Markus Babbel ist nicht mehr der Coach, Michael Preetz ist immer noch der Manager. Der Vorgesetzte hat sich durchgesetzt, das war zu erwarten, glücklich ist wohl keiner, in der Sache steht Aussage gegen Aussage. Gegen Babbel, der behauptet (und damit eindeutig gegen die Absprache am Samstag an die Öffentlichkeit ging), er hätte schon Anfang November die Vertragsverlängerung abgesagt, behauptet Preetz ausdrücklich: "Da ist nix dran".
Seine eigene Version ist allerdings nicht ganz ohne Widersprüche, denn in der PK gab er noch an, mit Babbel vergangenen Dienstag gesprochen zu haben, aber erst Mittwoch (nach einer letzten Bedenkzeit) endgültig Bescheid bekommen zu haben, später am Tag war dann nur noch von Dienstag als dem Tag der Entscheidung die Rede.
Da Babbel wohl nicht vor Gericht gehen wird, um sich zu rehabilitieren, bleibt diese Sache also offen, es sei denn, sie kommt aus arbeitsrechtlichen Gründen noch einmal auf das Tapet. An einem solchen Tag habe ich mir dann ausnahmsweise auch "Sky 90" angesehen, wo Franz Beckenbauer sich in den Werktagsjunggesellen Babbel hineinzuversetzen versuchte, der in Berlin morgens "allein sich den Kaffee" hätte machen müssen, hätte er nicht in einem Hotel gelebt (wo der Kaffee bekanntlich mit dem Aroma der frisch geschnittenen Bohne aus den exquisiten Thermoskannen kommt).
Im Gespräch beim RBB-Sportplatz - einem klassischen journalistischen Heimspiel - ließ Michael Preetz abends dann noch deutlicher erkennen, wie sehr ihn die Sache mitnimmt. Er machte die Sache aber gerade deswegen gut, er war, wie man so schön sagt, authentisch und doch professionell. Am Ende hatte er keine Stimme mehr, aber da war dann ohnehin alles gesagt außer das, was wir nie erfahren werden, und was auch die Auskenner rund um Beckenbauer und Reif nur suggestiv umkreisten, ohne wirklich darauf zu sprechen zu kommen: die Gerüchte über den eigentlichen Ursprung des Zerwürfnisses zwischen Preetz und Babbel.
Der Coach, am Sonntag noch im Amt und gesprächsbereit, machte ja noch einmal deutlich, dass "private Gründe" für seine Entscheidung maßgeblich waren. Mich können hier aber nur die sportlichen Folgen interessieren. Und die kennen wir erst, wenn wir den neuen Trainer kennen.
Dass Markus Babbel in Berlin eine "Ära" hätte prägen können, mögen sich Manche gewünscht haben (es sind vorwiegend die, die uns auch über Monate mit dem "Bayern-Gen" belästigt haben). Ich finde, dass seine Bilanz allenfalls passabel ist, dass aber kaum einmal zu erkennen war, wohin eine Entwicklung hätte gehen können. Einen modernen Mannschaftsentwickler sehe ich ihn ihm nicht, auch nicht in Personalunion mit seinem Vize.
Dieser Befund ist allerdings dadurch beeinträchtigt, dass die letzten zwei Monate schon im Zeichen der Probleme standen, die an diesem Wochenende aufgebrochen sind. Wer genau hinhörte, konnte gestern auch hören, dass Preetz wohl optimistisch ist, dass der Nachfolger schon Mittwoch auf der Bank sitzen könnte.
PS Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Hertha TV auch die Pressekonferenzen zeigen sollte, die dem Verein auf den ersten Blick nicht so in den Kram passen. Die aus Hoffenheim behielten sie zurück.
2 Kommentare:
Hervorragend geschrieben... wie immer !
Ich schließe mich dem vorherigen Kommentarschreiber zunächst einmal an. Seit Jahren nun lese ich hier schon mit.... Einfach grandios!
Zur Thematik des M. Babbel:
Ich sehe es im Grunde ganz ähnlich. Er hat der Hertha zu Begin seiner Zeit im Verein, also in der
2. Liga und somit auch unter den dort geltenden Umständen/Bedingungen geholfen, jedoch kann ich seither - nun also in Liga Eins - keine wirklichen Fortschritte erkennen. Ein Trainer ist dann (sehr) gut, wenn er das bestehende Potenzial des Teams (voll und ganz) ausschöpft. Bei der Hertha steckt - auch unter diesen zweifelsohne nicht ganz so tollen finanziellen Bedingungen - vermutlich (!) ein wenig mehr drin, als es in der Hinrunde sichtbar wurde. Gemeint ist hier vor allem ein offensiverer Fußball. Und somit ist eben auch (leider) viel von der großen Euphorie zu Saisonbeginn leichtfertig "verschleudert" worden, wie ja hier bei Marxelinho auch schon zu lesen war. Schade! Da muss mehr möglich sein in einer Stadt wie Berlin. Ich hoffe, dass der zukünftige Coach hier anders herangeht, sprich: mutiger spielen lässt.
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