Sonntag, Mai 10, 2009

Bananenschale

Es war ein emotionaler Moment gestern beim 2:0 gegen Bochum, als in der 80. Minute Lucio für Raffael ins Spiel kam und den linken Flügel besetzte. Das Spiel war da schon gelaufen, denn Hertha geriet gestern nie so richtig in Gefahr, und da sie auch keine Anstalten machte, sich noch weiter um eine bessere Tordifferenz zu bemühen, konnte Coach Favre auf ein Übungsspiel umstellen, das ihm Aufschlüsse für die kommende Saison geben sollte.

Mit Chermiti und Domovchyiski im Sturm, Ebert und Lucio auf den Flügeln gab es eine Weile eine experimentelle Hertha zu sehen, die aber nicht mehr ernst machte. Gegen die gerade noch über dem Strich stehenden Bochumer reichten ein paar konzentrierte Aktionen, wobei mir gestern vor allem gefiel, dass Hertha das Spiel viel breiter machte, als die das gewöhnlich tut. Patrick Ebert mag immer wieder Fehler machen und Bälle verlieren, aber sein Einsatz, sein Zug nach vorn, seine Flanken sind wichtig - ich will es ganz einfach so sagen: Er ist ein vollwertiger Erstligaspieler geworden, von dem ich mir noch viel erwarte.

Denken wir im Vergleich zum Beispiel an Chinedu Ede, der vor gar nicht so langer Zeit noch einen Traumkonter gegen den BVB gespielt hat, den Gilberto verwertete - heute ist Ede im Kader des MSV Duisburg verschwunden. Patrick Ebert leitete die Führung kurz vor der Pause ein, als er einen Abpraller im gegnerischen Strafraum aufnahm, einen Verteidiger überlief (seine Dynamik!) und mit links (!) perfekt auf Pantelic flankte, der wiederum gegen die Bewegung von Fernandes verwandelte.

Kurz nach der Pause eröffnete Voronin einen Konter über rechts, Pisczcek übernahm und lief los, setzte eine schönen Banane in den von links kommenden Raffael, der mit Aufsetzer vollendete. Das Duo Ebert und Pisczek, das Duo Voronin und Pantelic - die Hertha war gestern toll organisiert, das Stadion war fast voll, der Gegner willfährig. Bleibt als einziges Manko diese Genügsamkeit nach der sicheren Führung, die sich über die Saison hin zu einer Tordifferenz von +10 addiert, das bedeutet de facto einen Minuspunkt gegenüber der Konkurrenz.

Die Hertha ist also tatsächlich dazu verurteilt, die drei weiteren Spiele zu gewinnen, will sie in die CL. Und dafür ist der nüchterne Sieg von gestern wahrscheinlich eine bessere Voraussetzung als ein rauschhaftes 5:0, das auch möglich gewesen wäre. Der VfB Stuttgart sitzt Berlin nach einem rauschhaften 4:0 gegen den VfL Wolfsburg im Nacken, mal sehen, wie diese Mannschaft ihren Lauf perpetuieren kann. Die Hertha, die kleinere Schritte macht, könnte sich als Bananenschale erweisen, auf der die ganze Konkurrenz ausrutscht.

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