Samstag, März 03, 2012

Grasnarbe

Das Ligaspiel zwischen Hertha und Werder Bremen ist durch ein rhetorisches Vorgeplänkel angeheizt worden, das einen fast an Schwergewichtsboxer denken lassen könnte. Bei denen gehört es auch zum Ritual, vor dem Match unqualifizierte Invektiven abzusondern. In diesem Fall hat sich aber jemand zu Wort gemeldet, auf dessen Äußerungen man eigentlich in dieser Angelegenheit nicht gewartet hatte: Der Politiker der Grünen, Jürgen Trittin, sprach der "Superillu" (!) gegenüber von einem Management bei Hertha BSC, das er als "suizidal veranlagt" qualifizierte. Werner Gegenbauer, hiesiger Präsident, konterte in rauhem Ton und empfahl Trittin: "einfach mal Fresse halten". Und fügte hinzu: "Das ist Niveau unterhalb der Grasnarbe." Damit hat er zweifellos recht.

Er kann allerdings nicht übersehen, dass auch diese unerquickliche Auseinandersetzung mit der Verpflichtung eines "Königs" zusammenhängt, der seinerseits nichts Besseres zu tun hatte, als sich so schnell wie möglich von der Berliner CDU als Wahlmann für die kommende Bundespräsidentenwahl aufstellen zu lassen. Das ist ein kleiner, aber unfeiner Rückfall in den alten Hertha-Kontext unseligen Andenkens, als es sich dabei noch nicht um einen Hauptstadtclub handelte, sondern um eine politfarblich höchst einseitige Westberliner Lokalangelegenheit.

Zu Trittin ist zu sagen, dass er als Kanzlerkandidat einer Partei im Gespräch ist, die auch erst zeigen muss, ob sie nicht ihrerseits "suizidale" Veranlagung besitzt - denn eigentlich wäre die politische Großwetterlage ideal für die die Grünen, ob sie das aber mit ihrem derzeitigen Spitzenpersonal "auf den Platz" bzw. in die Urnen bekommen wird, scheint sehr zweifelhaft. Die Hertha-Äußerung ist da nur ein winziges Indiz dafür, dass da jemandem der Kamm zu stark geschwollen ist.

Im übrigen bin ich weiterhin aufgebracht über die Personalie Rehhagel, hoffe aber natürlich inständig, dass ich schon heute bis auf die Unterhosen blamiert werde. Dazu wäre allerdings ein taktisch, spielerisch und kämpferisch überzeugender Sieg gegen Werder Bremen erforderlich. Sollte es dazu kommen, gehe ich morgen gern (diskursiv) in Sack und Asche und hole Manager Preetz vom Pranger herunter.

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