Freitag, Juli 27, 2007

Baustellen

A. und ich fahren heute nach Österreich, es wird kein richtiger Urlaub werden, der Computer muss mit, aber wir wollen doch zumindest eine Woche auf dem Land verbringen, und ein paar Tage in Wien. Dort hätte ich auch gleich zu tun, als Spielerbeobachter: Denn Hertha hat anscheinend ein Angebot für den jugendlichen Rapid-Spieler Veli Kavlak abgegeben, ein Mittelfeldtalent von gerade einmal 18 Jahren. Sieht allerdings so aus, als hätte Manager Hoeneß da ein wenig naive Vorstellungen: 700.000 Euro für einen Mann, der Vertrag bis 2011 hat und seit der U20-WM in Kanada in ganz Österreich ein Star ist (und auch international schon für Interesse sorgt), das wird so nicht klappen. Der Spieler hat vorerst nur gesagt, dass sein Vater ihn nicht ziehen lassen will, bevor er in Österreich eine Ausbildung abgeschlossen hat. Kavlak wäre der neue Bastürk, zumindest im Idealplanspiel mit Zehnjahresperspektive. Die Hertha ist zwei Wochen vor dem Ligastart in einer seltsamen Situation: Nichts ist noch fix. Gilberto kam aus Brasilien mit einer Wadenverletzung zurück. Die Brüder Boateng trainieren mit der Mannschaft, sind aber auf Abruf, mit ihnen wird nicht geplant. Der Transfer von Kevin-Prince zu Tottenham, von dem zwei, drei Transfers zu Hertha abhängen, ist zu einer Hängepartie voller Unwägbarkeiten geworden. Jerome Boateng, dem jetzt schon das Sammer-Stigma von der überheblichen Generation U19 anhängt (nicht ganz zu Unrecht, wenn man ihn schon einmal in einem alltäglichen Match gesehen hat), will und soll zum HSV, das zieht sich aber auch noch. Und heute enthüllt die MoPo, was ohnehin schon zu erahnen war: Favre mag Pantelic nicht, was ich schade finde, denn ein großer Trainer sollte mit einem so interessanten wie schwierigen Spieler doch etwas anfangen können. Ohnehin finde ich, dass insgesamt zu viele Hoffnungen auf Gilberto ruhen, und dass bei Favre sich auch erste blinde Flecken abzeichnen. Dass die Kommunikation zwischen ihm und Hoeneß nicht immer leicht ist, kann ich mir nicht anders vorstellen, denn der Alpha-Bulle Hoeneß und der immer noch häufig scheu wirkende Favre passen ja eigentlich gar nicht zusammen. Während wir in Österreich sind, trainiert Real Madrid in Irdning in der Steiermark. Vielleicht kriege ich dort ja ein Exklusiv-Interview mit dem Friseur von Christopher Schorch.

Mittwoch, Juli 25, 2007

Verkehrte Welten

Das Bild, das ich neulich gemacht habe, zeigt Fans auf dem Weg zum Amateurstadion. So vertreiben sie sich die Zeit in diesem langen Sommer, sie gehen zu den Spielen der U17 (auch schon wieder eine Weile her), zum Training oder, wie ich am Sonntag, sie fahren nach Babelsberg zu einem Freundschaftsspiel, das Hertha mit 4:0 gewann. Erst hinterher bekam ich mit, dass die Fanclubs dieses Match gemieden hatten, weil es 2001 nach einem Cupspiel gegen Babelsberg 03 zu Auseinandersetzungen zwischen den "linken" Fans von Babelsberg und den "rechten" Fans der Hertha gekommen war. Am Sonntag kamen dann aus dem Hertha-Block zwei Parolen, die anscheinend selbstironisch waren, aber doch ein wenig arg missverständlich klangen: "Arbeit macht frei - Babelsberg 03", sowie "Internationale Völkermordzentrale - USA" - dies, weil der Babelsberger Torwart den Namen Busch trägt. Im Alltag von Fans gibt es also eine Menge Konfusion, die sich derzeit auch, weil ja immer noch nicht gespielt wird, in den Foren niederschlägt. Jetzt kommt gerade eine kleine Knaller-Meldung über die Agenturen: Der Nachwuchsspieler Christopher Schorch wechselt zu Real Madrid! Ob diesen Deal der Frisör ausgehandelt hat, der neulich im Büro von Manager Hoeneß war? Bei Kevin-Prince Boateng dagegen scheint die Sache zu stocken, jetzt ist schon eineinhalb Wochen nicht viel aus Tottenham zu hören, und klammheimlich wünschen sich viele, dass Karel van Burik diesen Transfer vergeigt. Leider wäre damit niemand geholfen. Aus Babelsberg habe ich immerhin zwei positive Erkenntnisse gewonnen: Es gibt eindeutig ein neues System bei der Hertha, das dem von Arsenal sehr ähnlich ist - bei der Umsetzung hapert es natürlich noch, aber Christian Müller hat zum Beispiel auf der Position Fabregas ganz gut gespielt. Und Lucio könnte links tatsächlich eine Bereicherung werden, das wäre dann vielleicht so denkbar: Fathi bleibt links in der Viererkette, Gilberto spielt vor ihm halb innen (wo bei Arsenal Gilberto Silva spielt), und Lucio dann noch weiter vorne, um mit Pantelic zu kombinieren.

Mittwoch, Juli 18, 2007

Stammformation

So wie gestern beim Trainingsspiel gegen Middlesbrough wird Hertha sicher nie wieder antreten: Drobny. Chahed-Friedrich-Simunic-Fathi. Ebert-Dardai-Schmidt-Bieler. Okoronkwo-Piszczek. Wurde ein 1:1 mit vertretbarer Leistung, wie so zu hören ist. Die Hertha kommt heute aus Österreich zurück, wir werden nächste Woche nach Österreich fahren, deswegen ist jetzt noch viel zu tun, und ich kriege die vielen interessanten Ereignisse zwar mit, nehme sie aber nur zur Kenntnis: den Viertelfinalsieg der österreichischen U 20 gegen die USA (heute Nacht das Halbfinale), den Finalsieg von Brasilien gegen Argentinien bei der Copa Americana (die Daily Mail wählte Mineiro zum Man of the Match!), das Spiel der U19 von Deutschland gerade gegen Frankreich in meiner Heimat Oberösterreich. Am Sonntag werde ich nach Möglichkeit nach Babelsberg fahren, um mir das Testspiel der Hertha anzusehen. Bis dahin: offene Fragen. Wird Arsenal tatsächlich Rodrigo Palacio aus Argentinien einkaufen? Ist Hertha an einem serbischen Spieler für die rechte Seite dran? Meine Wunschformation für die kommende Saison, utopische Variante: Drobny. Chahed-Friedrich-Simunic-Fathi. Ebert-Flamini-Gelson Fernandes-Gilberto. Pantelic-Ede. Dagegen spricht: Flamini ist bei Arsenal zwar nur noch dritte Wahl, für Hertha aber trotzdem außer Reichweite. Für Gelson Fernandes hat die Hertha zwar geboten, er hat aber bei ManCity unterschrieben. Ede muss erst zeigen, ob er ein Verwerter ist. Aber es kommen ja noch neue Namen.

Freitag, Juli 13, 2007

White Hart Lane

An den ersten Auftritt von Kevin-Prince Boateng für Hertha BSC erinnere ich mich noch gut. Es war vor zwei Jahren, die Saison hatte gerade begonnen, das erste Heimspiel ging gegen Frankfurt. Nach dröger erster Hälfte ersetzte Coach Götz damals Fathi durch Boateng, dem damals schon ein ziemlicher Ruf vorauseilte. Heute scheint es, als wäre die Karriere des deutsch-ghanaischen Prinzen stark auf Charisma gebaut: er wird nun möglicherweise nach London zu Tottenham Hotspur wechseln, für fünf Millionen englische Pfund, die sich in den Büchern von Hertha als 7,4 Millionen Euro vermutlich nur kurz niederschlagen werden. Was noch ein Problem werden könnte: Boateng ist schon wieder verletzt, er trainiert in Stegersbach nur halb mit, sein Knie bereitet Sorgen. Er muss also den "medical test" erst bestehen. Einmal habe ich vor einer Woche das Training der Hertha besucht, neben dem platten Pantelic war Kevin-Prince dabei am deutlichsten anzusehen, dass ihn das harte Arbeiten an der Kondition mitgenommen hat. Für die physische Premier League würde er also noch eine Menge tun müssen. Was ich damals, vor zwei Jahren, sofort an seinem Spiel mochte: er kann Pässe schlagen, flach und scharf, auf die wenige andere kommen würden. Meistens kommen auch die Angreifer der Hertha nicht drauf. Es wäre interessant gewesen, seine Entwicklung unter einem guten Trainer, wie Favre wohl einer ist, zu verfolgen. Coach Götz hat ihn nicht weitergebildet, hat nicht an seinem Zweikampfverhalten (rüde) gearbeitet, hat ihn kaum einmal aus dem zentralen defensiven Mittelfeld kommen lassen (dafür war er anfangs designiert: für die Position Vieira), hat ihn in jeder Hinsicht stagnieren lassen. Dann kam noch das Interview über die Familienverhältnisse im Wedding - im Rückblick wird erst so richtig deutlich, was für ein arroganter Narr der lahme Falke war. Ich hoffe, der Transfer klappt, denn ich würde Kevin-Prince Boateng sehr gern in der Premier League sehen, ich würde ihn am liebsten zu einem Star aufsteigen sehen, hege aber meine leisen Zweifel. Jetzt warten wir einmal auf die Unterschrift.

Dienstag, Juli 10, 2007

Auf der Gugl

Der Linzer Athletiker Sportklub LASK, der Verein, dem mein Vater anhängt und dem ich in meiner Kindheit die Daumen gedrückt habe, ist nach einigen Jahren in die oberste Spielklasse im österreichischen Fussball, in die T-Mobile Bundesliga, zurückgekehrt. In dieser Funktion des Neulings hatte der LASK heute die Ehre, die neue Saison zu eröffnen, mit einem Heimspiel gegen den FC Kärnten (vormals FC Superfund Pasching, wobei zu vermerken ist, dass Pasching eine Vorstadt von Linz ist, während Kärnten das südlichste Bundesland Österreichs ist - hier hat die Relokation eines Clubs stattgefunden, wie wir sie sonst nur aus Nordamerika kennen), ausgetragen im traditionellen Stadion auf der Gugl, wo ich seinerzeit mein erstes größeres Fussballspiel live gesehen habe. Es war ein schwaches Match, wobei die Taktik des von mir nicht sonderlich geschätzten LASK-Trainers Karl Daxbacher sehr auf den alternden Ivica Vastic, einen typischen Austrostar aus Kroatien, zugeschnitten war. In der vorletzten Minute der regulären Spielzeit erzielte der junge Florian Klein (Bild), rechter Offensivspieler, den einzigen Treffer. Der LASK hat also schon drei Punkte gegen den Wiederabstieg eingesammelt, und kann sich anschicken, die T-Mobile-Bundesliga aufzurollen. Irgendwann wird er auch auf Rapid Wien treffen, dann werden sich meine Sympathien entsprechend der für meine Fanbiographie doch deutlich prägenderen Zeit in Wien verteilen. Vorerst aber füllt der österreichische Fussball das Sommerloch.

Sonntag, Juli 08, 2007

Grün-Weiß Lübben

Einen Tag vor der Abreise in das Trainingslager in Österreich bietet die Hertha ein relativ konfuses Bild: Der Manager ist in Brasilien und kauft aller Voraussicht nach einen Spieler namens Lucio für die linke Seite. Der Co-Trainer Harald Gämperle hat in Zürich gekündigt und wird pünktlich erwartet. Der ghanaische "Fussballer des Jahres" Kweku Essien (nicht verwandt, nicht verschwägert) spielte gestern beim Testspiel bei Grün-Weiß Lübben vor und konnte anscheinend halbwegs gefallen - er wird auch in Stegersbach dabeisein. Kevin-Prince Boateng, der in Lübben anscheinend in guter Form war, wird zunehmend dringlicher mit dem FC Sevilla in Verbindung gebracht. Marko Pantelic, den ich am Donnerstag beim Training ein wenig beobachten konnte (er ist konditionell ziemlich parterre), hat gestern gar nicht gespielt. Gilberto und Mineiro werden noch einige Zeit in Südamerika sein. Nach "Team Building" sieht mir derweil noch gar nichts aus. Der Ankauf von Lucio macht einige Rochaden notwendig, er wird entweder Fathi verdrängen, was kein großer Schaden sein muß, wie wird er aber mit Gilberto zusammenspielen? Ich hoffe dringend, dass niemand mit unserem "braven" Brasilianer als Führungsspieler in der Mittelfeldzentrale rechnet, da haben wir in der letzten Saison schon unsere Erfahrungen gemacht. Zudem scheint sich Favre noch nicht ganz sicher zu sein, ob er den neuen Torhüter Drobny, den er nicht persönlich bestellt hat, auch als Nummer 1 designieren soll - in Lübben ließ er Fiedler durchspielen, was liest man daraus? Hoffentlich nix. Heute werden einige Spieler erfahren, dass sie nicht nach Stegersbach mitfahren werden: ich tippe einmal auf Wallschläger, vielleicht Bieler, ungewiss ist sicher auch der lange verletzte Cagara, von Schorch haben wir lange gar nichts gehört, ich sah ihn am Donnerstag auch nicht beim Training. Noch ist ein Monat Zeit, allmählich wäre es interessant, die Konturen einen künftigen Mannschaft zu sehen.

Mittwoch, Juli 04, 2007

Eduardo da Silva

Der FC Arsenal hat einen neuen Stürmer verpflichtet (ob er der "neue Henry" wird, muss mich nicht interessieren, ich bin ja kein Massenmedium): Eduardo da Silva, kroatischer Brasilianer, genügt ganz offensichtlich dem, was Simon immer als das "Schönheitsideal" von Arsène Wenger bezeichnet. Auf diesem Bild sieht er José Antonio Reyes, unserem Penaten, ein wenig ähnlich. Das Scouting ging dabei ganz einfach, es folgte dem Prinzip Elefantengedächtnis: Verlier niemand aus dem Auge, der dich einmal gedemütigt hat. Da Silva spielte im Vorjahr in der CL-Quali gegen Arsenal, sein Team war chancenlos, aber er gab den Arsenal-Verteidigern eine Menge aufzulösen und schoss sogar ein Tor im Emirates. So ähnlich haben die Bayern seinerzeit Makaay entdeckt, und die Hertha ihren Lulu Favre. Ob Arsenal jetzt noch einen weiteren Stürmer kaufen wird (von Obafemi Martins war die Rede, aber auch von Nicolas Anelka, der im Elefantengedächtnis der Bayern auch eine Rolle spielen muss, seiner Exzentrik wegen aber für Uli Hoeneß nie in Frage kam), ist ungewiss, wäre aber eine Überraschung. Denn Eduardo ist ein Transfer, der wieder einmal nicht auf ein, zwei Jahre gedacht ist, sondern auf vier, fünf - also mindestens so lang, wie Arsène Wenger noch bleiben soll, wenn es nach mir geht.

Montag, Juli 02, 2007

FC Carl Zeiss Jena

Das erste Probespiel unter Lucien Favre hat die Hertha gestern in Jena gegen den FC Carl Zeiss mit 3:o gewonnen. Aus den Berichten im Fanforum und der ausführlichen Match-Schilderung in der MoPo kann ich schließen, dass es eine mühsame Sache war, dass aber einige interessante Ansätze erkennbar waren: Das Flügelspiel mit Ebert (zwei Tore) und Traore (neu von den Amateuren) hat wohl noch am besten funktioniert. Stellt man in Rechnung, dass viele sogenannten Stammspieler (Pantelic, Simunic, Gilberto, Mineiro) und beide Boatengs nicht mit waren, gibt das wohl noch wenig Aufschlüsse. Immerhin bin ich froh, dass Ebert sich anscheinend anbietet, und zwar nicht bei anderen Clubs. Die Mitgliederversammlung, bei der gestern die Satzung des Vereins geändert wurde, konnte ich nicht besuchen, es war aber ohnehin eine eindeutige Sache und hätte von meiner Seite keiner Einwände bedurft. Jetzt steht eine arbeitsreiche Woche an, an deren Ende ich ein, zwei Mal beim Training vorbeischauen möchte, denn nächste Woche ist die Hertha in Österreich, während ich mit A. erst im August dorthin fahren werde.