Zweite Runde der neuen Saison, offizielle Eröffnung der Großbaustelle Hertha BSC. Das 1:2 bei Borussia Mönchengladbach verriet, dass diese Mannschaft ein großes Problem hat, das nur auf den ersten Blick leicht zu lösen ist. Ich hatte eigentlich vermutet, sie würde vorsichtiger an das Spiel herangehen - doch Hertha war von Beginn an engagiert, entwickelte Angriffe, zog aus der Distanz ab, ohne dass richtig Gefahr dabei herumkam.
Das Problem wurde nur allmählich sichtbar. Während die Hertha spielen wollte, wollte Gladbach gewinnen - kein Duell hätte dies packender demonstrieren können als das auf der linken Defensivseite, wo Matmour eine Stunde lang Pisczcek drangsalierte, und wenn er über rechts kam, hatten auch Pejcinovic und von Bergen ihre liebe Not mit dem Gladbacher.
Einen wie Matmour hatte die Hertha heute nicht, sie hatte wie üblich die körperlose Eleganz von Nicu, sie hatte die überhasteten Kombinationsversuche von Ebert, sie hatte einen wirkungslosen Wichniarek und einen unkonzentrierten Raffael. Das 0:1 durch Brouwers entstand durch einen jener Pässe zwischen die Innenverteidiger, die Gladbach heute öfter spielte, während die optische Überlegenheit der Hertha soweit nie gedieh. Das 0:2 hatte das gleiche Schema, nur dieses Mal auf dem Flügel, wo Neuville in die Lücke lief, präzise nach innen gab, wo Matmour wieder einmal geistig schneller und insgesamt zielstrebiger war.
Für Lucien Favre ist der Wille feminin ("die Wille", hat er später im Interview gesagt), aber immerhin fiel einmal das Wort. Denn das Problem der Hertha ist wohl eines ihrer Stilistik, und die verantwortet der Trainer: Die ansehnliche Technik, die durchaus zu sehen ist, kann nicht als Ersatz für den körperlichen und mentalen Einsatz dienen, sie muss darauf aufbauen.
Es war heiß heute in Gladbach, Gojko Kacar hat nach seinem Kopftor nach Corner zum 1:2 noch einmal an die Latte geköpft, aber Gladbach hat Drobny gleich mehrmals schlecht aussehen lassen und war in jeder Beziehung die bessere Mannschaft. Außer bei den Spielanteilen, da hatten sie deutlich weniger, dafür hatten sie die entscheidenden. Das haben sie sich gründlich erarbeitet. "Es ist noch viel zu tun", hat Lucien Favre nach dem Spiel gesagt. Das ist ganz wörtlich zu nehmen. Herthas "workrate", wie sie in England sagen, ist nicht die eines auch nur ansatzweisen Spitzenclubs.
1 Kommentar:
Da hat er an la volonté gedacht und nicht an le vouloir, der Herr Favre aus die französische Teil der Schweiz. Das ist auch die passende Übersetzung und hat wohl nichts mit Favres persönlicher Gender-Konstruktion zu tun.
Kommentar veröffentlichen