Arsenal kam am Wochenende mit einem mehr als glücklichen Sieg aus Liverpool zurück, die Chancen auf Platz 4 in England und damit auf eine neuerliche Qualifikation für die CL sind intakt. Für das Spiel gegen Milan waren die Personalreserven allerdings schon extrem ausgedünnt, vor allem Arteta, Ramsey und Coquelin fehlten empfindlich (stattdessen brachte Wenger in der zweiten Halbzeit den Koreaner Chu-Young Park, einen seiner sinnlosesten Einkäufe). Die englischen Zeitungen sind heute voll des Lobs für Alex Oxlade-Chamberlain, für den Arsenal im Sommer immerhin 13,8 Millionen Euro bezahlt hatte, eine Menge Geld für einen 18jährigen, aber immer noch viel weniger als die 30 Millionen, die für Götze aufgerufen würden (den Arsenal gar nicht braucht).
"The Ox" spielte gegen Milan im zentralen Mittelfeld neben Song. Es wäre reizvoll, sich das Spiel in einer Version vorzustellen, in der er nicht früh in der zweiten Halbzeit durch eine Muskelverletzung mehr oder weniger neutralisiert worden wäre (ausgewechselt wurde er erst eine Viertelstunde vor Ende, so dürftig waren Arsenals Offensivoptionen gestern). In der ersten Halbzeit hatte Oxlade-Chamberlain die starke Leistung des ganzen Teams durch einen Lauf in den Strafraum gekrönt, der zu dem Elfmeter führte, den van Persie zum 3:0 verwandelte. Dann setzte Milan aber noch vor dem Pausenpfiff den einen Konter, der die Richtung für den Rest wies. Das Gegentor fiel nicht, aber in Halbzeit zwei wurde die Mannschaft von Allegri immer stärker, während Arsenal nicht mehr zusetzen konnte (das Team lief knapp 113 Kilometer, das ist nicht wahnsinnig viel für seinen Abend mit den gestrigen Implikationen: das größte Comeback der CL-Geschichte war in Reichweite).
Es gibt einen Spieler, der das Dilemma von Arsenal (und das schlechte Management von Arsène Wenger) bestens verkörpert: Alexandre Song. Auf ihm lastet bei Arsenal eine enorme Verantwortung, spielt er doch im Prinzip den einzigen defensiven Mittelfeldpart. Arteta hat sich dabei als ideale Ergänzung erwiesen, und auch Oxlade-Chamberlain hat gestern eine Halbzeit lang seine Sache gut gemacht. Song spielt viele tentative, vertikale Pässe, schon gegen Liverpool konnte man aber sehr gut sehen, dass er nach einer extrem langen Saison ausgebrannt wirkt, viele Freistöße verursacht und Bälle in gefährlichen Situationen verliert - es gibt für ihn im Kader von Arsenal keine Alternative, Frimpong wurde ausgeliehen (und ist langfristig verletzt), Coquelin ist auch verletzt (hätte aber auch nicht die Autorität für diese wichtige Position, obwohl er sicher einer der am meisten gereiften Spieler dieser Saison ist), und wenn Wenger immer noch auf Abou Diaby hofft, dann ist ihm nicht zu helfen.
Der Konter, mit dem das Spiel gestern endete, ließ sehr schön erkennen, dass Song ein wenig Urlaub bräuchte - hätte er da noch einen klareren Pass zuwegegebracht, wer weiß? Aber in der Verlängerung wäre Arsenal wohl endgültig kollabiert, oder Szceszny hätte mit einem seiner riskanten Abschläge das Unheil heraufbeschworen (trotzdem sollte Hertha sich einmal genau anschauen, welche Optionen Arsenal bei Ballbesitz Torwart bietet - drei, vier gut gestaffelte Anspielmöglichkeiten sind fast immer da).
Der Konjunktiv ist die eigentliche Form für Arsenal, im Grunde mag ich diese Mannschaft auch deswegen so sehr, weil sie auf dem (pardon the pun) größtmöglichen Möglichkeitssinn beruht. Konkret könnte einen das allerdings häufig fast wahnsinnig machen, oder umgekehrt: das Leben mit Arsenal ist eine einzige Gelassenheitsübung. Serenity Now!
2 Kommentare:
Gelassenheit ist die Schwester von Indifferenz. Gottseidank haben wir auch mit Hertha einen Verein, der das nicht zuläßt. ;)
wenn ich höre, dass ottl "selbstbewusst" seinen stammplatz zurückreklamiert, dann kann ich nur mit äußerster, härtestens an indifferenz grenzender gelassenheit reagieren
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