Samstag, Juli 06, 2013

Gespanntheit

Immer öfter passiert es mir, dass ein englisches Wort für mich etwas besser zum Ausdruck bringt, als ein entsprechendes deutsches. Zum Beispiel "anticipation". Das meint irgendetwas zwischen Vorfreude und Aufregung, eine positive Gespanntheit, die gerade durch die Terminierung der ersten fünf Bundesligarunden noch einmal ein wenig verstärkt wurde. Ich bin gerade ein paar Tage in Kiew, gestern kam ich an dem (nur mehr selten bespielten) Stadion von Dinamo Kiew vorbei, das natürlich nach Walerij Lobanowskyj benannt ist - eine prächtig-altertümliche Anlage aus der kommunistischen Zeit, in der ich auch gern einmal eine Begegnung sehen würde. Am Sonntag spielt Dinamo gegen Spartak Moskau, das geht sich für mich nicht aus, denn ich fliege morgens zurück nach Berlin.

Was trägt noch zur "anticipation" bei? Einige Bundesliga-Transfers finde ich äußerst vielversprechend. Die Rekonstruktionsarbeit beim BVB scheint mit einem von den meisten Medien bereits vermeldeten, wenn auch noch nicht vollständig vollzogenen Wechsel einen entscheidenden Schritt weiter gekommen zu sein: Auf Henrikh Mkhytarian freue ich mich wie auf kaum einen anderen Spieler, der kommende Saison in Deutschland zu sehen sein wird. Fast noch spannender aber finde ich, was der FC Freiburg macht - und da kommt auch Hertha wieder ins Spiel. Denn Gelson Fernandes stand 2007 auf der Wunschliste von Lucien Favre, es wurden sogar 3,5 Millionen Euro für ihn geboten, doch der junge Mann wechselte von Sion zu Manchester City. Den Durchbruch schaffte er so richtig nirgends, in Freiburg findet er jetzt vielleicht die Bedingungen, die es ihm erlauben, sich doch noch zu bewähren.

Die drei Namen, die in jenem auch von großer Antizipation geprägten Sommer von 2007 mehrfach genannt wurden, habe ich nie vergessen: Gökhan Inler, Blerim Dzemaili und eben Gelson Fernandes. Alle hatten, wie man so schön sagt, durchwachsene Karrieren bisher, auch Inler hat den ganz großen Sprung nie geschafft. Dzemaili ist bei Napoli zu einem interessanten Spieler gereift, nachdem er viel Pech hatte. Ich komme auf diese Namen immer wieder zurück, weil sie einen Moment lang mit Hertha verbunden waren, als es in Berlin einmal ein "Projekt" gab - das dann aus verschiedensten Gründen fürchterlich daneben ging.

Gelson Fernandes wird in Freiburg, wo es eindeutig auch ein Projekt gibt, einen interessanten Partner bekommen: Francis Coquelin wird von Arsenal an Freiburg verliehen. Nach Havard Nordveidt und Johan Djourou ist das nun schon der dritte Spieler, der aus Islington in die Bundesliga wechselt, ein Manöver, das in jeder Hinsicht Sinn macht. Für die Premier League ist Coquelin nicht stark genug, jedenfalls nicht für ein Arsenal, das um den Titel mitspielen möchte. In eine Mannschaft wie Freiburg könnte er hingegen exzellent hineinpassen.

Damit gibt es jetzt schon eine ganze Reihe von Teams, die mich in dieser Saison verstärkt interessieren werden: Neben Hertha sicher wieder Bremen, dazu Gladbach, Freiburg und der BVB; um den FCB werden wir sowieso nicht herumkommen. Da gibt es also einiges zu schauen, mit einem Match pro Wochenende wird es nicht immer sein Bewenden haben können.

Dazu kommt, dass Arsenal in England mit der Verpflichtung von Gonzalo Higuain (mit dem ich an einer Stelle tatsächlich einmal Marco Djuricin verglichen habe) ein "statement of intent" abgegeben hat. Von einem "Ende der Stagnation" schreibt die britische Presse. Dazu ein anderes Mal mehr.

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