Die Kündigung von Jürgen Klinsmann beim FC Bayern München lässt bei diversen auf Gerüchte spezialisierten Zeitungen sofort die Kaffeetassen wackeln, so intensiv wird darin gelesen: In England wissen informierte Kreise von einem Angebot an Arsène Wenger, das schon vergangene Woche abgelehnt worden war, in Berlin wissen die Tabloids von einem hypothetischen Interesse an unserem Coach Lucien Favre. Man lässt hier eben keine Gelegenheit aus, eine kleine Größenphantasie in die Welt zu setzen.
Dass man in München über Favre diskutieren wird, setze ich voraus. Dass man diesem Gedanken aber auch nur nähertreten würde, schließe ich aus. Favre ist die klassische "kleine Lösung", auf die sich der FC Bayern nicht verstehen kann. So einen Kaderumbau wie in Berlin würde man ihm in München nie gestatten, dabei haben Uli Hoeneß & Scouts doch völlig verlernt, wie man Talente findet. Seit Jahren kaufen sie erprobte Kräfte, und so kam eben der Seniorenkader zustande, an dem Klinsmann gescheitert ist.
Hertha und Favre, das passt ideal zusammen. Ein schlafender Riese, der von einem Fußballintellektuellen wachgeküsst wird, diese Geschichte kann man nur in Berlin schreiben, wo Armut von Bürgermeister als "sexy" bezeichnet wird und wo der Trainer nach Kräften den Rest der Liga reich redet. Seiner Rechnung nach müsste die Hertha auf Platz 13 stehen, mehr gibt das Budget nicht her.
Die elf Plätze Differenz kann Favre sich also gutschreiben auf das Konto, auf dem er das symbolische Kapital liegen hat, das ihm Sätze wie diesen erlaubt, neulich geäußert als endgültiges Schlusswort zur Causa Pantelic: "Ich arbeite seit zwei Jahren gegen den Verein." Mit einem Präsident, der Gegenbauer heißt, ergibt das ein ideales Arbeitsverhältnis.
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