Den Auftakt zur Rückrunde bestreitet Hertha BSC morgen in Nürnberg, und ich werde dabei sein. Eine Auswärtsfahrt pro Jahr sollte mindestens drin sein, diese bot sich terminlich an, vielleicht geht sich aus das Spiel in Gladbach noch aus. Hertha fährt mit dem besten denkbaren Gefühl zu den Franken in das Stadion des "leichten Kredits": Mit Vorfreude. Nicht, weil die Rückrunde nicht noch eng werden könnte, sondern weil die Querelen aus dem alten Jahr schnell vergessen gemacht wurden. Das ist wesentlich das Verdienst des neuen Trainers, der vor allen in kommunikativer Hinsicht einen guten Start hingelegt hat. Mit Michael Skibbe beginnt Hertha nun in gewisser Hinsicht bei Null, der Abstieg und der prompte Wiederaufstieg sind Geschichte (das heißt nicht, dass Hertha unabsteigbar ist, keineswegs) - 2012 beginnt jedoch mit dem Eindruck, dass der Klassenerhalt absolut machbar sein sollte.
Es müssten schon grobe Fehler oder ein übler "Strudel" (SZ über die Rückrunde von Eintracht Frankfurt 2011) zusammenkommen, um aus diesem Kader nicht die notwendigen Punkte herauszuholen. Ob es darüber hinaus gelingt, ein Stück von der Souveränität der spätsommerlichen Spiele 2011 wiederzufinden, das ist die spannende Frage. Sie führt zu den konkreten Punkten, die Skibbe für Nürnberg zu klären hat: Wie positioniert er Lasogga und Ramos? Wie soll die Doppelsechs aussehen und agieren? Wer bildet die Innenverteidigung? Drei strukturierende Zweierbeziehungen quer durch die Formation.
Da Mijatovic nicht matchfit ist, wird dem Vernehmen nach Janker neben Hubnik beginnen, dazu Lell als Kapitän - das ist plausibel, wenngleich kein Gegner das als unüberwindlich ansehen wird. Dahinter der auf der Linie ligabeste Torhüter, ein echter "Panther", bei dem ich neugierig bin, ob Skibbe ihn in die Spieleröffnung stärker einbindet als Babbel, der von Kraft diesbezüglich anscheinend gar nichts verlangt hat. Viele professionelle Hertha-Beobachter erwarten Lustenberger neben Ottl im Mittelfeld, Niemeyer also auf der Bank - doch die wesentliche Frage bleibt auch in dieser Konstellation, wie die Doppelsechs angelegt ist, wie die Aufgaben flexibel angenommen werden, wie das Risiko dosiert wird. Dass Skibbe ein etwas vertikaleres Spiel sehen will, leuchtet mir ein - wir alle wollen das.
Kommt Ronny zentral oder über links? das ist die dritte Frage, deren Beantwortung sich während des Spiels noch ändern kann. Ich wäre durchaus interessiert, Ramos einmal als Stürmer aus der Tiefe zu sehen, vermutlich wird er mit dem Raffael-Ersatz häufiger rochieren. Das alles werde ich mir von einem Platz nicht im Block der Herthaner aus ansehen, sondern wie es mir in der Regel lieber ist - von einem Platz in der Nähe der Mittellinie, eigentlich im Heimblock der Nürnberger. Ein Hauptstadttrojaner in Franken, im guten Wissen, dass die Ostkurve auch in der Fremde bärenstark ist.
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