Freitag, April 17, 2009

Assessment

Sieben Spiele vor Saisonende sollte bei der Hertha eigentlich nur noch der Fußball zählen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Geschäftsführung und Präsidium haben sich in einen Konflikt verstrickt, von dem außer "investigativen" Medien wie der Zeitung, für die Philipp Lahm seit einiger Zeit wirbt, niemand etwas hat. Auch der "Tagesspiegel" hat Zwietracht gesät, indem er vor zwei Wochen am ersten Frühlingsspieltag eine lange Geschichte über die Rivalität zwischen Manager Hoeneß und Coach Favre brachte, deren Kronzeuge ein nicht namentlich genanntes Präsidiumsmitglied war.

Jetzt hat die Geschäftsführung (Preetz, Schiller, Sauer, ...) ohne (!) den Geschäftsführer Hoeneß einen Brief an das Präsidium geschrieben, in dem es einzig und allein um die Ehre des nicht unterschriebenen Geschäftsführers Hoeneß geht. Dieser Brief kam auf geheimnisvollen, für jeden Menschen mit Verstand aber von vornherein absehbaren Wegen zu der Zeitung, für die Philipp Lahm neuerdings wirbt. Dort wurde er mit Handkuss abgedruckt. Wer von "spin" auch nur einen Schimmer hat, muss wissen: So ein Brief darf nie geschrieben werden, egal, ob er nun direkt aus dem Umfeld von Hoeneß oder aber aus dem Präsidium an die Zeitung ging. Dass er dort landen würde, musste klar sein, und dass er nur schaden würde, erst recht.

Der aktuelle Vorwurf kann also nur an Hoeneß gehen, der von dem Brief gewusst haben muss und die Größe (und die politische Intelligenz) hätte haben sollen, ihn zu verhindern (wenn er ihn nicht umgekehrt sogar selbst initiiert hat, wofür manches spricht).

Das Präsidium wiederum, das dieser Tage die Kandidaten für die Hoeneß-Nachfolge mit professioneller Unterstützung durch eine Kopfjäger-Firma einem "Assessment" unterzieht (alle Kandidaten kommen aus dem Haus), macht Politik zur Unzeit und schadet dem Team mit jeder Äußerung, die on oder off the record getätigt wird. Eine Weile hat die Hertha sportlich auf sich aufmerksam gemacht, jetzt haben die Funktionäre zurückgeschlagen. Auf den Trümmern des Berliner Miefs muss Coach Favre jetzt an einer guten Mannschaft weiterbauen.

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