Am Sonntag hat auch Hertha den Spielbetrieb wieder aufgenommen. Damit beginnt jene dichte Phase des Jahres, in der die Ligen und die Pokalbewerbe mehr oder weniger tagtäglich unsere Aufmerksamkeit beanspruchen. Und es geht gar nicht anders, als dass ich alle diese Spiele in einem Zusammenhang sehe: an diesem Wochenende das leidenschaftlich erkämpfte 2:0 von Bremen gegen Hannover (mit zwei besonderen Pirouetten von Elija); der eigentlich auch ziemlich engagiert bewerkstelligte 1:0-Sieg von Arsenal über Stoke (Torschütze "by deflection": Lukas Podolski, der inzwischen beachtliche Zahlen für sein erstes EPL-Jahr reklamieren kann); der gute Auftritt von Liverpool bei den hellblauen Geldsäcken von Roberto Mancini (dass es doch nur zu einem 2:2 reichte, lag an einer Koproduktion zwischen Pepe Reina und Aguero, der Keeper irrte herum, und der Angreifer sah sich dadurch zu einem Manöver inspiriert, das man nur als Kombination aus Chuzpe und Technik bezeichnen kann - allererste Güte!); die Intensität, mit der der BVB sich an die erste Verfolgerstelle der enteilten Bayern setzte.
Dazwischen Hertha in Regensburg, ein Spiel, das nicht nur aufgrund der viel tieferen Kameraperspektive in einer ganz anderen Dimension stattzufinden schien. Ein 5:1-Sieg, bei dem auch Marvin Knoll sich in die Schützenliste eintragen durfte, dazu ein vierfach beteiligter Ronny (besonders schön sein Tor zum 4:1, er bekommt den Ball so in den Lauf, dass er sich mit dem rechten Fuß ein wenig strecken muss, gerade diese Streckung nützt er aber dazu, ihn sich perfekt auf den linken zu legen). Mich freut die Überlegenheit von Luhukays auch dieses Mal wieder mindestens so sehr innenpolitisch wie taktisch formierter Elf, aber sie hat etwas Unwirkliches, denn sie lässt sich nicht projizieren: Sie betrifft ausschließlich diese Liga in dieser Saison, und sie wird von einer Mannschaft erspielt, von der ich mir nicht vorstellen möchte, wie es ihr eine Etage höher erginge.
Nach der ersten Halbzeit sprach die Sky-Reporterin (sie bewies, dass sie alle Kommentatorenphrasen drauf hat, eigener Ausdruck wird vielleicht noch kommen) von "Luft nach oben". Sie meinte das natürlich bezogen auf das Spiel in Regensburg, aber es lässt sich auf Herthas aktuellen Weg übertragen: Wir beobachten eine bemerkenswerte Binnen-Thermik in einem kleinen Seitental des Weltfußballs. Ob da aber etwas zusammenwächst, was den Turbulenzen des eigentlichen Betriebs gewachsen sein wird? Zum Glück muss die Frage jetzt nicht beantwortet werden, sie wird sich in den nächsten Monaten, Jahren von selbst beantworten. Nur eines können wir mit ziemlicher Sicherheit sagen: Derzeit hat Hertha einen Trainer, der genau für die Berliner Luft gemacht zu sein scheint, die bekanntlich immer dick und dünn zugleich ist.
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