Einige Fans der Hertha werden sich vielleicht darüber geärgert haben, dass der BVB gestern in Wolfsburg seine erste Niederlage nach sieben Siegen in Folge hinnehmen musste (gegen eine "bärenstarke" Mannschaft, so Jürgen Klopp), während Hertha in Köln einen soliden 2:1-Sieg errang. Aber der Manager rückte die Sache im Interview dann gleich ins Lot: Das Saisonziel ist erreicht, aus den Top 5 kann Hertha BSC nicht mehr hinausfallen, sie schläft seit heute in trockenen Tüchern, und nun bleiben zwei Spiele, um an das ganz teure Bettzeug ranzukommen.
Ich hatte mich für die Einzelübertragung des Hertha-Spiels entschieden, konnte also nur danach aus den Zusammenfassungen schließen, dass der VfL Wolfsburg (oder Golfsburg, wie die Berliner Fans mit deutlicher Spitze gegen das Konzern-Team zu sagen pflegen) eine starke Leistung gezeigt hat und dass Bayern mit einigem Glück dann auch noch beeindruckend zu einem 3:0 über Bayer 04 in die Gänge kam. Die Hertha spielte dagegen ihr Programm: fast unmerkliche Zunahme der Spielkontrolle, gelegentliche Stichproben auf ihre offensiven Möglichkeiten, bevor Pantelic kurz vor Halbzeit mit einer Einzelleistung an der Grundlinie McKenna versetzte und für Cicero auflegte, der in seinem eleganten Stil problemlos mit einem flachen Schuss ins lange Eck verwerten konnte.
Das 2:0 gleich nach der Pause durch Patrick Ebert glich dem Treffer von Raffael gegen Bremen, er fiel ein wenig glücklich durch einen Abpraller. Und doch hatte es mit diesen Toren seine Richtigkeit, denn Ebert und Pantelic sind zum Ende dieser Saison hin immer stärker geworden. Das allein gibt Hertha eine Berechtigung, noch um die Meisterschaft mitzuspielen - dass sich das Spiel insgesamt nach vorne entwickelt hat. Es ist nach wie vor von höchster Ökonomie geprägt, aber auch von einem Grundvertrauen, dass die ein, zwei Tore, die es braucht, fallen werden.
Dass Hertha inzwischen, mit der Entdeckung von Pisczcek als Rightback und mit der Steigerung von Stein, der gestern in einer schönen Kombination mit Cicero sogar einmal eine echte Strafraumszene hatte, das Spiel breiter und schneller machen kann, halte ich für eine echte Errungenschaft. Dass Raffael sich von Spiel zu Spiel gesteigert hat, zugleich mannschaftsdienlicher und durchsetzungskräftiger geworden ist, zeugt wohl auch von psychologischem Geschick des Trainerteams. Dass von Bergen seine Rolle nicht einfach solide interpretiert, sondern mit Initiative und Intuition aus der Viererkette herausgeht, ohne sie dadurch zu gefährden, zeugt von der ursprünglichen Idee bei diesem Transfer.
Die Hertha hat sich enorm entwickelt in diesem Jahr, man muss nach dem Spiel in Köln allerdings trotzdem sagen, dass sie mit der Meisterschaft über Gebühr belohnt würde. Nicht, dass ich es mir nicht wünsche, und ich halte es sogar für denkbar, dass es so kommt. Aber nach allem, was ich so gesehen habe, ist Wolfsburg doch für diese Saison das paradigmatischere Team, und selbst Stuttgart hat der Hertha viel voraus. Kümmern muss mich das nicht, denn die Meisterschaft wird nicht von einer Jury vergeben, sondern erspielt, und so halte ich es auch mit Josip Simunic, der Hertha schon früh alles zugetraut hat.
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