Montag, November 10, 2008

Limit

Famoser Abend gestern im Olympiastadion. 1:0 gegen den Tabellenführer TSG 1899 Hoffenheim, verdienter Sieg, Glück war natürlich auch dabei. Unter den 60000 Zuschauern waren zahlreiche Hype-Interessenten, die das Wunderteam aus Baden sehen wollten, am Ende aber waren viele von der Hertha mitgerissen und ganz in die Intensität dieses Duells hineingeraten. Ich glaube, Hoffenheim hatte gestern den falschen "game plan". Sie haben in der ersten Halbzeit nicht mit dem letzten Nachdruck gespielt, vermutlich hatten sie das Uefacup-Match der Hertha am Donnerstag in Charkow im Hinterkopf. Wir kriegen sie schon, dachten sie. Die zweite Halbzeit brachte dann auch eine ungefähr zehnminütige Drangperiode, in der ich mir um Berlin ein wenig Sorgen machte - dann kam Hertha aber mit Macht ins Spiel zurück. Vielleicht war die Verletzung von Pantelic und die Einwechslung von Gojko Kacar der entscheidende Moment. Damit veränderte sich die Spielanlage, sie wurde variabler, davor war unser Starstürmer meist allein vorn und konnte wenig bewirken. Dann aber ging mehr in die Breite, das Match wurde insgesamt offener, bald wurde auch der Topscorer Ibisevic aus dem Spiel genommen, womit Rangnick seinem Team mehr als nur symbolisch die Spitze nahm. Hertha hat sich den Sieg gestern mit jeder Faser erkämpft. Und selbst in großer Bedrängnis zeigten die meisten Spieler ganz neue Qualitäten in der Ballbehauptung, Foulvermeidung, Passkompetenz. Wer gestern nur eben mal vorbeschaute, hat ja keine Ahnung, welche Qual das in den vergangenen Jahren oft war. Hoffenheim hat zweifellos ein beeindruckendes Potential, das 4-3-3 wird intelligent gespielt, sie sind aber auch Meister des taktischen Fouls und zerstören das gegnerische Spiel gern ein wenig zynisch. Irgendwann hatten sie zehn Eckbälle gegen vier bei Hertha, aber alle wurden souverän verteidigt. Das Tor verdankt sich der Leidenschaft von Kacar, einem reaktionsschnellen Pass von Nicu und der Professionalität von Voronin, der allein vor Haas abschloss. Danach gab es noch ein paar wogende Konter, und unter den 20000, die gestern wegen der TSG gekommen waren, sollten mindestens ein paar Bekehrte zu Hertha sein. "Am Limit" sah Coach Favre gestern seine Mannschaft, nun hat er eine Woche Zeit, mit ihr in Ruhe zu arbeiten und auf die Grundlagen dieser bisher so interessanten Saison weiter aufzubauen. Die beiden defensiven Außenpositionen bleiben ein Thema, die Position Raffaels wird sich durch die Verletzung von Pantelic für eine Weile klären, das zentrale Mittelfeld mit dem engagierten, aber auch limitierten Dardai und dem immer leicht apathisch wirkenden Cicero lassen noch Potential. Als die meisten Zuschauer schon gegangen waren, gab es auf der Anzeigetafel noch einen kleinen Witz, mit dem Berlin sich als Hauptstadt stolz nach vorn stellte: "Stop Hoffenheim - yes, we can". Yo, yo, Hertha rules ok.

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