Dienstag, Dezember 30, 2008

Zahnfleisch

Selbst "Spex", das Magazin für Popukultur, kommt in seinem Jahresrückblick um Fußball nicht herum. Was Klaus Theweleit dabei allerdings als Generaldiagnose ausgibt, ist eine seltsam unverhohlen patriotische Entschuldigung für den Misserfolg der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft.

Klar, Fitness hat eine Rolle gespielt, das war auch bei anderen Mannschaften deutlich zu sehen. Aber die anstrengenden Spielkalender sind für die führenden Nationalteams weitgehend gleich, weil sie ihre Spieler bei Clubs ähnlichen Beschäftigungsniveaus ausleihen. Der moderne Fußball, den Deutschland nach Meinung von Klaus Theweleit beim "spektakulären 3:2 gegen Portugal" gezeigt hat, war meiner Erinnerung nach schon in diesem Spiel ein Teilzeitphänomen.

Portugal wurde keineswegs über 90 Minuten "nach allen Regeln der Kunst neutralisiert", im Gegenteil stand es nach zwei Dritteln weitgehend Spitz auf Knopf, und wenn Ballacks "Schubser" vor dem 3:1 als die Unsportlichkeit und Regelwidrigkeit geahndet worden wäre, um die es sich handelte, dann wäre durchaus auch möglich gewesen, dass Deutschland noch in diesem Match in Schwierigkeiten gekommen wäre.

Das Finale ging dann auch nicht nur wegen Entkräftung verloren, sondern weil Spanien dank deutlich besserer Technik und Taktik ein bisschen weniger auf Kraft angewiesen war. Ich stimme zu, ein Spieler muss heute in einer Saison mit 50 bis 60 Pflichtspielen ständig an die Grenzen gehen - "auf dem Zahnfleisch" habe ich Torres, Xavi, Iniesta & Co. aber selbst im Finale nicht gesehen.

Sonntag, Dezember 28, 2008

Kaugummi

Im "Ballesterer", einem lesenswerten österreichischen Fußballmagazin, bin ich - man hat viel Zeit im Heimaturlaub! - gerade auf eine an sich vernachlässigbare Anekdote über Ralf Rangnick gestoßen, die aber doch sehr schön zeigt, wohin der Trainer von Hoffenheim seine Überlegenheitsgefühle, die er sich ja nur mühsam verkneifen kann, so tut.

Er lässt sie das Volk spüren, indem er nach der Partie Deutschland gegen England vor wenigen Wochen im Berliner Olympiastadion "an einem Fan (»Sammle Eintrittskarten«) vorbeiläuft, seine Bitte nach dem Ticket schmunzelnd ignoriert, das Ticket um seinen Kaugummi wickelt und es dem Sammler vor die Füße schmeißt. Nicht gerade die feine englische Art, aber bezeichnend für einen Angestellten eines New-Economy-Milliardärs."

Anstößig daran ist das Detail mit dem Kaugummi, das unvermuteten Zynismus erkennen lässt - du möchtest etwas, was ich nicht mehr brauche, hier hast du es, aber in einem Zustand, in dem du nichts damit anfangen kannst. Von bedeutenderen Persönlichkeiten als Rangnick wäre allerdings wahrscheinlich selbst ein benutzter Kaugummi von Interesse.

Die Kolumne im "Ballesterer", in der diese Beobachtung samt der sicherlich anfechtbaren Interpretation erschien, heißt "Groundhopping". Ich habe in diesem Jahr damit begonnen, auch über die Plätze zu hüpfen. Ich war in Wolfsburg, in Rostock, in München, in Bremen und im Sommer im Wiener Gerhard-Hanappi-Stadion - die Eintrittskarten habe ich alle aufgehoben. Warum? Keine Ahnung.

Samstag, Dezember 27, 2008

Villa Park

Verdient dieser Mann noch das uneingeschränkte Vertrauen der Fans und Fußballromantiker in aller Welt? Arsène Wenger hat auch nach dem 2:2 seines FC Arsenal bei Aston Villa am Boxing Day wieder beim Schiedsrichter nach Gründen für die zwei verlorenen Punkte gesucht. In der 91. Minute mussten die Gunners den Ausgleich durch Zat Knight hinnehmen, nachdem sie kurz nach der Pause schon mit zwei Toren geführt hatten.

Das Remis drückt aber nur unzureichend aus, wie unglaublich unterlegen Arsenal gestern war, auswärts gegen den direkten Konkurrenten um einen Platz in den Top 4 der Premier League. Es war ein außergewöhnliches Match, wie es in England aber ganz normal ist. Aston Villa ist unter Martin O'Neill zu einer echten Macht geworden, junge Spieler wie Ashley Young oder Gabriel Agbonlahor sind "role models" für professionelle Einstellung, Technik und die von Wenger so oft beschworene "Sehnsucht" ("desire"). Vor allem ein junger Mann bei Arsenal bewies dies gestern auch auf deren Seite: Denilson erkämpfte sich kurz vor der Pause in interessanter Position den Ball und machte gleich selbst das Tor. In der zweiten Halbzeit schloss Abou Diaby einen von ihm selbst mit sehenswerter technischer Einzelleistung initiierten Konter zum 2:0 ab.

Aber wieder einmal konnte Arsenal eine Führung nicht über die Zeit bringen. Gallas verursachte einen Elfmeter, den Gareth Barry (im vergangenen Sommer Wunschspieler sowohl von Liverpool wie Arsenal) verwandelte, und in der Nachspielzeit fiel doch noch der Ausgleich. Eine weitere bittere Stunde in einer für Arsenal vermaledeiten Saison. Immerhin war gestern auch zu erkennen, wo die Lösung liegen könnte. Mit Nasri und Eboué kam ein Ansatz von Flügelspiel zurück, Denilson und Abou Diaby sowie Sagna und der 18jährige Ramsey steigerten sich mit der Aufgabe, während der von einer Malaria noch bebeutelte Touré nicht hätte spielen dürfen, so schwer tat er sich. Arsenal sind heuer keine Macht mehr, und Wenger macht die Sache nicht besser, wenn er die Ursache ständig in Äußerlichkeiten sucht.

In England mehren sich Stimmen wie die des sehr kompetenten Kevin McCarra, die seine Ära zu Ende gehen sehen. Arsenal hat seit 2004 nichts mehr von Belang gewonnen, der Neuaufbau, der im Vorjahr so vielversprechend verlaufen war, blieb zum Saisonende hin auch wegen gravierender Coaching-Fehler ein enttäuschtes Versprechen. Morgen spielt Arsenal daheim gegen Portsmouth, numerisch ist das der Beginn der Rückrunde. Das neue Jahr kann nur besser werden.

Donnerstag, Dezember 25, 2008

Labbadia

Die "taz" hat ihre Weihnachtsausgabe dem Thema Zukunft gewidmet, darin findet sich auch ein Interview von Daniel Theweleit mit Bruno Labbadia. Der Trainer von Bayer 04 Leverkusen schafft es in diesem Gespräch, weitgehend den Tonfall eines typischen deutschen Fußballübungsleiters beizubehalten, und doch eine sehr nuancierte Überlegung zu Eigenständigkeit und Durchsetzungkraft versus Gruppenintegration und Kollektivarbeit vorzubringen. Er spricht die ganze Zeit vom Fußball und von der Gesellschaft, und äußert dabei sehr vernünftige Sachen zur Pädagogik.
In unserem Haushalt, in dem all things food eine große Rolle spielen, wurde vor allem ein Detail sehr positiv aufgenommen: "In Leverkusen sitzen wir beim Abendessen jetzt länger zusammen als die üblichen 15 oder 20 Minuten, das gehört für mich zur Persönlichkeitsentwicklung. Ich möchte den jungen Spielern beibringen, dass Essen ein Genuss und nicht nur schnelle Nahrungsaufnahme ist." Genuss und Eigenverantwortung hängen zusammen, das passt gut zum Fressfest Weihnachten. Der deutsche Italiener Bruno Labbadia zeigt in diesem Gespräch, warum seine Mannschaft als Modell gilt, vergleichbar mit Hoffenheim. Die Hertha hat sich in diesem Herbst ebenfalls als Modell erwiesen, unter den Bedingungen knapper Ressourcen läuft es auch hier auf eine funktionierende Balance zwischen Individuen und Team hinaus. In Labbadias Worten: "Es hilt einer Gemeinschaft immer, wenn eine gewisse Nähe zwischen den Besten und den Schwächeren gewahrt wird."

Mittwoch, Dezember 24, 2008

Talisman

Vermischte Nachrichten zu Weihnachten. In Kreuzberg regnet es. Wir sind in Berlin geblieben, das halten wir traditionell so, auch wenn inzwischen die prinzipielle Unmöglichkeit eines Winters ein wenig an mir zehrt. Der Schnee fehlt mir. Andererseits wusste ich als kleiner Junge noch nichts vom Boxing Day Football in England. Am Freitag muss Arsenal zu Aston Villa. Mit dem Wissen, dass Fabregas - der "Talisman" des Teams, wie die englischen Zeitungen gern schreiben - für den größten Rest der Saison wegen einer Knieverletzung, die er sich gegen Liverpool am Sonntag zugezogen hat, ausfallen wird. Denen bleibt wirklich nichts erspart.
Von der TSG 1899 Hoffenheim erfahren wir, dass ein großer Teil der Mannschaft im Pulk über die Feiertage nach New York reisen wird, die "einzige Hauptstadt Europas", wie Michael Krüger in der aktuellen "Zeit" sagt. Ein Mannschaftsabend on Broadway, davon kann man in einer langen Rückrunde zehren.
Die Hertha kann sich über die neue Kicker-Rangliste der Innenverteidiger freuen. Josip Simunic rangiert dort an erster Stelle und neben dem Kölner Geromel (ein ehemaliger Wunschspieler von Coach Favre!) in der internationalen Klasse. Das ist verdient, wenn auch insofern ein wenig glücklich, als die Referees den neuen Simunic auch schon bemerkt haben und ihm deswegen in kritischen Momenten etwas nachsehen, wofür sie ihn früher vom Platz gestellt hätten. Simunic stand in dieser Hinrunde einmal vor einer gelb-roten und einmal vor einer möglichen roten Karte, beide blieben ihm erspart, und so führt nicht nur die Hertha schon wieder die Fairplay-Wertung an, sondern Simunic wird endlich dem herausragenden Talent, das er immer schon hatte, gerecht. Er war mein Talisman im Jahr 2008, seit ich ihn gleich zu Beginn in einem engen Flugzeug traf und seiner Freundin meinen Platz überließ. Die anspornenden Worte, die ich damals nur im Geist äußerte, haben gewirkt. Vor allem aber die Arbeit von Coach Favre. Frohes Fest.

Montag, Dezember 22, 2008

Gladiator

Das Spitzenspiel der Premier League zwischen Arsenal und Liverpool gestern Abend bekam von den Kommentatoren ein selten gebrauchtes Adjektiv verpasst: "gladiatoral" zeigten sich die Spieler der beiden englischen Topteams. Es war ein intensives, nicht hochklassiges Spiel, das schon zur Pause den späteren Endstand von 1:1 zu Buche stehen hatte, danach aber noch jede Menge Gesprächsstoff bot.
Wie schon in den meisten Matches davor musste das Mittelfeld als der Mannschaftsteil erscheinen, in dem Arsenal die entscheidenden Nachteile hatte: Denilson und Song (neben Fabregas und Nasri) gegen die Wucht und Arbeitswut von Gerrard, Xabi Alonso, Mascherano, Kuyt und Riera - das konnte nur mit viel Glück gutgehen. Dann fehlte zu Beginn aber schon einmal Mascherano, an seiner Stelle spielte Lucas Leiva, der sich mit zahllosen taktischen Fouls einführte. Liverpool tat nur das Nötigste, Arsenal suchte langsam einen Weg in das Spiel. Der Führungstreffer zählte zum Spektakulärsten, was ich im Fußball jemals gesehen habe. Nasri schlug einen 60-Meter-Ball auf van Persie, der es schaffte, den Ball neben Carragher nicht nur anzunehmen, sondern ihn sich mit einer Körperdrehung so herzurichten, dass er so weit nach rechts driftete, dass der Verteidiger selbst mit einer akrobatischen Grätsche nicht mehr hinkam. Van Persie aber brachte trotz extremer Außendrift eine irre Wumme hinter den Ball.
Der Ausgleich kurz vor der Pause war eine Variation dieses Themas, weniger virtuos, dafür ein Schulbeispiel für Torhunger. Xabi Alonso schlug von der eigenen Cornerfahne einen spekulativen langen Ball in einen Lauf, den Robbie Keane am schnellsten als seinen erkannte, schneller jedenfalls als Johan Djourou, der einen Sekundenbruchteil nachdachte, ob Abseits eine Option wäre. Es war gleiche Höhe, der junge Schweizer holte Keane nicht mehr ein, der eine in Österreich sogenannte Granate an Almunia vorbei beförderte. Es war eines jener Tore, für die ich Keane immer geliebt habe, der schon bei Tottenham durch großartige Explosivität auffiel. Und es war eines jener Tore, die Rafael Benitez, der gestern krank war und als Tele-Coach mit dem Mobiltelefon arbeitete, latent geringschätzt - sonst würde er Keane nicht so schnöde behandeln.
Kurz vor der Pause verletzte sich Fabregas schwer am Knie (die Diagnose steht noch aus und macht jetzt schon Bange). Sein Ersatz Abou Diaby wird wohl nie der große Spieler werden, den ich in ihm so lange unbeirrt sehen wollte. So ging dieser Schlager auf dem Stand der ersten Halbzeit auch zu Ende, nachdem Adebayor eine kontroverse rote Karte bekommen hatte und Liverpool daraufhin drei schwache Offensivkräfte einwechselte. Ob Arsenal in dieser Saison (und auch danach) jemals noch zu alter Form zurückfindet, ist mehr denn ungewiss. Liverpool hat heuer gute Chancen auf die Meisterschaft, Zuneigung vermag ich für dieses Team und vor allem seinen Trainer und dessen Manöver allerdings nicht zu entwickeln. Am "Boxing Day" kommenden Freitag geht es weiter. Arsenal wird dann immer noch die Wunden von gestern lecken. Keine guten Voraussetzungen bei einem Auswärtsspiel gegen Aston Villa.

Sonntag, Dezember 21, 2008

Kapitän

Arne Friedrich hat seinen Vertrag bei Hertha BSC verlängert. Der Kapitän bleibt also an Bord, er lässt es nicht auf einen schwierigen Frühling ankommen, auf einen Poker, der nur ihm, nicht aber dem Projekt hätte dienen können. Das verdient Respekt, zumal er immer wieder betont, dass es ihm in Berlin gefällt, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Und er hat sogar seine Forderungen zurückgeschraubt, was nicht heißt, dass er nicht fürstlich dotiert sein wird in den kommenden Jahren.
Um die Sache ein wenig in den Kontext zu rücken, lohnt ein Rückblick auf den Transferjahrgang 2002, als Friedrich kam. Außerdem wurden damals eingekauft: Luizao, Nené, Karwan, Oliver Schröder, Mladenov, Konstantinidis, Benjamin Köhler und Nando Rafael. Man sieht da sehr gut, wie gering die Trefferquote bei Spielerkäufen im Grunde ist: von neun Leuten hat nur einer das internationale Niveau erreicht, und wenn man zudem noch den Vergleich mit den deutschen Talenten einbezieht, die in jenen Jahren nach Berlin geholt wurden (Sebastian Deisler, Denis Lapaczinski), dann sieht die Sache auch nicht besser aus.
Arne Friedrich hat eine ordentliche Karriere, er ist noch jung genug, um mit der Hertha etwas zu erreichen. Ich erinnere mich aber auch noch an einen ganz anderen, dynamischeren, gefährlichen Arne Friedrich, einen offensiv relevanten Verteidiger, der im Lauf dieser Karriere irgendwo auf der Strecke geblieben ist. Wir können aber davon ausgehen, dass er nicht mehr hier wäre, wenn er sich auf diesem Niveau weiterentwickelt hätte. Weil er aber ein wenig stagniert hat, kann er nun eine Hertha anführen, die sich insgesamt weiterentwickelt. Gut so.

Mittwoch, Dezember 17, 2008

Faust

So sieht das aus, wenn mehrere Hände an einem Strang ziehen und dabei eine Faust bilden: Die Mächtigen bei der Hertha sind einander wieder gut, niemand fragt mehr, wer eigentlich die Dienstreise genehmigt hat, die Dieter Hoeneß letzte Woche nach Brasilien unternommen hat. Ich glaube die Antwort zu wissen: der Manager genehmigt seine Dienstreisen selbst, er kann ja nicht jedes Mal eigens das Präsidium oder gar den Aufsichtsrat einberufen. Was er nun, da der Verein von einer Verpflichtung von Junior Cesar Abstand genommen hat, in Brasilien genau gemacht hat, wird niemand mehr im Detail recherchieren wollen. Es bleibt der Eindruck einer gewissen Eigeninitiative vor allem in Hinsicht auf die Abstimmung mit dem Trainer, von dem es offensichtlich kein dringendes Mandat für diesen Trip gab. Ich hätte den Transfer auch deswegen nicht ganz verstanden, weil ich Stein noch für lernfähig halte und vor allem viel von Radjabali-Fardi halte, den ich nicht in der Versenkung verschwinden sehen möchte, bevor er sich richtig ausprobieren konnte. Bei der momentanen, nicht gerade auf Hochgeschwindigkeit ausgerichteten Spielanlage der Hertha könnten die Außendecker Stein und Chahed ihre Aufgabe auf jeden Fall bis zum Sommer versehen, vielleicht geht ihnen ja sogar noch "der Knopf auf", wie man in Österreich sagt, wo man Knoten ungern platzen sieht und Fäuste meistens in der Tasche ballt.

Dienstag, Dezember 16, 2008

Sprosse

Falko Götz wird wieder arbeiten. Der ehemalige Trainer der Hertha hat bei Holstein Kiel in Liga 4 unterschrieben, ein etwas überraschender Move, der allerdings unweigerlich sofort das Stichwort "System Hoffenheim" provoziert (etwa in diesem leicht kuriosen Video). Bei der Pressekonferenz sagt Götz, dass er sich nicht als Feuerwehrmann sieht, sondern als langfristigen Entwickler, als Mann für die Strukturen. Er soll Holstein Kiel in die 2. Liga führen, von einem Durchmarsch nach ganz oben ist nicht die Rede. Götz nimmt damit die Kieler Sprosse auf seiner Karriereleiter. Andreas Thom wird als Cotrainer mit ihm in den Norden gehen. Die Hertha hatte mit Holstein Kiel übrigens in einem historischen Moment zu tun. 1930, als der deutsche Meister noch in einem Endspiel ermittelt wurde, standen diese beiden Vereine in selbigem. Und Hertha gewann. Vorkriegstradition ist mir im Fußball eher egal, trotzdem habe ich das hiermit vermeldet. Immerhin kann Hertha BSC Berlin damit nicht nie deutscher Meister werden.

Montag, Dezember 15, 2008

Krebsgang

Das ist sicher auch schon lange nicht mehr vorgekommen, dass alle vier englischen Topteams in einer Runde über ein Unentschieden nicht hinausgekommen sind. Tabellenführer Liverpool gegen Hull, Verfolger Chelsea gegen die famose West Ham United, MeanU gegen Tottenham und der momentan eigentlich nur unter Vorbehalt mitgezählte FC Arsenal bei Middlesbrough - niemand konnte sich einen Vorteil verschaffen, während der Abstiegskampf ebenfalls dicht bleibt. Zwischen Platz 8 und 18 liegen fünf Punkte, nur die Rovers aus Blackburn und West Bromwich Albion sind abgehängt. Aston Villa hat sich zwischen MeanU und Arsenal auf Platz 4 gespielt, bestätigt damit die Ambitionen schon der letzten Saison. Möglich wird das auch, weil Arsenal weiterhin in einem beklagenswerten Zustand ist. Großartige Spieler wie Clichy oder van Persie agieren verzagt und hektisch, wieder einmal ging das Gegentor auf eine "deflection" zurück, einen Abpraller, den die unsicheren Passversuche der Gunners regelmäßig provozieren. Gegen eine deutsch-österreichische Innenverteidigung (Huth-Pogatetz) konnte sich nur Adebayor bei einem Kopfball nach Corner von Fabregas durchsetzen. Das Problem ist mental sowohl wie strukturell. Arsène Wenger hat für das Mittelfeld nicht nachgekauft, nun klafft dort eine riesige Lücke, in die keines der nachrückenden Talente richtig stoßen will: Denilson muss auf rechts spielen, weil Walcott verletzt ist und Eboué ein Schatten seiner selbst. Abou Diaby muss auf links spielen, weil Nasri und Rosicky verletzt sind. Bleibt Alexandre Song für die Position, die Flamini verwaist hat - ein junger Mann ohne Autorität auf dem Platz, neben dem Fabregas nicht zu seiner Rolle findet. Arsenal lebt von einem Talentmythos, der langsam verblasst. Keiner der Jungen, auch nicht Bendtner, kommt bisher über Andeutungen hinaus. So wankt das Team durch eine Saison, die von richtungweisender Bedeutung für Arsène Wengers Politik ist - er muss das Gefühl haben, dass sich alles gegen ihn verschworen hat, ich habe aber auch das Gefühl, dass er sich gegen Unwägbarkeiten nicht gewappnet hat. Am kommenden Wochenende kommt Liverpool ins Emirates Stadium - ein Unentschieden wäre dann für Arsenal schon viel zu wenig.

Sonntag, Dezember 14, 2008

Stockerl

Eine bessere Antwort hätte die Mannschaft gestern nicht geben können nach dem müden Auftritt auf Schalke und dem konfusen Außenauftritt des Clubs in der vergangenen Woche. Sie hat gestern den KSC mit einer konzentrierten Leistung 4:0 besiegt - ich musste arbeiten und habe damit ausgerechnet die Weihnachtsfeier der Mannschaft mit den Fans versäumt, das Spiel inzwischen aber im Stream nachgeholt. Die Hertha hat diese beste Rückrunde ihrer Geschichte auf eine ihr angemessene Weise gespielt - nicht spektakulär, sondern mit einem extrem guten Wissen um ihre Möglichkeiten. So konnte sie gestern selbst den KSC, der in der Vorwoche noch Werder kaum ins Spiel kommen ließ, weitgehend neutralisieren. Die Mannschaft hat eine seltsame Elastizität, die in schlechten Phasen dazu führt, dass das Spiel fast einschläft, die aber in guten Momenten genau die richtig dosierte Spannkraft ergibt, die zu einer famosen Chancenverwertung führt. Am Montag wird der "Kicker" die entsprechende Liste veröffentlichen, ich bin mir fast sicher, das die Hertha nach den vier Toren von gestern den besten Koeffizienten haben wird. Nicu, Domovchyiski, Lustenberger und Raffael erzielten gestern die Tore. Das macht noch einmal mehr als deutlich, wie sehr es Coach Favre in dieser Spielzeit gelungen ist, nicht nur eine Mannschaft, sondern einen Kader zu formen. Die Einwechselspieler konnten sich immer nicht nur als Ersatzkräfte fühlen, sondern als Teil des Teams. Dabei hat es zu Beginn der Saison noch ganz anders ausgesehen, als Simunic keinen Stammplatz zu haben schien, Friedrich rechts außen antreten musste und Dardai weit von der Mannschaft weg war. Die drei konservativen Entscheidungen, diese Spieler zentral zu setzen, haben wesentlich zu dem Lauf der Hertha beigetragen (auch wenn ich Dardai immer noch für eine Notlösung halte). Marc Stein hat gestern die letzte halbe Stunde auf rechts gespielt, auch das ein integratives Signal an einen Spieler, der die Transfergerüchte von letzter Woche besonders reserviert gelesen haben muss. Nicu, ein diskreter und eleganter Spieler, der ebenfalls zu den Gewinnern dieser Halbsaison zählt, hat gestern den frühen Führungstreffer geschossen - der Rest war Arbeit, und am Ende einige Christbaumkerzen. Eine Woche ohne Spiel hat der Mannschaft sichtlich gut getan, jetzt hat sie noch einmal vier Tage, um sich für Olympiakos Piräus am Donnerstag zu regenerieren. In der Liga überwintert die Hertha auf dem Stockerl: Platz 3, nur einen Punkt hinter dem FC Bayern. Tordifferenz: +7. Respekt.

Freitag, Dezember 12, 2008

Brasilien

Wenn die Hertha morgen gegen den KSC so professionell agiert, wie die Clubführung in dieser Woche, dann wird es einen unumstrittenen Auswärtssieg für die befreundeten Badener geben. Es ist natürlich eine Menge den Medien zuzuschreiben, was da so passiert ist, und es ist nicht einfach damit getan, aus der Ferne Schuldzuweisungen zu tätigen. Ich kann hier nur rekonstruieren, was sich einem Mediennutzer wie mir erschließt. Erstens muss Manager Hoeneß auf seiner Brasilienreise den Namen Junior Cesar ins Spiel gebracht haben. Die Stories waren so konkret, dass sie nicht einfach erfunden sein konnten, auch die Quellen (der Kicker) waren seriös. Zweitens haben Leute im Präsidium auf die engen Medienkontakte des Managers allergisch reagiert, und sind - abgestimmt? - via "Bild" an die Öffentlichkeit gegangen. Das ist, auch wenn Hoeneß den ersten Blödsinn zu verantworten hat, indiskutabel, zumal, wenn schon aus der Vorwoche alle Beobachter nur nach Signalen für einen Machtkampf bei Hertha Ausschau halten. Drittens musste dann der Trainer sich zu der Sache äußern, und hat mit der ihm eigenen Arglosigkeit eben gesagt, was Sache ist: dass Junior Cesar, Kandidat für die Außenbahn rechts hinten, keineswegs kurz vor einer Unterschrift stehen kann, immerhin hat er den Spieler noch nicht selbst bewusst live beobachtet. Damit sind alle Fraktionen im Club schön auseinanderdividiert, nur Michael Preetz hat es wieder einmal geschafft, sich im Hintergrund zu halten. Das alles ist ein schöner Vorschein darauf, wie es der Hertha einmal gehen könnte, wenn sie wirklich ein Groß- und nicht mehr nur ein hauptstädtischer Provinzclub ist. Das sind Verhältnisse wie auf Schalke.

Donnerstag, Dezember 11, 2008

Gruppenzweiter

Mit einer wahrhaft unterirdischen Leistung hat der FC Arsenal es gestern noch geschafft, durch ein 0:2 beim FC Porto den Gruppensieg in der CL zu verspielen. Damit muss mein englischer Lieblingsklub in der nächsten Runde mit einem von diesen fünf Gegnern rechnen: Pananthinaikos Athen, AS Rom, FC Barcelona, Juventus Turin und FC Bayern München. Da weiß ich natürlich, wen ich nicht will. Der gewohnt arrogante José Mourinho, dessen Inter Mailand auch Gruppenzweiter wurde, hat das so kommentiert, wie man es von ihm erwartet: "Das ist dann eben Pech für einen Gruppenersten." Für das fragile Arsenal aber wird das in jedem Fall eine schwere Aufgabe. Was ich nicht ganz verstehe, ist die Logik, dass es unbedingt vorzuziehen ist, zuerst auswärts und dann daheim zu spielen. Schon oft habe ich gesehen, dass Mannschaften auswärts irgendwie nicht in die Gänge gekommen sind und dann daheim unter den Druck gerieten, dass nun jedes Tor des Gegners doppelt zählt. Simpel gesagt: nur auswärts kann man ein Auswärtstor schießen, und nicht selten ist dies im gewöhnlich offener geführten zweiten Spiel leichter möglich. Zudem hat Arsène Wenger neulich angeregt, im Rückspiel nur bis zur 90. Minute die Auswärtstorregel anzuwenden, denn die Verlängerung ist ja genau genommen dann schon nicht mehr Rückspiel, sondern Entscheidungsspiel, und da sollten - nachdem sich die beiden Teams über 180 Minuten neutralisiert hatten - wieder gleiche Bedingungen herrschen. Sieht man einmal vom Publikum ab. Arithmetik, Logik und Kalkül hin und her, die Hertha hat es geschafft, sich noch in der Gruppenphase des Uefacups ein Entscheidungsspiel einzuhandeln - heute in einer Woche in Athen.

Dienstag, Dezember 09, 2008

Leftback

Von Manager Hoeneß ist zu lesen, dass er in Brasilien nach neuen Spielern sucht. Für die Position links hinten ist Junior Cesar im Gespräch, von dem es heißt, dass er läuft "wie ein Besessener". Das würde der Mannschaft sicher gut tun, wenn er gleichzeitig verteidigt wie ein Vernünftiger und gefährliche Flanken schlägt. Von der Statur her müssen wir uns auf einen "Samba-Lahm" einstellen (ich antizipiere schon einmal ein künftiges Wirtspiel der B.Z). Es stimmt, dass Marc Stein diese Position im Moment nicht so interpretiert, wie das wünschenswert wäre. Es mangelt ihm an Dynamik nach vorn, obwohl er zuletzt zumindest angedeutet hat, dass er die Richtung kennt. Es ist ja auch die vielleicht schwierigste Aufgabe im modernen Fußball, nirgends kann man sich so blöd verrennen oder aber auch so großartig das Spiel beschleunigen wie auf der Außenbahn. Wenn ich Sofian Chahed manchmal beim Zurücktraben oder bei der Suche nach seinem Zuständigkeitsbereich zusehe, dann würde ich am liebsten gleich noch einen rechten Außenverteidiger mitbestellen. Aber das ist anscheinend auch schon mitbedacht, Stein kann auf die andere Seite gehen. Und was ist mit Radjabali-Fardi? Er wird dann Druck auf Junior Cesar ausüben, und dabei hoffentlich die guten Ansätze, die er heuer schon gezeigt hat, bestätigen können. Die Hertha, eine ewige Baustelle.

Sonntag, Dezember 07, 2008

Bumerang

Auf Schalke hat die Hertha gestern eine Kopie ihrer Heimniederlage vom Mittwoch gegen Galatasaray abgeliefert. Neuerlich ging ein Spiel 0:1 verloren, nur war die Elf gestern noch deutlich chancenloser. Zwei Matches sind noch zu bestreiten in dieser lange Zeit so erfolgreichen Halbsaison, beide werden sehr schwer werden, denn der KSC hat gestern gegen Bremen gezeigt, dass Einsatz und Flügelspiel auch höher gehandelte Gegner in Schwierigkeiten bringen können; und Piräus ist im Uefacup-Heimspiel sicher deutlich zu favorisieren. Warum geht bei der Hertha inzwischen fast nichts mehr im Spiel nach vorn? Erschöpfung müsste ein Faktor sein, wir alle erinnern uns, wie lange es her ist, dass die Saison im Jahn-Stadion mit dem Spiel gegen Nistru Otaci so vergnüglich begann. Cicero, Nicu und Voronin hatten vor wenigen Tagen noch Grippe, sie waren gestern kaum präsent. Schwerer wog, dass zwischen Raffael und Voronin im Sturm null Verständnis zustandekam. Der Brasilianer konnte im Angriff gestern keinen einzigen Ball annehmen und behaupten, er vor allem hat die wenigen aussichtsreichen Spielsituationen vergeben und wesentlich dazu beigetragen, dass der Ball häufig wie ein "Bumerang" (Favre) zurückkam. Wieder einmal war Kacar der einzige, der versucht hat, etwas zu bewegen - schon bald aber waren es hauptsächlich verbissene Zweikämpfe, in denen er sich verausgabte. Wegen Chaheds Verletzung war Kaka in die Innenverteidigung und Friedrich auf rechts gerückt, der Portugiese strahlt Unsicherheit aus, während der Kapitän in einer Sitation immerhin gut nach vorn kam, dann aber eine untaugliche Flanke schlug. Damit fügt sich das Spiel in die generelle Diagnose dieser Hinrunde. Coach Favre hat die Hertha konsolidiert, nun wachsen aber die Zweifel, ob der nächste Schritt, den Hoffenheim, Leverkusen und auch die Bayern schon getan haben, gelingen kann: ein schnelles, intelligentes Offensivspiel zu organisieren. Die Aussichten sind gut, das Hertha in den Top 5 überwintern kann, sie wird aber schon in dieser Woche gut zu tun haben, diese Position im neuen Jahr zu bestätigen.

Donnerstag, Dezember 04, 2008

Grease

Die Hertha war gestern zu schwach, um gegen Galatasary Istanbul etwas auszurichten. Das Uefacup-Spiel, auf das sich alle gefreut hatten, ging mit 0:1 verloren. Auf den Rängen herrschte gute Stimmung, neuerlich war aber die konkrete Zuschauerzahl enttäuschend: 62000. Das bedeutet, dass kaum 20000 Herthaner da waren. Die Ostkurve gab ihr Bestes, hatte aber wenig zu bestellen. Warum es im Spiel nicht geklappt hat, ist natürlich schwer zu sagen. Die Probleme begannen weit vorne, wo Pantelic und der von einer Grippe geschwächte Voronin nicht harmonierten (bei der einzigen Gelegenheit, bei der Pantelic egoistisch hätte sein sollen, spielte er einen Querpass). Die Flügel waren wirkungslos, weil Patrick Ebert - anders, als ich dachte - noch keineswegs die Form für die erste Mannschaft hat, und Raffael, der mit ihm rochierte, nicht ins Spiel fand. Chahed war defensiv wie offensiv nicht gut orientiert, verletzte sich zudem noch vor der Pause und musste dann Steve von Bergen Platz machen, dem das Pech treu blieb: er verschuldete den Elfmeter, den Baros in der 69. Minute verwertete. Auch die zentralen Akteure waren schwach, Kacar probierte zwar viel, verlor aber auch eine Menge Bälle, und Dardai hatte gegen die technisch versierten Gegner häufig das Nachsehen. Eigentlich war nur Drobny gestern in der Form, die für dieses Spiel notwendig gewesen wäre. Hertha hat einen tollen Herbst hinter sich, hoffentlich bricht sie jetzt nicht noch ein. Gestern hätte sie viel mehr laufen müssen, die Energie dafür konnte oder wollte sie nicht finden. Das ernüchternde Spiel lässt dabei durchaus eine Kontinuität erkennen: Gegen Köln mag in so einer Situation eine Standardsituation zu einem glücklichen Sieg reichen, gegen einen internationalen Gegner selbst mäßigen Formats genügt das nicht. Die vielen tollen Konter, die Hertha in dieser Halbsaison vergeigt hat, zeugen davon, dass sie schnelles Spiel nicht gut kann und irgendwie auch nicht mag. Daran wird zu arbeiten sein, denn das ist der nächste Schritt nach dem Erwerb der Kompaktheit, der jetzt schon zu verzeichnen ist. Ich glaube nicht, dass man dafür schon wieder in größerem Stil investieren sollte, wie Manager Hoeneß das anscheinend möchte (der natürlich mehr an seine Lebensplanung als an die Evolution der Hertha denkt). Ich glaube, dass man die Aufgabe lösen sollte, die das Spiel der Mannschaft stellt: das Flügelspiel muss von den Außenverteidigern her neu konzipiert werden (Stein immerhin ließ gestern Ansätze erkennen), dazu braucht es einen viel besseren "holding midfielder", als Dardai das ist. In der zweiten Halbzeit entdeckten die Fans von Galatasaray eine großartig ironische Parole: Sie sangen "Auf Wiedersehen", entboten den deutschen Fans damit einen deutschen Gruß, der sie quasi aus dem eigenen Stadion schickte. Zu Überfremdungsängsten besteht dabei kein Anlass, nach dem Spiel fuhren alle gemeinsam mit der BVG nach Hause, und ich hatte immer noch Olivia Newton-John im Ohr, einen Hit aus meiner Kindheit aus dem Musical "Grease", der in der Halbzeit lief: "You are the One that I Want". Die Hymne der Scouting-Abteilung?

Mittwoch, Dezember 03, 2008

Völkerverständigung

Sehr wichtiges Match für die Hertha heute Abend im Olympiastadion: Gegen Galatasaray Istanbul geht es nicht nur um drei dringend erforderliche Punkte für den Verbleib im Bewerb über Weihnachten hinaus, sondern um ein erstes Statement an die Liga, dass der dritte Platz auch einer gereiften und nicht nur auf Catenaccio beruhenden Spielanlage zu verdanken ist. Denn er Erfolg der Hertha in diesem Herbst wird durchweg als ertrotzt und nicht als erspielt gesehen - neben der offensiven TSG Hoffenheim wirkt Hertha tatsächlich wie eine Mannschaft, bei der erst einmal die Eins stehen muss (mehr als bei anderen Teams auch die Null), vorne müssen dann zwei Tore reichen für drei Punkte. Alles recht ökonomisch also, begeistert von der Hertha ist in Deutschland noch niemand, und wenn man das Köln-Spiel von letztem Freitag gelassen betrachtet, dann gibt es auch noch wenig Grund. Den sollte die Hertha heute liefern, mit einer couragierten Leistung gegen Galatasaray. Dazu könnte vielleicht Patrick Ebert beitragen, auf dessen Rückkehr in die Mannschaft, zu Lasten von Dardai, ich hoffe. Das Mittelfeld würde dann so aussehen: Nicu-Cicero-Kacar-Ebert. Sehr offensiv, ich weiß. Manager Hoeneß hat dem Spiel gleich noch (s)eine eigene besondere Bedeutung gegeben und von "Völkerverständigung" gesprochen - vermutlich deswegen, weil er mit den Völkern von Neukölln und Moabit selten zu tun hat. Er rudert gerade rhetorisch zurück in ein Amt, aus dem er sich mit Datum 2010 schon eindeutig öffentlich verabschiedet hatte. Damit stiftet er Unfrieden, um nicht zu sagen: Völkerunverständnis. Manager Hoeneß hat die bis vor zwei Jahren ja eher traurige Gesamtbilanz seines Wirkens bei Hertha auf eine Karte gesetzt: Lucien Favre. Diese Entscheidung kann er sich auf die Fahne heften, jetzt möchte er aber auch beim Triumphzug, den er schon abzusehen meint, vorneweg marschieren. Favres ganzes Wirken steht für eine Abkehr von der "great man theory", nur der Manager will sich als großen Mann davon ausnehmen. Ich spreche ein wenig im Affekt, muss es aber einfach so sagen: Dieter Hoeneß, schaffen Sie Raum!