Sonntag, November 16, 2008
Ramalamadingdong
Die Hertha arbeitet sich langsam nach oben. Nach dem 2:1-Heimsieg gegen den HSV gestern hat sie mit den Hamburgern die Plätze getauscht und steht jetzt auf Platz 4. Der Sieg war verdient, aber nicht souverän. Dazu war die erste Halbzeit zu dürftig, der Gegentreffer durch einen Rückzieher von Petric war ein typisches Pannentor, und wer die Hertha kennt, weiß inzwischen, dass sie nach der Pause meistens stärker ist. Eine taktische Umstellung war sicher auch wichtig: Der Coach nahm Raffael aus dem Spiel und brachte mit Domovchyiski einen richtigen Strafraumstürmer, wodurch der davor sehr allein herumwuselnde Voronin einen Mann an die Seite bekam, der die Hamburger Viererkette beschäftigte. Der Schlüssel zum Sieg war aber etwas, was die Hertha allmählich lernt: Breite, oder, wie die englischen Analytiker nicht müde werden zu fordern, "width". Klingt fast wie "Witz". Das Team spielte nach der Pause zweimal schön über den rechten Flügel, zuerst kam Chahed zu einer perfekten Flanke, die Cicero mit einem Kopfball circa dreißig Zentimeter über dem Grün verwertete; zwei Minuten später tankte Nicu sich wieder rechts durch, der Linienrichter riss die Fahne hoch, weil es ein Foul gab, winkte gleich darauf aber Vorteil, wodurch Bastian Reinhardt in Verwirrung geriet. Nicus eleganten Assist verwertete Valeri Domovchyiski, der damit nicht nur seine Aufstellung rechtfertigte, sondern auch die schon an ihm haftende Aura eines Chancentods kühl abstreifte. Ein sehr ökonomischer Sieg war das gestern, bedenkt man, dass der HSV sicher 75 Minuten das Spiel machte, dabei aber bis auf Pitroipa wenig zusammenbrachte. Die Hertha hat sich eine bemerkenswerte Kompaktheit erarbeitet, seit Coach Favre die Viererkette nicht mehr umstellt, und seit Gojko Kacar, dessen Balleroberungen und Vorstöße im Stadion schon gesondert bejubelt werden, wieder fit ist. Selbst Domovchyiski arbeitet inzwischen defensiv mit, so kam es in der ganzen letzten halben Stunde kaum zu Gefahr. Erst als der Coach mit zwei Auswechslungen in der letzten Minute den Sieg über die Zeit schaukeln wollte (und Kacar mit unnötig voreiliger Jubelgeste das Feld verließ), gab es noch einen kleinen Hinweis vom Schicksal: Pitroipas Schuss in der 92. Minute hätte die Jubilatio praecox fast noch der Lächerlichkeit preisgegeben. Er ging an die Latte, die Hertha ging in die Kurve und ließ sich feiern. Wie kam es zu der Steigerung in der zweiten Halbzeit? In der Pause lief ein wenig unmotiviert der Song "Ramalamadingdong", vielleicht war das ja eine Art Geheimcode.
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