Eine insgesamt homogene Mannschaftleistung brachte in Halbzeit eins mehrere, teils sehr gute Gelegenheiten, während Hannover nur kurz vor der Pause eine, allerdings starke Möglichkeit für Pinto bekam. Für die zweite Halbzeit blieb Schmiedebach in der Kabine, für ihn kam Diouf - wenn es ein Manöver gab, das dem Spiel allmählich eine Richtung wies, dann dieses. Denn Schlaudraff rückte dadurch auf die rechte Seite, auf die Hertha-Seite, auf der Kobiashvili und Ramos defensiv nicht gut zusammenfinden. Skibbes erster Wechsel erwies sich hingegen als unproduktiv: er tauschte Ebert gegen Ronny, Ramos wechselte dadurch auf die rechte Seite, die bessere Idee wäre allerdings die gewesen, die Skibbe erst später riskierte: Ottl auszuwechseln, Ramos vorn neben Lasogga, und Ruka auf den linken Flügel.
Als er sich dazu durchringen konnte, führte Hannover schon 1:0 durch ein Tor von Abdellaoue, das danach ein wenig zu oft als "Sonntagsschuss" bezeichnet wurde (Preetz, Niemeyer, Morales). Im Gegenteil war das ein Qualitätstor, das Hubnik nicht antizipieren wollte - zu passiv blieb er in dieser Szene. Für Hannover war das ein typischer Sieg, für Hertha eine auch irgendwie typische Niederlage, denn es fehlt die Konstanz über 90 Minuten. Das Pressing fiel in der zweiten Halbzeit deutlich zurück, gute 110 Kilometer für beide Mannschaften verweisen auch auf ein insgesamt "schwaches" (Slomka) Spiel, in dem Hertha dazu aufgerufen war, mit erhöhter Intensität um die ersten Punkte in 2012 zu kämpfen. Diese Intensität fehlte mit zunehmender Spieldauer, und sie fand in dem Kämpfer von der traurigen Gestalt, Adrian Ramos, die Symbolfigur. Er machte zwar viel, aber es fehlte ihm offensichtlich am Glauben.
Michael Skibbes Analyse in der Pressekonferenz war plausibel, immerhin begreift er, was geschieht, und stellt sich nicht immer nur stereotyp "vor die Jungs". Sein Problem in diesen ersten drei Spielen war, dass er Raffael eins zu eins ersetzen wollte. Dadurch bekamen seine Aufstellungen etwas unpassend Experimentelles, verschiedene Spieler durften sich 45 Minuten oder länger probieren. Stattdessen hätte das System den Spielmacher ersetzen sollen, aber das war erst gegen Hannover in Ansätzen zu erkennen. Auch wenn ich hier schon wie eine defekte Schallplatte klinge: Die Arbeitsaufteilung in der Offensive war auch hier insgesamt nicht gut, Ottl hatte seinen üblichen tollen Moment (Chance für Ramos und Lasogga kurz vor der Pause), über 90 Minuten hinweg bleibt seine Produktivität aber wieder einmal viel zu dürftig. Lustenberger von der "Acht", Ramos neben Lasogga, und zwei echte Winger (Ruka und Ebert) hätten H96 nach Minute 60 vor mehr Probleme gestellt.
Bei Sebastian Neumann hat Skibbe in der Pressekonferenz richtige Worte gefunden: Das Spiel des Mijatovic-(Janker)-Vertreters war eigentlich in Ordnung, er hatte nur wenige Fouls, beide gelbe Karten waren allerdings vertretbar. Und doch finde ich, dass Neumann sich besser schlug, als man erwarten durfte. Alfredo Morales fand offensiv kaum statt, für ihn war es ein klassisches Debüt, er wird ohnehin noch öfter zu sehen sein, ich traue ihm eine Steigerung zu. Für Hertha ist die Situation ungemütlich geworden, doch nun kommt erst einmal ein Spiel außerhalb des Ligaalltags. Eine gute Gelegenheit für einen zweiten Start.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen