Freitag, August 17, 2012

Nahrungskette

Wenige Tage vor dem ersten EPL-Match gegen Sunderland hat der Arsenal FC also Robin van Persie an Manchester United verkauft. Dort wird der Niederländer eine Partnerschaft mit Wayne Rooney eingehen, der englische Nationalstürmer Danny Welbeck wird sich zurückgesetzt fühlen müssen, und ein gewisser Xavier Hernández, auch genannt Chicharito, wird sich fragen, was seine Perspektiven sind. Nicht zu reden von Federico Macheda, der einmal ein sensationell wichtiges Tor für United in letzter Sekunde spektakulär erzielte, danach aber zum "one hit wonder" verkam und diese Saison bei QPR als Ausgeliehener verbringen wird.

Fußball ist ein Geschäft mit enormen Redundanzen, und manchmal geht es auch ganz einfach darum, einer Mannschaft ihren "Talisman" zu nehmen, und ihr den Platz in der Nahrungskette der wirklich großen Clubs zuzuweisen. Tatsächlich sind sich die Kommentatoren nicht einig, ob MeanU van Persie wirklich braucht. Sicher aber ist, dass Arsenal ohne ihn letztes Jahr im Mittelmaß versunken wäre.

Und das ist genau der Grund, warum ich den Verkauf eigentlich begrüße. Denn die Mannschaft von Arsène Wenger wird nun wieder als Team besser funktionieren müssen, wenn die außergewöhnlichen Tore von van Persie wegfallen. Die letzte Saison in England war ja eine ungewöhnliche insofern, als selbst die Geldsacktruppe von Roberto Mancini relativ angreifbar war. Dass Arsenal mit zehn, zum Teil sehr vermeidbaren Niederlagen noch Platz drei schaffte, ist eigentlich ein Alarmzeichen. 49 Gegentore sind ein anderes.

Das für meine Begriffe entscheidende Match habe ich noch lebhaft in Erinnerung. Am 2. Januar spielte Arsenal bei Fulham, ging in der 21. Minute durch Koscielny in Führung, und wurde dann von einer exzellentes Offensivpressing spielenden Mittelklassemannschaft geduldig aufgerieben. Die Gegentreffer fielen in den letzten sechs Minuten, danach war deutlich, dass das gerade gewonnene Momentum verloren und der Kader des großen Arsenal FC nicht für die Anforderungen einer Saison ohne Winterpause gemacht war: Djourou als rechter Außendecker, Mertesacker in der Innenverteidigung, ein völlig erschöpfter Ramsey als Spielmacher, das reichte nicht.

Nun bleibt für die neue Saison ein großes Fragezeichen. Es steht über Alexandre Song, der neben van Persie der auffälligste Spieler letztes Jahr war. Angeblich ist der FC Barcelona an ihm interessiert, die Berichte klingen plausibel, obwohl er dort vermutlich nicht Stammspieler wäre, sondern Keitas Edelreservistenrolle übernehmen würde (oder aber er verdrängt Busquets). Song und Arteta sind ein großartiges zentrales Duo, mit der Neuverpflichtung Cazorla davor könnte das eine Konstellation werden, die dem ewig verletzten Jack Wilshere ein langsames Comeback erlauben würde.

Doch wie immer sind es die Männer in der zweiten Reihe, die entscheiden werden. Wer vertritt den verletzten Bacary Sagna auf rechts? Wie wird Wenger mit Abou Diaby und Mertesacker umgehen, die beide bisher sein großes Vertrauen nicht gerechtfertigt haben? Reichen zwei exzellente Innenverteidiger (Koscielny und der neue Kapitän Vermaelen)? Reicht ein Ersatzkeeper wie Fabianski? Und wie wird aus den zahlreichen Offensivkräften (Giroud, Podolski, Gervinho, Oxlade-Chamberlain, Walcott, Cazorla, Ramsey, Rosicky, Chamakh) eine Torfabrik? Und wie schlagen sich junge Hoffnungsträger wie Coquelin, Bartley oder der bisher zu häufig durch Gezwitscher aufgefallene Frimpong?

Die Aufstellung gegen Sunderland wird weisen, welche Präferenzen Wenger setzt, und wo vielleicht noch zugekauft wird. Ich würde mir folgendes Team wünschen: Szeszny. Jenkinson - Koscielny - Vermaelen - Gibbs. Song - Arteta - Cazorla. Walcott - Giroud - Gervinho. Vermutlich aber ist Walcott noch nicht matchfit, sodass Podolski auflaufen wird. Samstag 16.00, it's the English Premier League, and it's live!

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