Sonntag, Februar 28, 2010

Düpage

Hertha hat gegen Hoffenheim vor eigenem Publikum mit 0:2 zwei verloren; bei beiden Toren ließ sich ein Innenverteidiger, zuerst Friedrich, spät dann noch von Bergen, von einem Stürmer düpieren, sodass sich eine Niederlage ergab, die zwar nicht ganz den Charakter einer Blamage, aber doch den einer - mit einem Wort, das es nicht gibt - Düpage hat. Man steht dann einfach ein wenig blöd da.

Der Charakter des Spiels deutete sich früh an, als Raffael einen perfekten Ball in die Beine bekam, sofort Tempo aufnahm, dabei aber die Abspielmöglichkeit auf Gekas übersah. Der Grieche war gestern wieder einmal weitgehend isoliert, aber auch aus eigenen Stücken teilnahmslos. Hertha hatte eine ganz gute erste Viertelstunde, dann verletzte sich Piszczek, danach hatte Hoffenheim sich auf das meistens zentrale Gefummel der Hertha eingestellt, und noch vor der Pause stellte Demba Ba mit einem Solo durch die Beine von Arne Friedrich (der Ball natürlich, Ba ging außen vorbei) die Führung her.

Was danach kam, offenbart die Konstruktionsprobleme der Mannschaft, auf die Coach Funkel (zum Teil auch aus Mangel an personellen Alternativen) setzt: es gibt keine Flügelspieler, Nicu und Ebert drängen sich nicht auf, Kringe spielt umständlich und macht viele technische Fehler. Gekas wie gesagt kein Faktor, gegen Hamburg sollte er auf die Bank, mit der Rückkehr von Kacar bietet sich das 4-3-3 an, das im Herbst besser funktioniert hat.

Kobiashvili war gestern offensiv auch eine Vorgabe, er wirkt vor allem gedanklich träge. Da Funkel an Gekas festhält, zu dem das Spiel aber selten vordringt, und da Raffael sich zunehmend im guten Positionsspiel von Hoffenheim festrannte, wäre es angebracht gewesen, das Spiel breiter zu machen - dafür fehlt aber das Personal, und die Konzeption.

Die Fans sind inzwischen sauer, die Lösung, die einer ganz konkret vorschlug, kann ich aber nur als gefährliche Drohung betrachten: Funkel raus - Götz rein? Das wäre für mich ein Grund, die Mitgliedschaft zu kündigen.

Freitag, Februar 26, 2010

Corporate Clients

Ich hatte nie vor, nach Südafrika zu fahren, um mir dort ein WM-Spiel live anzusehen. Nicht, weil ich das nicht prinzipiell erwägenswert finde (ich denke mir gerade neue Reiseideen aus, nachdem die Fahrt nach Riga und Ventspils wohl auf längere Zeit die letzte internationale mit der Hertha gewesen sein wird), sondern weil ich nicht dabei mitspielen will, wie die FIFA da einen Staat im Staat einrichtet, den sie nach eigenem Gutdünken regiert.

Der Guardian berichtet heute, dass Philipp Chiyangwa, ein Neffe von Robert Mugabe, Gewaltherrscher über Zimbabwe, mit der Vermittlung von Hotelangeboten an "corporate clients" beauftragt wurde. Schon die generelle Appeasement-Politik der südafrikanischen Regierung gegenüber Mugabe ist ein Ärgernis, dass Blatters Raffbande jetzt aber auch noch dessen Neffen in ihr eigenes nepotistisches System einbindet, ist blanker Hohn.

Die FIFA hat es verstanden, die Vergabe der WM 2010 an Südafrika als Zeichen der Hoffnung darzustellen, in Wahrheit ist es einfach so, dass sie dort Strukturen vorfindet und schafft, die den eigenen perfekt entsprechen. Im Prinzip müsste man die WM boykottieren, das heißt: auch im Fernsehen nicht hinschauen. Aber wer schafft das schon!

Mittwoch, Februar 24, 2010

Wolkenbruch

Friedhelm Funkel ist ein intelligenter Mann. Bei Interviews können wir ihm manchmal beim Denken zusehen. Er ist dann zum Beispiel gerade im Begriff, eine Trainerfloskel zu verwenden, besinnt sich aber, und verwendet eine andere, weniger abgenützte Trainerfloskel. Er weiß, das ihm "kompakt stehen" natürlicher über die Lippen kommt als "variantenreiches Angriffsspiel", aber er sucht immerhin manchmal nach Formulierungen, die dem einen wie dem anderen Genüge tun.

Gestern hat die Hertha in Lissabon mit 0:4 gegen Benfica verloren. Sie hat dabei ein Lehrspiel erlebt, mit wendigen Angriffen über die Flügel, mit intensiver, kleinteiliger Laufarbeit, mit präzisen Pässen von hoher technischer Qualität, und sie ist dabei selbst ganz und gar nicht kompakt gestanden. Egal, mit dem Ausscheiden aus der Europa League ist eine Anomalie beendet, eine Ungleichzeitigkeit zwischen der letzten und der aktuellen Saison.

Jetzt kann der normale Abstiegskampf beginnen, und bevor Hertha in diesen eintaucht, hat es in Lissabon eben noch einmal eine Verhältnisbestimmung gegeben - wie zur Erinnerung daran, was im Fußball möglich ist, und was die Hertha von nun an auf einen fernen Horizont verschieben muss. Denn auch wenn die Sache heuer vielleicht noch einmal gut geht, so ist der Bruch doch enorm: Der Anschluss an den modernen Fußball geht mehr und mehr verloren, das hat man gestern auch am Beispiel des VfB Stuttgart gesehen, der gegen Barcelona mit einer jungen, dynamischen Mannschaft sehr gut ausgesehen hat.

Patrick Ebert war einmal eine Hoffnung wie Timo Gebhardt - den Unterschied heute macht die Hertha. Wo Stuttgart heute Sami Khedira und Christian Träsch hat, hat die Hertha jahrzehntelang auf Pal Dardai gesetzt. Erfahrung ist eines der Wörter, das Friedhelm Funkel leicht über die Lippen kommt, Entwicklung hört man von ihm so gut wie nie (immerhin aber lässt er Lustenberger sich entwickeln!). Der Abstiegskampf ist der Abstiegskampf, gestern aber hat die Hertha wenigstens noch einmal die internationalen Koordinaten aufgezeigt, nein: vorgeführt bekommen.

Montag, Februar 22, 2010

Kampfsamba

Die Hertha hat 3:0 in Freiburg gewonnen, sie hat damit Anschluss gewonnen an eine Vierergruppe am Tabellenende, die wohl die Abstiegsplätze in dieser Saison unter sich ausmachen muss. Es war ein verdienter Sieg, zu dem wesentlich die drei Südamerikaner beigetragen haben, denen zwischendurch schon einmal vorgeworfen worden war, sie würden ein "Grüppchen" bilden: Raffael, Cicero und Ramos.

Das Führungstor in der 28. Minute leitete Raffael mit einem zweikampftechnisch hochwertigen Ballgewinn knapp hinter der Mittellinie ein, er zog allein (wie nur er das kann) mit dem Ball am Fuß auf das Tor, schoss aus der Distanz, Pouplin musste abprallen lassen, und der rechts mitgelaufene Ramos konnte verwerten (da war auch ein wenig Glück dabei, denn der Schuss war haltbar).

Nur ein paar Minuten später kam es, nun schon mit Selbstvertrauen in der Mannschaft, zu einer Kombination auf dem linken Flügel, dieses Mal war es Ramos, der sich sehenswert in einem Zweikampf durchsetzte, wiederum technisch anspruchsvoll auf Cicero weiterleitete, der aus spitzem Winkel überzeugend abschloss.

Damit war der Widerstand von Freiburg eigentlich schon gebrochen, das 3:0 nach der Pause war dann vor allem als Signal von Bedeutung: Cicero nahm einen Abpraller des unglücklich agierenden Gekas auf und zog mit dem rechten Fuß ab, es war ein Strich, wie wir in Österreich sagen. Gekas hatte sich kürzlich ein wenig beklagt, dass er keine brauchbaren Bälle bekäme - das Spiel gestern war fast so etwas wie eine Demonstration der "Brasilianer", dass sie ihn nicht brauchen, alle Zuspiele auf ihn waren mangelhaft, drei Tore gab es trotzdem.

Es werden aber Spiele kommen, wo auch Gekas gefordert sein wird, gestern waren die Erfolge von Ramos und Cicero jedenfalls durch Arbeit verdient (bei beiden Toren vor der Pause war ein Zweikampf dabei, den es zu gewinnen galt), während der Grieche immer noch zu sehr darauf wartet, dass das Spiel zu ihm kommt. Es lief wieder einmal an ihm vorbei.

Zwei Herthaner sind zusätzlich zu den drei Matchwinnern herauszuheben: Lustenberger spielte ein konzentriertes Match, und Hubnik überraschte durch kraftvolle Vorstöße - so etwas hat man von einem Berliner Innenverteidiger seit den Tagen vor bald einem Jahr nicht mehr gesehen, als Simunic sich zunehmend in die Rolle eines Leaders hineinfand.

Freiburg hat jetzt 19 Punkte, Nürnberg und Hannover haben 17, die Hertha hat 15. Aus einer "Mission Impossible" ist nach 23 Spieltagen ein relativ normaler Abstiegskampf geworden, und das, obwohl Hertha erst drei (!) Spiele gewonnen hat und von einer Serie keine Rede sein kann.

Im Moment reicht es, dass Hertha sie selbst ist (eine Mannschaft mit Potential, aber noch größerem Phlegma, das sie gestern zum Glück ablegen konnte), um die Krisenteams Freiburg und Hannover allmählich in Reichweite zu bekommen. Das Wetter wird auch allmählich erträglicher, das wird die Lateinamerikaner freuen. Mögen sie aufblühen, schon am Dienstagabend in Lissabon.

Sonntag, Februar 21, 2010

Spiel des Jahres

Nach Freiburg ist die Hertha jahrelang als Favorit gefahren, und oft hat sie auch gewonnen. Heute tritt sie an unter dem Druck eines "Spiels des Jahres" - sie muss eigentlich gewinnen, um irgendwann doch noch die Dynamik in den Abstiegskampf zu bekommen, die ihr bisher fehlt. Die Verantwortlichen werden dieses Mal auch nicht um den heißen Brei herumreden können, dazu ist die Sache zu eindeutig.

Im Fußball geht es nicht zuletzt darum, sich des Moments zu bemächtigen - das gilt für den Verlauf von Spielen, und auch einer Saison. Heute ist einer dieser Momente, wieviele weitere noch folgen, hängt von dem Spiel in Freiburg ab. Welche Aufstellung können wir erwarten, angesichts des schon zwei Tage später anstehenden EL-Rückspiels in Lissabon? Ich halte es für denkbar, dass Funkel heute Ramos eine Pause verordnet, Gekas wird sicher zentrale Spitze spielen, die Frage ist also, wo Raffael spielt, und ob es eine flache Sechs mit Lustenberger und Cicero gibt.

Ich lese einmal im Kaffeesud und erwarte Drobny, Kobiashvili, Hubnik, Friedrich, Piszczek, Lustenberger, Cicero, Nicu, Kringe, Raffael und Gekas, falls Funkel was probiert, sonst eben Ramos statt Nicu. Janker dann wohl erst wieder am Dienstag, als unsichere Größe haben wir noch Dardai, der aber anscheinend noch nicht ganz so weit ist. Der "Kicker" erwartet Arne Friedrich auf rechts und Pisczcek auf dem Flügel. Egal, ohne eine Willenssteigerung aller elf Beteiligten wird es nicht gehen. Go for it, Hertha!

Freitag, Februar 19, 2010

Privatduell

Die Hertha hat zwar gestern gegen Benfica Lissabon nur 1:1 gespielt (ein Sieg wäre drin gewesen), der Trainer aber hat nebenbei ein kleines Privatduell mit den Berliner Medien gewonnen. Er stellte nämlich den gegen Mainz unglücklichen Christoph Janker neuerlich im defensiven Mittelfeld auf, dieses Mal neben Cicero, und der letzten Sommer aus Hoffenheim gekommene Ergänzungsspieler dankte es ihm mit einer soliden Leistung.

Damit ist für meine Begriffe nicht aus der Welt, dass Mainz wie einige andere wichtige Spiele davor durch fragwürdige Personalentscheidungen Funkels geprägt waren, in der Europa League hat er aber fast so etwas wie Fortüne. Ebert und Nicu waren in die Mannschaft gekommen, von Bergen übernahm wieder den Part in der Viererkette, den er in der Liga an Hubnik verloren hat.

Das Spiel begann schlecht, schon in der vierten Minute ließ Piszczek di Maria entwischen, und der verwertete einen tollen langen Diagonalpass locker gegen Drobny. Mir gefiel gestern aber nicht zum ersten Mal, wie Piszczek sein fehlerhaftes Spiel durch Dynamik wettmacht. Er könnte ein wirklich interessanter Rechtsverteidiger werden, wenn man sich die Zeit nehmen würde, intensiv mit ihm zu arbeiten - offensiv war er jedenfalls eine Bereicherung, er war auch maßgeblich am Ausgleich beteiligt, der durch ein Eigentor fiel, das aus einer abgefälschten, scharfen, flachen Hereingabe von Piszczek resultierte.

In der zweiten Halbzeit hatte Nicu eine Riesenchance auf die Führung, Ebert arbeitete gut auf links mit Kobiashvili, nur Ramos konnte aus einem enormen Arbeitspensum kein Kapital schlagen, er war in ein, zwei Situationen nicht konzentriert genug. Gekas kam erst in der 87. Minute, selbst er wäre beinahe noch in eine aussichtsreiche Situation gekommen.

Da wir vergleichbare Situationen im Herbst ja schon mehrmals hatten (nach Heerenveen, nach Riga), wäre es verfehlt, jetzt irgendwelche großen Hoffnungen zu hegen. Aber auch einem Trainer, dem ich skeptisch gegenüberstehe, ist zu konzedieren: Das Manöver mit Janker ging gestern auf (er hätte ja auch Dardai bringen können, den die Medien lieben, der aber noch nicht einmal auf der Bank saß).

Ein wenig hat mich das Spiel gestern aus meiner mürrischen Stimmung Hertha gegenüber geweckt, wenn ich auch sehe, dass es im Prinzip die alte Geschichte ist: einige gute Ansätze nach schlechtem Beginn, für einen Sieg hat es wieder einmal nicht gereicht. Vielleicht ja am Sonntag, dann wäre sicher auch das Feuer für das Rückspiel am Dienstag heißer.

Donnerstag, Februar 18, 2010

Kampfschwein

Die Hertha muss heute am späten Abend gegen Benfica Lissabon in der Europa League ran. Ein ungeliebtes Spiel, denn am Sonntag gibt es das viel wichtigere Auswärtsspiel in der Liga in Freiburg, und am Dienstag schon das Rückspiel. Niemand rechnet ernsthaft mit einem Weiterkommen gegen Benfica, wir müssen uns auf ein Trainingsspiel unter Wettkampfbedingungen einstellen. Rechtzeitig fit dafür wurde Pal Dardai, der von den Medien wie von den Fans geliebte Mittelfeldmann, dessen häufig beschworene Tugenden nun als die genau zur richtigen Zeit kommenden gepriesen werden. Unglücklicherweise steht Dardai für eine andere Einseitigkeit, ihm mangelt es nämlich an Spielkultur, und nur mit Kampf wird die Hertha auch nichts schaffen.

Ich habe zuletzt doch recht eindeutig bemerkt, dass ich das momentane Projekt eher teilnahmslos zur Kenntnis nehme. Friedhelm Funkel soll den Klassenerhalt schaffen - so what? Mit diesem Trainer will ich nirgends hin, weder in die erste noch in die zweite Liga. Die drei ersten Halbzeiten in den letzten Heimspielen wiegen als Indiz schwerer als ein nicht gegebenes Tor von Gekas in Bremen. Diese Halbzeiten waren Funkel-Halbzeiten, ein Sieg aus fünfzehn Spielen ist auch ein Trainereffekt.

Während der Woche hat sich auch Gekas zu Wort gemeldet, mit einer Klage: er bekäme keine Bälle. Vielleicht deswegen, weil Ramos meistens besser anspielbar ist, weil der nämlich läuft? Ein Trainer hat die Aufgabe, die Mannschaft optimal auf- und einzustellen. Heute wäre eine Gelegenheit, Gekas ein paar Integrationsübungen zu verordnen. Vielleicht gönnt man ihm aber auch besser eine Pause.

Sonntag, Februar 14, 2010

Hamsterrädchen

Wenn die Hertha in dieser Saison den Abstieg noch verhindern will, muss sie das auch gegen den eigenen Trainer tun. Friedhelm Funkel erwies sich am Samstag gegen Mainz nicht zum ersten Mal als Belastung.

Die Mannschaft hatte sich vorgenommen, das Spiel früher (erste Halbzeit) und aggressiver anzugehen, es vielleicht sogar offensiv zu gestalten - so gab jedenfalls Manager Preetz das Programm während der Woche aus. Funkel aber entschied sich für eine Aufstellung, die Cicero dem zusätzlichen Defensivmann Jancker (im zentralen Mittelfeld neben Lustenberger) opferte.

Das Ergebnis zur Pause: null Chancen Hertha, ein Gegentor durch Bancé, ein Pfeifkonzert. Nun gibt es gute Gründe, auch angesichts der kommenden EL-Spiele, Cicero durch ein kleines Päuschen zu schonen und zu motivieren. Aber die Variante, für die Funkel sich entschied, erwies sich als lähmend. Hätte er Jancker auf rechts verteidigen lassen, den dynamischen Pisczcek vorgezogen, Kringe nach links geschickt - es wäre wohl mehr gegangen.

Aber die Hertha hat insgesamt dramatisch an Klasse verloren. Sie scheint vor allem die Ablage nach hinten zu üben, der offensiv ballführende Spieler legt zum nachrückenden Kollegen ab - ein Manöver, das zum ABC des modernen Fußballs gehört, das die Hertha aber vor allem zur Entschleunigung des Spiels nützt, denn sie rückt sehr zögerlich nach, und so dient die Umständlichkeit im Spielaufbau vor allem dem Gegner, der Zeit bekommt, sich zu formieren.

Dazu kommt ein im klassischen Sinn abgemeldeter Zentralstürmer, zu dem das Spiel kaum einmal vordringt: Gekas bot gestern eine skandalöse Leistung, immerhin reagierte Funkel eine Viertelstunde vor Schluss und brachte Domovchyiski, wie er auch zur Pause schon Cicero für Jancker hinausschickte. Da Ramos (nach Corner, Vorlage: Cicero per Kopf im Strafraum) schon bald nach der Pause den Ausgleich erzielte, wäre gegen Mainz mehr drinnen gewesen, aber die Mannschaft "lebte" nur in der Schlussviertelstunde.

So hat die Hertha gestern wieder einen Punkt auf den Relegationsplatz aufgeholt, unübersehbar aber ist: sie fällt spielerisch (kämpferisch sowieso) immer mehr zurück, während Mannschaften wie Gladbach, Bochum, sogar Nürnberg ihr deutlich voraus sind. Dies zur Mathematik des Punktehamsters Funkel, der eigentlich für meine Begriffe rücktrittsreif ist. Denn inzwischen sind Pech und Pannen herausgerechnet, und nun steht seine Mannschaft zu Recht ganz unten.

Samstag, Februar 13, 2010

Miles and More

Draußen beginnt es gerade wieder zu schneien. In wenigen Stunden werden im Olympiastadion die schwächste Heimmannschaft und die zweitschwächste Auswärtsmannschaft der Liga aufeinandertreffen, Hertha BSC und Mainz 05 (die Hertha ist nebenbei auch die schäwchste Auswärtsmannschaft dieser Saison). Ein Duell auf Augenhöhe, würde man meinen, nur muss Mainz sich keinen Haxen mehr ausreißen, sie können sich in Ruhe ansehen, was die Hertha so anbietet.

Während der Woche gab es in der Hanns-Braun-Straße ein wenig Zores, weil zuerst der Chefscout Rudi Wojtowicz seine Kündigung ordnungsgemäß einreichte und daraufhin fristlos von seinen Verpflichtungen (und von seinem Laptop und seiner Miles-and-More-Karte) entbunden wurde. Die Personalie wird als Kränkung empfunden, ich empfinde sie als Befreiung, denn die Tatsache, dass Dieter Hoeneß sich in Niedersachsen mit seiner alten Entourage umgibt, lässt mich beruhigt nach Wolfsburg blicken - dort wird gerade wieder das Mittelmaß etabliert, für das nicht zuletzt Wojtowicz bei der Hertha über viele Jahre stand.

Seine Bilanz ist so durchwachsen, dass man nur von mäßiger Unersetzbarkeit sprechen kann - jeder Scout findet gelegentlich einen Spieler, wichtig ist ein Scoutingsystem, das über Jahre allmählich optimiert wird. Davon kann bei Hertha keine Rede sein, sie steht da ganz am Anfang, und kann froh sein, dass sich die entsprechende Neuausrichtung nun von selbst ergibt.

Das bringt mich zu der generellen Stimmung, die ich in diesen Tagen so mit mir herumtrage: Ich wünsche mir zwar, dass Hertha heute gewinnt, dass der Abstand auf Nürnberg, Hannover und vielleicht auch Freiburg verkürzt wird - ich bin aber den Protagonisten dieser "Aufholjagd" gegenüber (Funkel, Gekas, Kringe, ...) recht skeptisch, und denke manchmal ein wenig voraus - die Hertha, die aus dieser Saison vielleicht doch noch "gerettet" hervorginge, wäre ein antiquiertes Projekt und würde im nächsten Jahr erst recht wieder gegen den Abstieg spielen.

Ob aber Michael Preetz die Vision für einen großen strategischen Neubeginn (in der zweiten Liga) hat? Wir werden sehen, wer nun die Miles-and-More-Karte bekommt - das ist dann schon ein wichtiges Indiz.

Samstag, Februar 06, 2010

Standgas

Die Hertha hat am Freitagabend in Bremen mit 1:2 verloren. Sie hat nun ein langes Wochenende vor sich, an dem sie allenfalls hoffen kann, dass sich der Abstand auf Nürnberg, Hannover und Freiburg nicht wieder vergrößert. Die Niederlage war verdient, obwohl natürlich bei der Spielanlage der Berliner die falsche Abseitsentscheidung gegen Gekas nach einer halben Stunde durchaus Gewicht hatte - die ganze Taktik der Hertha war darauf ausgerichtet, Bremen kommen zu lassen, nach der Pause nahm die Mannschaft sogar, wie Arne Friedrich nach dem Match bekannte, noch "einen Gang heraus".

Dass eine Mannschaft im Abstiegskampf sich auch einmal eines Matches bemächtigen wollen sollte, dass sie zumindest für zehn, fünfzehn Minuten einmal intensive Balleroberung probieren sollte, scheint Funkel und den Spielern egal zu sein. Sie spielen ohne Rhythmuswechsel, ohne Intensität einen relativ gepflegten, meist folgenlosen Fußball. Abstiegskampf im Standgas.

Ich habe mich dieses Mal genauer für Gekas interssiert, weil ich sehen wollte, wie sich die Präsenz des Griechen auf Ramos auswirkt. In den Szenen, in denen Gekas am Spiel teilnahm, war schon zu sehen, dass er gut ist - sein Tor allerdings war glücklich wie das von Pisczcek gegen Hannover. Das Problem ist, dass Gekas sich auf diese paar Szenen beschränkt, er bietet sich offensiv nicht an und arbeitet kaum gegen den Ball, wie man so schön sagt.

Damit schießt er zwar ab und zu das eine Tor, das am Rande so abfällt, aber er trägt nichts zu einer Mannschaftsleistung bei, die notwendig wäre, um ein Spiel in eine bestimmte Richtung zu zwingen. Nach vier Spielen mit 4-4-2 sehe ich nicht, wo dieses System besser wäre als das aus dem Winter, als Ramos allein vor Raffael und dem Mittelfeld war. Im Gegenteil hat Ramos an Wirkung verloren, die drei Tore von Gekas in den vier Spielen bisher wurden durch eine Schwächung des perspektivisch viel interessanteren Stürmers erkauft.

Ich glaube nicht, dass das schon der entscheidende Rückschlag war, sicher aber ist es eine weitere von vielen vergebenen Chancen, Initiative zu zeigen und selbst ein wenig von dem Antrieb zu entwickeln, ohne den der Klassenerhalt nicht zu schaffen sein wird.

Dienstag, Februar 02, 2010

Reißbrett

Es war hart für mich, dabei zuzusehen, wie Arsenal am Sonntag gegen Manchester United untergegangen ist. Bei dem 1:3 gab es ein paar Weltklassemomente, leider waren sie alle auf der Seite der Mannschaft, der ich nicht anhänge, die aber gezeigt hat, was ein großes Team auszeichnet - große Momente zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Was Nani und Rooney gezeigt haben, war atemberaubend, während auf der Seite von Arsenal ein Mann wie Clichy, vor zwei Jahren noch einer der weltbesten linken Außendecker, grobe Probleme hatte.

Von dem Konter zum 2:0 gibt es inzwischen sogar Diagramme, weil Rooney fast das ganze Feld in Rekordtempo überquerte, während das Arsenal-Mittelfeld sich in Überzahl wähnte und gar nicht mitbekam, dass man auch mit bloß zwei Spielern ausgespielt werden kann, wenn nur das Tempo hoch genug ist. Ironischerweise war dieser Spielzug beinahe eine Kopie eines Tores, das Arsenal erst neulich gegen Aston Villa gelungen war, damals kam der eröffnende Querpass von Traore, in der Lauf von Walcott, der den finalen Pass auf den dahereilenden Fabregas perfekt dosierte. Ein Tor vom Reißbrett.

Eben hat Chelsea in Hull gespielt, bei einem Abstiegskandidaten der Premier League. Der Titelaspirant kam über ein 1:1 nicht hinaus, großartig waren Einsatz, aber auch Spielkultur der Mannschaft von Hull. Zwischendurch habe ich manchmal versucht, mir Gekas in einer dieser Mannschaften vorzustellen - grotesk!