Sonntag, November 11, 2012

Wühlkiste

Den Pflichtsieg beim Aufsteiger und Abstiegskandidaten SV Sandhausen hat Absteiger und Aufstiegskandidat Hertha BSC souverän erledigt, dank einiger ruhender Bälle und einiger später Gelegenheiten, die dann auch jene Kräfte nutzten, die von Manager Preetz in einem Anfall von Torschlußpanik verpflichtet worden waren: Es gibt ja eindeutig zu viele Offensivkräfte in diesem Kader, in Spielen wie dem am Freitag hat Coach Lukuhay dann auch Gelegenheit, ein wenig an der Stimmung zu arbeiten. Allagui bekam seine Gelegenheit, desgleichen Ben Sahar. Elias Kachunga handelte sich neulich in der 4. Liga eine gelb-rote Karte ein, beim Auswärtsspiel in Zwickau könnte er heute schon wieder dabei sein; eigentlich aber war er ja für die zweite Liga gedacht und wurde als neuer Bär gehandelt.

Hertha konnte mit der fast optimalen Aufstellung antreten. Das bedeutet, dass Hubnik derzeit weiterhin das Nachsehen gegenüber Brooks hat, und dass Ronny hinter Ramos keineswegs eine hängende Spitze gab, sondern einen überall präsenten Verteiler und Antreiber, unterstützt von Kluge, der nominell neben Niemeyer spielte, aber auch einige Wege macht, und gern vor dem Tor auftaucht (etwa bei der zweiten Chance von Ramos, dessen Schuss knapp am linken langen Pfosten vorbeiging, wo Kluge auch schon wieder war).

Dass so manche mutmaßliche Spitzenmannschaft den gemeinen Eckball nicht besonders wichtig nimmt, verwundert mich schon lange (bei Barcelona sehe ich das noch ein, die haben aber auch wirklich ein anderes erfolgreiches System). Unter Luhukay aber wird ein Fußball gespielt, der vom Möglichen ausgeht, und deswegen nützt Hertha Ecken und Freistöße relativ gut. Ronnys Schusstechnik ist dabei sicher hilfreich. Sandhausen war nicht nur kein zweites Ingolstadt, die Mannschaft aus dem Südwesten hatte auch noch Pech (beim zweiten Tor sah der Keeper nicht gut aus), und selbst das überraschende 1:3 eine Viertelstunde vor Schluss (in Unterzahl, Bastians ein wenig schlafmützig) konnte nichts mehr bewirken. Im Gegenteil kamen nun die Reservisten von Hertha und belohnten sich fürs Bankdrücken (Tore gab es wie in der Wühlkiste).

In den ersten 13 Runden hat die Mannschaft die Grundlagen gelegt für ein attraktives "run-in", in dem sie noch einmal ordentlich gefordert werden wird. Denn die nächsten vier Gegner haben es in sich: St. Pauli, Aue, Köln und Cottbus. Gesetzt den Fall, Hertha wäre am Ende der Rückrunde noch nicht für den Wiederaufstieg qualifiziert, aber noch im Rennen: das Berlin-Brandenburg-Derby mit Cottbus würde so heiß werden wie nie zuvor. Und ich erinnere mich an manche Blamage gegen die Lausitzer im Olympiastadion. Aber ich eile in Gedanken voraus, das hat auch damit zu tun, dass ein Spiel wie das gegen Sandhausen wenig Denkanstöße gibt. Drei Punkte sind alles, was daraus hervorgehen kann.            

Keine Kommentare: