Zwei Wochen war ich nicht im Land, zum Glück fiel die Fahrt nach Toronto in eine sogenannte Länderspielpause, in der Österreich gegen Deutschland spielte, wovon ich immerhin in einem Stream die starke erste Hälfte mitbekam. Und mit stark meine ich die Österreicher. Aus einem bestimmten Grund habe ich begonnen, wieder ein wenig Anteil zu nehmen an ihnen. Als Hertha-Fan sind meine Sympathien in der ersten deutschen Liga ja zu haben, es gibt da allerdings gewisse alte Präferenzen, und diese haben sich in dieser Saison durch den Spielplan verstärkt.
Das erste Match der neuen Runde bestritten bekanntlich Dortmund und Bremen, und allgemein wurde die Leistung der Mannschaft von Thomas Schaaf sehr gelobt. Aus guten Gründen. Deswegen habe ich mir gestern auch das Nordderby zwischen Werder und H96 angesehen, ein Spiel, in dem der Niveaugewinn der Liga insgesamt deutlich zu sehen war (man wundert sich ein wenig, dass der Bundestrainer so tut, als müsste er im Nationalteam das "Gegenpressing" von der Pike auf einstudieren).
Zwei Österreicher haben daran wesentlichen Anteil, dass Bremen eine starke Saison andeutet (obwohl bisher die Punkte noch fehlen): Zlatko Junuzovic und Marko Arnautovic. Vor allem der Flügelspieler, der eine Weile als Austrobalotelli die Schwererziehbarenrolle gespielt hat, fasziniert mich durch seine neue Professionalität. Er arbeitet - an sich, an seinem Spiel, für die Mannschaft. Fußball ist ja ein frustrierender Sport, jeder Spieler muss ständig Enttäuschungen wegstecken (hier scheitert ein Dribbling, dort misslingt eine Flanke, man reibt sich auf), und manche sind darauf psychologisch besser vorbereitet als andere, die schneller bereit sind, mit der Welt oder mit sich zu hadern.
Bei Arnautovic, den ich vor vier Jahren zum ersten Mal auf diesen Seiten wahrgenommen habe, kann man in dieser Saison geradezu mit freiem Auge beobachten, wie er es lernt, nicht zu hadern, sondern weiterzulaufen. Es hätte mich nicht gewundert, hätte das österreichisch durchwirkte Team von Bremen gestern gegen Hannover noch die Wirkung der Niederlage der Nationalmannschaft gegen Deutschland gezeigt. Doch keineswegs. Bremen war stark, arbeitete enorm, und verlor das Spiel nur aufgrund eines Klassikaners: Hunt trägt einen Angriff vor, lässt sich aber den Ball nehmen, in der Rückwärtsbewegung (es ist die letzte Minute) lassen einige Bremer nun doch den Kopf hängen (Hunt, Elia - zuvor war ein Tor zu Unrecht aberkannt worden, Bremen spielte auf den Sieg, nun lief der letzte Angriff von H96, da gingen nicht mehr alle mit nach hinten, es war aber auch so ausreichend Personal in der Defensive), und so kommt eine Flanke auf Huszti, die dieser sehenswert verwandelt.
Ein tolles Match, einfach so zwischendurch an einem Samstag, während zur selben Zeit Arsenal mit 6:1 gegen Southamptom gewinnt (dort zeigt Podolski schon wieder, dass er anscheinend doch für die EPL geeignet ist). Heute spielt Hertha, morgen Everton, Dienstag und Mittwoch ist CL - die Vollversorgung mit Fußball ist momentan gewährleistet.
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