Wenn Hertha heute gegen den HSV ein "Kellerduell" im Olympiastadion austrägt, wird ein neuer Mann im Kader sein: Felix Bastians, 23 Jahre alt, wechselte diese Woche aus Freiburg nach Berlin. Er gilt als Hoffnungsträger für die linke Defensivseite, eine Position, auf der Hertha seit den Tagen von Michael Hartmann nie brillant, sondern meistens nur passabel besetzt war. Bastians kann auch in der zentralen Defensive spielen, doch für die Position Mijatovic erwarte ich im Sommer noch einen strategischen Transfer. Mit Bastians wird ein weiterer junger Spieler verpflichtet, der sich idealerweise 2014 oder 2015 (sein Vertrag läuft bis 2016, so weit musste ihm der Manager da entgegenkommen) mit Gewinn weiterverkaufen lässt. Das wäre dann endlich der dringend nötige Einstieg in die Existenzform eines "feeder clubs", zu der Hertha es bisher noch nicht wirklich gebracht hat. Das bedeutet schlicht, dass die Einkäufe und die Nachwuchsarbeit nicht so gut waren, dass sich daraus ein kontinuierliches Modell der Kaderentwicklung ergeben könnte. Bis auf Raffael, Ramos, Lasogga und bis zu einem gewissen Grad Kraft und Lustenberger ist die Verkaufbarkeit der derzeit vertraglich gebundenen Spieler stark limitiert. Das hat Auswirkungen auf die Jahresbilanz etc, und sollte Ansporn sein, methodischer an der Entwicklung der Jungen zu arbeiten. Mit Marko Djuricin hat Skibbe in Nürnberg einen Anfang gemacht, ich hoffe stark, er bekommt auch weiter seine Chancen. Ben-Hatira, Torun, Ebert hingegen müssen heute und nächste Woche die Chance der Abwesenheit von Raffael nützen.
Die Woche stand aber vor allem im Zeichen der Zahlen, die von der Bundesliga präsentiert wurden. Der deutsche Profifußball wächst, die Spannung des heurigen Bewerbs wird als Hinweis auf gelungene "self governance" gewertet, und tatsächlich lassen sich eine Reihe von Argumenten finden, die den deutschen Weg als vernünftig erscheinen lassen. Woraus besteht dieser im wesentlichen? Aus einer gewissen Nivellierung der Unterschiede, die sich aus der zentralen Verwertung der Fernsehrechte und aus der Umverteilung nach unten in die relativ attraktive zweite Liga ergeben; aus einer an fast allen Standorten starken Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Vereinspolitik, die dem deutschen Fußball wahrscheinlich die besten Infrastrukturdaten im internationalen Fußball verschafft; aus einer Beschränkung außergewöhnlicher Kapitalzuschüsse, wie sie in Ländern ohne die 50+1-Regel möglich sind und gelegentlich den Wettbewerb so verzerren wie in England, wo Manchester City den Meistertitel 2012 möglicherweise tatsächlich durch exorbitante Einkäufe über mehrere Jahre hinweg "kaufen" konnte - in vier Monaten wissen wir da mehr. Die Bundesliga lässt sich also durchaus als politisches Modell auf einer allgemeineren Ebene begreifen: sie ist die am wenigsten neoliberale Liga in Europa, und hat gerade als solche zunehmend Erfolg.
1 Kommentar:
Yes, so siehts aus, 2.Niederlage, wie bereis angemerkt. Mit Skibbe ist der direkte Abstieg in Liga 2 eingeleitet, Hertha wird inzwischen zur Fahrstuhlmannschaft
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