Die Personalie der Woche kommt aus England, genauer gesagt: aus Schottland. David Moyes wird Nachfolger von Alex Ferguson bei Manchester United. In einer sehr weit zurückliegenden Vergangenheit spielten beide einmal für die Drumchapel Amateurs, nicht gemeinsam natürlich, dazu ist der Altersunterschied zu groß. Ich bedauere die Sache, denn ich hätte mir gewünscht, dass Moyes Arsenal übernimmt, möglichst bald. Nun ist eine weitere Weiche gestellt, und der vielleicht interessanteste britische Trainer ist vom Markt. Dass es ein kurzfristiges Engagement werden könnte, nehmen nur wenige Beobachter an. Dazu hat Moyes mit dem FC Everton, der in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge vor dem Lokalrivalen FC Liverpool abschließen wird (eine Seltenheit bisher), einfach zu gute Arbeit über einen zu langen Zeitraum geleistet, als dass er nun bei der Alphatruppe von United scheitern müsste.
Mir gefällt an Moyes eine ganze Menge: er ist als Typ nicht larmoyant (eine Eigenschaft, die mir bei Arsène Wenger zunehmend auf die Nerven geht), er steht für einen rechtschaffenen Pragmatismus, bei dem es nie eine Rolle gespielt hat, dass Everton finanziell weit hinter den Rivalen lag, mit denen es sich zuletzt mehrfach um die europäischen Plätze duellierte. Diesen Umständen ist es sicherlich geschuldet, dass Moyes immer zuerst auf kompakte Strategien baute, und dass der doppelte Defensivriegel, wie ihn Chelsea unter Mourinho schon einmal zur Reinkultur gebracht hatte, in einer etwas flexibleren Variante sein erstes Prinzip war. Das sollte aber nicht übersehen lassen, dass er offensiv durchaus eine Menge aus seinen Teams herausholte. Wie er zuletzt den nur schwerfällig aussehenden Victor Anichebe wieder zu einer Waffe machte, das ist klassisches "upsetting", und die Flexibilität, mit der er Fellaini quer über das Spielfeld und die Systeme zum Einsatz brachte, war immer interessant. Dazu kommt, dass Spieler wie Leon Osman unter Moyes wirklich Steigerungen erkennen ließen, und irgendwie fügte Everton doch jedes Jahr einen Spieler dem Ensemble hinzu, der weiterhalf.
Vor allem aber machte die Mannschaft fast immer den Eindruck, dass sie wusste, was zu tun war. Das macht ja Arsenal oft so schwer erträglich: dass da ein Team so spielt, als gäbe es den eigenen Stil noch, aber so, als wäre dieser selbstverständlich und bedürfte nicht der Hinterfragung. In den nächsten zehn Tagen spielt Arsenal gegen Wigan und Newcastle und zugleich mit Chelsea und Tottenham um Platz 3 und 4. Die Ausgangsposition ist nicht schlecht, mit zwei Siegen wäre zumindest die CL-Qualifikation sicher. Doch liegt das letzte überzeugende Spiel schon lange zurück, und insgesamt ist nicht zu übersehen, dass ein Plan und eine neue Identität fehlen. David Moyes hätte ich zugetraut, dass er sich mit Arsenal auch auf die nächste Stufe seiner Arbeit begeben könnte: ein Gesamtkonzept aus Kompaktheit und Freiheit zu entwickeln. Das wird er nun in Manchester versuchen, wo das Projekt der Verstetigung des Erfolgs in eine sehr interessante Phase geht. Ob man bei Arsenal hingegen über die Verstetigung des "underachievements" noch einmal hinauskommen wird?
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