Sonntag, November 23, 2008

Janus

Der 3:2-Sieg der Hertha in Bochum gestern bot wieder einmal eine Menge Grundsatzmaterial zum Fußball. Zwei Halbzeiten, die mit dem Rücken zueinander standen und einen schönen Januskopf bildeten, also ein Spiel, das eigentlich zwei Spiele war. In der ersten Halbzeit konnte die Hertha ihr kühles, mit Recht immer häufiger als intelligent charakterisiertes, Kontrollspiel aufziehen, das dank einer zerstreuten gegnerischen Defensive zu drei Toren führte: Raffael, Kacar und Cicero machten bis zur Pause alles klar, was nach der Pause schnell wieder unklar wurde. Noch vor der 50. Minute kam von Bochum das dringend notwendige Lebenszeichen: ein scharfer, relativ niedriger Corner, den Stein hätte entsorgen müssen, den er aber haarscharf über seinen Blondschopf hinwegstreichen ließ, was alle anderen Verteidiger so verwirrte, dass Sestak aus kurzer Distanz einsenden konnte. Die dann folgende zweite Hälfte beruhte auf den Tugenden des Fußballs, über die Hertha nicht so stark verfügt und die Trainer manchmal verzweifelt suchen, indem sie der Mannschaft vorschlagen, den berühmten Schalter umzulegen: Leidenschaft, Flügelspiel, Pressing. Bochum machte das Spiel, Hertha bewies, wie schon in den letzten Spielen, dass sie das Kontern noch üben muss. In solchen Situationen ist Dardai keineswegs mehr der Anführer, als den er sich gern sieht, und Simunic war plötzlich wieder der alte Jo, er hatte es der Nachsicht von Referee Weiner zu verdanken, dass er nicht die gelb-rote Karte zu sehen bekam. Die mittelfristig relevanteste Szene aber kam gegen Schluss, als Pantelic schon für Voronin im Spiel war und den erfolgversprechendsten Konter nicht durch einen Querpass produktiv machte, sondern durch ein sinnloses und erfolgloses Dribbling versiebte. Die vielen tollen Pässe, die Pantelic schlägt, entwertet er mit solchen Szenen. Die Zeichen stehen auf Abschied, die Berliner Tabloids wissen sogar, dass er seine Wohnung in Berlin mit Ende Januar gekündigt hat. Wie auch immer, das Gebilde, das Favre errichtet hat, wackelte gestern, aber es fiel nicht um. Das ist die eigentlich gute Nachricht, denn gegen Bochum haben wir früher gern 2:2 gespielt, gestern wäre ein 3:3 wie eine Niederlage gewesen. So aber steht Hertha auf Platz 4 selbst nach einer Runde, in der Bayern, der BVB und Wolfsburg auch gewannen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Moin,
ich lese deinen Blog schon eine ganze Weile und muss dir mal ein Lob aussprechen: Gute Schreibe und schöne Artikel! Ich bin selbst Blogger und weiss, dass so ein Lob gut tut, wenn man Artikel für Artikel schreibt und keine Resonanz kommt.

Zum Thema Pantelic: Schon als Pante beim Konter in Ballbesitz kam, war mir klar, das er den Ball nicht abspielen und versuchen wird das Tor zu schießen, um sich dann so arogant feiern zu lassen wie bei seinem Tor gegen Benfica. Er hat Klasse, aber ordnet sich der Mannschaft nicht unter. Hoffentlich geht er im Winter und Hertha kassiert noch ein wenig Ablösegeld. Das würde der Mannschaft sicherlich gut tun.