Samstag, November 29, 2008

Sterne

Ich glaube ja nicht an das Horoskop, aber irgendwie hat man das Gefühl, dass die Hertha heuer auch gute Sterne hat. Gestern hat sie ein Match gewonnen, in dem sie vor eigenem Publikum langsam einzuschlafen drohte. Soll heißen, die neuen Grundlagen (intelligentes Pressing) funktionierten auch gegen den FC Köln über 90 Minuten sehr gut, nur der Drang zum Tor war abflauend. Es war irgendwie ein typisches Freitagspiel. Man freut sich drauf, ist dann aber doch noch mit manchen Gedanken anderswo (bei der liegengebliebenen Arbeit, ...). Hertha begann tastend, Köln war kompakt, aber völlig harmlos. Gelegentlich blitzte die Brillanz von Raffael, Voronin, Nicu und Kacar auf, aber es fügte sich nie zu einer richtigen Offensive. Über die Flügel geht die Hertha nur, wenn das Spiel schnell ist, gestern aber war das Tempo durchweg gemächlich. So blieb es ein Mittelfeldspiel mit Schleichwegen, aus dem Raffael mit einer Balleroberung das erste Tor einleitete - er startete einen seiner unverwechselbaren Läufe, um dann einen seiner unverwechselbaren Pässe zu spielen (die eher wie ein Put beim Golf funktionieren), den Voronin auf Kacar weiterleitete, der aus elf Metern souverän verwandelte. Kacar war auch für mich der Mann des Spiels, wie er in die freien Räume geht, ist famos und lässt tatsächlich Vergleiche mit Fabregas (in einer anderen Liga natürlich) zu. Kurz vor der Pause fiel nach einer Flanke von links, die nicht unterbunden wurde, der Ausgleich durch einen sehenswerten Kopfballtreffer von Novakovic. Und in der zweiten Hälfte erlahmte das Spiel. Die Ostkurve begann irgendwann Marko Pantelic zu feiern, der auf der Bank saß und in der 70. Minute für Cicero kam, der damit zum ersten Mal in dieser Saison ein Ligaspiel nicht vollständig absolvierte. Dieser Wechsel war aber nicht der entscheidende, erst als Ebert - für meine Begriffe sehr spät - für die letzten 10 Minuten kam, ging noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft, und Pantelic schaffte mit einem enorm anspruchsvoll verwandelten Corner von Ebert noch die Entscheidung. Das 2:1 gegen Köln zeigte, dass Hertha zwar heute auf Position 2 steht, dass sie vom Mittelfeld aber nicht so viel trennt. Sie wird sich gegen Schalke 04 vermutlich wieder leichter tun. Ebert ist für meine Begriffe schon wieder sehr nahe an der ersten Mannschaft. Was noch auffiel: Zwar kamen nur 40000 Zuschauer, es war aber zumindest zu Beginn eine höhere Begeisterungsfähigkeit im Stadion, aber auch ein neues Anspruchsdenken. In unserem bürgerliche Sektor waren viele Fans zu sehen, die verwöhnt werden wollen und das Spiel nur von den Höhepunkten her sehen. Ich kann mich täuschen, aber da kann man schon ausnehmen, welche Leute zum Stammpublikum stoßen werden, wenn sich die Entwicklung der Hertha weiter noch oben bestätigt: hedonistische Fans. Da hat diese Dosis Alltag, die der ein wenig schnöde Sieg gegen Köln gestern brachte, sicher nicht geschadet.

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