Samstag, April 04, 2009

Durchreiche

Nach zehn Heimsiegen in Serie hat die Hertha heute gegen Borussia Dortmund mit 1:3 verloren, insgesamt verdient, auch wenn dieses Mal deutlich mehr Chancen zu verbuchen waren, als es eigentlich zu unserer Spielcharakteristik gehört. Es war ein Match, das der Trainer sich noch oft anschauen wird, denn er hat gesehen, was der Hertha in den Wochen der Tabellenführung abhanden gekommen ist: Konzentration, Flexibilität, Laufbereitschaft, Effizienz. Das hat alles der BVB gezeigt.

Die Führung für die Auswärtsmannschaft brachte ein Match auf Touren, das davor so richtig eine Karikatur der "Ruhe" (Bruno Labbadia) war, die Hertha auch schon gutgeschrieben worden war. Es war nicht Ruhe, es war Trägheit und auch irgendwie Ratlosigkeit, was die erste halbe Stunde prägte. Nach dem Gegentor kam jene Leidenschaft, die der Hertha aus eigenen Stücken irgendwie zu fehlen scheint. Es dauerte er aber bis weit in die zweite Halbzeit, bis Raffael mit einem grandiosen Solo den Ausgleich schaffte.

Danach war alles offen, es war aber der BVB, der durch einen Kopfballtreffer von Kehl erneut in Führung ging. Die lange Zeit so gelobte Defensive der Hertha bröckelt doch deutlich. Danach machte Favre für meine Begriffe einen taktischen Fehler: Kacar für Dardai sehe ich ein, Pantelic für Nicu auch, aber Domovchyiski für Ebert war für meine Begriffe zu viel der Umstellung. Das Flügelspiel war danach endgültig vom Tisch, und das 1:3 nach einer Fehlerkette acht Minuten vor Ende war eine harte Bandage.

Viele Hertha-Fans verließen danach schon das Stadion, es waren wohl solche, die von der Meisterschaft geträumt hatten. Dazu müsste die Mannschaft aber mehr Qualität auf verschiedenen Positionen haben: Rodnei erscheint mir weiterhin ungenügend, heute war aber auch Nicu schwach, sodass die linke Seite nichts brachte. (Nicu rutschte auch ständig aus, kann der nicht die richtigen Schuhe anziehen, er kennt doch den Rasen?)

Rechts war ein wenig besser, von Bergen und Ebert versuchten immerhin eine Menge. Raffael war der beste Herthaner bei insgesamt schwacher Gesamtleistung. Noch ein ästhetisches Detail: Was war denn das für eine Jubelmusik nach dem Raffael-Treffer? Üblere Dröhne gibt es ja wohl nicht. Kein Wunder, dass danach kein Tor mehr gelang.

5 Kommentare:

spreemaradona hat gesagt…

"Was war denn das für eine Jubelmusik nach dem Raffael-Treffer?"

Das war der Marsch "Das macht die Berliner Luft, Luft, Luft" aus der Operette "Frau Luna" von Paul Lincke. Original Berliner Liedgut, also. Ich fand das eine nette Sache. Damit haben die übrigens schon beim Bayern-Spiel angefangen. Mich regt vielmehr dieser Atzen-Song auf.

marxelinho hat gesagt…

Ah, da fehlt mir grundlegende Berliner Bildung. Werde beim nächsten Mal genau hinhören.

Nick hat gesagt…

Super Spielbericht! Kann ich als in Berlin lebender BVB-Fan und im Stadion Anwesender alles unterschreiben. Besonders deine Charakterisierung der Anfangsphase, dass das von Hertha diesmal weniger 'Lauern' und mehr Trägheit war - bei eurer Taktik kommt es halt immer drauf an, dass alle Spieler hellwach sind.

Chudi Müller hat gesagt…

Ich möchte auch eine Lanze brechen für Steve von Bergen, er hat wirklich gut gespielt. Ich finde aber, dass Favre für einmal einen Teil der Schuld trägt. Er hat nicht klug gewechselt. Es war doch recht bald zu sehen, dass Woronin nicht seine gewohnte Leistung würde bringen können.

marxelinho hat gesagt…

Ich stimme Chudi Müller zu, ich fand insgesamt die rechte Seite wesentlich agiler als die linke. Von Bergen sollte im Team bleiben, Stein wieder auf links gehen.