Das sibirische Tief Cooper (zu deutsch: Böttcher oder Fassbinder) sorgt für einen klaren Morgen in Berlin. Das Spielfeld im Olympiastadion verfügt über eine Rasenheizung, sollte also nicht knüppelhart sein, wenn Hertha am Nachmittag gegen Hannover 96 spielen muss. Ich werde nicht dabei sein, ein kultureller Pflichttermin geht vor, das Spiel folgt dann im Clubkanal. Unter normalen Umständen würde Hertha als leichter Außenseiter gegen den im oberen Mittelfeld der Liga konsolidierten Gegner antreten. Unter den aktuellen Umständen aber wäre schon ein Remis ein Erfolg. Denn aufgrund der schlechten Stimmung, der Verletzungen, der taktischen Defizite und des wachsenden Drucks können die Erwartungen keine großen sein.
In einer Berliner Boulevardzeitung war Mitte der Woche zu lesen, dass Trainer Skibbe sich mit taktischen Alternativen zum 4-2-3-1 beschäftigt - ich nehme nicht an, dass diese heute schon zum Tragen kommen werden. Ohnehin wäre es gut, einmal eine Formation für mehr als nur fünf Minuten beizubehalten - das ständige Rochieren bringt, wie schon zuletzt angemerkt, für meine Begriffe überhaupt nichts. Angesichts der improvisierten Viererkette, die heute zu erwarten ist (die Zeitungen erwarten Kobiashvili - Neumann - Hubnik - Morales, käme Bastians statt Kobiashvili, ergäbe das fast schon zu viel Boy Group), wäre ein 4-4-2 durchaus zu überlegen: Niemeyer und Lustenberger zentral, außen Ebert und Ronny (beiden muss das defensive Mitarbeiten natürlich eigens eingeschärft werden), vorne Lasogga und Ramos.
Vermutlich wird aber wieder Ottl neben Niemeyer auflaufen, Lustenberger davor, Ramos auf außen. Ich bleibe dabei, dass Ottl der Spieler ist, der am meisten zwischen Hertha und dem modernen Fußball steht. Er gehört auf die Bank, und in fünf Monaten auf die Transferliste. Es sei denn, er entschließt sich, der andere Spieler zu werden, der er bisher zwei, drei Minuten pro Match ist. Das wäre aber ganz gegen die Wahrscheinlichkeit.
Nürnberg hat gestern gegen den BVB gezeigt, wie man modernen Underdog-Fußball spielt - dass das Spiel trotzdem 0:2 verloren ging, tut wenig zur Sache, Hecking macht eindeutig gute Arbeit. Damit muss Skibbe nun auch beginnen, wenn er es denn drauf hat. Die Probleme, die Hertha hat, sind eindeutig älter als Januar, sie datieren aus den langen Wochen, in denen Babbel den guten Ansatz dieser Saison verschlampt hat, in denen das Team zunehmend an Organisation eingebüßt hat. Das muss also neu erarbeitet werden - heute geht es nur vor allem darum, sich ein wenig Mut für den DFB-Pokal am Mittwoch zu erspielen. Erst dann, wenn Raffael wieder zur Verfügung steht, wird Skibbe mit seinem Konzept für das Team wirklich herausrücken müssen.
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