzt ein wenig konsolidiert, vor allem die Form von Robin van Persie ist überragend. Ob Arshavin von Zenit St. Petersburg gekauft wird, lässt sich aus den Zeitungsberichten derzeit kaum entnehmen. Interessant die Entwicklung bei der Suche nach einem neuen Trikotsponsor für Manchester United: Der Versicherungskonzern AIG ist durch die Finanzkrise so angeschlagen, dass eine Verlängerung des bis 2010 laufenden Vertrags nicht in Frage kommt. Als Favorit gilt nun Saudi Telecom, der Konzern hat weitreichende Aktivitäten in Südafrika und Asien und setzt auf die Popularität des wahrscheinlich bekanntesten Fußballclubs der Welt. Ein Fall von Globalisierung, isn't it?

Hertha braucht schon 2009 einen neuen Sponsor für die Spielerkleidung, wird aber noch einige 100 Jahre und ökonomische Kernschmelzen brauchen, um zu MeanU aufzuschließen. Ich plädiere für Naftogaz, das ist das Gas-Unternehmen der Ukraine, das derzeit mit Gazprom (und damit mit Schalke 04) im Streit liegt.

Dienstag, Januar 13, 2009

Lamborghini

Valdano mahnt mich zur Ordnung, und Recht hat er: gepostet muss werden, wo käme die Blogosphäre denn sonst hin? Ich war in den letzten Tagen damit beschäftigt, mit Freunden eine größere Sache auf die Beine zu stellen, die mit Fußball nur wenig zu tun hat, dafür aber mit Film. Das ist zwar immer noch nicht ganz unter Dach und Fach, es sieht inzwischen aber stark danach aus, dass wir das hinkriegen.

Ich habe also eher am Rande registriert, dass Kevin-Prince Boateng in die Bundesliga zurückkehren wird - freue mich darüber, denn ich habe immer noch vor meinem geistigen Auge, wie er damals zum ersten Mal im Olympiastadion eingewechselt wurde, und ich seines Laufstils wegen sofort an Patrick Vieira denken musste. Leider hat der Prinz davon eine Weile nur das Prätentiöse bewahrt, die Zeit im London, wo er sich und seinen Lamborghini auf Linksverkehr umstellen musste (wenn er ihn denn jemals verfrachtet hat, ist ja eine Menge Cargo, so ein Luxuswagen) und wohl auch ein Ehedrama durchlebt hat, kann aber nicht ganz ohne Erkenntnisse bei ihm geblieben sein.

Arsenal hat am Wochenende glanzlos 1:0 gegen Bolton gewonnen und dabei gezeigt, dass nicht der viel diskutierte Arshavin die Lösung wäre (das kann Nasri auch, wenn er unterstützt wird), sondern eben dringend jemand für die Position Dardai (nenne ich jetzt einfach einmal so) benötigt wird.

Liverpool hat die Tabellenführung nach Verlustpunkten schon verloren, weil der eigensinnige Coach Benitez gegen eine robuste Truppe wie Stoke auf seine beiden Stürmer Torres und Keane verzichten zu können glaubte. Chelsea geht in den Herbst, und MeanU schwillt die Brust. Sie laufen aber auch am meisten, und am gescheitesten. I'm back, and so is the Prince.

Mittwoch, Januar 07, 2009

Winterpause

Ich habe mir auch eine kleine Winterpause genommen, andere Dinge sind im Moment dringlicher. Seit vorgestern trainiert die Hertha wieder, die Transferperiode wird aller Wahrscheinlichkeit nach anderswo interessanter sein als in Berlin (etwa beim FC Arsenal), damit bleibt das ewige Thema Marko Pantelic für die Berliner Tabloids weiterhin ganz oben auf der Prioritätenliste.

Was spricht für einen neuen Vertrag? Pantelic ist, entgegen den häufig strapazierten Klischees, kein egozentrischer Spieler. Er würde sogar, da bin ich mir sicher, nach einem erfolgreichen Vertragsabschluss wieder deutlich mannschaftsdienlicher spielen, im Moment ist er eben auch nicht frei von dem Druck, auf eigene Zukunft treffen zu müssen. Die Intelligenz seines Passspiels habe ich schon häufig hervorgehoben, und dass er ein Idol ist, ist unbestreitbar. Er ist neben Marcelinho der sicher erfolgreichste Transfer der Ära Hoeneß, ich würde ihn gern noch eine Weile und vielleicht sogar später in einer interessanten Funktion in Berlin sehen.

Was spricht gegen eine Verlängerung? Er wird nicht jünger, er ist auch bei reduzierten Gehaltsforderungen noch teuer, er wird die Entwicklung der Mannschaft, wenn diese denn so schön weitergeht wie bisher, nicht hundertprozentig mitvollziehen können. Mit einem Wort: er droht zu einem Sympathierelikt zu werden, einem wie Teddy Sheringham. Ein ganz großer Herthaner und Berliner ist er auf jeden Fall jetzt schon.