Dienstag, November 18, 2008

Play Berlin

Heute ist der Tag, an dem die Tabloids ein wenig verrückt spielen und vor allem Storys über die Punkteprämien von Coach Favre und über Meisterträume haben. Zum Abkühlen habe ich hier eine Geschichte aus dem Alltag der Hertha, die einem Freund und dessen Sohn widerfahren ist:
"Die Hertha möchte ja nicht nur ein professionell geführter Metropolenclub sein, sie möchte bekanntlich auch die Herzen der Menschen erreichen, wie das so schön heißt, auch und vor allem die Herzen der jüngsten Fans. Zu diesem Zweck hat die Marketingabteilung in der Saison 2008/09 die Tradition der Vorspiele reanimiert. Jugendmannschaften aus Berlin und Brandenburg dürfen vor einem Bundesligamatch 20 Minuten auf dem Rasen des Olympiastadions spielen. Ein Highlight im Leben jedes kleinen Kickers. Der Trainer der 3. F-Jugend des 1. FC Schöneberg stieß in einem Fußball-Forum auf diese frohe Botschaft, bewarb sich per Mail – und bekam tatsächlich mit seinem Team den Zuschlag. Seit dem Sommer fieberten also zwölf Kinder (samt Eltern) dem großen Tag am 15. November entgegen. Am Dienstag vergangener Woche dann schaute der Mannschaftsbetreuer auf der Hertha-Homepage mal nach, wie der Verein das Ereignis wohl ankündigen würde. Viel fand er nicht – nur den Hinweis, dass sich Mannschaften der Jahrgänge 2000 und 2001 für die Vorspiele bewerben können. Das verwunderte ihn ein wenig, weil die Spieler der Schöneberger Mannschaft alle Jahrgang 1999 sind und seit der Saison 08/09 in der E-Jugend spielen – worauf der Trainer in seiner Mail an das Hertha-Marketing allerdings ausdrücklich hingewiesen hatte. Um die Sache zu klären, rief er bei Hertha an, weil es natürlich unsportlich wäre, eine E-Jugend einfach gegen eine F-Jugend antreten zu lassen. Die Abteilungsleiterin (und Freundin von Michael Preetz) war in einem sogenannten Meeting. Ihr Kollege hörte sich den Fall an, bestätigte auf Nachfrage, dass in der Mail des Schöneberger Trainers tatsächlich geschrieben stehe, dass seine Mannschaft nach dem Sommer in die E-Jugend aufrücken werde, um abschließend zu befinden, dann müsse der Verein halt eine F-Jugend schicken. Erklären konnte er den Fehler nicht. Auf die Frage, wie man diese Nachricht denn wohl den Kindern beibringen solle, die vor lauter Vorfreude kaum noch schlafen könnten, wusste er keine Antwort. Man kann auch nicht behaupten, er habe sich sonderlich um eine Antwort bemüht, obwohl es ja nicht ganz uninteressant wäre, welchen Eindruck der Verein mit einer solchen Aktion bei den Kindern hinterlässt. Auch auf die Frage, wie man denn die Kinder darüber hinwegtrösten könnte, gab es keine Antwort, obwohl da sicher eine Menge denkbar wäre – von Freikarten für ein Bundesligaspiel bis zum Trainingsbesuch bei den Profis und was dergleichen Maßnahmen mehr sind, mit denen sich eine Bindung zwischen Verein und Fans festigen lässt. Aus Gründen der sportlichen Fairness schickte Schöneberg am Samstag natürlich eine F-Jugend, die gegen ein Team aus Jüterbog kickte. Und der Trainer der Schöneberger E-Jugend hat bis heute auf mehrere Mails an die Marketingabteilung, wie der Verein seinen Fehler denn gut zu machen gedenke, noch immer keine Antwort bekommen."

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