Mittwoch, Juni 22, 2011

Nadelwald

Heute Abend spielt Fabian Lustenberger mit der U21 der Schweiz gegen Tschechien um den Einzug ins EM-Finale. Dort würde aller Voraussicht nach Spanien warten, die eine beeindruckende Truppe beisammen haben und insgesamt auf Verstetigung des (katalanisch-)nationalen Spielentwurfs hindeuten.

Lustenberger spielt für die Schweiz auf der Position eines alleinigen "Sechsers", wie er global derzeit am besten von Busquets verkörpert wird. Bei Hertha wird er hingegen um einen Stammplatz kämpfen müssen, das ist für mich Anlass genug, nun doch schon einmal ein paar Spekulationen über die erste Elf der kommenden Saison anzustellen, zumal mit Nürnberg (Heimspiel am ersten Wochenende) nun auch der Auftaktgegner feststeht.

Mit der Verpflichtung von Ottl haben BP sich nämlich auch einen Spieler eingehandelt, der sie dazu zwingt, die Systemfrage zu stellen - es herrscht nämlich massives Überangebot im offensiven Bereich, jedenfalls nach Namen. Sehen wir uns hier einmal eine Lösung an, der Coach Babbel vielleicht nähertreten könnte, sie läuft darauf hinaus, dass er Ottl nicht nicht aufstellen kann, und dass Niemeyers Aufstiegsbonus auch zu groß ist, um ihn nicht aufzustellen.

Das würde bedeuten:

Kraft.
Lell-Hubnik-Franz-Ronny.
Ottl-Niemeyer.
Ramos-Raffael-Ebert.
Lasogga.

Zu dieser Formation ist zu bemerken, dass Ramos auf einer Position spielen muss, auf der er nur unter bestimmten Umständen wirklich gut ist, nämlich wenn Platz ist (also gegen pressende Gegner wie den BVB). Zudem lastet sehr viel Kreativarbeit auf Raffael, es sei denn, Ottl kultiviert bei Hertha auch den vertikaleren Pass, den er bei Nürnberg ja doch mehrmals probiert hat (beim FCB dagegen eher selten).

Eine interessantere, modernere Variante wäre diese:

Kraft + Viererkette.
Niemeyer oder Ottl.
Lustenberger-Raffael.
Ramos-Lasogga-Ebert.

Das wäre im Grunde das System des FC Barcelona (Lustenberger ist Iniesta), bei dem dann viel davon abhinge, wie stark die Offensivspieler schon auf Balleroberung gehen. Lustenberger ist dabei sehr gut, wie wir wissen, Raffael hat sich darin deutlich gesteigert, auch Patrick Ebert zeigt großes Engagement, das er manchmal noch besser dosieren muss. Ramos kann da noch mehr machen, Lasoggas Bemühungen sind beträchtlich, könnten aber noch besser strukturiert werden.

In dieser (offensiv für den heutigen Stand sehr interessanten) Konstellation könnte aus Hertha ein Team werden, das wieder Anschluss findet an den gegenwärtigen Fußball. Dazu müsste Babbel aber spieltäglich eine Entscheidung treffen zwischen Ottl und Niemeyer, und es ist auch keineswegs ausgemacht, dass Lasogga sich als Stammspieler in Liga eins sofort durchsetzen wird, was aber nicht so gravierend wäre, denn Ramos ist zentral ohnehin besser.

Die Berliner Medien, die Ottl wegen des Bayerngens und Niemeyer wegen des Aufstiegsnimbus unbedingt spielen sehen wollen, basteln schon an Tannenbaum-Taktiken mit einer Massierung im zentralen Mittelfeld. Ich hingegen sehe einen ganzen Nadelwald von möglichen Formationen und hoffe auf die avancierteste. Da hätte dann Fabian Lustenberger tatsächlich gute Chancen auf einen Stammplatz.

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