Mittwoch, September 24, 2008

Höchststrafe

Das war der DFB-Pokal 2008/2009 (ohne 2009) für die Hertha. Sie hat sich mit einem 1:2 bei Borussia Dortmund verabschiedet. Das Spiel war so schlecht, dass es als Höchststrafe noch 30 Minuten Verlängerung gab. Nach neunzig Minuten war es 1:1 gestanden. Schon früh ging der BVB durch einen zweifelhaften Elfmeter in Führung, aber bald darauf konnte Pantelic den Ausgleich erzielen. Danach begann ein auf beiden Seiten tapsiges Spiel gegen den Ball, keine der beiden Mannschaften wollte ihn länger haben, Fehlpässe und Leerläufe gab es sonder Zahl. Die letzten zehn Minuten vor dem Abpfiff versuchte die Hertha halbherzig, ein wenig Druck zu machen - dass sie aber einen Sieg wollte, vermittelte sie in keiner Sekunde. So kam es zur Verlängerung, in der Klimowicz nach einem Freistoß von Sahin am langen Eck vor dem heute durchgängig schwachen Kaká zum entscheidenden Treffer kam. Das ganze Elend der Hertha zeigte sich in dem Detail, dass Drobny schon zwei Minuten vor dem endgültigen Ende in den gegnerischen Strafraum kam - so etwas nenne ich Aktionismus nach langer Apathie. Marc Stein ging danach zum Interview und sagte: "Wir haben ein gutes Spiel gemacht, und wurden nicht belohnt." Diese Aussage verrät, dass da etwas ganz grundlegend nicht stimmt. Die Mannschaft weiß überhaupt nicht, was sie tut. Sie hat heute ohne Ausnahme nicht einmal Bundesliganiveau gezeigt, und ich spreche hier von den einfachen Dingen: Laufen, Leidenschaft, Interesse an Situationen. Sie hat so bieder ihren taktischen Stiefel herunter gespielt, dass sie hochverdient ausgeschieden ist, obwohl sie den BVB nie wieder in einem so jämmerlichen Zustand antreffen wird. Es stellen sich aber auch systemische Fragen: Wie kommt es, dass eine Mannschaft, obwohl sie eigentlich zwei Flügelspieler auf dem Platz hat, vollständig auf Flanken verzichtet, ja sie nicht einmal sucht? Zwar war heute zu sehen, dass eine Variation aus langen Bällen und Kurzpassspiel angestrebt war, die Sache kam aber nie so richtig in die Gänge, weil die langen Bälle nur etwas bringen, wenn man nachrückt und nachsetzt, und die kurzen beim eigenen Mann so ankommen müssen, dass etwas mit ihnen anzufangen ist. Ich glaube, dass Marc Stein uns viel verraten hat. Die Hertha überschätzt sich selbst. Sie hat eine vage Ahnung von technischem Fußball, sie versucht sich um alles herumzuspielen, und vergisst den ganzen Rest - den Willen, sich durchzusetzen gegen einen Widerstand, selbst wenn er so dürftig ist wie heute der des BVB.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

auswaertsdeppen!?
ich bin so enttaeuscht und deine analyse hat recht - wie so oft.
eine durch und durch unnoetige niederlage.
wir brauchen dennoch auch mal ein heimspiel. grrr....